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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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8804 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. PH 17S, 27. Juli 1S12. Entzücken der Antiquitätenfreunde bilden und von diesen teuer bezahlt werden. Da hängen, um auch das Materielle zu erwähnen, verlockende Schinken, Speckseiten und Würste in großer Zahl aus der Räucherdiele. Eine kleine Geschichte vom materiellen Genuß fällt mir dabei ein. Einst befand ich mich mit anderthaldhundert Ham burger Armenpslegern in Lübeck, um dessen Wohlfahrtseinrich tungen kennen zu lernen. Zum Schluß zeigte man uns das Rathaus und darin als letztes Schaustück den Saal mit den weltberühmten Holzschnitzereien. Der Führer mochte wohl merken, daß wir von allen Besichtigungen nebst obligaten Er klärungen müde, hungrig und durstig geworden waren. Er machte die Sache kurz und beendete seine Ausführungen mit dem Satze: »Manche können sich hier oben nicht satt sehen, andere wollen sich lieber satt essen; das finden Sic nun unten im Ratskeller«, wobei ein sarkastisches Lächeln seinen Mund umspielte. Der Mann kannte das Leben und hatte uns recht erkannt. Doch zurück zu unseren Vierlänüern. Beiläufig bemerke ich, daß die Gelehrten meines Wissens sich über deren Herkunft nicht einig sind. Man nimmt an, daß sie vor Hunderten von Jahren aus Holland als Kolonisten eingcwandert sind und aus dem fetten Sumpfland an der Elbniederung diese frucht baren Stätten geschaffen haben. Die oben erwähnte Tracht scheint das zu bestätigen. - Nach der Besichtigung des großen Bauernhauses wurde uns noch eine ganz alte Kate, also die Wohnung eines kleinen Mannes, gezeigt. Darauf kam das Hauptstück des Tages, die Altengammer Kirche. Man kann ein kleines Dorskirchlein, kaum 200 Personen fassend, nicht mit dem Kölner Dom oder sonst einer Kathedrale vergleichen. AVer an innerlichem Schmuck bietet die kleine Altengammer Kirche viel Sehenswertes, und wenn einem dieses von dem sachkun digsten Manne an der Hand der Geschichte, der Sitten und Ge bräuche des Landes erklärt wird, so wird man ganz gefesselt durch das, was man zu hören und zu sehen bekommt. Der Überzeugungskraft von Pastor Holtz war es gelungen, seine Gemeinde zur Hergabe von 32 OVO ^ zu bewegen — Geld ist bei den Vierländern, wenn sie es auch nicht gern hergeben —, um die Kirche kunst« und stilgemäß Herrichten zu lassen. Das kleine Kirchlein kann sich wirklich sehen lassen. Eine einstündige Barkassenfahrt auf dem breiten Elb- ström brachte uns nach Zollenspieker. Das war, wie der Name andeutet, in frühem Zeiten eine alte Zollstätte, damals, alz die Handelsstraße von und nach Hamburg über Winsen, Lüneburg usw. ins Innere Deutschlands führte. Jetzt ist es ein Wirtshaus guten Rufes mit schattigen alten Bäumen am hochausgemauerten Elbufer. In der geräumigen Veranda war der Tisch für uns gedeckt, an dem nahezu 40 Personen teilnahmen. Otto Meißner, der erprobte Kenner, führte den Vorsitz und begrüßte die Wandergenossen. Ein zweiter Redner sprach von den Vierlanden im deutschen Vaterlande und den Pflichten des Buchhandels gegen dieses. Hermann Lorenzen feierte nicht nur die anwesenden Frauen, sondern übte auch noch die entsagungsvolle Pflicht, die Tischlieder auf dem Klavier zu begleiten. Natürlich hatten wir ein Liederheft mit vier Tischliedern: »O Deutschland hoch in Ehren« lautete das erste; das zweite war Cäsar Flaifchlens »Hab' Sonne im Herzen«. Die beiden anderen waren von unbekannten, aber anwesenden Dichtem, nein, eines von einer Dichterin, die es ausgezeichnet verstanden halte, in Vierländer Platt die Vier lande und unsere Wanderung in Beziehung zu bringen. Dann redete noch Hermann Seippel, gedankenvoll und markig, und sprach Pastor Holtz nebst Gattin unseren Dank aus. Der war anderer Meinung; er vielmehr müsse danken, daß wir ihm Ge legenheit geboten hätten, seine Vierlande und ihre Schätze gerade Buchhändlern zu zeigen und zu erschließen, und danken müsse er dafür, daß es ihm und seiner Gattin vergönnt wäre, in einer so