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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1905
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- 1905-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1905
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3888 Nichtamtlicher Teil. 93, 22. April 1905 Während der Jahre 1834—36 unternahm Menzel auch seine ersten Versuche in der Ölmalerei, und zwar gänzlich ohne Anleitung, wie er selbst spottend gesagt haben soll: -mehr knetend als malend-. Aus dem Jahre 1836 stammt ein ausliegender Band »Der kleine Gesellschafter fllr freund liche Knaben und Mädchen von 5 bis 10 Jahren« von Emilie Feige <Verlag von George Gropius, Berlin) mit Federzeichnungen von Menzel; es sind sinnige Schöpfungen voll Verständnis fllr das Kindesgemllt. Peter Schlemihls wundersame Geschichte, mitgcteilt von Adalbert von Chamisso, fllhrt Menzel 1839 zum Verlage von Johann Leonhard Schräg in Nürnberg. Diese Holzschnitte, wenngleich nach damaliger Gepflogenheit auf ziemlich rauhes Papier gedruckt, zeigen schon die meisten Vorzüge der spätern Xylographien nach Menzelschen Zeichnungen. 1839 erfolgte auf Kuglers Anregung der große Auf trag von I. I. Weber in Leipzig zur Ausführung von 400 Illustrationen zu Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen. Etwa zwanzig Jahre seines Lebens hat Menzel seinen Studien des Zeitalters und des Lebens des großen Königs gewidmet. Das völlige Sichversenken in seine Auf gabe, unermüdlicher Fleiß, seine ganze zähe Energie und seine Genialität waren erforderlich, um dieses und das spätere Riesenwork der Illustrierung der Werke Friedrichs des Großen so zu vollbringen, wie es geschehen ist zum Ruhm der deutschen Kunst und der deutschen Literatur. Der Vertrag für das erstgenannte Werk mußte, da Adolf Menzel erst 23 Jahre alt, also minderjährig war, von seinem Vormund unterzeichnet werden! Aus den ausgestellten Probedrucken der Holzschnitte von Unzelmann, Vogel u. a. kann man deutlich sehen, was die noch unbenutzten Platten hergaben. Aus einzelnen Korrekturabzügen gewinnt man aber auch eine Idee von der unerbittlichen Strenge, mit der Menzel die Xylographen anhielt, seine Blei- und Federzeichnungen peinlichst getreu wiederzugeben. Einer dieser Abdrucke, noch nicht handgroß, ist auf dem ganzen breiten Papierrand mit etwa achtzehn Notizen für Verbesserungen bedeckt, davon betreffen allein fünf den etwa 7 Millimeter großen Kopf Friedrichs des Großen. In der Mitte unten aber steht die Bemerkung »Sonst alles gut«, die in diesem Falle nicht ohne einen ironischen Beigeschmack ist. Nur durch diese fast mikroskopische Genauigkeit und eiserne Strenge konnte Menzel den Holz schnitt zu jener erstaunlichen Höhe heben, daß die Abdrucke in den meisten Fällen ein getreues Abbild seiner wunderbar feinen und ausdrucksvollen Zeichnungen wurden. Gegen Ende des Jahres 1849 waren die 200 Illustra tionen zu den Werken Friedrichs des Großen in Holzschnitt fertig. In einer reizenden Vignette hat sich Menzel humo ristisch über den Zwang geäußert, den ihm die für das Format der Bilder als Maximum vorgeschriebenen 12 Zenti meter auferlegten: ein Genius wird von einem Zirkel mitleids los eingeklemmt. Otto und Albert Vogel, Unzelmann und Hermann Müller, die trefflichen Holzschneider, ernteten von Menzel das größte mögliche Lob, indem ihnen vom Meister gesagt wurde, daß sie im Gehorsam gegen den Strich seiner Zeichnung das Höchste geleistet hätten. Unzelmann leistete u. a. auch den trefflichen Schnitt des großen Shakespeare- Porträts. Ins Jahr 1840 gehört noch ein andrer Holz schnitt großen Formats: -Gutenberg mit den ersten Druck bogen der Bibel-. Zu den wenigen religiösen Motiven unter Menzels Werken gehört die realistisch ausgesaßte Litho graphie »Christus als Knabe im Tempel-. Sie rief bei ihrem Erscheinen 1852 geradezu Entsetzen hervor. Ungern vermissen wir in der Abteilung der illustrierten Bücher das »Kinder-Album«, von dem die 43 farbigen Originale ausgestellt sind. Diese und die sieben farbigen Entwürfe für den Schmuck des Tafelgeschirrs, das die König liche Porzellan-Manufaktur zur silbernen Hochzeit des da maligen Kronprinzenpaares lieferte, zeigen Menzel mehr als alle seine übrigen Schöpfungen von der Seite des Gemüts und des Humors. Wenn man sie zusammen betrachtet hat, kommt man zu der Vermutung, daß die rauhe Schale des durch seine göttliche Grobheit verschrieenen Künstlers nur eine schützende Hülle gegen Neugierige und Störenfriede bildete. Nicht zahlreich sind Menzels Radierungen. Die ersten acht erschienen 1844 bei Sachse L Co. Zu den hervor ragendsten spätern sind wohl »Der tote Husar-, -Die Zeitnngsleserin-, »Italienisch lernen- (nämlich in der Osteria) und »Das Letzte- zu zählen, die in die achtziger und neun ziger Jahre hineinreichen. Wenn man sieht, welche Wirkungen Menzel im Holz schnitt und auf dem lithographischen Stein hervorzubringen wußte, begreift man, daß ihm das Bedürfnis nach einem vollkommneren Hilfsmittel nicht nahe liegen konnte. Man betrachte nur seine »Versuche auf Stein mit Pinsel und Schabeisen- Berlin 1851. Diese sechs Bilder und Titelblatt sind in Probedrucken vor Nummer und Schrift ausgestellt: Ein Bildnis Molidres, »Reifenspiel auf der Schloßterrasse-, »Gefangenenzug im Walde», »Dame am Kamin-, »Die Verfolgung- und »Der Bärenzwinger-. Sie zeigen so ziem lich alle Gattungen der Darstellung: Bildnis, bewegtes Gruppenbild, entfesselte Natur im Walde, Zimmerszene, Tier bild. Es bleibt kaum irgend eine Wirkungsweise zu wünschen. Bewundernswert ist vor allem das Landschaftliche, die Fein heit und Zartheit des Gewölks und der Baumschlag, z B. in der Gefangennehmung, auch das Stoffliche im Molidre- Bildnis. Drei Bände in Quart »Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung, gezeichnet und erläutert von Adolph Menzel-, erschienen 1851—1857. Es sind kolorierte Federzeichnungen auf Stein. Diesem Werke reiht sich ein ähnliches mit 31 Holzschnittzeichnungen, geschnitten von Ed. Kretschmar, an: »Heerschau der Soldaten Friedrichs des Großen«, von Ed. Lange II (Leipzig 1856, Verlag von Hermann Mendelssohn). Den Abschluß der illustrierten Bücher bilden die 30 Holz schnitt-Illustrationen und vier Photographien nach Menzels Originalkompositionen zum »Zerbrochenen Krug» von Heinrich von Kleist, Holzschnitte von A. Vogel u. a., welches Werk in Quartformat 1877 bei A. Hofmann L Co. in Berlin erschien, jetzt aber dem I. G. Cottaschen Verlage in Stuttgart angehört. Während alle bisherigen Holzschnitt-Illustrationen von Menzel direkt auf Holz gezeichnet wurden, bediente sich der Künstler hierbei des inzwischen in Aufnahme gekommenen Mittelgliedes der photographischen Übertragung und zeichnete die Bilder zum Teil in Tusche in größerm Maßstabe, zum Teil in Größe der spätern Holzschnitte mit der Feder auf Papier. In einer Vignette für das Titelblatt ist in humo ristischer Weise diese Veränderung «»gedeutet. Eine Kartusche zeigt den fallenden Krug nebst den Werkzeugen des Zeichners und des Holzschneiders, auf den Ecken der Kartusche aber sitzen zwei Putten, von denen die eine einen photo graphischen Apparat zurechtstellt, während die andre das Druckergerät in Bereitschaft hält. Vier Blatt für Scherrs »Germania» wurden 1878 wieder auf den Stock gezeichnet. In den letzten beiden Jahrzehnten hat der Meister nur vereinzelt bei besondern Gelegenheiten graphische Arbeiten hervorgebracht, darunter eine Anzahl illustrierter Postkarten. Unermüdlich aber skizzierte, studierte und zeichnete er. Malend auch schuf er bis in die letzten Tage seines Greisen- alters herrliche Werke, die keineswegs ein Nachlassen seiner künstlerischen Kräfte verraten.
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