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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1925
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- 1925-12-12
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1925
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- Deutsch
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Kind einen stärkeren Einfluß ausübt als alle übrigen Erziehungs faktoren zusammen, ein Berater, der geduldiger, an Erfahrung und Umfang des Wissens reicher ist als die meisten Lehrer, der im Kinde aufs beste die schöpferischen Kräfte zu wecken versteht, der unendlich billiger ist als die billigste Lehrkraft, ich meine — das Buch! Aber, aber! Während die Ellern mit dem Kinde durch die Natur eins sind, während Erzieher jeder Art ihre Befähigung erweisen, ihre Berechtigung zur Erziehungsarbeit erwerben müssen, ist der ein flußreichste, aber dem Kinde wohl der liebste Berater und Erzieher, das Buch, oftmals ganz dem Belieben und der Wahl des Kindes an- heimgcgebcn. Und hier wird das Vorrecht des Erwachsenen, seine Lebenserfahrung, zu einer heiligen Pflicht dem Kinde gegenüber. Des Kindes Hand greift wahllos nach dem Buche, das ihm die Gelegen heit oder der Zufall bietet. Es greift auch nach dem schlechten Buche oder nach einer Lektüre, die, für den Erwachsenen bestimmt, für das Kind gefährlich und verderblich werden kann. Und gerade in solchen Büchern glaubt das Kind Geheimnisse, Rätsel des Lebens gelöst zu finden, nach denen seine Seele hungert. Wir lesen es in Biographien, wir erleben es wohl manchmal selbst, daß das Kind mit einem solchen Buche versteckte Schlupfwinkel im Hause, im Garten aufsucht, um den Inhalt gierig zu verschlingen. Dann ist das Buch ein Feind des Kindes, der seine Seele vergiftet, in ihm vorzeitige Regungen weckt, die die reine Flamme der Unschuld ersticken und die fressenden Gluten der Leidenschaften auflodern lassen. Und warum greift das Kind gern zu solchen Büchern, abgesehen von den vorhin angeführten Grün den? Früher war es dadurch zu erklären, daß man dem Kinde alberne Geschichten vorsetzte, Sie das Kind langweilten. Der Schatz der Jugend bücher war klein und bis aus die guten, unvergänglichen Märchen bücher inhaltlich oft wertlos. Das ist heute anders geworden. Der Blicherschatz für die Jugend füllt ganze Bibliotheken und wächst von Jahr zu Jahr. Große Verlage haben sich der Jugendbücher ange nommen, namhafte Schriftsteller und Maler stellen sich in ihren Dienst. Glanze Organisationen überwachen den Jugendbiichermarkt und geben Kataloge und Richtlinien heraus für die Wahl der guten Jugendbücher für jedes Alter, vom Bilderbuch für die Kleinsten bis zum stattlichen Knaben- und Mädchenbuch für die reifere und reife Jugend. Kalender, Zeitschriften, Bücher, mit unterhaltendem und belehrendem Inhalt, Ausgaben von paar Pfennigen bis zum Luxuswerk gibt es in Hülle »rnd Fülle. Jeder Neigung, jedem Geschmack, jeder wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wird entsprochen. Hinsichtlich einer guten und reichen Auswahl sind also alle Bedingungen erfüllt. Wer aber soll nun die Wahl treffen? Zunächst natürlich das Kind selbst, aber seine Wahl bedarf der Zustimmung der Eltern, der Erzieher. Die Schule mit ihrer Schulbibliothek muß den Geschmack des Kindes für ein gutes Buch entwickeln, der Lehrer muß im deutschen Unterricht gelegentlich neben dem Lesebuch die private Lektüre seiner Zöglinge zu Worte kommen lassen, um dadurch die verschiedenen Neigungen