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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1912
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- Deutsch
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8742 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 171, 2 s. Just 1S12. Ob diese schon unschöne Formen annehmenden Händel unbe dingt notwendig sind, erscheint mir sehr zweifelhaft. Ist doch mit Sicherheit anzunehmen, daß es Millionen von schiller begeisterten Deutschen ganz furchtbar gleichgültig ist, welcher Schädel von den Herren als der allein echte anerkannt wird. Und das mit Recht. Denn der Geist Schillers lebt in seinen Werken fort, nicht in dieser ausgetrockneten Knochenmasse, für die ein Nationalheiligtum zu erstreben, wie es irgendein über eifriger Fanatiker getan hat, ein kompletter Unfug ist. Aber es soll ja nicht von Gelehrtenstreiten gesprochen werden, die man um einen Totenschädel ausficht, sondern von den Werken alter Meister. Auch die haben ihre Ruhe nicht. Selbstverständ lich wird man die ernste Forscherarbeit nicht einfach negieren dürfen. Daß frühere Jrrtümer aufgeklärt und richtiggestellt werden, ist nicht nur in der Ordnung, sondern freudig zu be grüßen. Ob man freilich die Behauptungen immer wird posi tiv beweisen können, steht auf einem anderen Blatt, auch ob sie immer nur der reinen, lauteren Überzeugung entspringen, nicht einem gewissen Bedürfnis, Sensation zu erregen, sein Licht besonders leuchten zu lassen. Zu den vielumstrittenen alten Meistern gehört auch der bis vor nicht langer Zeit in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt gewesene Grieche von Toledo Domenico Theotocopuli gen. el Grcco. Bisher kaum beachtet, war er meteorartig am Kunsthimmel aufgestiegen, und die Hymnen, die seine Herolde ihm sangen, drohten das Licht anderer weltberühmten Meister zu verdunkeln. Daß man, wie immer in solchen Fällen, im kuror bioAraxllicus zu weit ging, ist bekannt. So mag es verdienstvoll genug er scheinen, wenn einmal einer den Versuch macht, dem rätsel haften Künstler ruhig, sachlich und objektiv zu nahen und seine Verdienste nach Gebühr abzuwägen. Das hat Aug. L. Mayer in seinemBuche getan, das imDelphin-Verlag, München (Preis 3.— geb.), erschienen ist und den allzu hitzigen Verfechtern wie auch den Zweiflern gleich willkommen sein müßte. Denn hier ist ganz jener bramarbasierende Ton vermieden, der allzu leicht Zweifel an der Ehrlichkeit der Überzeugung aufkommen läßt. Es ist eine schlicht sachliche Darstellung dieser eigen artigen Persönlichkeit, in deren Verlauf sich ihre künstlerische Bedeutung organisch herausentwickelt. Und zum Schluß wissen wir Wohl, daß wir einem Großen, Besonderen der Kunst gegenllbergestanden haben, ohne die von anderer Seite drin gend nahegelegte Verpflichtung zu empfinden, d conto dessen nun andere geringer einzuschätzen oder gar in den Staub zu treten. Das Buch ist knapp gefaßt, trotzdem der Stoff mit eindringlicher Schärfe behandelt ist. Die fünfzig beigcgebenen Bilder vermögen die Vorstellung vom Schaffen dieses Sonder lings bestens zu beleben, nicht ohne Schwächen aufzudecken und doch auch wieder in der Gesamtheit den Eindruck einer großen eigenwilligen Künstlerschast auszulösen, die über viele ihrer Zeitgenossen strahlend hinausragt. Ein gleich interessantes Künstlerbuch ist im Insel-Verlag, Leipzig, erschienen. Es ist Rembrandt gewidmet, und kein Geringerer als der große belgische Dichter Emile Verharren ist sein Verfasser. Die professionellen Kunsthistoriker werden vielleicht mit scheelen Blicken zuschauen, wenn einer, der nicht vom Fach ist, sich an die Aufgabe wagt, das Leben und das Künstlertum eines der Größten aller Zeiten unter die kritische Sonde zu nehmen. Nun, das hat Verhaeren ganz gewiß nicht Mn wollen. Er, der Dichter und Lcbenskllnstler, der viel leicht so etwas vom Rembrandtschen Geiste in seinem Blute fühlt, kam nicht mit trockenen Erwägungen und doktoralen Analysen, um das ganze Werk des Meisters mit pedantischer Gewissenhaftigkeit zu zerlegen. Hier spricht der Künstler vom kongenialen Künstler, spricht der tiefempfindende Dichter vom Leben und Schaffen, von den Höhen und Tiefen, die ein Mann durchmessen, dein Glück und Unglück