Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1912

8708 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 170, 24. Juli 1»1». und Wege, der Gründung solcher Vereinsbuchhandlungen ent gegenzutreten, wenn man auch versuchen wird, durch die Ma schen des Gesetzes zu schlüpfen. Nachdem noch das ausscheidende Vorstandsmitglied Herr Kommerzienrat Fried r. Pustet, Regensburg, einstimmig wiedergewählt und die Bestimmung des Orts der nächsten Generalversammlung dem Vorstand überlassen wurde, — wo bei der Wunsch laut wurde, für das nächste Mal womöglich eine Stadt im nördlichen Bayern zu wählen —, schloß der Vorsitzende um '/,1 Uhr die Sitzung. Mittags 1/^2 Uhr versammelte sich — München bietet eben zu viel Verlockung — ein Teil der Kollegen mit ihren Da men zu einem fröhlichen Mittagsmahl in den Räumen des Hauptrestaurants der Gewerbeschau, wo man heiter in zwang loser Weise den Abschluß unserer Tagung feierte. Die Verwendung moderner Bureauhilfsmittel im Buchhandel. (Schluß zu Nr. 16g d. Bl.) Die Verwendung der Rechenmaschine im Verlage beschränkt sich nicht nur auf die Buchhaltung, wenn auch diese den größten Vorteil davon haben mag. Allerdings scheint es oft, als ob gerade die Rechenmaschine am wenigsten Ein gang in den Buchhandel finden sollte. Und doch geht es ihr wie den meisten Bureaumaschinen. Ehe der Reisende kommt, ist in den wenigsten Fällen eine größere Verwendungsmöglich keit für die betreffende Maschine da; der Vertreter zeigt dann bei der Vorführung die verschiedenen Arten der Anwendung, und wenn die Maschine da ist, und sie taugt wirklich etwas, wird sie zu Arbeiten verwandt, für die sie zuerst gar nicht be stimmt war oder geeignet erschien. Wenn die Rechenmaschine nun auch nicht solche verschiedenen Verwendungsmöglich keiten wie z. B. die Schreibmaschine hat, so wird sie doch in jeder Verlagsabteilung mit Vorteil verwandt werden können. Sache der Geschäftsleitung ist es allerdings, die Maschine richtig zu vergeben, damit ihre Brauchbarkeit vollkommen aus genutzt wird. Neben dem Vervielfältigungsapparat hat heute die Rechenmaschine vielleicht den höchsten Stand in der Bureau artikelindustrie erreicht. Verschiedene Fabriken bieten für ein paar hundert Mark Maschinen, die die schwierigsten Rechnun gen in schnellster Zeit erledigen. Welchem Modell die erste Stellung gebührt, ist schwer zu entscheiden. Für reine Ad- ditions- und Subtraktionsarbeiten, bei denen die Rechnungen sichtbar niedergeschrieben werden, sei die Wales-Maschine (Berlin 8VV.) genannt, auch die Bouroughs-Maschinc wird gerühmt; wichtiger für den allgemeinen Brauch beim Rechnen mit den vier Grundarten sind die Brunsviga-Maschinen (Grimme, Natalis L Co., Braunschweig) und die Odhner- Maschine (Berlin 8 88). Mehr oder weniger wird jedes Sortiment von den bei dem Verlage erwähnten Maschinen Gebrauch machen können. Daß die Anschaffungskosten einer Schreibmaschine sich, wenn auch nicht gleich im ersten, so doch sicher in den nächsten zwei Jahren bezahlt machen, ist sicher. Und zur Schreibmaschine sollten sich die Fakturiervorrichtungen gesellen, die die Hälfte der Expeditionsarbetten ersparen und Fehler auf ein Mindest maß beschränken. Daß die Kosten einer modernen Einrichtung im Sortiment oft schwerer aufgebracht werden können, als im Verlage, fei nicht bestritten, aber das sollte nie vergessen wer den, daß die Einführung moderner Bureauhilfsmittcl im Sorti mente zumeist auch einen neuen Geist in das Geschäft bringt. Und wir können cs ruhig zugeben, dieser frische Zug würde manchem Betriebe gut tun, der bei den jetzigen Verhältnissen stark leiden mutz. Die äußere Einrichtung des Geschäftes spielt für das Sortiment eine viel größere Rolle als im Verlage. Das Schaufenster als Visitenkarte des Geschäfts und die innere Ladeneinrichtung