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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1912
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- Deutsch
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^ 173, 27. Juli 1912. Nichtamtlicher Teil. «S-IN!«l-U ,. d. MIchn. «Uchr-Nd-I. 8803 Über die Aufgaben des Sortimentsbuchhändlers ist schon genug geredet und geschrieben, und es ließe sich, wenigstens der Form nach, trotzdem immer noch Neues darüber sagen. Aber heute wollte ich nur Verwahrung dagegen einlegcn, daß die Ausgabe des Sortimentsbuchhändlers aus dem ganz falschen Gesichts winkel der Volksbildung im engeren Sinne beurteilt wird. Wir Buchhändler sind uns. mit Len Volksbildungsför- dercrn insoweit einig, als wir möglichst viel gute Bücher ver breiten wollen. Da kann ich nun von einer Neuerung berichten, die hier in Hamburg ins Leben getreten ist. Der Direktor unserer Öffentlichen Bücherhallen hat, zunächst in einer der Ausgabestellen (fünf haben wir bisher davon im ganzen), einen großen Schaukasten anbringen lassen, an dem in großen Buchstaben die Überschrift prangt »Kaust Bücher!« Einige Sprüche über den Wert von Büchern sind außerdem an dem Schaukasten angebracht. Im Schaukasten selbst be finden sich Probebändchen der verschiedene» »Sammlungen«, sowohl belletristischer wie wissenschaftlicher Art. Und dann steht augenfällig angeschrieben: »Verzeichnisse der durch Probe bände ausgestellten Sammlungen werden hier unentgeltlich ausgegeben.« Die belr. Verleger haben die Prospekte in ge wünschter Anzahl gern zur Verfügung gestellt. Natürlich sind keine Sortimentsfirmen auf den Prospekten genannt. Obgleich manches dafür spräche, einzelne Firmen zu nennen, glaubte ich doch dem Direktor davon abraten zu müssen. Die Bücher halle selbst befaßt sich überhaupt nicht mit dem Verkauf, also ist die Sache ganz neutral organisiert. Wieweit dieser Versuch unmittelbar Erfolg haben wird, mutz abgewartet werden, ein strenger Nachweis dafür würde überhaupt nur schwer zu er bringen sein. Immerhin, wenn man bedenkt, daß alljährlich Zehntausende von leselustigert Menschen die Bücherhalle auf suchen, darf man hoffen, daß der Versuch nicht wirkungslos bleiben wird. Ich halte ihn sogar für nachahmungswert an anderen Orten! Die schönen geschästsstillen Sommcrwochen dienen zur Aufklärung von Rechnungsdifferenzen. Mit lobens wertem Eifer gehen viele Verleger dabei zu Werke. Die Über sendung von Abschluß- und Mahnzetteln geschieht häufig direkt per Post, auch wenn es sich nur um verhältnismäßig geringe Beträge handelt. Diese Eile kannte man früher nicht. Aber, wie schon gesagt, ich lobe dieses Bestreben, schnell Ordnung zu schaffen; nur dürfen dabei nicht verletzende Formen ange wendet werden. Ich erhielt z. B. einen Abschlutzzettel, der die Bemerkung trug: »Wenn Sie den Saldorest nicht bis zum 22. 5. d. I. einsenden, werden wir ihn durch Postaustrag ein ziehen.« Dieses schneidige Verfahren mit einer achttägigen Fristsetzung war mir doch zu stark, ich verwahrte mich ernstlich gegen eine solche Drohmahnung bei einer durchaus nicht aner kannten Forderung, weil buchhändlerische Differenzen sich in vielen Fällen gar nicht so schnell erledigen lassen. Es stellte sich heraus, daß ein Irrtum aus seiten der Verlagsfirma vor lag, und ich muß anerkennen, daß der Inhaber der Firma durchaus korrekt handelte und in einem Schreiben an mich das Verfahren seines Gehilfen scharf tadelte. Ich erzähle den Vorfall nur, um daran zu erinnern, daß das Verhältnis zwischen Verlegern und Sortimentern das von Geschäfts freunden ist und der herrische Ton, wie er manchmal, ich nehme an von übereifrigen Gehilfen, angeschlagen wird, nicht ange bracht ist. Übrigens scheint mir der Ton doch schon ein wenig besser geworden zu sein, ich meine, so grobe Bemerkungen wie vor 40 Jahren, kämen heute nicht mehr vor. Die Verleger haben sich bezüglich der S i ch e r st c l l u n g ihrer Forderungen vortrefflich organisiert. Wenn sie sich solidarisch erklären und bei Übergang einer Sortiments firma in andere Hände mir dann