Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1876
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- 1876-08-02
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- 02.08.1876
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2725 Nichtamtlicher Theil. 177, 2. August. augebotenen Werkes antwortete, worauf bereits am 8. April zwischen beiden Contraheuten der Vertrag wegen des Erscheinens abge schlossen wurde. So bestimmt Schopenhauer seine Bedingungen sormulirt hatte, so bestimmt hielt er auch seine Verpflichtungen ein und lieferte noch vor dem bedungenen Termine die zwei ersten Drittel des Manu- scriptes. Dabei war er aber auch ein höchst ungeduldiger und un angenehmer Autor, wie aus folgendem Briefe hervorgeht: „Zu meiner großen Verwunderung und noch größerem Ver druß ist abermals eine Woche verstrichen, ohne daß ich die begehrten Aushängebogen, ja nicht einmal eine Antwort von Ihnen erhalten habe, welche zu erwarten ich auf jede Weise berechtigt war. „Ich habe nicht des Honorares wegen geschrieben, wie die Unbcdeutsamkeit desselben von selbst beweist; sondern um ein lange durchdachtes und mühsam ausgearbeitetes Werk, die Frucht vieler Jahre, ja eigentlich meines ganzen Lebens, durch den Druck zur Aufbewahrung und Mittheilung zu bringen. „Woraus folgt, daß Sie nicht etwa mich anzusehn und zu behandeln haben, wie Ihre Konversations-Lexikon-Autoren und ähnliche schlechte Skribler, mit denen ich gar nichts gemein habe, als den zufälligen Gebrauch von Tinte und Feder. „Was ich von Ihnen verlange, ist keine Gunst noch Gefallen, sondern die Erfüllung durch Kontrakt festgesetzter Verpflichtung. Nur in dem festen Vertrauen auf Ihr Wort und Unterschrift, daß Sie die erste und wesentlichste meiner Bedingungen, den wirklichen Druck zu bestimmter Zeit, pünktlich erfüllen würden, habe ich Ihnen mein Werk übergeben und keinen andern Verleger gesucht: daher muß ich jetzt aus Erfüllung des Kontrakts bestehen. Ueberdies pres- sirten Sie mich noch in Ihrem letztenBrief um pünktliche Einsendung des Rests der Arbeit: jetzt aber ist ein Monat verstrichen, seit Sie das N8 haben und ich bekomme keinen gedruckten Bogen zu Gesicht: unterdessen rückt die Messe immer näher und wir haben 40 Bogen zu drucken. „Es thut mir leid, daß ich so früh in einem rechtenden und zurechtweisenden Tone zu Ihnen reden muß: aber wie ich jede übernommene Verpflichtung aus das pünktlichste erfülle; so verlange ich das Gleiche von Andern: sonst ist kein Bestand im Leben. Sie haben es sich daher selbst beizumessen. „Ich ersuche Sie daher jetzt um unverzügliche Antwort und Rechenschaft von dieser mir, besonders wegen meiner Reise, so höchst widerwärtigen Verzögerung des Drucks." Mittlerweile hatte Schopenhauer die ersten gedruckten Bogen erhalten, infolge deren bei einem weiteren Schreiben seine Aus drucksweise eine höflichere wurde, doch sehr bald verfiel er inseinen alten Ton und schrieb: „Der Altenburger Buchdrucker hat nichts geschickt. Der August ist zu Ende. In 7 Wochen sind 4 Bogen gedruckt. Es liegt am Tage, daß bei Ihnen Wort und That, Versprechen und Halten, zwei sehr verschiedene Dinge sind. Das Wenige was gedruckt ist hat gegen die ausdrückliche Bestimmung des Kontrakts 3ü Zeilen auf der Seite. Sie haben nicht nur den Kontrakt nicht gehalten, sondern auch seitdem mich mit fortdauernden Versprechen und Ver sicherungen zum Besten gehabt, was mich doppelt aufbringt. Es ist nichts schrecklicher für mich, als mit Leuten zu thun zu haben, deren Worte keinen Glauben verdienen. Ich weiß nicht woran ich bin und werde es nicht wissen, nach Allem was Sie mir jetzt auch schreiben mögen: denn wie soll ich Ihren Worten trauen?" In gleicher Weise mißtrauisch ließ er sich über die Honorar angelegenheit aus und forderte das Geld, „wie man vom Vetturino sich einen Thaler geben läßt, um sicher zu sein, daß er wirklich fährt", endlich schließt er seinen Brief: „Ich will in 8 Tagen den Rest des L18 an Sie absenden, wenn Sie in Ihrem nächsten Bries mir unumwunden Ihr feste» Ehrenwort geben, am Tage nach Empfang des kck8 das Honorar für wenigstens 40 Bogen zu übersenden und zugleich mit aller Ihnen möglichen Aufrichtigkeit zu melden, wann der Druck beendigt sehn wird. — Wenn Sie auch diesem sich durch Umschweife entzichn, so muß ich, wie gesagt, Jemanden in Leipzig die Sache zu betreiben übergeben. Messen Sic übrigens es sich selbst bei, daß meine Geduld, wie Sie sehe», zu Ende ist. Arthur Schopenhauer." Aber auch Brockhaus' Geduld war zu Ende und so antwortete er Schopenhauer nach dem Grundsätze: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil". So schloß sein Brief au diesen: „Wenn Sie anführcn, daß Sie allgemein dort hörten, ich lasse auf das Honorar doch gegen Coutract warten, so werden Sie mir erlonbcn, daß so lange Sie mir nicht wenigstens einen einzigen Autor nament lich aufführcn, den ich darüber zur Rede stellen kann, ich Sie für keinen Ehrenmann halte. Das Allgemeine will ich Ihne» er sparen. Dies zur Antwort ans Ihren Bries." Und da Schopen hauer diesen Punkt weiterhin mit Stillschweigen überging, schrieb Brvckhaus: „Mein Herr! Ich hatte in Ihrem Briefe vom 22.Scpt. vor allem Andern einen Beweis für Ihre injuriösen Behauptungen in Ihrem frühern Briese oder einen Widerruf derselben erwartet, und da sich weder das Eine noch das Andere darin befindet, und ich Sie nach meiner Erklärung also fortan für - keinen Ehrenmann» halte, so kann deshalb auch künftig kein Briefwechsel weiter zwischen uns stattfinden und werde ich daher Ihre etwaigen Briefe, die ohne hin in ihrer göttlichen Grobheit und Rnsticität eher auf einen Vetturino als einen Philosophen schließen lassen möchten, gar nicht annehmcn, wenn ich Ihre Handschrift aus der Adresse erkenne, und auf alle Fälle den Inhalt gar nicht beachten. Was ich zu thun habe, weiß ich selbst und bedarf ich dazu keiner Erinnerungen, die in den sackgroben Formen, worin Sic solche kleiden, ohnehin immer ent gegengesetzte Wirkungen hervorbriugen. Ich hoffe nur, daß meine Befürchtung, an Ihrem Werke blos Makulatur zu drucken, nicht in Erfüllung gehen werde." Mit diesem Briefe schloß die Correspondenz zwischen Brock haus und Schopenhauer. Brockhans that alles Mögliche, um seinen Verpflichtungen gewissenhaft nachzukommcn und trieb vorzüglich die Druckerei zur Eile an, wobei er einmal äußerte: „Ich muß mich mit diesem Menschen sehr zusainmcunehmeu, weil er ein wahrer Kettenhund ist." So erschien das Werk, wenn auch nicht im October, so doch noch vor Ende des Jahres 1818, Brockhaus'Befürchtung wahr machend, indem nachmals ein großer Theil der Auflage maku- lirt wurde. Es würde uns zu weit führen, auf die übrigen vielfachen Ver lagsartikel Brockhaus', die das Gebiet der Theologie, wie der Medicin und Naturwissenschaften, besonders aber der schönen Lite ratur umfassen, auch nur ganz flüchtig einzugeheu. Wir schließen mit dem Danke an den Verfasser, der uns in der Biographie seines Großvaters ein Werk geliefert hat, welches für die Literaturgeschichte des ersten Viertheils unseres Jahrhun derts von nicht geringer Bedeutung ist, und dadurch einen ganz be sonderen Werth erhält, daß es vorwiegend die materielle Seite der Literatur jener Zeit zum Gegenstand seiner Betrachtungen macht, die bisher vollständig von den Literarhistorikern vernachlässigt worden ist, und doch zum vollen Verständniß der Zeit und der Ver hältnisse nicht entbehrt werden kann. Miscellen. Aus Preußen. Der Bnchdruckcr ist nach einem Erkenntniß des Obertribunalssenats für Strafsachen vom 27. Juni d. I. nur für die Angabe seines eigenen Namens (Firma) auf der Druckschrift haftbar, dagegen hat er für die Nichtnennung des Namens des Ver fassers oder Herausgebers der Druckschrift, falls er zur Bezeichnung dieser Name» nicht beauftragt ist, nicht einzustehen.
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