Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-12-12
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1925
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19251212
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192512129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19251212
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1925
- Monat1925-12
- Tag1925-12-12
- Monat1925-12
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
290, L2. Dez«mb«r 1S2L Redaktioneller Teil. Vöyeu»UM s. ». Dllcha. vochhanorl. 19915 Der Auffassung, -daß sich alle Preise am besten nach Angebot und Nachfrage regulieren, stimmen wir ohne weiteres zu, wobei nur der Hoffnung Ausdruck zu geben ist, daß eben ein mögliches Nach lassen der Preise nicht künstlich aufgehalten werden möge. Dem aber muß widersprochen werden, daß Preisnachlaß immer und unter allen Umständen nur ein Zeichen von Unreellität sein müßte. Bei freier Preisbildung kann das ebensogut ein Zeichen erhöhter Leistungsfähigkeit und kaufmännischer Überlegenheit sein. Die Entwicklung im Buchgewerbe wird im übrigen auch d i e Frage der Überproduktion im Buchhandel min destens zum Teil wohl einer Lösung zuführen. Wenn das Kredi tieren aufhört, muß auch die daraus beruhende Verlagstätigkeit eingestellt werden, und das wird eine Erleichterung bringen. In sofern wäre eine Kontraktionskrise geradezu erwünscht. Allerdings würde im ersten Augenblick die Liquidierung der kreditbolasteten Vorräte den Markt sehr stark stören. Zum Teil beruht ja der Eindruck -der Überproduktion überhaupt wohl darauf, daß die Ver suche einer plötzlichen Beschleunigung des Absatzes an manchen Stellen, sicherlich veranlaßt durch das Wirken der Buchgemein schaften, einen augenblicklichen Überdruck erzeugen. Im übrigen gibt es doch aber auch immer noch erfolgreiche Absatzmöglichkeiten. So wird uns eben mitgeteilt, daß der Lehne-Roman »Ein Früh lingstraum« (Verlag Paul Enghardt, Chemnitz) dieser Tage das wohl in der Zeitungsgeschichte einzig dastehende Jubiläum seines dreihundertmaligen Abdruckes in der Dagespressc erlebte. Auch die Buchausgabe beträgt bereits über 280 000 Exemplare. Die Dinge liegen aber in dieser Hinsicht auch außerhalb Deutschlands nicht anders als bei uns. überall ertönen dieselben Klagen. Man vergleiche z. B. nachstehenden Bericht, der uns von geschätzter Seite zuging: Bei meinem Aufenthalt in England im Herbst dieses Jahres hatte ich auch Gelegenheit, an einem Bibliothekarstage teilzunchmen. auf welchem ich mit einer Anzahl von Buchhändlern in Verbindung treten konnte. Bon allgemeinerem Interesse ist eine Diskussionsbemcrknng von Herrn B. N. Langdon-Davies, einem Verleger, die ich Ihnen Mit teilen möchte. Herr Langdon-Davies warnte die Bibliotheken, nicht den Fehler der Buchhändler zu begehen, indem sie die Studienbeflissenen in den Spinnereien, den Kohlenfeldern und den Werkstätten vergäßen. Vor einigen Jahren habe er eine Auflage von 6000 Exemplaren von WebbS: liiMory ok Hacke lcknionwm und eine ähnliche von Hammond: Villags üadoursr in 2 oder 3 Monaten ausverkauft, ohne daß irgendein Exemplar durch die gewöhnlichen Kanäle des Buchhandels lief. In ungefähr derselben Zeit fänden es Neisebuchhändler gewinnbringend, von Villenbesitzern wöchentliche Zahlungen einzusammeln für Exem plare von Wells: Outüvss ok Üwtor^. Er selber habe die Erfahrung gemacht, daß 20A einer Kommissionssenbung von 500 Exemplaren eines ernsten Werkes von allgemeinem Interesse ihm zurückgesandt Dieser letztgenannte Preis z. B. für Schnitte nach Zeichnungen von Menzel vor mehr als 50 Jahren. Für die Nachreproduktion ist der Ningprcis 10 Pf. zuzüglich eines Aufschlages bis höchstens 40?L für schwierigere und Faksimilearbeiten. Da diese Art von Strichätzungen vom Holzschneider nachgearbeitet werden müssen, wäre dieser Aufschlag berechtigt, gefordert wird er selten, gezahlt fast nie. So selbstverständ lich es ist, daß die Chemigraphie billiger arbeitet als die älteren Re produktionsarten, so sehr ist es notwendig, daß an den Ningpreisen nichts nach unten geändert wird, weil dieselben nur Richtpreise dar stellen und nur einen Bruchteil der früheren Klischeckosten betragen. Der Unterzeichnete hat sich mit der Preisfrage des Chemigraphie- gewerbes ein Menschenalter zu beschäftigen gehabt und fühlt sich ge radezu verpflichtet, der Meinung Ausdruck zu geben dahin, daß in keinem Falke dir Ringprcise (welche überhaupt nur Richtpreise sind) als ungesund angesehen werden können, oder daß sie zu hoch sind. Die gegebenen Rabatte sind der Ausdruck des Entgegenkommens für solche Aufträge, die Rabatte vertragen können. Nach derartigen Aufträgen, »Speck« genannt, jagen die Firmen, die nur fabrikmäßig, aber nicht sachgemäß liefern können, und liefern deshalb billiger. Die Firmen von Renommee können umsoweniger auf die festgesetzten Richt preise verzichten, weil durch obengenannte Freibcuterzügc ihnen der nötige Ausgleich entschwunden ist. Das Preisbarometer reagiert tatsächlich so gut und präzise ans Art. Maß und Qualität der Aufträge, daß eine Umänderung der