der .Kindes seelen kennen zu lernen und sie zum guten Buch zu führen. Allen Erwachsenen aber, Eltern, Verwandten, die die Kinder mit Büchern beschenken, ohne sie vorher zu befragen, muß bei der Wahl des Buches Vorsicht anempfohlen werden, wenn sie dem Kinde in dem Buche einen willkommenen und guten Berater, nicht aber einen langweiligen Ge sellen oder gar einen Verderber in die Hand geben wollen. Und noch ein Faktor ist für die Wahl eines guten Jugendbuches, wie für die Wahl eines guten Buches überhaupt von größter Wichtigkeit — der Buchhändler. Die Bedeutung des Buchhändlers für das Geistes leben einer Stadt ist ganz bedeutend und wird oft gar nicht erkannt. Wenn schon die Erwachsenen sich großenteils vom Buchhändler in der Buchauswahl beraten lassen, so ist cs bei jugendlichen Käufern um so mehr der Fall. Welcher Segen quillt aus einem Buchladen in die Menschen, besonders auch in die Jugend einer Stadt, wenn der Buch händler ein wohlerfahrener, ein von der hohen Pflicht seines Berufes, der geistige Berater der Käufer seiner Bücher zu sein, durchdrungener Mann ist! Nun ist es aber dem Buchhändler nicht möglich, alle seine Bücherschätze für die Jugend im Laden oder in der Auslage zur ge fälligen Auswahl zur Schau zu stellen, ebensowenig kann er jedem Käufer einen langen Vortrag über die verschiedenen guten Bücher halten und -die Bücher vom Brett herunterholen, dazu fehlt ihm die Zeit. So war denn hier noch eine Lücke, die in den letzten Jahren vom Buchhandel ausgefüllt worden ist. Die Buchhandlungen veran stalten Buchwochen für die Erwachsenen, für die Jugend. Je nach der Leistungskrast der Buchhandlungen werden dem Publikum in einer großen Schau die Schätze der Literatur, der Jugendliteratur vorgelegt. Was man bisher nur auf den Buchmessen lediglich zur Reklame und aus materiellen Geschäftsinteressen tat, eine Bücherschau zu bieten, das gewinnt durch die Buchwochen einen idealen Inhalt. Eine große Buch schau läßt Vergleiche zwischen den einzelnen Büchern zu, Buchaus stattung und Bildschmuck bilden den ästhetischen Geschmack, die Mög lichkeit zu längerer Einsichtnahme in den Inhalt dieses oder jenes Buches bildet den geistigen Geschmack sowohl der Erwachsenen als auch der Jugend. Und gerade in unserer wirtschaftlich schweren Zeit, die den Menschen aus Not zum Materialismus drängt, wo die Seelenruhe und Beschaulichkeit zur geistigen Kultur geschwunden zu. sein scheinen, wo das Buch manchem als überflüssiger Luxus erscheint, da wirbt das Buch in der Buchwoche um die verlorenen Freunde, da werden die zerrissenen Beziehungen zwischen der Seele des Volkes und den Geistes schöpfungen der Edelsten der Nation wieder hergestellt. Mehr vielleicht noch als der Erwachsene leidet das Kind unter der Not der Zeit. Während die Seele des Erwachsenen sich abstumpst oder sich mit Willen abschließt, hat die Seele des Kindes ein offenes Tor, durch das alles unbehindert Einlaß findet, womit das Kind fertig werden muß. Auch die Schule stellt an die Zeit und die Kraft des Kindes höhere Anforderungen als früher. Die Stundenzahl, die Zahl der Fächer ist gewachsen und zermürbt die Aufnahmefähigkeit des Kindes. Daher hat manches Kind wenig Zeit und wenig Lust zum Lesen und beraubt sich so seines besten, einflußreichsten Beraters, des Buches. Und so soll denn die Jugendbuchwoche um die Seele des Kindes werben, haben, dann hat sich manches Kind seinen Freund oder seine Freunde unter den vielen Büchern gewählt, dann haben Eltern und Erzieher ihre Kenntnis vom guten Jugendbuch erweitert und vertieft. Und keine Zeit des Jahres ist für eine Jugendbuchwoche geeigneter als die beginnende Weihnachtszeit, die des Kindes goldene Wunschzeit ist. Und so begrüße ich denn als Vater und Lehrer diese Veranstaltung unserer beiden großen hiesigen Buchhandlungen, deren Bemühungen um eine neue Verbindung zwischen Publikum und Buch durch geschmackvolle, sorg fältige Ausstellung in den Auslagen jeder Rudolstädter in den letzten Jahren oft genug zu bewundern Gelegenheit hatte. Möge den beiden Buchhandlungen neben der inneren Befriedigung über ihr Werk auch der in dieser schweren wirtschaftlichen Zeit so notwendige materielle Erfolg und die Anerkennung aller die Jugend betreuenden Faktoren zuteil werden. Wenn ich als Lehrer die einleitenden Worte bei der kleinen Er öffnungsfeier zu der Jugendbuchausstellung übernommen habe, so ge schah dies aus der Erkenntnis heraus, daß wir Lehrer an erster Stelle berufen sind. Zwischen der Jugend und dem guten Jugendbuch die Ver bindung anknüpfeu und festigen zu helfen. Denn unsere Bildungs und Erziehungsarbeit in der Schule findet die wertvollste Ergänzung und Förderung durch ein gutes Jugendbuch! Englert L Schlosser, Frankfurt (Main): Frank furter Heimatbücher für Haus und Schule. Unter beson derer Berücksichtigung ihrer Verwendung im Unterricht. 32 S. mit vielen Abbild, gr. 8°. Englert L Schlosser, Frankfurter Heimatverlag, widmen allen, die um die Erziehung der Frankfurter Jugend bemüht sind, eine Werbe schrift, mit der ein neuer Weg im Gebiete der Werbearbeit beschritteu ist. Der Verlag pflegt für Frankfurt und Frankfurter Land die Heimatbildung, wie sie von den Leitsätzen »Schule und Heimat« der Neichsschulkonferenz 1920, den preußischen »Richtlinien« 1925 in den Vordergrund gerückt wird, die Heimatkunde, die sich für jeden Ort im Anschluß au seine heimatlichen Lebcnsverhältnisse aufbauen will. Das heutige Lesebuch verzichtet auf die Wiedergabe unterrichtssertigcr Realien: der Lehrer sieht sich nach dem nötigen Rüstzeug um. Mit einem Lehrbuch und der Vermittlung dieser und jener Kenntnisse ist wenig getan: es handelt sich um Kenntnis und Anschauung, um solche Lehre und solche Bücher, in denen die Heimat im eignen Wort und Bilde spricht. Danach ist der Englert und Schlossersche Verlag auf gebaut. Die Werbeschrift ist von Fritz Grebenstein verfaßt und von Georg Schlosser selbst eiugeleitet. Sie führt die Reihe der Heimat kundlichen Werke des Verlags in einer Weise vor, die sic zu einem Frankfurter Bilderbuch, zu einem Denkmal deutscher Spezialverlagsarbeit auf einem Gebiete, das um Deutschland, deutscher Volkheit, deutscher Jugend willen allen besonders am Herzen liegt, und zu einem heimatkundlichen Brevier für den deutschen Lehrer macht. Es gibt die richtungweisenden Grund sätze an, die allgemein und überall gelten, und die Mittel, mit denen sie in die unterrichtliche Praxis umzusetzen sind: .Bild- und Wortunterricht und Vorbereitung und Auswahl fin den Heimatkundlichen Lehrausgaug in gegenständlicher Kul turgeschichte, Volkskunde und Familiengeschichte. Die Vereinigung von theoretischer Begründung, von Eigenschaft der Schrift als eines für sich selbst bestehenden Heimat- und Bilderbuchs vornehmer und anziehender Text- und Bildgestaltung, von Darbietung des Ganzen als planmäßigen Werkes eines Verlags, dies alles aus einem schöneil Guß, macht das Besondere und Neue der Werbeschrift aus. I. G.
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