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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1905
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- 1905-07-19
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1905
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- Deutsch
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6480 Nichtamtlicher Teil. ISS, 19. Juli lSOS. Buchhändler beschwerten sich natürlich, da es den Buch druckern noch immer freistand, eine Buchhandlung zu er öffnen, bis die Buchhändler 1713 eine königliche Erklärung erlangten, wonach die Söhne von Buchdruckern, die Buch händler werden wollten, ein Lehrjahr bei einem Buchhändler absolvieren mußten, während anderseits im Falle der Vakanz von Druckereien die Söhne von Buchhändlern den Meister titel als Drucker erhalten konnten, ohne eine Lehrzeit be standen zu haben. Man mag sich zu den Innungen stellen wie man will — Mellottse steht ihnen nicht sonderlich wohlwollend gegen über —, jedenfalls muß man sie aus den damaligen Ver hältnissen heraus beurteilen, und dann kann man nicht leugnen, daß eine gewisse Einschränkung in der Zahl der Be triebe wünschenswert war. Im Jahre 1645 zählte man in Paris bereits 183 Druckerpressen, und so wurde denn bald darüber geklagt, daß nicht einmal 80 davon regelmäßig in Tätigkeit waren, während die andern nur auf den Druck von Pamphleten, Liedern und fliegenden Blättern warteten. Um den Druck dieser Skandalschriften zu vermeiden, ver langte man, daß die Druckereien aus eine solche Zahl ein geschränkt würden, wie sie für den Druck der nicht an stößigen und nicht verbotenen Bücher genügend wäre. Von 1473 bis 1694 gab es an Buchhändlern und Buchdruckern in Paris: von 1173 bis tsoo 75 von 1500 bis 1525 80 von 1525 bis 1550 90 von 1550 bis 1575 102 von 1575 bis 1600 112 von 1600 bis 1625 270 von 1625 bis 1650 240 von 1650 bis 1675 120 von 1675 bis 1794 60 Das Reglement von 1618 und besonders das von 1686 hatten also eine starke Abnahme herbeigeführt. Ähn lich war es in Toulouse, Bordeaux, Lyon und andern Städten. Die Maßregel hatte jedoch den Nachteil, daß die Buchdrucker sich die Lage zunutze machten, um die Druckpreise zu erhöhen, abgesehen davon, daß die Herstellung der Bücher jetzt vielfach verzögert wurde. Man war also in der Konzen tration der Betriebe offenbar zu weit gegangen oder hatte keine genügenden Vorkehrungen zur Verhinderung der ein getretenen Mißstände getroffen. Die Buchdrucker hatten seit 1686, wo ihre Zahl auf 36 beschränkt worden war, die Preise bedeutend erhöht. Wäh rend ein Druckbogen vorher 10 livrss kostete, wurde er 1720 mit 20 livrss berechnet. Infolgedessen mußten die Buch händler die Bücherpreise verdoppeln, und die Folge davon war, daß der Absatz sehr zurückging. Der König entschied 1720, daß Buchdrucker und Buchhändler in der Innung dieselben Rechte genießen sollten, und 1728, daß die Zahl der Buchdrucker aus 36 beschränkt bleiben sollte, daß aber anderseits auch das Recht, Buchhändler zu werden, wesentlich eingeschränkt wurde. Während die Pariser Innung 1618 errichtet wurde, wurden seit 1644 auch in der Provinz Innungen für das Buchgewerbe eingeführt. Im Jahre 1789 zählte man deren 20 und zwar in den Städten Amiens, Angers, Besaichon, Bordeaux, Caen, ChLlons-sur-Marne, Dijon, Lille, Lyon, Marseille, Metz, Montpellier, Nancy, Nantes, Nimes, Orleans, Paris, Reims, Rouen und Toulouse. Die Einrichtung war überall dieselbe; die Innungen umfaßten nicht bloß die Meister und die Witwen, die Geschästsinhaberinnen waren, sondern auch diejenigen Inhaber eines Meistertitels, die wegen der Beschränkung in der Zahl der Druckereien oder aus einem andern Grunde kein Geschäft hatten. Die eingehende Darstellung, der