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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1925
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- 1925-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1925
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20t46«»r1«»bl»I> I. b. Düchn. vuchhsn^kl. Redaktioneller Teil. >l? 294. 17. Dezember 1925. wese» zu studieren. Was er dort gesehen habe, sei grundlegend für den künstlerischen Ausbau der Ausstellung in Wembley ge worden. Was er noch aus der Pariser Ausstellung gesehen habe, berechtige zu dem Satze, daß die deutsche Plakatkunst die beste der Welt sei. Hier muß ich eine Einschränkung machen, die auch von Mr. Craword in seiner Rede erwähnt wurde. Er sagte unter anderem, dass er eine lange Zeit der Ansicht gewesen sei, daß die amerikanische Reklame an der Spitze stehe. Er könne jedoch jetzt behaupten, daß die deutsche Werbekunst, mindestens in ihrer künstlerischen Gestaltung, sührend in der Walt sei. Aller dings stehe die textliche Unterstützung nicht immer aus der werbe wirksamen Höhe wie die bildliche Darstellung. Hier sei von den Amerikanern viel zu lernen. Mr. Craword hat zwciscllos recht. Wer amerikanische und englische Texte mit deutschen vergleicht, wird sich der Berechtigung dieser Kritik nicht verschließen können. Die amerikanischen Texte sind außerordentlich geschickt gewählt, verraten eine tiefe Kenntnis der Psyche des Abnehmers und be dienen sich der Worte und Vorgänge des allcralltäglichsten Alltags der Menschen, sehr häufig mit einer unauffälligen humoristischen und auch satirischen Note. Es ist natürlich grundfalsch, sich nun einfach derselben Texte zu bedienen wie die Engländer und Ameri kaner. Leider habe ich schon in verschiedenen deutschen Inseraten eine minderwertige Nachahmung festgestcllt. Minderwertig, weil sic eine glatte wortgetreue Imitation ist und der Psyche und Mentalität des Durchschnittsdeutschen nicht gerecht wird, die sich nicht unwesentlich von der des Engländers und Amerikaners unterscheidet. Hüten wir uns vor der Nachahmung. Schasst gute und knappe Texte, die einprägsam und jedem Kind verständlich sind. Der Alltag bietet genug Vorwürfe. Das gilt auch für Prospekte und Wcrbeschreibcn des Buchhandels, soweit sie sich an das breite Publikum wenden. Für die Propaganda in England ist es notwendig, eine irrige Anschauung zu zerstören und auf eine scheinbar nebensächliche Kleinigkeit hinzuweisen. Es ist gerade im graphischen Gewerbe eine stehende Formel geworden, daß man im englischen Sprachge biet Beschriftungen von Reklamen (Plakaten, Inseraten, Prospekten, Werbeschrciben) nur in Antiqua aussührcn darf. Dieser Irrtum entstand wahrscheinlich aus der Tatsache, daß der Engländer die deutsche handgeschriebene Schreibschrift nicht lesen kann. Das ist an sich richtig, und es ist immer wieder darauf hinzuweiscn, daß Briefe nur in lateinischer Schrift abzufassen sind. Jedoch ist der Rückschluß falsch, daß Fraktur, insbesondere Gotik Hei Rekla men nicht angewandt werden dürfe. Wer dieser Ansicht ist, mag sich die Kopse der Times, World, Morning Post, Daily Mail usw. ansehen. Sie alle sind gotisch. Und in diesen Blättern sind die großen Inserate in Antiqua gesetzt, die mit gotischen Zeilen ab- wechselt. Die guten Reklamcfachlcute drüben wünschen das aus drücklich, und die, mit denen ich persönlich über diese Seltsamkeit sprechen konnte, sprachen ihre Verwunderung über die merk würdige deutsche Auffassung aus. Es ist an der Zeit, daß mit dieser sossilcn Formel aufgeräumt wird, da wir uns eines wir kungsvollen Ausdrucksmittels begeben. über das deutsche Buch hörte ich großes Lob. Der schon erwähnte H. H. Peach hat kürzlich Deutschland besucht, und es wird den deutschen Buchhandel interessieren, daß er sein Lob über das geschmackvoll gebundene und ausgestattete deutsche Buch offen aussprach. Er habe sich sogar einige Hundert Bücher ge kauft, um sie seinen Schülern als vorbildliches und mustergültiges Anschauungsmaterial zu zeigen. Das schließt allerdings nicht aus, daß auch gerade England Bücher in wirklichen Oualitäts- cinbänden und mit hochkünstlerischem Buchschmuck herstellt. Ich jage den Fachleuten hiermit nichts Neues. Ich habe in der Buch handlung Monroe-London wundervolle Bücher gesehen, vor allen Dingen kleine handliche Gedichtbändchcn in höchster Vollen dung. Es wurde mir allerdings ausdrücklich erwähnt, daß ge rade diese Buchhandlung in sehr enger Verbindung mit den besten englischen