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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1876
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- Deutsch
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Dasselbe entsprach aber in keiner Weise seinem Zwecke, so daß bald Nachträge nothwendig wurden, deren Redaction Brockhaus dem Advocat Franke übertrug. Die Redaction der 1812 begonnenen zweiten Auflage über nahm Brockhaus allein. Als sich die Nothwendigkeit zu derselben herausstellte, befand sich Brockhaus gerade in der betrübtesten Pe riode seines Lebens. Er hatte sich, wie der Verfasser berichtet, eben aus dem drohenden Schiffbruche seines äußeren und inneren Lebens mit Anstrengung aller Kräfte gerettet und war im Begriff, in Alten burg ein neues Leben zu beginnen. So angenehm unter diesen Um ständen der Ersolg des unter glücklichen Verhältnissen begonnenen Unternehmens für ihn sein mußte, so schwer wurde es ihm gerade jetzt, ihn für sich nutzbar zu machen. Sein Lebensmuth war ge brochen, sein Credit erschüttert, und welche geistige und materielle Kraft erforderte die Umarbeitung des Werkes, wie er sie für unum gänglich hielt! Jndeß er verzagte nicht, er ergriff den Rettungs anker, und dieser vor allem hat ihn wieder emporgehoben. Bei der Umarbeitung des ersten Bandes der neuen Auflage war Brockhaus von mehreren seiner literarischen Freunde in Alten burg selbst, wo er damals noch lebte, wie Henipel, Lüders, Messer schmidt und Anderen unterstützt worden. Bald jedoch fühlte er die Nothwendigkeit, sich auch auswärts nach tüchtigen Mitarbeitern um zusehen. Der Erste, an den sich Brockhaus deshalb wandte, war Pölitz, damals Professor in Wittenberg, welcher denn auch für die Folgezeit zusagte, ebenso Gruber, welcher durch Pölitz dazu veran laßt wurde. Neben Pölitz und Gruber gehörte Professor Ersch in Halle unter die ersten Schriftsteller, die Brockhaus als Mitarbeiter für das „Conversations-Lexikon" zu gewinnen gesucht hatte. Jndeß war Ersch eben durch sein „Handbuch der deutschen Literatur", sowie durch die Mitredaction derHalleschen „Allgemeinen Literaturzeitung" bereits zu sehr in Anspruch genommen, um an dem „Conversations- Lexikon" thätigeren Antheil nehmen zu können. Brockhaus hatte inzwischen längst die Nothwendigkeit empfun den, bei der Redaction des „Conversations-Lexikon" eine directe Unterstützung zu erhalten, wozu er sich den vr. Ludwig Hain aus ersah, mit dem er schon längere Zeit in literarischer Verbindung gestanden hatte. Brockhaus schrieb deshalb am 2. August 1812 etwas lakonisch aus Altenburg an Hain: »Sollten Sie Neigung haben, mich in der Redaction des „Conversations-Lexikon" und sonstigen literarischen Arbeiten zu unterstützen, so komme ich auf unsere alte Idee zurück, daß Sie zu dem Zwecke wenigstens eine Zeit lang hierher kommen. Wir könnten den Versuch miteinander auf 1—2 Monate machen.... Gefällt Ihnen dieser Vorschlag, so können Sie jeden Augenblick hier ein- treffen, um willkommen geheißen zu werden. Ist er Ihnen nicht anständig, so erwarte ich Mittwoch Ihre Antwort.« Hain erwiderte am 5. August, daß er den Antrag annehme, und traf wenige Tage darauf in Altenburg ein. Reich mit Kennt nissen ausgestattet, sagt der Verfasser, und zwar nicht bloß in seinem Specialfache, den modernen Literaturen, sondern geschickt, auch in ihm ferner liegenden Materien sich leicht zu finden, und überhaupt sehr begabt und rasch arbeitend, wußte Hain sich in die ihm anver traute Stellung bald einzuarbeiten, so daß Brockhaus ihm schon nach kurzer Zeit einen wesentlichen Theil der Redaction überlassen konnte. So hat Hain von der zweiten Hälfte des zweiten Bandes an die zweite Auflage des „Conversations-Lexikon" mitredigirt. Beide theilten sich fortan in die Arbeit. Die äußere Leitung des Ganzen vom ersten Beginnen an bis zur Vollendung befand sich stets in den Händen des Unternehmers und Eigenthümers, Brockhaus. Er bezeichnete von vorn herein