Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050701
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190507015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050701
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-01
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6026 Nichtamtlicher Teil. ^ 156, 1. Juli 1S05. Nichtamtlicher Teil. Schriftsteller und Verleger. Kleine Dokumente zur Geschichte des Buchhandels. Von Tony Kellen, Essen (Ruhr). Mein Beruf als Kritiker und Feuilletonredakteur einer Tageszeitung bringt es mit sich, daß ich einen großen Teil der literarhistorischen Novitäten lese. Bei dieser Lektüre, die zugleich meiner Neigung entspricht, stoße ich häufig auf Mit teilungen, die für die Geschichte des Buchhandels von Belang sind. Natürlich sind sie von ungleichem Wert; aber es dürfte sich doch wohl empfehlen, diese Auslese aus einer großen Menge zum Teil umfangreicher Bücher an dieser Stelle wiederzugeben, da sie einerseits auch das Interesse der Leser dieses Blattes erregen dürste und anderseits an dieser Stelle gesammelt für die Forschung leichter zu verwerten ist. Die nachfolgenden Notizen stellen die Ausbeute etwa des letzten halben Jahres dar. Gern benutze ich die Gelegenheit, um die Leser zugleich auf einzelne Werke hinzuweisen, die auch die Aufmerksamkeit der Buchhändler verdienen. Die Geschichte der deutschen Literatur von Adolf Bartels ist kürzlich in 3. und 4.Auflage (6. bis 10. Tausend) erschienen. (2 Bände, XII, 687 und VI, 720 Seiten. Verlag von Eduard Avenarius in Leipzig. Preis broschiert 10 gebunden 12 ^S). Das Buch wird manchem Buchhändler zur Orientierung willkommen sein; doch wird es für diesen Zweck noch bedeu tend an Wert gewinnen, wenn der angekündigte biographische und bibliographische Ergänzungsband »Handbuch zur Ge schichte der deutschen Literatur- erschienen sein wird. Zu einer Würdigung des Werkes ist hier nicht der rechte Ort. Das Werk enthält infolge seiner vorwiegend ästhetischen Richtung nur wenig Einzelheiten, die für die Geschichte des Buchhandels von Bedeutung sind. Die Erfindung der Buchdruckerkunst erwähnt Bar tels in dem Abschnitt über die deutschen Volksbücher, die, zum Teil aus alten Rittergedichten aufgelöst, nach und nach eine ziemlich gleichmäßige Form, etwa die einer breiteren Novelle erhielten. »Die Erfindung der Buchdruckerkunst und die sich mehr und mehr verbreitende Fähigkeit und damit das Bedürfnis zu lesen, schaffen im Grunde die Form. Man braucht Bücher, die von jedermann zu erwerben und in einem Zuge ohne besondre Anstrengung zu lesen sind. So stellen sich die Volksbücher neben die nach wie vor mündlich weiterverbreiteten Volksmärchen und Volkslieder, und wenigstens eine bestimmte Anzahl von ihnen — im ganzen hat man an fünfzig gezählt — gewinnt eine ungeheure Beliebtheit. Obschon sich die Drucke im Laufe der Jahr hunderte verschlechtern, bleibt sich doch der Grundcharakter der Volksbücher im ganzen gleich.- Über den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts schreibt Bartels: »Nicht bezweifelt soll werden, daß in den Jahren 1600 bis 1618, wie Scherer berichtet, ein kolossaler Auf schwung des deutschen Buchhandels stattgesunden hat; leider beweist, wie u. a. auch unsere Zeit lehrt, die Blüte des Buchhändlergeschäfts noch gar nichts für die der Kunst und Wissenschaft.