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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1905
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- Deutsch
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4956 -nchtamtlicher Teü. ^ 126, 25 Mai 1905, der Bühne ihr Recht zu erobern, nicht an die Vorgänger anzuknüpfen. Die erzählende Dichtung, Roman und Novelle, hat im Zeitalter des Realismus, das etwa mit dem Jahre 1850 beginnt, eine Fülle vortrefflicher Werke hervorgebracht, in denen sich mit allgemeiner Verständlichkeit und spannender Handlung, wie sie die große Masse der Leser verlangt, häufig auch die ebenfalls erwünschte Belehrung paart. Dies ist der Fall im historischen Roman, als dessen Hauptvertreter Wilhelm Hauff, Wilibald Alexis, Heinrich König, Emil Brachvogel, Scheffel und Gustav Freytag heute noch ein zahlreiches Publikum finden. Der historische Roman erreichte den Höhepunkt seiner Beliebtheit in den siebziger Jahren, als Felix Dahn und Georg Ebers mit Schöpfungen von geringer künstlerischer Bedeutung aber äußerst geschickter Verwendung der Ergebnisse der wissen schaftlichen Forschung hervortraten. Noch stärker als der historische Roman wirkte der geographische auf die jenigen Leser, deren Phantasie durch bunte Bilder und aufregende Abenteuer befriedigt sein wollte. Hier errang der noch immer beliebte Friedrich Gerstäcker den Preis, und eine große Anzahl von Reisebeschreibungen und Schilderungen dienten demselben Zwecke, Das eigent liche Hauptgebiet der erzählenden Dichtung aber wurde die deutsche Gegenwart, Wie der Franzose Sue, der Engländer Dickens die Zustände ihrer Heimat geschildert hatten, so führten nun auch die deutschen Autoren in ernsten und heiteren Gemälden die sozialen Zustände der Gegenwart vor. Zunächst waren es ländliche Verhältnisse, deren Darstellung mit allgemeiner Begeisterung begrüßt wurde, als Jeremias Gotthelf und Berthold Auerbach, zwar mit lehrhaftem Ton und allzu starker Tendenz, die Menschen der Schweiz und des Schwarzwaldes in ihrer Eigenart zeichneten. Die Gebirgsländer, vor allein die deutschen Alpen, blieben bis auf die Gegenivart die Lieblings gebiete dieser Gattung, in der Erzähler wie Hermann Schmid, Maximilian Schmidt, Ludwig Ganghofcr, Peter Rosegger einen schier unabsehbaren Leserkreis gewannen, der freilich immer noch an Zahl übertroffen wurde von den Bewunderern des Schilderers mecklenburgischer Ver hältnisse, Fritz Reuter, Die eigentlichen großen Künstler unter den realistischen Erzählern, ein Otto Ludwig, Gottfried Keller, Theodor Storm, Theodor Fontane konnten kein so großes Publikum gewinnen, weil die Feinheit ihrer Seelenbilder und die liebevolle Versenkung in die Einzelheiten der Erscheinungswelt dem Stoff hunger und dem Bedürfnis nach starker Erregung zu wenig entgegenkamen. Immerhin ist doch aber jetzt auch für diese bedeutenden Autoren das Verständnis im Wachsen begriffen. Auf jeden Fall sind sie ebenso geeignet, eine ge sunde Geistesnahrung für das Volk zu liefern, wie die naturalistischen Romane der Neuzeit, von denen nur ganz wenige, etwa Kretzers' -Meister Timpe« und Sudermanns »Frau Sorge- dem volkstümlichen Geschmack Zusagen dürften. Es kommt hinzu, daß die jüngsten Romane und Novellen noch meist sehr teuer bezahlt werden niüssen, während bei der älteren Literatur dieser Art die wertvollsten Erzeugnisse durch eine Anzahl von guten, billigen Ausgaben und Sammlungen viel leichter zugänglich sind. Im allgemeinen scheint jetzt das Schwergewicht sich nach der Seite der belehrenden Literatur zu wenden. Die Kunst populärer Darstellung wissenschaftlicher Gegenstände hat in der letzten Zeit, hauptsächlich gefördert durch die zahlreichen Volkshochschulkurse, einen mächtigen Aufschwung genommen. Auch die Meister der Wissenschaft