den Lebenspfad in gleicher Weise begrenzten. Hier und da wird man dem Verfasser den Mangel an sachlicher Gründlichkeit vorwerfen. Aber setzt man j sich großzügig darüber hinweg, so bleibt es doch einglänzendes Buch. Denn hier ist alles Impuls, ist alles aus der mitfühlen den Seele gequollen, die allein berufen sein kann, aus den geheimnisvollen Tiefen eines Künstlergeistes das Beste heraus- zufchürfen. Wer dieses Buch in der glücklichen Übersetzung von Stefan Zweig gelesen hat, kennt zwar den ganzen Rembrandt nicht, den uns die Kunsthistoriker zu enthüllen haben, aber er kennt den, wie er sich im Geiste eines Ebenbürtigen von der anderen Fakultät widerspiegelt. Die Ausstattung ist ebenso geschmackvoll wie vornehm, der Preis von 3.— verblüffend bescheiden. Für den Kunsthändler mag es in der stillen Zeit ein Buch zur eigenen Erbauung sein, wie auch ein Verkaufs objekt, das er nicht ohne Erfolg anbieten wird. Hans Thoma hat sich neulich mal im badischen Parlament, im Hause der »durchlauchtigsten, hochgeehrtesten Herren«, wie es so hübsch altväterisch lautet, über die Kunstpflege im Volke und in der Schule ausgesprochen. Was er da gesagt hat, mag gut gemeint sein. Er sagt nämlich, man möchte in jedem Klassenzimmer ein gemaltes Originalwerk aufhängen, weil dies instruktiver für die Kinder sei, als irgendeine Reproduktion. Ob aber der Segen wirklich so groß ist, wie er denkt, ist doch zu bezweifeln. Denn dem kindlichen Gemüte an der Hand des Originalwerkes schon dieSchwierigkeit des künstlerischen Hand werkes zu exemplifizieren, dürste nicht so wichtig sein, als daß es erst einmal für das Gute und Wertvolle in der Kunst gewon nen wird und ihm die Augen für die Unterschiede geöffnet werden. Das wird, wie mir Thoma vor einiger Zeit gesprächs weise auch zugestanden hat, doch in erster Linie durch die wirk liche gute billige Kunst erreicht. Er hat ja selbst seine un schätzbaren Beiträge dazu geliefert und weiß selbst, was die Steinzeichnungen unendlich Gutes getan haben, als deren erste und tatkräftigste Verbreiter die beiden Leipziger Häuser B. G. Teubner und R. Voigtländer heute mit Befriedigung auf ihre glücklich erfüllte Mission herabschauen können. B. G. Teubner bringt jetzt eine Anzahl neuer Blätter heraus, die ihrem Zweck wieder in schönster Weise dienen werden. Am farbigen Ab glanz haben wir das Leben. Das ist die Devise. Farbe brin gen sie, frohe, fröhliche Stimmung, die uns die unendlichen Wunder der Natur ins Haus trägt. Schon das große 6 Blatt von Prentzel »Am Wehr« wird sich die Gunst des Bilder- sreundes im Sturme erobern. Eine feine, schlichte Mondschein stimmung mit all ihren wundersamen Reizen und doch nicht von der früher so beliebten abstoßenden Süßlichkeit. Man sieht, hier hat einer vor der Natur gestanden, der dann nicht hinging, um sich und den anderen etwas vorzutäuschen. Von Rudolf Schäfer kommen zwei religiöse Blätter, die ihren Beruf für Schule und Sakristeien wohl erfüllen werden. »Das Abendmahl« stkk 5.—>, voll ergreifendem Ernst, »Die Hochzeit zu Cana« (^kk 4.—), wunderhübsch malerisch empfunden und in wenigen stumpfen Farbtönen zu prächtig dekorativer Wirkring gestaltet. In dem beliebten 4 ^k-Format liegen drei Blätter vor, die, wenn auch nicht gleichwertig in rein künstlerischer Beziehung, sicher viel Freude bereiten werden. Besonders das »Frühlingslied« von Ad. Harten, das für jedes Kinderzimmer ein entzückender Schmuck ist, und »Der Abend im Jnntal« von L. Baucrnfeind, der mit bescheidensten Mitteln den ganzen Zauber der Land schaft auszuschöpfen verstand. Von den kleinsten Formaten zu 2.50 wird sich der Blick vom »Albrecht Dürer-Haus in Nürnberg« von Dotzler um des gegenständlichen Reizes willen sicher seine Gemeinde schaffen, während Arthur Bendrats keck und mit herzerfrischender Farbigkeit hingesetztes »Stadtbild von Stralsund« seines künstlerischen Wertes wegen bevorzugt werden dürfte. Sicher sieht man immer wieder, daß die Mög lichkeiten der Steinzeichnung noch lange nicht erschöpft sind, daß sic den Künstlern immer wieder willkommene Aufgaben bieten, den Bilderliebhabern aber willkommene Freunde fürs Haus. Daß die eingangs erwähnten drei großen Kunstzentren
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