Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1925

Redaktioneller Teil. ausgcwählten deutschen Ausstellung. Den Bemühungen unseres Landsmannes Herrn Lorenz, des Schwagers des deust^en Konsuls in Florenz, ist es in erster Linie zu danken, daß die deutsche Ausstellung als einzige rechtzeitig eingerichtet und fertig gestellt wurde und trotz der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit ein würdiges Aussehen erhielt. Zu Ehren der Aussteller und Gäste fand am Abend des 5. März ein Festessen statt, an dem unter andern! der italienische llnterrichtsminister, die Vertreter der Städte und Behörden teil- uahmcn. Auf deutscher Seite waren Herr Konsul Stiller, Herr Schulrat N i e m a n u als Vertreter des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, Berlin, von den ausstellenden Häusern ein Vertreter der Firma F. E. Wachsmuth, Leipzig, erschienen. Am 7. März vereinte ein überaus gelungenes Künstlcrsest zahl reiche Mitglieder der deutschen Kolonie, die deutschen Vertreter und Aussteller. Zum ersten Male nach dein Kriege ist Deutschland mit dieser Ausstellung wieder auf einer vom größten Teile der in Frage kommenden Interessenten beschickten internationalen Lchrmittel- ausstellung vertreten und gibt ein fast geschlossenes Bild der Er zeugnisse der deutschen Lchrmittelindustrie und des deutschen Lchr- mittclhandels. — Wenn auch der materielle Erfolg der Florcnzer Lehrmittclausstcllung sich noch nicht überblicken läßt und sich zum Teil erst später auswirkcn ivird, eine große kulturelle Bedeutung kommt dieser Schulausstellung ohne jeden Zweifel zu. Die von der deutschen Lehrmittelindustrie in Verbindung niit dem Zen tralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin mit der Aus stellung geleistete Aufbauarbeit wird nicht vergebens sein; und nur durch Anspannung aller Kräfte, durch wirkliche Aufbau arbeit wird cs Deutschland gelingen, auch auf dem Gebiete des Untcrrichtswcscns die innegehabte Führung zu erhalten und zu festigen. vr. Herbert Döring. Aus dem Antiquariatshandel. (Schluß zu Nr. 70 u. 72.) Gerade zur rechten Zeit kommt Katalog I!> des Antiquariats Agnes Straub in Berlin, der eine außerordentlich reiche Sammlung über Luftschiffahrt (l204 Nru.) anzeigt. Er ist in 18 Abteilungen eingeteilt, deren letzte lauten: Romane, Utopien, Jugendschriftcn, Theater, Gedichte, Jahrbücher, und zu letzt eine geschlossene Sammlung von mehr als 380 auf die Luft- schisfahrt bezüglichen Musikalien. Wer weiß, wieviel Jahre eif rigen Euchens und Nachforschens dazu gehört haben, die Biblio thek zusammcnzubringcn! Aus den geforderten Preisen möchte mau herauslesen, daß sich der Besitzer nur ungern davon trennt. Ein zweiter Teil, der graphische Blätter enthält, ist in Aussicht gestellt. Der Zufall will es, daß zu gleicher Zeit aus dem Aus land von N. Posthumus im Haag ein Katalog über das gleiche Thema kommt (Nr. 163, 353 Nrn.). Selten wurden wissen schaftliche Antiquariats-Kataloge so gründlich bearbeitet wie der über Alte Medizin und Naturwissenschaften der Hirsch- waldschcn Buchhandlung in Berlin. In den Ein leitungsworten des bekannten Forschers und Sammlers Eugen Holländer wird hervorgehoben, wie wertvoll solche, von erfah rener Hand bearbeitete Kataloge für den Sammler sind und welche Förderung die Wissenschaft von ihnen erfährt. Es ist bewundernswert, mit welcher Sachkenntnis alle nur möglichen Bibliographien und andere Nachschlagewerke herangezogen und zitiert werden, sodaß sich der Fachmann sofort eine Idee von dem betreffenden Buche machen kann; der Laie wird auf ange nehme Weise in die Geschichte dieser Wissenschaften cingeführt. Unter den vielen wertvollen Werken fehlt es auch nicht an be sonders kostbaren, z. B. die erste Ausgabe des berühmten Werkes über die Anatomie des menschlichen Körpers von Vesalius, 1543, mit 23 großen und ungefähr 200 kleineren Holzschnitten, Mk. 650.—, dann eine seltene Ausgabe des Kräuterbuches von Fuchs, 1542, mit über 500 Pslanzenabbildungen, Mk. 575.