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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1905
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- 1905-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1905
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- Deutsch
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6452 Nichtamtlicher Teil. ^ 164, 18. Juli 1905. Nichtamtlicher Teil. Zur Geschichte der Vuchdruckerlmnst und des Vuchhaudrls in Frankreich. Von Tony Kellen, Essen (Ruhr). Bekanntlich war in der ersten Zeit nach Erfindung der Buchdruckerkunst die Tätigkeit des Druckers, Verlegers und Händlers in einer Person vereinigt. Allerdings trat hierin allmählich eine Änderung ein, allein Buchdruckgewerbe und Buchhandel hatten auch nach einer säst völligen Trennung noch so viel Gemeinschaftliches, daß die Geschichte des einen sich ohne die des andern gar nicht behandeln läßt. Wir finden denn auch in einem soeben erschienenen ersten Band einer großen Wirtschaftsgeschichte der Buchdruckerei in Frank reich eine Menge interessanter Einzelheiten über die Ge schichte des Buchhandels, so daß sich ein Referat Uber dieses Werk an dieser Stelle wohl rechtfertigt. Der Titel des Werks lautet: Uistoiro svouomigllö äs l'iwxriwsris. ?sr ?LN> Äsllottss, äootsur ds-soisvoss poiitigusg st soovo- 1439—1789. Uaris, Uibrairis llaebstts L 6is. 1905. 531 Seiten gr. 8". Preis broschiert 7 Fr. 50 Cts., auf Velinpapier 25 Fr., auf holländ. Papier 50 Fr., auf jap an. Papier 100 Fr. Der Verfasser ist der zukünftige Besitzer der großen Buch druckerei Mellottte in CMeauroux, in der auch das Buch hergestellt worden ist. Er hat nach seinen Studien in Paris dieses Buch geschrieben, gewissermaßen um, wie die Gehilfen zur Zeit der Innungen, vor seinem Eintritt als Meister ein »Meisterstück« zu schaffen. Dieser erste Band enthält ein sehr reichhaltiges Material, zu einer sehr übersichtlichen klaren Darstellung verarbeitet. Das Buch füllt insofern eine Lücke aus, als es zum erstenmal die Geschichte der Buch druckerkunst vorwiegend vom wirtschaftlichen Standpunkt aus behandelt, der in den altern Darstellungen zumeist nur neben sächlich berücksichtigt ist. Das nachfolgende Referat soll aus dem Werk natürlich nur dasjenige Mitteilen, was für den Buchhandel von Interesse ist. Der Verfasser weist zuerst auf die Wahrscheinlichkeit hin, daß Gutenberg als der Erfinder der Buchdruckerkunst zu betrachten sei. Am 1. Januar 1471 schrieb Guillaume Fichet in der Sorbonne einen Brief an Robert Gaguin, um die Wiedergeburt der Wissenschaft auf der Pariser Universität zu feiern. In diesem Schreiben beruft er sich auf die Aussage der dortigen Buchdrnckergehilfen, die die neue Kunst als eine Erfindung Gutenbergs aus der Nähe von Mainz bezeichnen. Bekanntlich erschien 1457 in Mainz der »ksslworuw eoäsr«, das erste mit Jahreszahl und Drucker bezeichnte Werk. Die Kunde von der geheim nisvollen Erfindung drang schon bald nach Frankreich, und am 4. Oktober 1458 sandte König Karl VII. Nicolas Jenson, einen seiner besten Münzstempel-Schneider, nach Mainz, »um sich heimlich über die Kunst zu unterrichten und deren Erfindung listig mitzubringen«. Jenson arbeitete fast drei Jahre in einer Buchdruckerei in Mainz, und wollte nach Frankreich zurückkehren, als er den am 21. Juni 1461 erfolgten Tod des Königs erfuhr. Ludwig XI., dessen Nachfolger, entließ alle Ratgeber seines verstorbenen Vaters, und deshalb zog Jenson es vor, in Mainz zu bleiben. In der Nacht vom 28. Oktober 1462 wurde Mainz von den Truppen Adolphs von Nassau erobert, und nun zerstreuten sich die Buch drucker. Jenson