die auszunehmenden Artikel, verglich bei neuen Auflagen die von wohlwollenden Freunden eingegangenen Bemerkungen, wählte die Mitarbeiter, vertheilte die Artikel unter sie, wobei er ihnen die nach seiner Ansicht zu fassenden Gesichts punkte bezeichnete, sorgte für die Herbeischaffung der Materialien, welche die aus- und inländische Literatur darbot, zu welchem Ende er die wichtigsten deutschen, englischen, französischen und hollän dischen Zeitschriften und überhaupt die ganze Literatur Deutsch lands und des Auslandes aufmerksam zu beachten und durchzugehen pflegte, nahm die von den Mitarbeitern eingehenden Beiträge in Empfang und conferirte über ihre Aufnahme in Form und Umfang. Eigene Ausarbeitungen aber unternahm er nie, oder nur so selten, daß sie keiner Anführung bedürfen. Nur die Revision der biographischen Artikel aus der neueren und neuesten Zeitgeschichte hatte er sich Vor behalten, und wurde diese oft eine ganz neue Redaction derselben. Ein vielbewegtes Leben, große Reisen, Kenntniß der neueren Sprachen und der Literatur mehr noch des Auslandes als des Vaterlandes, und eine allgemeine encyklopädisch-literarische Bil dung, verbunden mit einem glühenden Eifer für alles, was Kunst, Literatur und deren Förderung betrifft, machten ihn zur Leitung dieses nicht für die Schule, sondern für die Welt bestimmten Unter nehmens vielleicht vor Anderen geschickt. Die innere Leitung des Ganzen, mithin die eigentliche Re daction, hatte für fast alle zehn Bände Hain. Er vereinigte seit 1812 beinahe unausgesetzt seine ganze Thätigkeit mit der des Un ternehmers, hielt die vielfach verschlungenen Fäden, an welchen die Tausende von Artikeln sich zu einemGanzen ordnen sollten, arbeitete selbst eine große Anzahl derselben aus und gab, wo cs nöthig war, den fremden Arbeiten die ihm erforderlich scheinende Gestalt, soviel Zeit und Kräfte zuließen. Außer den bereits angeführten finden wir unter den Mitar beitern zur zweiten Auflage des „Conversations-Lexikon" noch Pro fessor Benzenberg in Brüggen, Rector Cannabich in Greußen, Dep- ping in Paris, Ebert in Dresden, Professor Hasse in Dresden, Hormayr in Wien, Professor Koethe in Jena, Professor Krause in Dresden, Professor Krug in Leipzig, Adam Müller in Leipzig, Hofrath Oken in Jena, Professor Puchelt in Leipzig, Professor Rosenmüller in Leipzig, Professor Saalfeld in Göttingen, Professor Sprengel in Halle, Superintendent Tzschirner in Leipzig, Varn- hagen von Ense in Carlsruhe, Prediger Venturini in Hordorf, Adolf Wagner in Leipzig, Karl von Woltmann in Prag, alles Namen vom besten Klange, die zum Theil in der Literaturgeschichte ihrer Zeit und in der Wissenschaft eine hervorragende Stelle ein- nahmen. Die neue Auflage hatte einen solchen lebhaften Beifall beim Publicum gefunden, daß bereits nach dem Erscheinen des zweiten Bandes die bisher gedruckte Zahl von Exemplaren verdop pelt werden mußte und ein Neudruck der ersten beiden Bände noth wendig wurde. Allein diese Vermehrung der Auflage genügte noch nicht, indem das Verlangen nach dem Werke sich fortwährend steigerte, so daß auch diese verstärkte Auflage schon vor Beendigung des vierten Bandes vergriffen war und somit zu einem nochmaligen Neudruck aller vier Bände geschritten werden mußte. Hatte Brockhaus sich bis dahin durch Nachträge zu jedem Bande und dann durch Einarbeitung derselben in die Neudrucke ge holfen, in Ergänzungen oder Berichtigungen die neuen Ereignisse berücksichtigt und zugleich die während der Umarbeitung sich erge benden Unvollkommenheiten des Werkes beseitigt, so beschloß er jetzt, die ersten vier Bände ganz umarbeiten zu lassen, um ihnen die jenige Form zu geben, in welcher das ganze Werk bis zum Schluffe fortgeführt werden sollte. Allerdings war das keine leichte Auf gabe, zumal gleichzeitig am fünften Bande weiter gearbeitet werden mußte. Während für die ersten beiden Bände er selbst und Hain 296*
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