wciterliefern, wenn etwaige Forderungen von dem neuen Inhaber mit übernommen und gedeckt werden, so ist diese Maßregel verständlich. Aber der Fall kann auch umgekehrt liegen. Eine Verlagsfirma geriet in Konkurs; zu den Passiven gehörten auch g Rest nummern einer pro Quartal nachgenommenen Zeitschrift. Der Käufer übernahm aus der Konkursmasse nur die Aktiven, die Rcstnummern erschienen nicht mehr: wer ersetzt da dem Sortimenter den Schaden? Die Abonnenten zahlen ganz gewiß das nicht, was sie nicht erhalten haben. Auch dieser Fall ist nicht erdacht, sondern der Wirklichkeit entnommen. Sollte der Deutsche Verlegerverein es nicht zur Pflicht machen können, in solchen Fällen die gerechten Ansprüche der Sorti menter zu befriedigen und die Aufnahme in den Verein davon abhängig zu machen? Ob Wohl eine entsprechende Be kanntmachung des Deutschen Verlegervereins im Börsen blatte erscheinen wird? Nun noch ein freundlicheres Bild. Der Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein macht seit einigen Jahren regelmäßig einen Sommerausflug mit Familienangehörigen. Dies mal ging es, am 27. Juni, in die Vierlande. Wer kennt diese eigenartige Landschaft, vor Hamburgs Toren gelegen, mehr als dem Namen nach? In Hamburg leider nicht viele, und außer halb natürlich noch viel weniger. Bekannt sind allenfalls die Vierländerinnen, die in augenfälliger Landestracht in Ham burg Blumen feilbieten. Aber die sind nicht echt — ich meine die Verkäuferinnen—, sondern am grünen Sood oder im Pila tuspool oder sonst einer Straße Hamburgs geboren; sie ahmen die Tracht nur nach. Nur einige ganz alte Leute in den Vierlanden bedienen sich ihrer noch; die jüngeren sind leider in den Bann der städtischen Mode und des städtischen Schnittes gezogen. Alle Versuche, wie z. B. Trachtenfeste, der Väter Sitte auch auf diesem Gebiete zu erhalten, haben sich als macht los gegen das Eindringen und die Herrschaft der Mode er wiesen. In Museen sammelt man deshalb jetzt die Reste dieser charakteristischen Tracht, die nur in ihren Grundformen gleich mäßig, sonst so verschieden und abgestuft und den jeweiligen Zwecken angepaßt ist, daß zu dem vollen Verstehen dieser Be kleidungskunst ein Studium erforderlich ist. Glücklicherweise darf man annehmen, daß die alten Vierländer sich ihrer »künst lerischen« Eigenart nie bewußt geworden und deshalb ver nünftige und praktische Menschen geblieben sind. Also die Vierlande sind jetzt »erschlossen«. Schon seit einer Reihe von Jahren gehl eine Eisenbahn an ihrem Rande entlang von Bergedorf nach Geesthacht! jetzt führt eine andere recht ins Herz der Vierlande bis dicht an Zollenspieckcr heran. Diese benutzten wir bis nach Curslack, wobei eingeschaltet sein mag, daß die eigentlichen Vierlande aus den »Landschaften« (nicht Dörfern) Curslack, Altengamme, Neuengamme und Kirchwärder bestehen. Dann begann die anderthalbstündige Wanderung durch Neuengamme bis zur Kirche von Alten gamme. Da lagen sie, rechts und links vom Deich, die Häuser mit ihren Gärten und Gartenland, aus denen so unendlich viel Gemüse, Früchte und Blumen, besonders viel Erdbeeren und Maiblumen, nach Hamburg gelangen. Wir hätten uns mit dem Blick von oben in das reichgesegncte Land begnügen müssen, wenn nicht der kundigste Mann der Vierlande uns begleitet und uns Zutritt verschafft hätte, nämlich Pastor Holtz aus Alten gamme, der unserer Bitte um Führung gern Gehör geschenkt hatte. So konnten wir das Innere eines der größten Bauern häuser betreten und uns die ganze Einrichtung zeigen und er klären lassen. Der. Vierländer ist kunstsinnig in seiner Art. Das zeigt sich u. a. am Hausgerät. Da sind z. B. 6 Stühle scheinbar einander gleich; steht man aber genau zu, so erweist es sich, daß jeder Stuhl vom andern abweicht, sei es im Gestell, sei es im Geflecht des Sitzes. Da sind Truhen und Laden nebst der »Vilad« mit viel Geschnitz äußerlich, und innerlich gefüllt mit allerart, zum Teil reichverzierten Kleidungsstücken und sonstigen Handarbeiten. Da sind alte Schränke, die das 1147»
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