als Beweis für den Geist, der im Geschäfte herrscht, sind nicht immer durch den guten Willen des Laden inhabers zu bestimmen. Beim Mietvechältnis ist der Mieter zumeist ganz von der bestehenden Einrichtung abhängig, nur bei Neubauten ist er möglicherweise in der Lage, ein Wort beim Bau des Ladens und der Einrichtung des Fensters zu sagen. Bei der Wichtigkeit dieser Fragen wäre es schade, sie mit ein paar Worten in den Nahmen dieser Abhandlung zu bringen, die sich nach ihrem Titel gar nicht damit befassen soll. Das für viele Geschäfte wichtigste Hilfsmittel, das die Industrie dem Sortimente schaffen konnte, ist die Laden kasse. Ob die Bedeutung, die man dieser Frage zuwandte, am Platze war, sei dahingestellt. Gern sei zugegeben, daß die Kassenindustrie Vorzügliches leistet. Die Registrierkassen wer den heute bereits mit Additionsvorrichtungen geliefert, die die ganze Abrechnung am Abend in der kürzesten Zeit erledigen. Wenn wir aber die Zahl der Sortimente betrachten, für die eine große Kasse von Vorteil ist, so verliert die Frage der Kasse mit allen Errungenschaften der Technik, die dann natürlich auch ungefähr 1000 kostet, an Bedeutung. Eine große Kasse ist nur dann von Wert, wenn zu ihrer Bedienung eine ständige Kraft da ist; erst dadurch wird vollkommene Kontrolle mög lich, daß der Verkäufer einen Verkaufsschein schreibt, der an der Kasse beglichen wird. Solange Verkäufer und Kassierer die gleiche Person sind, kann die Kasse ihren Zweck, vor bewußten oder unbewußten Fehlern zu schützen, nicht vollständig erfüllen. In diesem Falle genügt die kleinste Kasse vollständig, wenn sie eine Eintragung auf dem Kassastreisen verlangt, um ein Öffnen der Kasse zu ermöglichen. Jedes falsche Offnen wird auf dem Streifen durch einen nicht ausgefüllten Eintragungsraum an gezeigt. Zweck der Kasse ist es, in jedem Falle in erster Linie, an die Eintragung jedes Geldein- oder -ausganges zu erinnern, diese Tatsache allein ist allerdings ein vollständig genügender Grund für die Anschaffung einer Kasse. Es erübrigt sich, vom Wert der Schreibmaschine für das Sortiment zu reden. Jeder Geschäftsleiter, der an den Wert der Reklame glaubt, wird wie vom Schaufenster auch von der Werbekraft der Schreibmaschine überzeugt sein. Das klingt sonderbar, aber wir brauchen uns nur einmal die Wirkung eines handschriftlichen Briefes und eines mit der Schreibmaschine gefertigten borstellen. Es gibt ja auch heute noch viele Sortimenter, die gute Handschrift zu schätzen wissen, deren Briefe also auch recht leserlich sind, aber es liegt in unserer Zeit, daß ein sauberer Schreibmaschinen- bries doch ganz anders wirkt und vor allem viel schneller ange fertigt ist. Zu bedenken ist außerdem bei der Schreibmaschinen tätigkeit, daß durch die Niederschrift des Briefes usw. die Her stellung eines Durchschlages als Kopie geschieht. Die Verwen dung der Schreibmaschine kann übertrieben werden, indem sie für Gelegenheiten benutzt wird, zu denen sie nicht taugt. Wer z. B. seine Bestellzettel, besonders wenn sie nicht einmal zu vier bis sechs untereinander perforiert sind, mit der Schreibmaschine schreibt, mutz viel Zeit haben, denn das Einspannen kleiner Formulare und das Beschreiben dieser ist, zumal wenn sie recht kurze Zeilen haben, verhältnismäßig langwierig. In der gleichen Zeit ist die doppelte Anzahl Bestellzettel oder noch mehr mit der Hand erledigt. Wenn man Wert auf die Zurückbehaltung einer Kopie der Bestellzettel legt und des halb einen Durchschlag haben will, so läßt sich ein Duplikat der Bestellung viel leichter mittels des Durchschreibeverfahrens Herstellen, das jetzt so vervollkommnet ist, daß man auch Post karten damit erledigen kann. Viel zu wenig ist der Wert der Schreibmaschine als Fak - turierhilfsmittel bekannt. Allerdings wäre es auch