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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1878
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- Deutsch
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4926 Nichtamtlicher Theil. 281, 4. December. erscheinende Erfolge; aber nachdem er sich von der Solidität über zeugt hatte, wurden diese Manipulationen schleunigst auch in Leipzig mit ebenso günstigen Resultaten versucht. Der Verewigte erinnerte sich oft seiner ersten Thätigkeit in Torgau, wo er in einem Kämmer chen hinter dem Laden, also gleich bei seinen Büchern, das Nacht quartier hatte und sich oft bis in die späte Nacht mit ihnen be schäftigte. Als darauf ein Bruder Wienbrack's das Torgauer Geschäft kaufte, verließ Flemming infolge dessen Torgau, um zu seiner weiteren Ausbildung eine Stellung in dem Kunstgeschäft von G. Bodmer (später Piloty L Loehle) in München zu übernehmen. Inzwischen war die Neue Günther'sche Buchhandlung durch sehr schlimme Verhältnisse in Verfall gerathen, und als der Concurs der selben fast unabwendbar schien, richtetendieBerwandtcn des Besitzers an Flemming den dringenden Ruf, schleunigst nach Glogau zu kommen und das Geschäft zu übernehmen. Flemming folgte diesem Rufe sofort und ging, da er seinen in Glogau und Torgau sauer erwor benen Sparpfennig ans einer Reise durch Süddeutschland und die Schweiz ausgegcben hatte, ohne alle Mittel, kaum mit dem nöthigen Reisegeld versehen, nach Glogau. Die Verwandten des Besitzers, Flemming's Befähigung und Rechtlichkeit kennend, kamen ihm mit unbedingtem Vertrauen entgegen und übergaben ihm im Jahre 1833 das Geschäft käuflich ohne jede Anzahlung und ohne jede Garantie. Als seinem ersten Prinzipal, A. Wienbrack, die Bedingungen mit- getheilt wurden, unter welchen seinem Zöglinge die Neue Günther' sche Buchhandlung übertragen werden sollte, schlug er die Hände über dem Kopfe zusammen, da er es für ganz unmöglich hielt, dieses Geschäft, dem bereits aller Credit im Buchhandel entzogen worden war, dem Concurs zu entreißen, und er nahm infolge dessen sein früher gegebenes Versprechen, seinem Zöglinge zum Etablisse ment 3000 Thaler zu leihen, zurück. Aber die erste Bedingung, die der Verewigte hinsichtlich der Uebernahme des Geschäftes stellte, erweckte im Buchhandel sofort Vertrauen, er hatte es nämlich zur Bedingung gemacht, daß die Angehörigen des inzwischen verstorbenen Besitzers nicht eher einen Pfennig erhalten sollten, als bis aus den Außenständen und den in län geren Terminen fällig werdenden Kaufgeldern alle Gläubiger des Geschäftes voll befriedigt wären, und das ist nicht allein gewissen haft geschehen, sondern die Erben haben auch noch ansehnliche Be träge erhalten. Mit dem Sortimentsgeschäft der Neuen Güuther'schen Buchhandlung war ein kleiner Verlag, der Niederschlesische Anzeiger (ein Anzeigeblatt ohne Politik) mit einer unbedeutenden Druckerei verbunden. Man denke sich nun in die Lage, dieses verkommene Ge schäft ohne Betriebscapital, und mit der Schuld der ganzen Kauf summe von 15,000 Thalern belastet, weiterzuführen. Aber hier konnte man wirklich sagen, daß wo die Noth am größten, die Hilfe am nächsten ist. Durch seine auffallend große Thätigkeit, seine Um sicht und Rechtlichkeit und durch seine überaus einfache, anspruchs lose Lebensweise erwarb er sich überraschend schnell einflußreiche und vermögende Freunde, welche ihm, dem bis dahin Fremden, nicht allein baare Mittel vorstreckten, sondern ihm auch einen bescheidenen Wechsel-Credit verschafften. Nun begann eine rastlose Thätigkeit; zunächst wurde das Sortimentsgeschäst wieder gehoben und die Druckerei verbessert; aber schon im darauf folgenden Jahre begann die Verlagsthätigkeit; es erschienen 1834 zum ersten Male die noch jetzt alljährlich in großen Auflagen erscheinenden Volkskalender, der Bote und der Hauskalender, mit bescheidenem aber durch die jährlich wiederkehrende Fortsetzung sehr glücklich zunennendem Erfolge. 1835 errichtete der Verewigte neben der Buchdruckerei eine lithographische Anstalt. In den Jahren 1835 und 1836 erschienen außer den beiden Volkskalendern eine reichliche Anzahl von Büchern, worunter mehrere nicht unbedeutende, z. B. ein Handbuch des Pionierdienstes, 74 Bogen Text mit37 Kupfertafeln, ein landwirthschaftlichesLexikon, welches 1836 angesangen nach und nach 9 Bände mit ca. 500 Bogen umfaßte, 3 Fachkalender rc. Daß der Verewigte schon in jener Zeit die Idee faßte, Fachkalender, welche später, wie z. B. die landwirth- schaftlichen Kalender, so enorme Erfolge erzielten, herauszugeben, ist gewiß interessant; die damals noch wenig entwickelte Landwirthschaft und der niedere Stand der Gewerbe sicherten diesen Kalendern aber noch keinen dauernden Erfolg; dagegen wurden das landwirthschaft- liche Lexikon und ebenso das Handbuch für den Pionierdienst, letzteres für damalige Zeit ein ganz vorzügliches Werk, nach und nach in ganzer Auflage abgesetzt. Die wichtigsten Werke dieser Periode waren der „Bürgerfreund" und das „Dorfbuch", zwei Bücher, die in guter Bearbeitung das Wichtigste über die für den Bürger und den Bauer nöthigen Gesetze enthielten und von denen jedes etwa 50 Bogen stark war. Diese in 3 sehr starken Auflagen erschienenen Werke haben einen ganz erheblichen Gewinn gebracht und das Emporkommen des Geschäftes wesentlich gefördert. Flemming benutzte hinsichtlich des Vertriebes derselben die damals im Buchhandel noch ungewöhn liche Art, durch Reisende Subscribenten sammeln zu lassen, wodurch er einen ganz außerordentlichen Erfolg erzielte. Wie schon erwähnt, war der in seinem Verlage erschienene Niederschlesische Anzeiger nur ein einfaches Unterhaltungsblatt mit Inseraten. Flemming, die Wichtigkeit einer Erweiterung des Blattes erkennend, kam darum ein, politische Nachrichten bringen zu dürfen; er wurde aber abschlägig beschieden, weil kein Bedürfniß dafür vor handen sei, und erst das Jahr 1848 brachte dann für den Anzeiger den längst erwünschten Fortschritt. Dieses Blatt erschien damals wöchentlich zweimal in kleinem Quartformat mit einigen hundert Abonnenten. Der Verstorbene widmete diesem Blatte eine ganz besondere Sorgfalt, und ist aus demselben nach und nach eine täg lich erscheinende Zeitung für einen Umkreis von ca. 8 bis 10 Meilen entstanden, welche jetzt in einer Anflage von 5500 Exemplaren aus- gegeben wird. Trotz der schon recht bedeutenden Verlagsthätigkeit widmete Flemming auch noch dem Sortiment eine ungewöhnliche Sorgfalt. Viele ältere Verlagsfirmen werden sich noch seiner Wirksamkeit und der großen Saldi erinnern; so erhielt er z. B. im Jahre 1840 vom Bibliographischen Institut in Hildburghausen als Fortsetzung 220 Prachtbibel, 365 Universum, 412 Conversations-Lexikon, 671 Miniaturbibliothek und als Saldo zahlte er allein an diese Firma im Laufe des erwähnten Jahres 2100 Thaler. Ferner lieferten Cotta eine große Anzahl von Schiller's Werken, Wester mann 164 Sporschil's große Chronik, Scheible in Stuttgart 700 Hoff- mann's Erde und ihre Bewohner, Pierer eine ansehnliche Conti- nuation von seinem Lexikon u. s. w. Anfang 1839 begann eine neue Periode für das Verlags geschäft, die demselben eine erheblich veränderte Richtung gab. Die Aeußerung eines Kunstdruckers, daß er durch Umdruck von einer Originalplatte viele Druckplatten Herstellen könne, wodurch der Originalstich wenig abgenutzt werde, erweckte sofort neue Ideen, die Flemming mit gewohnter Energie rasch zur Ausführung brachte; er wandte nämlich dieses Verfahren zur Herstellung billiger Schul karten an, und war er, wenn ich nicht irre, der Erste, welcher die damals in der Entwickelung begriffene Lithographie für diesen Zweck ergiebig ausnützte. Zunächst erschien der kleine für die damalige Zeit trefflich ausgeführte epochemachende Handtke'sche Schulatlas. Derselbe wurde bald nach seinem Erscheinen in ganz bedeutenden Massen, namentlich in Volksschulen eingeführt und von Regie rungen in sehr großen Partien angekauft und gratis an arme Volksschulen vcrtheilt. Durch Herausgabe dieses Atlasses hat sich Flemming damals ein sehr großes Verdienst um den geogra phischen Unterricht in der Volksschule erworben, was auch allgemein anerkannt worden ist. Der Bedarf war so außerordentlich für jene
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