frischen und anregenden Tafelrunde zu sitzen. Zum Schluß sparte Theodor Christiansen nicht mit kandierten Bos heiten, die höchste Heiterkeit hervorriefen. Den Kaffee tranken wir unter den schattigen Bssumen auf hoher Terrasse. Die Sonne sank, das Lauenburger Dampfschiff tutete mahnend, wir mutzten Abschied nehmen von den sonnigen, grünen Vier landen; nach anderthalbstündiger Fahrt erreichten wir das steinige Häusermeer der schrecklich großen Stadt Hamburg — ein, ach leider nur zu kurzer Sonnentag lag hinter uns. — Ist es gerechtfertigt, die Spalten des Börsenblatts zu füllen mit einem langatmigen Bericht über einen Sommeraus flug? — Ich höre manchmal uns Hamburger Buchhändler be neiden wegen des guten Einvernehmens zwischen uns. Ja, liebe Herren Kollegen in Ost und West, in Nord und Süd, die Konkurrenz schafft das nicht, auch nicht spitze Bemerkungen auf Abschlußzetteln und dergleichen buchhändlerische Gebräuche mehr. Aber gemeinsames Essen und Trinken, das tut's! Na türlich nicht das Essen und Trinken an sich, sondern die sich da bei vollziehende Annäherung. Versucht es einmal auf diese Weise, das Vertrauen zu einander wird sich einstellen und die Kollegialität wachsen. Um dazu anzuregen, schrieb ich diesen Bericht, und halte ihn aus diesem Grunde für berechtigt. Z. Zt. Neuenahr, 22. Juli 1912. Justus Pape. Die altllelltscke kuckillustrstion von vr. vilkelm Worrinxer. Nit 105 ^.bbilckunßsn oaeii Lolrsolinittsn. Nüneksn unä I^sipriA, R. kipsr L Oo., Vsrlax, 1912 Or. 80. 152 8. 6eb. ^ 7.— orä. (Xlassisotis Illustratoren Lck. IX). Ein Werk über Buchillustration, hat gewiß ein Anrecht darauf in diesen Blättern besprochen zu werden. Wohl kein Zweig unseres Berufs kommt für eine Betrachtung dieses Stoffes nicht in Betracht. Für den Verleger ist in den Schatzkammern der Jllustrationssrühzeit manches geboten, was verdient, heute noch benutzt und beachtet zu werden. Der Antiquar hat sich unbedingt reiche Kenntnisse aus unserm Thema anzueignen, bildet doch zur Zeit die Literatur des 16. und 16. Jahrhunderts einen wichtigen Teil sammlerischer Tätigkeit. Endlich dürfte der Sortimenter nicht ohne Interesse bleiben, für ihn käme allerdings mehr Lieb- Haberei als Nutzen in Frage. Die Literatur über die Buchillustration hat ein klassisches Werk zu verzeichnen: Muthers Deutsche Bücher-Jllustration der Gotik und Früh.Renaissance (München 1884) ist bestens bekannt. Seit Jahren ist dieses Werk außerordentlich begehrt und nur zu einem sehr hohen Preise zu haben. Mit diesem grundlegenden Werk tritt Worringers Buch nicht in Konkurrenz, wohl aber scheint es mir in vorteilhafter Verwandtschaft mit Kautzschens Büchlein über die deutsche Illustration (1904, Natur und Geisteswelt, Nr. 44) zu stehen. Hier wie dort wird ein großer Stoff mit Sachkenntnis und Geschick behandelt, wohl geeignet, der Materie neue Interessenten zuzuführen. Das Buch Worringers, dessen Inhalt nachstehend wiedergegeben ist, sei bestens empfohlen. In bezug auf die Ausstattung zeigt es die Vorzüge Piperscher Verlags werke. Der Preis von 7 Mark ist äußerst gering bemessen. In seiner Einleitung berichtet Worringer über Begriff und Geschichte der Buchillustration. Der Verfasser unterscheidet zwischen einer Ausdruckskunst und einer Darstellungskunst; »in dem Augenblick, wo er über Buchillustration schreibt, ist für seine Wertungen natürlich das erstere übergeordnet, und jedes Urteil über die Illustration empfängt seine Direktiven von der Voraus setzung, daß die Illustration nur ein Hinzelgebiet der Ausdrucks kunst und nicht der Darstellungskunst sem kann « (S. 9.) Mit der Geschichte der Buchillustration verknüpft ist die Geschichte der Handschriftenillustration. Die Anfänge der eigentlichen Buch illustration sind nur Ausläufer der otlten schicksalsreichen Hand schriftenillustration. Die karolingische Epoche sowie die Ottonen- zeit ist wesentlich eine Kopistentätigkeit großen Stils. Die Bilderhandfchriften jener Zeit, nach fpätantiken Vorlagen geschaffen, sind tote Kopien ohne eigenes Leben, nicht Nach-
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