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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1876
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- Deutsch
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bei, als Oken von Jena zuerst nach München und dann nach Zürich übersiedelte. Sie schloß ihre Laufbahn 1848, also in dem Jahre, dessen politische Stürme so vielen wissenschaftlichen und literarischen Zeitschriften den Untergang gebracht haben. Trotz ihrer Sonderbarkeiten hat sich die „Isis" eines langen, wenn auch nicht ungestörten Lebens zu erfreuen gehabt. 31 Jahre lang ist sie erschienen und füllt 41 Bände, die sämmtlich aus dem Verlage von F. A. Brockhaus hervorgegangen sind. Vorthcile hat die „Isis" ihremVerleger keine gebracht, für den die Herausgabe derselben nur eine Ehrensache war, der er gern ein Opfer brachte, dagegen hatte sie manche Unannehmlichkeiten im Ge folge. Dabei fehlte es, wie Eduard Bcockhaus nach dem vorhan denen Briefwechsel berichtet, nicht an Reibereien und Conflicten allerlei Art zwischen den beiden Freunden. Es erklärt sich das leicht aus dem sehr verwandten Charakter beider Männer, weder der eine noch der andere war gewohnt, seine Ansicht aufzugeben und sich in seine Angelegenheiten hineinsprechcn zu lassen. Brockhaus machte wenigstens in der ersten Zeit vielfach den Versuch, Oken zu einer anderen Gestaltung der „Isis" zu bestimmen, als es von An fang an in dessen Plane lag und seiner ganzen Natur entsprach; später gab er diese Versuche auf, da er ihre Vergeblichkeit einsah und außerdem die Zeitschrift trotz ihrer cigenthümlichcn Gestaltung und trotz der von Oken oft selbst eingestandenen Mängel lebhafte Thcilnahme fand. Oken richtete sich übrigens doch oft nach den Rathschlägen seines Verlegers, selbst wenn er sie erst schroff zurück- gewicsen hatte. Beide Männer empfanden auch volle Hochachtung vor einander, vielleicht gerade deshalb, weil sie beide energische und selbständige Charaktere waren und dies gegenseitig respectirten, nach dem sie sich überzeugt hatten, daß keiner den andern leiten und be herrschen könne. So wurde ihr Verhältniß ungeachtet noch öfter vorkommender Conflicte im Laufe der Jahre immer inniger und gestaltete sich nach und nach zu wahrer Freundschaft, obgleich Brock haus niemals etwas verheimlichte, was er auf dem Herzen trug. Hatte er gegen den Freund etwas, so sprach er seine Unzufriedenheit offen aus, was immer zum Besten führte. So hatte sich Brockhaus fortwährend über das unpünktliche Erscheinen der „Isis" zu bcklageu und schrieb deshalb an Oken: „Eine Zeitschrift muß pünktlich auf den Tag erscheinen, sonst ist's sauer Bier und der Verleger wirft das Geldzum Fenster hinaus." Oken dagegen beschwerte sich, daß ihm Brockhaus nicht immer sofort Geld schickte, wenn er es wünschte, sondern sich in dieser Hin sicht streng an den Contract hielt. So schrieb er: „Wenn ich mit Sehnsucht ganz sicher auf Geld rechne, bekomme ich immer nichts als Briefe mit Anordnungen über Anordnungen, während ich doch glaube, daß ich thue, was möglich ist. Ich bin allerdings der Meinung, daß Sie eher das Geld zu früh als zu spät schaffen sollten. „Ich weiß sehr wohl, daß Ihnen die »Isis« eben nicht viel ein trägt. Haben Sie sie aber einmal aus reinem wissenschaftlichen Eifer übernommen, so folgt daraus nicht, daß ich davon nichts als Plage, Noth und Aergcr haben soll, und daß Sie die Sache nach Bequem lichkeit können hängen lassen... Daß Sie das Geld nur gegen An weisung auszahlen wollen, ist weiter nichts als eine Ungefälligkeit, und bleiben Sie hierin auf Ihrem Kopfe, so bleibt nichts Anderes übrig, als monatlich Schömann nach Leipzig reisen und das Geld holen zu