Preise gar nicht geboten und auch gar nicht möglich sein dürfte, es müßte denn Anderes anders werden. Albert Hehr, ^ wurden als unverkäuflich seitens einer großen Firma, während 100 000 Exemplare des Buches in den nächsten 6 Wochen verkauft wur den. Der Detailhandel bearbeitet nicht ernstlich den riesigen Markt, der durch die VVorksrs' Lckueational ^880ciation und das Council ol b-sbour Collen geschaffen worden sei. Das könnte 'beinahe ebenso in Deutschland gesprochen s^in. Solche Feststellungen beweisen aber nur, daß die veränderten all gemeinen Verhältnisse überall in der Welt auch vom Buchhandel neue Anpassung verlangen. Dazu braucht es Zeit, und das kann nur in Ruhe geschehen. Gegenseitige Vorwürfe helfen dabei nichts. Nur verständnisvolles Zusammenwirken und all-seitige Unter stützung kann vorwärts führen. Dabei sollte man sich auch den* Weg nicht durch allzu einseitige Parteinahme in manchen Tages- fragen verbauen. Der Buchhandel muß im Grunde doch immer der Allgemeinheit dienen. Ist der Anpassungsumbau erfolgreich durchgesührt, so dürfte mindestens ein Teil der Klagen über Über produktion vermutlich verstummen. Soweit das nicht zutrifft, sind noch andere Dinge zu beachten, auf die in nachstehender, uns von geschätzter Seite zugegangener Zuschrift sehr treffend hingewiesen ist. Ein Verleger schreibt uns: In dem letzten Wirtschaftsbericht ist ein Schreiben zum Abdruck gebracht, in dem wieder ans die Notwendigkeit hingewiesen wird, die Produktion einzuschränken und jedes einzelne Unternehmen gründlich darauf zu prüfen, ob es unter den heutigen Verhältnissen durchführ bar ist. Das bringt mich darauf. Ihnen einmal das zu sagen, was ich schon öfters vorhatte: nämlich Sic zu bitten, in einem Ihrer Wirt- schastsbcrichte doch einmal auf die eigenartige Ausnahmestellung des Verlages hinzuweisen inbezug ans die Berücksichtigung der wirtschaft lichen Konjunktur. Es ist besonders im wissenschaftlichen Verlag doch so. daß wir unsere Tätigkeit leider nicht nach der augenblicklichen Kon junktur einrichten können, sondern daß unsere ganze verlegerische Arbeit meistenteils auf weite Sicht eingestellt ist. Was ich heute pro jektiere, verhandele und schließlich mit den Autoren abschließe, wird in zwei, manchmal aber erst in drei Jahren zur Ausführung kommen. Was jetzt an Manuskripten einlänft, ist meist vor Jahren abgeschlossen worden, als die wirtschaftlichen Verhältnisse ganz andere waren, und wenn ich heute unter dem Eindruck der schlimmen Wirtschaftslage bremse und weniger neue Sachen abschließe, so wirkt sich das erst in Jahren aus, wo die Verhältnisse wieder ganz anders und hoffentlich besser liegen. Jeder Fabrikant oder Industrielle kann sich meist rasch den augen blicklichen Konjunkturen anpassen: das ist aber im Verlag, wenigstens im wissenschaftlichen, ganz anders. In diesem Zusammenhang kommt cs einmal wieder recht zum Bewußtsein, daß die Häuptverpflichtung. die dem Verleger durch das Verlagsgesetz aufgebürdet ist, die Ver pflichtung zur Veröffentlichung ist. Das ist u. U. eine viel größere Belastung als ein mehr oder weniger hohes Honorar, das im Vertrage vereinbart ist. Es sollte den Autoren-Vertretungen das Verständnis gerade für diese schwere Verpflichtung einmal beigebracht werden, denn diese Zu sammenhänge sind wohl den wenigsten Autoren geläufig, wie überhaupt leider immer wieder konstatiert werden muß. daß gerade in Autoren kreisen, die doch eigentlich einigermaßen orientiert sein sollten, eine er staunliche Schimmerlosigkeit über das Wesen des wissenschaftlichen Ver lagsbuchhandels besteht, wie man sie kaum für möglich halten sollte. Wenn die Verhältnisse noch schlimmer werden, wie sie augenblicklich schon sind — und wenn nicht jeder Anschein trügt, so wird das so wer den —, dann wird tatsächlich notgedrungen die Frage im Hintergrund auftauchen müssen, ob nicht u. U. im Einzelfalle wieder die in der In flationszeit in Geltung gekommene »Claiwula rebcw 8ie 8tuntibu8« in Anwendung gebracht werden kann, sofern eine gütliche Vereinbarung mit dem Autor nicht zu erreichen ist bezüglich Hinausschiebung des betr. Projektes. Mehr Verständnis für die wirtschaftliche Notlage des Buch handels, mit unter dem 'Gesichtspunkt der Überproduktion, wird namentlich bei den Autoren auch noch in «anderer Richtung erbeten werden müssen. Die das Gefühl der Überproduktion sehr wesent lich verstärkenden Absatzschwierigkeiten vor allem auch für das wissenschaftliche Buch im Ausland sind nicht zuletzt durch die Preis verhältnisse mit 'bestimmt. Diese Zusammenhänge beleuchtete kürz lich ein Verleger in einer Zuschrift an uns so trefflich, daß hier das Wesentlichste daraus wiedergegeben sei. Es «heißt da: Die öffentlichen Bibliotheken haben wohl in den meisten Fällen zur Anschaffung der Bücher wieder ihre FriedcnsetatS, da sie aber Lücken, die im Kriege gerissen sind, ausfüllen müssen, und da die Bücher der Geldentwertung wegen teurer sein müssen, sind sie nicht in der Lage, der Stückzahl nach soviel Exemplare anzuschaffen wie vor L614*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder