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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1876
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- Deutsch
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213s Nichtamtlicher Theil. 135, 14. Juni. Jnsertionspreis ausglichen und dabei sogar noch profitirten, mußten andererseits die Werk- und Accidenzdruckereien in eine schiese Lage gerathen. Einigermaßen erträglich waren die Verhältnisse zu oben erwähnter Zeit, als Handel und Wandel blühten, der Courszettel noch hübsche Ziffern aufwies und der Kunde eine etwas größere Jahresrechnung nicht sonderlich in Betracht zog, zumal ja die so cialdemokratischen Umtriebe für ein Steigen sämmtlicher Lebens bedürfnisse gesorgt und dadurch eine Entwerthung des Geldes her beigeführt hatten. Sehen wir uns heute den wöchentlich eintreffenden Novitäten ballen des Sortimenters an, so überzeugen wir uns sofort, daß der selbe gegen früher ausfallend kleiner geworden, und kommen zu dem Schluffe, daß weniger gedruckt wird. Während früher der Verleger weniger peinlich bei Uebernahme eines Werkes zu sein brauchte, da er, selbst bei einem geringeren Absätze, immerhin noch seine Rech nung fand, so wird heute manches Werk ungedruckt liegen bleiben müssen, manches wcrthvolle geistige Product der Wissenschaft nicht zum Nutzen gereichen können, weil die Druckpreise so enorm, daß bei selbst gutem Absätze des Werkes dem Verleger kein Nutzen blei ben dürfte. Diese Minderproduction in Verbindung mit dem schamlosen Ueberhandnehmen der Lehrlingsfabriken mußte den arbeitenden Theil der Buchdruckcrgchilfen auf Wege sinnen lassen, die bedeu tende Zahl der feiernden Collegen mit Existenzmitteln zu versehen. Ein nicht unwesentlicher Punkt der heutigen Calamität ist das Lehrlingsunwesen. Mit welchem Stolze sah man als junger Buch druckergehilfe, der seinen ersten Ausflug in die Fremde unternahm, auf die vielseitig gebildeten alten Collegen; es lag etwas Pa triarchalisches in ihrem Wesen; gern nahm man einen Rath, eine Zurechtweisung an. Spielend setzten sie todte wie moderne Sprachen: sie waren stolz auf den gewählten Berus, bestrebt, durch Erwerbung neuer Kenntnisse die edle Buchdruckerkunst zu fördern. Engagirt man dagegen heute einen Setzer, so preist man sich glücklich, ,lvenn die Kunststütze leidlich über die Elementarbegriffe hinaus ist und im günstigsten Falle noch Kenntniß einiger Fremdwörter hat. Es klingt dies hart, aber es ist leider allzu wahr. Suchen wir nach den Ursachen, so finden wir dieselben untrüg lich in den socialistischen Bestrebungen der Buchdruckergehilfenschaft, und zwar seit Gründung des famosen „Verbandes". Die ewige Tarifschraube ließ die Prinzipale theilweise auf den schwachen Ge danken kommen, die Ausfälle im Geschäftsvcrdicnst durch zahlreiche Einstellung von Lehrlingen zu decken. Von da ab sehen wir selbst in sonst renommirten Geschäften diese bedauernswerthen Geschöpfe mit geistlosen Zügen am Kasten stehen, um im glücklichsten Falle es bis zum mittelmäßigen Packetsetzer deutscher Werke zu bringen. Naturgemäß mußte durch diese Lehrlingsfabriken eine Ueber- füllung des Arbeitermarktes eintreten, und ebenso hätte dadurch eine Reduction der Löhne herbeigeführt werden müssen. Doch mit Nich ten. Der sestorganisirtc Verband deutscher Buchdruckergehilfen, wel chem die Prinzipale und zwar infolge ihrer eigenen Unthätigkeit und Engherzigkeit leider machtlos gegenüberstehen, hielt fest an dem einmal Errungenen. Die widersinnigsten, oft jesuitisch motivirten, den Verleger zur Verzweiflung bringenden Forderungen der Her ren Setzer wurden bewilligt, ohne daß Letztere auch nur das Geringste mehr geleistet. Erst der Verbindung der Eingangs erwähnten Ver leger bedurfte es, um die Druckereibesitzer aus ihrer Lethargie zu wecken, die Gehilfenschaft, wenn auch nur den besonneneren Theil derselben, so hoffen wir, in vernünftige, zeitgemäße Bahnen zurück zuführen. Resümiren wir, so können wir nur in Folgendem eine neue Aera des deutschen Buchdruckergewerbes finden. In erster Reihe ein Festhalten der Buchhändler an der Rückkehr zu nor malen Preisen, Verbindung der Buchdruckereibesitzer zur Unterstützung dieses Vorhabens den Arbeitern sowohl als der schamlosen Concurrenz gegenüber, Ausbildung tüchti ger, mit den zum Geschäft unbedingt erforderlichen Kenntnissen versehener Lehrlinge zu intelligenten Ar beitern. — Ihr selbst, meineHerren Collegen, habt Euch die Ruthe des „Verbandes" auf den Pelz gebunden, indem Ihr Lehrlinge ein stelltet, die nicht im entferntesten die Qualifikation besitzen und nach beendigter Lehrzeit als bemitleidenswcrthe Menschen in die Welt hinauswandern, von Niemand geachtet, von dem sachverständigen Prinzipal zurückgewiesen, bis ein größerer Druckort ihnen einige Zeit Beschäftigung bietet und sie hier als ein willkommenes Futter in das Lager der Socialdemokraten führt. Nicht der wirklich gebil dete, leistungsfähige Arbeiter wirft sich der rothen Clique in die Arme und vergeudet seine Zeit in den agitatorischen Versammlun gen mit den an Blödsinn streifenden Verhandlungen und Beschlüssen; sein Gebiet ist die Werkstube, welche ihm ein gutes Auskommen und ebenso geistige Anregung bietet. Br. G. M. Misccllen. Warnung. — In Nr. 926 des englischen Buchhändlerblattes ,,lllls Lublisllsro' Oireulor" stand das Werk: „LoncboloKia Inckioa, bz- Hanls/' mit 65 Shilling angezeigt. Wir verlangten dasselbe, mußten aber 165 Shilling bei den Verlegern (L. Reeve L Co., Henriette Street 5) dafür bezahlen. Auf unsere sofortige Rekla mation wegen des Preises schrieben uns die Hrn. Reeve L Co., das „kulilisbsrs'Lirelllar" sei einePrivat-Unternehmung, deren Jrrthum sie nichts angehe, und verweigerten entschieden die Zurücknahme, um welche acht Tage nach dem Bezug ersucht wurde. Wir veröffentlichen diese Thatsache ohne weitern Commentar zur Warnung für Collegen, die in dieselbe Situation kommen könnten. Wien, am 12. Juni 1876. Gerold L Co. Personalnachrichtcn. Aus Berlin vom 7. Juni berichtet die National-Zeitung: „Die Verlagsbuchhandlung von E. S. Mittler L Sohn feierte gestern das Fest ihres sechzigjährigen Bestehens. Am 6. Juni 1816 stiftete Ernst Siegfried Mittler unter der Stechbahn seine Buch handlung, mit welcher er später die alte von seinem Schwiegervater Dieterici erkaufte, 1789 gegründete Buchdruckerei vereinigte. Fast 54 Jahre stand der alte würdige Herr an der Spitze seiner blühen den und angesehenen Firma und feierte am 6. Juni 1866 das seltene Fest einer fünfzigjährigen Thätigkeit im selbstbegründeten Geschäft. Der gegenwärtige Besitzer der Firma ist der Enkel des Begründers, vr. Theod. Toeche, in wissenschaftlichen Kreisen als Historiker bekannt. Die Specialität der jubilirenden Firma ist be kanntlich die Kriegswissenschaft; eine stattliche Reihe berühmter Autoren und Bücher führt der Verlagskatalog auf, in welchem als Stern erster Größe der Name v. Moltke glänzt." Herrn Carl Fromme in Wien ist vom Kaiser von Oesterreich der Titel eines k. k. Hofbuchdruckers verliehen worden. ib Abgesehen von den gewöhnlichen Mittheilungen aus den Kreisen des Buchhandels, finden auch anderweitige Einsendungen, wie: Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst — Aufsätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Verlagsvertrag — Mittheilungen zur Bücherkunde — Schilderungen aus dem Verkehr zwischen Schriftsteller und Ver leger — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buchhandels willkommene Aufnahme und angemessene Honorirung.
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