Mellottse die von den Innungen geschaffene Organisation unterzieht, enthält soviel Einzelheiten, daß es nicht möglich ist, sie hier zu verzeichnen. Der Verfasser behandelt vorerst einzeln die Verhältnisse der Lehrlinge, der Gehilfen und der Meister, dann ihre Beziehungen untereinander, im Geschäft und zu Hause. Schon Franz I. hatte 1541 für die Lyoner Drucker und Buchhändler eine Lehrzeit vorgeschrieben, und das Generalreglement von 1723 ordnete an, daß jeder, der Buchdrucker oder Buchhändler werden wollte, mindestens vier Jahre Lehrling und mindestens drei Jahre Gehilfe gewesen sein müsse. Da von den Lehrlingen eine gewisse Bildung und sogar die Kenntnis des Lateinischen und die Fähigkeit, griechisch zu lesen, verlangt wurde — eine Anforderung, die allerdings nicht immer streng durch geführt wurde —, so hatte man in den Druckereien noch einfache Hilfsarbeiter (allonss), die kaum lesen und oft nicht einmal schreiben konnten, die aber auch nie in den Rang der Gehilfen, geschweige denn der Meister ausrücken konnten. Diese Hilfsarbeiter waren auch schon deshalb notwendig, weil die Zahl der Lehrlinge starken Beschränkungen unterworfen war. 1713 wurde den Druckern ausdrücklich gestattet, soviel Arbeiter anzunehmen wie sie brauchten. Da durch wurde den wachsenden Ansprüchen der Gehilfen ein Damm entgegengesetzt. Viele Gehilfen blieben als solche ihr Leben lang tätig, weil ihnen die Einrichtung einer Druckerei nicht gestattet wurde, oder weil sie nicht die nötigen Geld mittel besaßen seine kleine Druckerei kostete mindestens 4000 livrss, eine für jene Zeit sehr bedeutende Summe). Wer Meister werden wollte, mußte nämlich nicht bloß die Prüfung bestehen, sondern auch in moralischer und finanzieller Hinsicht gewisse Garantien für die solide Führung seines Geschäfts bieten. Zudem wurde der Meistertitel nicht unentgeltlich verliehen: die Gebühr hierfür stieg zuletzt sowohl für Buchdrucker als auch für Buchhändler auf 3000 livrss. Dazu kamen noch andre Kosten, und da das Geld damals noch einmal soviel Wert hatte als heute, so kann man wohl annehmen, daß jeder Drucker und jeder Buchhändler schon vor Eröffnung seines Geschäfts 8- bis 10 000 Franken zu bezahlen hatte. Dazu kamen dann erst die Kosten für die Einrichtung der Druckerei bezw. der Buchhandlung. Im 16. Jahrhundert blühten die Druckereien. Die Drucker Godart und Merlin in Paris beschäftigten 1588 nicht weniger als 200 Arbeiter. Am Ende des 17. Jahr hunderts wurde aber über einen allgemeinen Geschäftsrück gang geklagt; es sollen in Paris nicht einmal zwei Drucker mit mehr als 10 000 livrss Vermögen gewesen sein. Es gab aber auch Ausnahmen: In Troyes hinterließ Uves ll Girardon 1686 ein Vermögen von 40 000 livrss, Nicolas II Oudot konnte jedem seiner 5 Kinder 4000 livrss Mitgift geben, Jean II Garnier und Etienne Garnier jun. besaßen 1783 ein Vermögen von 110 000 livrss und hatten jährlich einen Umsatz von ISO 000 livrss allein mit dem Druck ihres Mai länder Almanachs. '.B Einen umfangreichen Abschnitt widmet Mellottse den Arbeitsverhältnissen in den Druckereien, wobei er den Arbeitsvertrag, die Feiertage und den Arbettsmangel, die Nachtarbeit, die Löhne, die Ausstände und endlich die technischen Einrichtungen eingehend bespricht. Da dieser Ab schnitt die Buchhändler nicht direkt berührt, so können wir darüber hinweggehen. Doch seien einige Einzelheiten aus dem letzten Teil dieses Abschnitts über die Bücher und ihre Preise mitgeteilt. Während heute die Druckarbeiten für Verwaltungen, für Handel und Verkehr einen sehr bedeutenden Bestandteil in der Beschäftigung der Druckereien bilden, kannte man früher in den Druckereien nur die Herstellung von Büchern.
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