« Die Menge der Produktion und der mehr oder weniger große Absatz ist allerdings durchaus kein Beweis für den Wert der Bücher, allein es läßt sich doch nicht leugnen, daß gerade das neunzehnte Jahrhundert in folge der weiteren Verbreitung der Bildung eine so große Zahl hervorragender Talente hervorgebracht hat, wie kein andres Jahrhundert, und das hat ja auch Bartels veranlaßt, dem neunzehnten Jahrhundert mehr als die Hälfte seiner Literaturgeschichte zu widmen, während er alle früheren Perioden im ersten Band behandelt hat, der zudem noch vom neunzehnten Jahrhundert die Romantik enthält. Von einer Blüte des Buchhändlergeschäfts kann man jetzt eigentlich nur insofern reden, als die Produktion im ganzen und der Absatz einzelner Werke größer sind als früher. Ob aber unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Verhältnisse der Gewinn aus dem Buchhandel so groß ist, daß man von einer »Blüte« im Vergleich zu früheren Zeiten sprechen könnte, dürfte wohl nicht so ohne weiteres zu ent scheiden sein. Entsprechend seiner stramm deutsch-nationalen Ge sinnung beurteilt Bartels den Kreis der Berliner Aufklärer, in dem Lessing in Berlin verkehrte, sehr streng. Dieser Passus mag mit Rücksicht auf den Buchhändler Nicolai hier wiedergegeben werden: Moses Mendelssohn aus Dessau (1729 —1786) und Christoph Friedrich Nicolai aus Berlin (1733—1811) haben dem großen Kritiker (Lessing) in der Periode seiner Entwickelung unzweifelhaft nahe gestanden und mit ihm gemeinschaftlich, obwohl sie alle beide von der Poesie im Grunde wenig genug verstanden, eine Reihe psychologisch - ästhetischer Untersuchungen und Darlegungen unternommen, denen man ihre Bedeutung für ihre Zeit nicht absprechen kann, aber weder an der späteren Popularphilosophie Mendelssohns noch an Nicolais Tendenz romanen wird Lessing eine besondere Freude gehabt haben, und er ist sich dessen, was ihn von seinen Freunden trennte, auch nach und nach voll bewußt geworden. . . . Jedenfalls ist Friedrich Nicolai, der Mann der -Allgemeinen deutschen Biblio thek-, der Verfasser des »M. Sebaldus Nothanker- und der »Freuden des jungen Werther-, ziemlich viel unsympathischer -Redlichkeit- nicht gerade bestritten werden soll. Er ist dann mit der von ihm vertretenen Aufklärung geradezu verächtlich geworden. Interessant ist eine Bemerkung Chamissos über sich selbst. Durch seine Gedichte wurde er bekanntlich ein deutscher Hausdichter, und er schrieb 1838 selbst: Zu Geburtstags-, Paten-, Christ- und Brautgeschenken werden in Deutschland (alljährlich) beiläufig 1000 UHIand und 500 Chamifso gebraucht. Die alte bekannte -Geschichte der Deutschen National-Literatur- von A. F. C. Vilmar erscheint jetzt schon in 26. Auflage und zwar mit einer Fortsetzung: »Die deutsche National-Literatur vom Tode Goethes bis zur Gegenwart« von Adolf Stern (N. G. Elwertsche Ver lagsbuchhandlung in Marburg in Hessen. 1905. 774 Seiten 8". Preis broschiert 5 gebunden 6 75 H.) Der Haupt teil des Werkes ist dem Wunsche Vilmars entsprechend un verändert geblieben, doch enthält der Anhang zahlreiche An merkungen mit biographischen und bibliographischen Angaben, die von Auflage zu Auflage ergänzt worden sind und die deshalb namentlich auch dem Buchhändler bei der Benutzung des Werks gute Dienste leisten werden. Der mit Rücksicht auf den Umfang erstaunlich billige Preis trägt jedenfalls sehr viel zu der außergewöhnlich starken Verbreitung des Buches bei. Das neueste Werk über Lessing, das allerdings schon Ende vorigen Jahres erschienen ist, Gotthold Ephraim Lessings Leben und Werke, für weitere Kreise dargestellt von Viktor Kiy. (Mit 8 Abbildungen. Verlag von Hermann Gesenius in Halle a/S. 1904. 171 S. 8". Preis kart. 3 enthält ebenfalls einige Einzelheiten, die hier verzeichnet zu werden verdienen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder