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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-05
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1905
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- Deutsch
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6122 Nichtamtlicher Teil. 1S3, 5. Juli 1S0S. doch hatte er oft eine Ecke für sie zu finden. Downey stieg eines schönen Tages mit einer Laterne bewaffnet in die feuchten, von Ratten bewohnten Keller und entdeckte dort ein paar Säcke mit Manuskripten, meist noch in den Originalumschlägen, die man den Autoren nicht zurück- geschickt hatte. Soweit Adressen zu finden waren, tat er das nun. die anonymen annoncierte er monatelang in Tinsley's ÄLALrinö. doch nur wenige wurden reklamiert. Mitarbeiter an einer Zeitschrift, meint er. haben in der Regel nur wenig Ahnung von dem. was in den Redaktionen vor sich geht. Es gibt einige Redakteure, die alle Eingänge lesen oder durchblättern. Gewöhnlich aber hat jede Zeitschrift ihre Mitarbeiter und außerhalb dieses Kreises finden nur Autoren Aufnahme, die einen Namen haben, oder die zufällig passende Beiträge zur rechten Zeit bringen. Er kannte eine weitverbreitete Zeitschrift, die in dieser Weise geleitet wurde. Der Herausgeber kam einmal monatlich nach der Redaktion und nahm die an ihn persönlich adressier ten Sendungen in Empfang, die andern könnten wie üblich zurückgeschickt werden; auf dem den so abgelehnten Arbeiten beigefügten Formular versicherte der Herausgeber, daß er die Aufnahme der eingesandten Arbeit aufs peinlichste er wogen habe, daß er aber zu seinem Bedauern gezwungen sei. das Manuskript mit vielem Dank zurückzusenden. Downey machte auch seine Erfahrungen mit Autoren. Eine in der Zeit wohlbekannte Schriftstellerin schickte eine Arbeit ein. die auch abgedruckt wurde; nach vier Wochen erhielt er aus Amerika einen Brief, in dem ihm die Schreiberin mitteilte, daß sie die Autorin der abgedruckten Erzählung und daß ihre Arbeit in einem amerikanischen Blatte erschienen sei. Er schrieb an die englische Verfasserin und verlangte Auskunft; die antwortete ihm denn, daß die Amerikanerin schon Recht haben könnte, sie hätte die Ge schichte wahrscheinlich irgendwo gelesen und. ohne es zu wollen, die Handlung benutzt. Es gäbe so etwas wie un bewußte Gedankenübertragung. Er bekam bald darauf eine Nummer der amerikanischen Zeitschrift zugeschickt und fand, daß es fast Wort für Wort dieselbe Geschichte sei. Er schrieb nochmals an die Engländerin und verlangte weitere Auskunft; die schien sich über ihn lustig zu machen und schrieb ihm. daß sie ihrem früheren Brief nichts weiter hinzu zufügen hätte. Tinsley lachte ihn aus. als er ihm die Sache erzählte. Downey wollte sich damit aber nicht be ruhigen. wie konnte er alle Geschichten kennen, die in ameri kanischen Blättern veröffentlicht werden. Solch ein Fall sollte öffentlich bekannt gemacht werden. Mr. Tinsley sagte ihm. die Sache wäre es nicht wert, sie schrieb sehr gute Romane, und er könne es sich nicht leisten, es mit ihr zu verderben. Nach sechs Wochen schickte dieselbe Dame ihm eine andre Arbeit. Er hatte sie aufzunehmen; bevor er es tat. fragte er jedoch bei ihr an. ob das gesandte Manuskript auch ihr geistiges Eigentum sei. Sie bejahte. Als die Ge schichte abgedruckt war. kam ein alter Geschäftsfreund zu ihm und teilte ihm mit. daß die Schriftstellerin ihn wieder an geführt hätte. Die Erzählung sei unter einem andern Titel schon vor Jahren in dem Luxuriös veröffentlicht. Er wollte nicht glauben, daß irgend ein Autor mit auch nur dem gering sten literarischen oder sonstigen Ehrgefühl etwas ähnliches tun könnte. Der Freund zeigte ihm den Band, in dem die Geschichte schon Wort für Wort abgedruckt war. nur der Titel war geändert, man fand auch noch das erste Manuskript. Beide waren von der Autorin geschrieben. Downey teilte ihr nun mit, daß er an die Zeitungen schreiben und die Tatsachen veröffentlichen werde. Die Dame kam nach London. »Was haben Sie denn jetzt wieder!« — »Hier sind die beiden Manuskripte; im ersten Falle mag es sich vielleicht um ein unbewußtes Kopieren gehandelt haben, aber hierüber ist doch kein Zweifel, und Sie versicherten mir noch, daß- — »Ich versicherte Ihnen, daß die Erzählung mein Werk sei. Sie haben den Beweis in Händen. Was wollen Sie noch mehr. Es scheint wirklich unmöglich zu sein, es Ihnen recht zu machen!« Die — Kühnheit der Dame schien ihm unerhört, er wiederholte, daß er die Sache in den Zeitungen bekannt machen würde. »Sie wollen sich blamieren«, sagte sie ihm. -der Herausgeber einer Zeitschrift sollte doch wenigstens wissen, was bei ihm erschienen ist.« Mr. Tins ley kam dann hinzu und beendigte lachend die Unterredung. Ein Autor sagte einmal zu Mr. Tinsley: »Wissen Sie. ich denke, Sie verkaufen Ihre Weihnachtsnummer nicht weil sie eine Erzählung von soundso enthält, sondern einfach weil es Tinsley's Annual ist. Was meinen Sie wohl, für wieviele Jahre können Sie dem Publikum das blödsinnigste Zeug als Tinsley's Annual vorsetzen, ohne den Absatz zu schädigen?« Tinsley konnte keinen rechten Bescheid geben. -Sie haben's schon zweimal versucht«, sagte er ihm. »Sie probieren es am besten noch einmal, vielleicht können Sie es dann umbringen!« Ein andermal machte er denselben Autor in einem Bar mit jemand bekannt. »Seien Sie freundlich zu dem Herrn, der kauft die meisten Ihrer Weihnachtsgeschichten-, flüsterte er ihm zu und empfahl sich dann. Für eine Weile sprachen die Zurückgebliebenen über dies und das und gingen dann auch auf Literatur über. »Ich vermute. Sie wissen, daß ich der unglückliche Mann bin. der Tinsleys letzte Obristmus Knmbor geschrieben hat-, sagte der Autor. Der Fremde bejahte, er hatte seinen Namen wieder erkannt. »Mr. Tinsley sagte mir. daß Sie viele Bücher kaufen», fuhr der Autor fort. »Ja-, entgegnete der Fremde, »ich kaufe eine Masse von dem Zeug — zum Einstampfen, wissen Sie!» Wir glauben dargetan zu haben, daß das vorliegende, illustrierte Werk nicht nur belehrend, sondern auch erheiternd ist. Es dürfte jedem ein paar frohe Stunden bereiten. Bruno Conrad. Kleine Mitteilungen. Liste der vom Feilbieten im Umherziehen aus geschlossenen Drucksachen.— Öfters liegt es im Interesse des Verlegers und des Kolportagebuchhandels, gegen die Ausnahme von Lieferungsmerken in diese Liste vorstellig ZU werden. In einer halbamtlichen Auslassung des »Berliner Lokal-Anzeigers- wird für Preußen die Sach- und Rechtslage dieser Liste und ihrer Bearbeitung wie folgt klargestellt: Wer Druckschriften im Umherziehen feilbieten will, hat ein Verzeichnis derselben dem durch den Wohnort des Antrag stellers bestimmten Bezirksausschüsse zur Genehmigung vorzulegen. Als Rechtsmittel gegen den Beschluß des Bezirksausschusses sind nur der Antrag aus mündliche Verhandlung und die Revision an das Oberverwaltungsgericht gegeben. Der Zuständigkeit der Wie von den Zentralinstanzen der meisten Bundesstaaten, wird in Preußen von dem Ministerium des Innern seit ungefähr zwanzig Jahren eine Übersicht aufgestellt und durch Nachträge er gänzt, die die Titel derjenigen Druckschriften zusammenstellt, deren Feilbieten im Umherziehen die Entscheidungen der einzelnen Be zirksausschüsse nicht zulassen. Die Aufstellung dieser Verzeich nisse versalzt lediglich den Zweck, den Bezirksausschüssen die Prüfung der Anträge auf Zulassung von Druckschriften zum Kolportagebuchhandel zu erleichtern. Ebensowenig aber, wie ein Bezirksausschuß an die Entscheidung eines andern Bezirksausschusses gebunden ist. kann oder will das von dem Ministerium heraus- gcgebene Verzeichnis diese Entscheidung formell oder materiell be einflussen, und zwar schon deshalb nicht, weil dem Ministerium oder den ihm unterstellten Verwaltungsbehörden es in keiner Weise gesetzlich zusteht, in die den Verwaltungsgerichten vorbe haltene Entscheidung einzugreisen.
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