—. über das gleiche Gebiet ist neben den zahlreichen Listen des Inter na t i o n a a l Antiquariaat in Amsterdam der um fangreiche Katalog (938 Nrn.) von V. A. Heck in Wien zu sdi» 74, 28. März 1925. erwähnen. Inhaltlich steht er dem Hirschwaldschen kaum nach, aber leider ist er in Maschinenschrift vervielsältigt und schwei- lesbar. Es fragt sich, ob die Ersparnisse, die hier gemacht werden, nicht auf Kosten der Verbreitung und Beachtung gehen. Daß das deutsche Antiquariat bestrebt und fähig ist, die ganze Welt mit Büchern zu versorgen, zeigt so recht der Katalog 210 von Leo Liepmannssohn in Berlin über Musikge schichte. Er enthält mindestens ebensoviel ausländische wie deutsche Werke und kann sich in seiner Reichhaltigkeit sehen lasse». Alte naturwissenschaftliche Bücher mit ihren manchmal in die Hunderte gehenden farbigen Tafeln waren von jeher sehr gesucht und hoch bezahlt. Eine ganz einzigartige Sammlung dieser Art zeigte vor kurzem das Nürnberger Antiquariat G. m. b. H. in Nürnberg in einen, schönen Kataloge an. Ihr Vorbesitzer begnügte sich nicht damit, die Werke allein zu sammeln, sondern er trachtete auch, von den Nachfahren der einstigen Verleger und Verfasser die Original-Aquarelle zu erwerben, die den Werken zugrunde liegen. Nur einige der be kanntesten Bücher seien erwähnt: Hübner, Geschichte europäischer Schmetterlinge. 447 illuminierte Kupsertaseln, Mk. 1200.—; Martini und Chemnitz, Conchylien-Cabinet, 12 Bde., 1769—1829, Mk. 1200.—; Ernst, papillono ck'öurops, 1779—93, Mk. 1000.—; Esper, Die europäischen Schmetterlinge, 1777—1807, Mk. 360.—; Hübner, Sammlung europäischer Schmetterlinge, 743 kolorierte Kupfertafeln, 1805—41, Mk. 700.—; Maria Sibylla Mcrian, Raupen, 1679—83, Mk. 150.—. Ein großer Teil dieser Werke ist bei dem Nürnberger Buchhändler Nicolaus Raspe, einem der größten Verleger aller Zeiten, erschienen. Er hat ungefähr 600 Werke verlegt, unter denen sich neben den meisten obigen die Werke Linnss in 27 Bänden, das Weigel- und Siebmachersche Wappenbuch in 13 Bänden, de Geers Geschichte der Insekten in 7 Bänden u. a. befinden. Bis 1475, dem Jahre des Erscheinens der ersten Naturgeschichte in deutscher Sprache des Conrad von Megenberg, reicht der Katalog: Alte Tier- und Kräuterbücher, Bergwerksbüchcr des Antiquariats Tacuber ls Weil in München zurück. Das genannte Buch kostet MI. 4500.- . Ferner enthält der sachkundig bearbeitete und reich illustrierte Katalog die erste deutsche Ausgabe der Reise nach Jerusalem von Bernhard von Breydenbach, Mainz 1486 (Mk. 2800.—>, die die Wundertiere des Morgenlandes beschreibt, die Straßburger Aus gabe des Großen klortus Ssnitatis, um 1497 (Mk. 3000.—), die seltenen Kräuterbücher von Fuchs, Bock, Matthiolus, Thurneysser, Tabernacmontanus, die Bergwerksbücher von Agricola, Löhneyß und vieles andere. Aus das ganze Gebiet der beschreibenden Naturwissenschaften ist der Jubiläumskatalog 50 des bekannten naturwissenschaftlichen Spezialantiquariats Dultz sr Co. in München ausgedehnt. Seinem Charakter entsprechend enthält er ausschließlich teuere Werke. Einen ziemlich umfangreichen Katalog (Nr. 56) über Botanik (1571 Nru.) hat das Leidener Antiquariat Burgersdijk L Niermans hcrausgegebcn. Auf dem Gebiete der Zoologie ist der 3 Abteilungen umfassende Katalog (146—148) über Insekten von Felix L. Dam es in Bcr! inzu nennen; er umfaßt fast 4000 Nummern. Katalog 51 von Dultz Co. in München verzeichnet Bücher über Schnecken, Würmer und Spinnen. Ein äußerst umfangreicher Katalog (2238 Nrn.) über Mineralogie, Bergbau und verwandte Gebiete ist bei Ad. Beckers Buch h. (Ed. Miksch) in Aussig a. d. Elbe erschienen. Astronomie und Meteorologie enthalten Ka talog 526 der Buchhandlung Gustav Fock <2344 Nrn.t und Verzeichnis 283 von K. F. K o e h l e r s A n t i q u a r i u m, beide in Leipzig; Mathematik und Astronomie verzeichnet Ka talog 20 der Frommannschen Buchhandlung in Jena mit 835 Nrn. Die Buchhandlung Gustav Fock in Leipzig ist gleich noch einmal zu erwähnen mit ihrem Ka talog 534: Physik (3309 Nrn.). Er enthält auch eine Abteilung alte Autoren bis 1800, die reich an seltenen und seltensten Wer ken ist. Den Titel Nculateiner, Humanisten und Reformatoren haben die Kataloge 706 von JosephBaerLCo. in Frank furt a. M. und l71 von Gilhofcr L Ranschburg in Wien fast gemeinsam, doch selten stößt man auf das gleiche Buch in beiden Katalogen, denn was bedeuten einige Hundert