lassen, das heißt monatlich 10—12 Thaler wegzuschmcißen. Daß ich unter diesen Umständen und solchen Plackereien von allen Seiten die »Isis« nicht ordentlich und ruhig redigircn kann, ist be greiflich." Brockhaus erwiderte darauf: „Erstens beschweren Sie sich darüber, daß ich gegen den Con tract Ihnen die Zahlung nicht pünktlich einschicke, und wollen Sie deshalb Zwangsmittel gegen mich anwenden. Das ist stark und Sie kennen mich wenig, wenn Sie das bei mir anwendbar gehalten haben." Er setzt dann die Bedingungen des Contractes, an welchen er sich streng gehalten habe und halten werde, auseinander und fährt daraus fort: „Wenn Sic das für Ungefälligkeit halten, so thun Sie mir übermalen Unrecht. Zu dem Vielen, was ich über dieses Kapitel schon geschrieben, habe ich nicht Lust, etwas weiter hinzuzusetzen. Ihre Bemerkung, daß Sie Herrn Schömann dann jedesmal nach Leipzig schicken müßten, ist zu unvernünftig, um erwidert zu werden. Wenn Sie sagen, daß ich Ihnen unfreundlich geschrieben, so haben Sie selbst den Ton dazu angegeben." Auch einen regelmäßigeren Geschäftsgang verlangt Brockhaus und sagt Oken bittere Wahrheiten über den Inhalt der „Isis": „Geht dies nicht, so drisous tont eourt, denn mir macht die »Isis« mehr Schererei und Schreiberei und Nachrechnerei als zehn Bortheil bringende Unternehmungen. Das Publicum hat auch dieses Jahr eine weit geringere Thcilnahme gezeigt, als im vori gen Jahre, und mir dünkt nicht mit Unrecht. Diese Masse von monographischen Abhandlungen über einzelne Gegenstände der Natur wissenschaften mögen, was ich gar nicht bezweifeln will, sehr wichtig sein, aber gewiß ist es, daß sie in kein »encyklopädisches» Journal gehören. Ich begreife vollkommen, daß Ihre Prozeßgeschichte Ihnen viele Störung und Hudelei gemacht, indessen bekümmert sich das Publicum darum nicht. Das will für sein Geld Waare, wie sie versprochen ist, und wenn es die nicht erhält, so geht es zu einem andern Laden." In einem nächsten Briefe stellt dann Brockhaus die Beding ungen zusammen, unter denen er allein die „Isis" fortsetzen könne, im voraus bemerkend, daß er gar nichts dagegen habe, wenn Oken den Verlag einer anderen Handlung übergeben wolle, und schließt dann: „Auch kauft kein Mensch auf der Welt darum ein Exemplar, wenn Sie ihm sagen: »Kauft mir was ab, sonst gehe ich zu Grunde!« Jedes Buch und jede Schrift findet Käufer, wenn der Verfasser den Geist der Zeit begreift und berührt. Wem dies Geheimniß nicht verrathen ist, bei dem ist alle Mühe umsonst, er kommt nicht vor wärts. Darum mußte auch der »Patriot« und die »Nemesis« unter gehen, und die »Isis« wird gleich dasselbe Schicksal haben, wenn sie sich nicht ändert und bessert." Diese Offenheit war es aber auch, welche, wenn die Bitterkeit derselben vorüber war, die Freunde nur noch fester mit einander verknüpfte, so daß die verschiedenen Dissonanzen, welche zwischen die beiden Männer traten, immer wieder in der schönsten Harmonie aufgelöst wurden. Personalnachrichten. Der König von Schweden und Norwegen hat Herrn E. Bich- teler, in Firma Jul. Jmme's Verlag in Berlin das Prädicat „Königl. Hofbuchhändler" verliehen. Am 24. ds. starb nach längerem Leiden, 71 Jahre alt, der frühere Besitzer der Rein'schen Buchhandlung, Herr Karl Heubel hier, ein durch schlichtes, biederes und gutmüthiges Wesen ausge zeichneter Mann, dessen Tod in weiten Kreisen schmerzliche Theil- nahme erregen wird. Berichtigung. In der »eulichen Notiz über die Jubelfeier von Jul. Weise s Hof buchhandlung (Nr. 141) lese man in der S. Zle.: . . . überließ er im Jahre 1833 die Buchhandlung seinen, Schwager (nicht „Tochtermann"), Hrn. Julius Weise rc.
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