befand sich wahrscheinlich unter denen, die da mals den Rhein hinaufwanderten, denn er lebte später in Venedig, wo er schöne Drucke mit eigner Schrift aussührte. (Es waren übrigens nicht die ersten venetianischen Drucke, wie Mellottöe glaubt.) In Frankreich wurde die neue Kunst eingeführt durch Johannes (Heynlein) von Stein (äs Uspiäs) bei Konstanz, auch äsav äs >» Uisrrs oder UaxiäLvus genannt, ehemaligen Rektor der Pariser Universität, und Guillaume Fichet, Professor der Literatur. Elfterer besaß bereits einige gedruckte Bücher, und um den Professoren und den Studenten an Stelle der vielfach fehlerhaften Abschriften gute Texte zu verschaffen, ließ er im Verein mit Fichet drei Buchdrucker vom Rhein kommen. Es waren dies Michel Friburger aus Colmar im Elsaß, Ulrich Gering und Martin Crantz, die Anfang 1470 in Paris eintrafen und in der alten Sorbonne in drei kleinen Zimmern die erste Druckerei ein richteten. Schon im Juli oder August desselben Jahres vollendeten sie den Druck des ersten Buches, der Kasparivi spistolas. Von 1470 bis 1473 druckten sie nicht weniger als 23 Bände, sämtlich lateinische Texte. Es zeigte sich übrigens jetzt, daß auch Ludwig XI. die neue Kunst beschützte. Die Drucker wurden dagegen heftig befehdet von den Kopisten und den Zeichnern, die die farbigen Initialen malten. 1470 gab es noch 6000 Abschreiber; aber wenige Jahre später hatten sie fast alle ihr Brot verloren, da die gedruckten Bücher besser und billiger waren als die ge schriebenen. In Toulouse entstand sogar ein Ausstand der Kopisten im Jahre 1477, sin Jahr nach der Einführung der Buchdrucksrkunst daselbst. Viele Zeichner gingen übrigens zu der neuen Kunst über, wo sie vorläufig Beschäftigung fanden, da die ersten Drucke keine Initialen enthielten und diese erst mit der Hand eingezeichnet wurden. Von der Sorbonne breitete sich die Buchdruckerkunst über ganz Frankreich aus. Am Ende des fünfzehnten Jahr hunderts zählte man schon in mehr als vierzig Städten Druckereien. Nach der Reihenfolge der Niederlassung des ersten Druckers waren dies: Paris 1470, Lyon 1473, Tou louse und Angers 1476, Chablis und Vienne 1478, Poitiers 1479, Caen 1480, Albt 1481, Chartres und Metz 1482, Troyes 1483, Chambsry, Brshant - Loudsac und Rennes 1484, TrSgnier und Salins 1485, Abbeville 1486, Rouen, Besannen und Lantenac 1487, Embrun 1489, Grenoble, Dole und Orleans 1490, Goupillidre (Eure), Augoulsme, Dijon und Narbonne 1491, Cluny 1492, Nantes, Chrlons, Tours und Mäcon 1493, Limoges und Provins 1495, Valence 1496, Avignon 1497, Psrigueux 1498, Perpignan und Valenciennes 1500. Das erste Buch in französischer Sprache druckte Pasquier Bonhomme, das erste illustrierte Werk Jean du Prä 1481. Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts traten dann die berühmten Drucker Estienne und Simon de Colines auf. In Lyon, wo die schwarze Kunst 1473 eingeführt worden war, erfreute sie sich größerer Freiheit als in Paris, wo sie unter der Zensur der Sorbonne stand. Hauptsächlich wurde in Lyon volkstümliche Literatur gedruckt, Ritter romane, Schwänke u. dgl. In Rouen wurden zumeist liturgische Werke für die mittleren Provinzen, sowie für die Bretagne, Flandern, England und nordische Länder her gestellt, in Tolouse dagegen juristische und andre Unter richtswerke, auch theologische und spanische Bücher, in Troyes illustrierte Werke, die denen aus Paris nicht nach standen. Von 1470 bis 1500 zählte man 60 Druckereien in Paris, davon mehr als 30 gleichzeitig am Ende des fünf zehnten Jahrhunderts. Zwanzig Verleger versorgten sie mit
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