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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1878
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. 4927 281, 4. December. Zeit, daß 30 Steindruck-Handpressen zum Druck der Karten und oft mehr als 150 Menschen zum Coloriren derselben gehörten. Das Coloriren hatte seine besonderen Schwierigkeiten; kein Mensch in der kleinen Stadt verstand dasselbe, was Flemming, der die An leitungselbst gab, viel Mühe und Sorge gemacht hat. Durch das Colo riren solcher Karten haben viele arme Familien, Frauen und Mädchen Glogaus Jahre lang und selbst in letzter Zeit noch lohnenden Ver dienst gehabt. Dem Schulatlas folgte dann der große Sohr'sche Atlas, von dem 1840 die erste Lieferung ausgegeben wurde. Um die Her stellung der 88 für Sohr's Atlas zu liefernden Karten zu bewältigen, waren weitere Arbeitskräfte, namentlich Lithographen, nöthig, die daher in größerer Anzahl im Institut selbst herangebildet werden mußten, da von auswärts nur schwer tüchtige Leute zu erlangen waren. Neben dem großen Atlas erschienen fast gleichzeitig eine größere Anzahl Hand-, General-, Post- und Schulwandkarten, von denen die meisten nach und nach recht günstige Erfolge hatten. Aber alle diese an sich gesunden Unternehmungen wurden nur langsam nach Jahren rentabel. Dazu kam der Kauf eines Grundstückes nebst der Tilgung der Kanfgelder für das Geschäft, sodaß die Jahre 1839 bis 1842 recht schwere und sorgenvolle im Leben des Verewigten gewesen sind. Die Verbindlichkeiten, welche noch durch sehr hohe Zinsen gesteigert worden waren, hatten sich dermaßen gehäuft, daß Rettung kaum möglich schien; aber gerade in solchen schweren Momenten wuchs Flemming's Muth und Energie; er fand Mittel und Wege, die ein Anderer ver geblich gesucht hätte, und, wunderbar genug, in wenigen Jahren war das Gleichgewicht hergestellt, und das geschah dadurch, daß er zur richtigen Zeit tüchtige Leute zu finden und an sich zu fesseln verstand. In diesem Falle waren es einige neue Reisende, in deren Wahl der Verewigte außerordentlich glücklich war. Einen von diesen Männern wußte er für Kirchhofs landwirthschaftliches Lexikon, von dem sich noch 1800 Exemplare L 18 Thlr. in der Niederlage befanden, zu gewinnen, und dieser Mann, der sich für diesen Zweck eine eigene Equipage anschaffte, hat fast in einem Jahre die ganze Auflage untergebracht. Der Sohr'sche Atlas war inzwischen auch so weit vorgerückt, daß das Reise geschäft für diesen und mit sehr bedeutendem Erfolge beginnen konnte. Im Buchhandel waren zuerst nur etwa 5000 Sub- scribenten auf diesen Atlas erlangt worden, aber ganz anders ging es vorwärts, als die Reisenden in Thätigkeit kamen, die in kurzer Zeit dreimal soviel Subscribenten herbeischafften. Das Organisationstalent Flemming's, Reisegeschäfte in der richtigen Weise anzufasscn und mit den Reisenden aufmunternd und fördernd zu verkehren, war ein ganz ausgezeichnetes, und selten hat einer dieser Herren in jener Zeit daran gedacht, die Stellung im Flemming'schen Hause aufzugeben. Von den Reisenden, die damals für Sohr's Atlas thätig waren, setzte einer allein in Berlin 1000, in Ham burg 1200, in Kopenhagen 400, in Altona 315, Schleswig 200, in Hannover 218, Kiel 150, Braunschweig 182 rc. in wenigen Monaten ab und in den Jahren 1840 bis 1850 sind weit über 100,000 Exemplare verbreitet worden. Mit diesen enormen Resultaten wären rasch alle Sorgen zu beseitigen gewesen; aber das Streben, baare Capitalien anzu sammeln, kannte der Verewigte nicht; er fand nur Freude und Genugthuung im neuen Schaffen, und so ging er schon im Jahre 1844 auf eine der großartigsten Speculationcn ein, an die sich wohl wenige deutsche Verleger gewagt hätten; er kaufte nämlich in dem erwähnten Jahre die bekannte Reymann'sche topographische Specialkarte, ein Werk, dessen Fortsetzung sehr bedeutende Mittel beanspruchte. Bald nach Uebernahme dieses berühmten Karten werkes glaubten militärische Autoritäten einen Krieg mit Frank reich in Sicht und viele höhere Offiziere riethen Flemming, das Kartenwerk bis Paris zu vergrößern, und es entstand infolge dessen eine bedeutende Erweiterung dieses Werkes, die später der deutschen Armee im Jahre 1870 gute Dienste geleistet hat. Flemming hatte beim Ankauf des Reymann'schen Kartenwerkes 140 Blätter übernommen, davon mußten 60 als ganz veraltet in neuen Auflagen erscheinen, außerdem wurden als Fortsetzung noch 190 neue, also im Ganzen 250 neue Blätter geliefert, und dann sind auch die anderen 80 Blätter von der ersten Uebernahme im Laufe der Zeit so wesentlich revidirt und unbearbeitet worden, daß die selben zum größten Theil als halb neue Blätter zu betrachten sind. Wer die überaus schwierige Herstellung solcher Karten, z. B. allein nur die stete Herbeischaffung zuverlässigen Materials über neue Eisenbahnlinien und Straßen kennt, wird diese bedeutende Leistung Flemming's zu beurtheilen vermögen. — Die Karte wurde dann im Jahre 1875 vom großen Generalstab angekauft und wird seit jener Zeit im Flemming'schen geographischen Institut unter Leitung des Dirigenten der königl. Redaction der Reymann'schen Karte, des Geographen Handtke, für Rechnung des Staates fortgeführt. Im Jahre 1854 begann Flemming seinen Jugendschriftenlag (bis jetzt 224 Artikel), der, wie bekannt, sich eines sehr guten Rufes erfreut und eine große Verbreitung im In- und Auslande findet. Der Landwirthschaftliche Verlag, welcher vor einigen Jahren an Hrn. Hugo Voigt in Leipzig verkauft worden ist, war nicht umfang reich, zählte aber einige recht gute Sachen, wie Fühling's Landwirth schaftliche Zeitung, Giebel's landwirthschaftliche Zoologie, Rothe's Franz Nowak rc. in seinen Reihen. Das letztere kleine Buch, in folge Flemming's Anregung entstanden, ist s. Z. prämiirt und in Preußenvonder Regierung nichtnur empfohlen, sondern insehr großen Partien angekauft und an arme Landwirthe gratis vertheilt worden. Wenn nun in der vorstehenden Schilderung die ungewöhnliche Thätigkeit Flemming's hervorgehoben ist, so ist dem noch hinzuzu fügen, daß er durch seine ganzen Unternehmungen Fleiß, Bildung und gute Sitten, sowohl in der Schule wie im Volke zu fördern und zu befestigen gesucht hat. Seine Wirksamkeit in dieser Richtung ver dient allgemeine Anerkennung. Wie schon erwähnt, war Flemming bald nach Ankauf des Ge schäftes gezwungen, ein Grundstück zu erwerben; aber dasselbe war bald wieder zu klein, es mußte ein noch größeres angckauft und be deutende Bauten ausgeführt werden, und nachdem in nicht langer Zeit auch diese hinsichtlich Raum und Licht unzureichend und un praktisch erschienen, gelang es Flemming endlich im Jahre 1867, einen großen Bauplatz zu erwerben, auf dem die jetzigen großen, stattlichen Gebäude mit ihren praktischen, schönen Räumen aufgeführt worden sind. Die unglückliche Raumfrage ist lange Zeit ein großer Hemmschuh für das Geschäft gewesen. Ein noch schwierigerer Punkt war es aber, daß eine so kleine Stadt wie Glogau dem Verlagsgeschäft gar keine Anregung und Unterstützung bot; alle Schriftsteller und Künstler mußten auswärts gesucht, oder wie ein Theil der für die karto graphische Abtheilung nöthigen Arbeitskräfte nach und nach im eigenen Geschäft herangebildet werden. Das Flemming'sche Ge schäft besitzt jetzt in den Räumen des eigenen Grundstückes ein geographisches Institut, eine lithographische Anstalt, eine Stein- druckerci mit vielen Hand- und mehreren großen Schnellpressen, Buchdruckern mit diversen Schnellpressen, großen Satinirmaschinen und Glättpressen, Kupferdrnckerci, Galvanoplastik, Stereotypie und beschäftigt im Hause gegen 200 Menschen und eine sehr große An zahl (Kupferstecher, Coloristen, Buchbinder rc.) außer dem Hause. In diesen flüchtig angegebenen Daten liegt im Ganzen ja nichts Außerordentliches; berücksichtigt man aber den Anfang des Geschäftes und die enormen Schwierigkeiten, die der Entwicke, 677*
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