Graphikern stehe. Zum Schluß möchte ich noch einmal Mr. Craword zu Worte kommen lassen, der ebenso wie Sir Lawrence Weaver eine enge Zusammenarbeit der deutschen und englischen Gcbrauchsgraphiker wünscht. Auch äußerlich solle sich diese enge Verbindung aus wirken. Gegenseitige Ausstellungen würden die Qualität der Ge brauchsgraphik steigern, würden die beiden Völker wieder näher bringen, und es sei hier eine Richtung gegeben, in der man wieder gutmachen könne, was die Politik schlecht gemacht habe. Für die englischen Kollegen wünsche er nichts Besseres, als daß sie sich auch in einer festgefügten Organisation zusammenfänden, dann würde ihnen endlich ein Mittel gegeben, ihre Standcsrechte zu wahren, um die es jetzt sehr schlecht bestellt sei. Er richte die Bitte an die deutschen Gebrauchsgraphiker, Abzüge ihrer Arbeiten cinzusenden, damit man zur Erziehung des Geschmacks die Fach- blättcr mit mustergültiger und künstlerischer deutscher Gebrauchs graphik durchsetzen könne. Zusammensassend kann man sagen, daß die deutsche Ge- brauchsgraphik stolz sein kann aus das Geleistete, daß sie ein Mittel ist, die Völker einander wieder näherzubringen. Vieles ist noch der Besserung bedürftig, und wir haben keinen Anlaß, aus den in England gepflückten Lorbeeren zu ruhen. Nur eins muß ver mieden werden: die Einengung des Künstlers, wie es bisher in England der Fall war. Nur im freien Schassen kann der Künstler den deutschen Oualitätsgedanken weitertragcn. Und deutsche Qualität hat sich noch immer aus der Erde durchgesetzt, wohin sie auch kam. Alte und neue Bücher für Duchfreunde und Düchersammler. Bon G. A. E. B o g en g. IV. <111 siehe Bbl. Nr. 236.) »Ach, daß der Mensch so häufig irrt, und nie recht weiß, was kommen wird!» Dieses von Wilhelm Busch gedichtete Motto sür eine deutsche Wirtschaftsgeschichte der letztverslossencn süns Jahre (es steht in der 1904 veröffentlichten Gedichtsammlung »Zu guter Letzt») gilt auch für unseren Alt- und Ncu-Büchcrmarkt. Aller dings darf man bei dessen Betrachtung nicht lediglich an die wirt schaftlichen Auswirkungen Lenken; die Unruhe und die Wider sprüche geistiger Zeitströmungcn müssen gerade aus ihm sehr viel mehr in ihren Gegensätzen hcrvortreten als anderswo. Die Buch ware ist eben ein eigenes Ding, das anders erfaßt und erkannt sein will als sonstige »Gegenstände des täglichen Gebrauchs«. Ganz gewiß, Buchmodc und Buchreklame üben einen nicht geringen Ein fluß aus, und dieser Einfluß erstreckt sich auch auf die Bctriebssormcn der Buchware, wie die jetzt beliebt gewordenen Buchvercine zeigen. Aber diese Vereine sind eine keineswegs neue Erscheinung, im Betriebe der Wissenschaften ebenso wie in der Bibliophilie gehören die »xudtisking svcieties» sogar zu den eigentlichen Trägern der Bewegung auf den Sondergebieten, die sie vertreten. Erwägt man nun, wie schwierig cs ist, hier durch hohe Beiträge die sür größere Buchuntcrnehmungen erforderlichen Mittel auszubringen, wie schwierig es aber auch ist, Einheitlichkeit in einem auch nur einigermaßen großen Mitgliedcrkreise über die Aufgaben und Ziele der Veröffentlichungen aufreckhtzucrhalten, so wird man leicht ver stehen, weshalb gerade diese Gelehrten- und Liebhabcrvereine gern eine Unterstützung ihrer Arbeit durch den Verlag suchen. Ein Buch ist ein sehr individualisiertes Wesen, und die »Anfertigung» eines guten und schönen Buches ist weder ohne weiteres zu be stellen noch zu leisten. Und wenn sie gelingt, gefällt sie deshalb noch nicht jedem Leser. Man spricht nun auch gern von dem Übermaß der Buchmacherei in unseren Tagen. An und für sich ist auch das nicht gerade neu; »viel Büchermachens ist kein Ende«, heißt es schon im Pred. Salomonis. Wenn die Empfindung, daß allzuviclc Bücher gedruckt werden, in der verschiedenartigsten Weise sich gerade in unseren Tagen wieder sehr lebhaft äußert, so ist sie, obschon gewiß nicht wenige Bücher erscheinen, deren Daseinsrechl zwciselhast sein mag, vor allem daraus zurückzusühren, daß sich in dieser nervösen Produktimf auch die geistige Dezentralisation äußert, die ein Kennzeichen gerade unserer Zeit ist. Die verhält nismäßig noch sehr viel umfangreichere Verlagstätigkeit früherer Jahrhunderte, so etwa in der Jnkunabelnperiode, in der Resor- mationsepoche war sehr viel mehr vereinheitlicht, sehr viel ziel strebiger. Vielfach stehen heule Bildung und Wissenschaft an Scheidewegen, cs gibt so rasch wechselnde Neuorientierungen, daß:
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