verschmähen cs nicht mehr, die Ergebnisse der Forschung in faßlicher Form der All gemeinheit darzubieten. Eine Anzahl von trefflichen Samm lungen vereinigen lange Reihen solcher Bände zu Überblicken über all die Probleme, die für unsre Zeit bedeutsam sind. Im Gegensatz zu dem frühcrn Mangel an solcher Lite ratur, die sich für Volksbibliotheken eignete, könnte man jetzt schon von einem »smb^rms äs rivdssss- reden; so viel des Guten wird den Leitern dieser segensvollen Anstalten vom deutschen Buchhandel dargeboten. Aber auch dafür, ebenso wie für die wichtigen und schwierigen Fragen der Organi sation, besitzen wir in einer Reihe von Zeitschriften und selbständigen Büchern gute Hilfsmittel, Die leitenden Gesichtspunkte, über die man sich zunächst verständigen muß, sind aus der Psychologie des Leserkreises zu entnehmen, für den die betreffende Bibliothek bestimmt ist. Eine vorwiegend ländliche Bevölkerung wird einfache und derbe Kost verlangen. Den bürgerlichen Lesern kleiner Städte dürfte am meisten die bessere erzählende und lyrische Dichtung zusagen, während dem Arbeiterpublikum der In dustriezentren mit seiner hohen Intelligenz und seinem ost staunenswerten Streben nach geistiger Bildung geradezu alles Wertvolle dargcboten werden kann, soweit es nicht spezielle Vorkenntnisse und ein besonders fein differenziertes Empfinden voraussetzt. Besonders zu warnen ist gegenüber dieser zahlreichsten und wichtigsten Klasse der Benutzer unsrer Volksbibliotheken vor solchen Werken, die geeignet find, ein seitig ihr Urteil über die politischen und sozialen Verhält nisse zu beeinflussen, und noch mehr vor jener schlechten, scheinbar wissenschaftlichen Literatur, die namentlich auf dem Gebiet der Medizin und der Naturwissenschaften so stark ins Kraut geschossen ist Auch die viel begehrten Jugendschristen erfordern eine besondre Vorsicht in der Auswahl, da die Verfasser häufig zu sehr auf die weniger vorteilhaften Nei gungen ihrer Heranwachsenden Leser spekulieren. Ein be sonders wachsames Auge wäre namentlich auf die Erzäh lungen für die reifere weibliche Jugend zu werfen. Unbedingt fernzuhalten sind selbstverständlich die sen sationslüsternen im höchsten Maße verderblichen Kolportage- Romane, Darin müssen ja alle Volksbibliotheken eine ihrer wichtigsten Aufgaben erblicken, dieses Gift dem Volkskörper zu entziehen und ihn, wo er schon davon durchseucht ist, wieder für eine gesunde geistige Nahrung zu gewinnen. Es bedarf dazu am meisten jenes feinen Gefühls, das der Volks bibliothekar sür seine schöne und große Aufgabe nirgends ent behren kann. Und eine wesentliche Unterstützung muß ihm dabei der Buchhändler gewähren, indem er durch sorgfältige Musterung und Auslese des Vorhandenen und durch dessen Zusammenstellung in gut geordneten Verzeichnissen den Leitern der Volksbibliotheken den Überblick über das sür sie Geeignete erleichtert. Neuigkeiten des russischen Küchernrurktv. (Mitgeteilt von W. Henckel.) (Vgl. Nr. 48 d. Bl.) Afanassjew, W-, Die Malaria. In kurzgefaßter monographischer Darstellung. Mit 3 Abbildgn. u. 1 Tabelle. 75 K. Album der Verteidiger von Port Arthur. 1. u. 2. Tl. 1. Lsg. ä 75 K. — von Bildnissen der am russisch-japanischen Kriege Beteiligten. 2. Lsg. 1 R. 50 K. Alexandrow, A., Vollständiges englisch-russisches Wörterbuch. 4. ver besserte u. ergänzte Ausl. 5 N. Alexcjew, W., Die Volksherrschaft im alten Rußland. 20 K. Alow, W., Korea, ein verbotenes Land. Mit 42 Jllustr. 50 K. Altajew, A., Benvenuto Ccllini. 1 R. Amfiteatrow, A., Sibirische Studien. 1 R. Andenken, Dem, A. Kirpitschnikows. Eine Sammlung von Ab handlungen, Nekrologen, Erinnerungen. Hrsg. v. d. historisch philologischen Gesellschaft der kais. Charkower Universität. 1 R. 30 K.
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