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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1905
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- Deutsch
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^ 171, 26. Juli 1905. Nichtamtlicher Teil. «S6Z Nichtamtlicher Teil. Neues uns der Buch- und Vildherstellung. Mit wahrem Vergnügen macht man auf zwei Neuheiten aufmerksam, die die »Rudhardsche Gießerei« zu Offen bach a. Main soeben ausgegeben hat: »Vogeler-Zierat« und »Wir ätzen«. I. Ersteres, ein größeres Heft von achtzig Seiten, enthält eine stattliche Reihe von Einfassungen, Vignetten und Initialen, die der bekannte Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler für genannte Gießerei ausgeführt hat; nur ein kleiner Teil stammt aus dem Insel-Verlag Schon das farbige Titelblatt, Mädchen mit Rosengirlanden und zwei Pfauen — braunrot und leicht-- grün auf Weiß —, nimmt für den Inhalt des Heftes ein. Wer den heutigen Stand des Buchschmucks und des mo dernen Jllustrationswesens verfolgt, dem wird auch H. Vogeler bereits vorteilbaft bekannt sein. Gegenüber manchem Archaisten oder vielen hochmodernen Stilistikern in Blumen- und Linienornamentik hat Vogeler seinen eignen Stil, seine Eigenart bewahrt, die kaum von andern beeinflußt ist. Bei den zahlreichen, mannigfaltigen und heterogenen Ge schmacksrichtungen, die es heutzutage gibt, hat auch Vogeler mit Recht einen großen Kreis von Verehrern, und seine Zeichen manier eignet sich besonders zu zierlichem Buchschmuck poetischer und romantischer Richtung. Verlegern, Dichtern und Schriftstellern und allen, die mit dem graphischen Gewerbe zu tun haben, sei daher diese Rudhardsche ganz reizende Muster-Publikation über das verkäufliche — nicht zu teure — Druck-Ziermaterial aufs wärmste empfohlen! Ein oft, aber immer wieder verschieden angewandtes Ziermittel Vogelers ist die Rose, teils einzeln, teils in Busch, Strauch und Kette, der wir auch hier in feinen Zierleisten, Kränzen, Buketten und Girlanden begegnen; wir finden ferner Gslegenheitsblätter, wie Titelseiten, Vcrlobungs-, Vermählnngs-, Glückwunsch-, Einladungs-, Neujahrs-Karten, Geschäftscmpfehlnngen, Briefvignctten, Speisefolgen, Pro spekte, Gedichte, Kapitelköpfe — alle mit zarten Vogelerschen Motiven geschmückt, die von seiner reichen und fruchtbaren Phantasie Zeugnis geben; ferner ganze Sätze von einzelnen Buchschmuckteilen, wie Rand- und Schlußleisten aus Blumen, Zweigen, Vögeln, Blumenvasen, köstliche Alphabete in Schwabacher- und Antiqua-Initialen, die in-; mitten reizender Stimmungsbilder und Landschäftchen Vogelerscher Kleinkunst sitzen. Die Vignetten mit und ohne Figuren, seine Gartenmotive mit Brunnen, Tempeln und Vasen usw. zeigen alle Vogelers befondern Stil, der an die Biedermeierzeit anklingt. Nicht jedermann sagt ja diese Art und Manier zu; aber es ist unleug bar, daß diese vielen Vogelerschen Bildchen sich dekorativ gut und mannigfaltig verwenden lassen. Das ganze reiche Ziermaterial ist in obengenannter Gießerei in verschiedensten Größen zu erhalten und, wie angcdeutet, vielseitig zu ver werten. II. Die zweite Publikation »Wir ätzen« enthält eine Übersicht der Leistungen der Rndhardschen Gießerei in Ossenbach a. M. auf dem Gebiet der Strich-, Korn- und Netz ätzungen, die entschieden zum allerbesten zählen, was bis jetzt hierin geboten wurde. Die Behauptung im Vorwort; - Es kommt uns bei künstlerischen Arbeiten nicht auf glatte Übertragungen, sondern auf charaktervolle Wiedergabe des Originals an« ist nach den gegebenen Beispielen vollkommen der Wahrheit entsprechend, und die ganz hervorragenden Proben zeigen den hohen Stand nicht gewöhnlicher Kunst, mit der diese Atzungen und Reproduktionen ausgeführt sind Strichätzungen, wie das Bild des Kaisers, nach Federzeich nung von Professor H. Fechner, Federzeichnungen von Pro fessor C. Grethe, Franz Hein, Bleistiftzeichnung von L von Tegyey, Netzätzungen in Kupfer nach Naturaufnahmen ohne und mit Tonüberdruck (eminentes Bild eines alten Mannes I), Netzätzungen in Kupfer nach farbigem Lichtdruck (Kopf von I Sattler) und einer Algraphie (von Hans Thoma) u. a. sind als Proben gegeben und meines Erachtens einfach nicht zu übertreffen. Eine Preisliste der verschiedenen Ätzungen und photographischen Aufnahmen re. beschließt das mit moderner Umschlagzeichnung in Rot, Blau und Silber verzierte treffliche Probeheftchen. K. E. Gras zu Leiningen-Westerburg Adalbert Stifter und Gustav Heckenast. Ein Gedenkblatt zum 100. Geburtstag dc^ Dichters, 23. Oktober d. I. von vr. Adolph Kohut. (Schluß aus Nr. 170 d. Bl.) Heckenast hatte die Aufmerksamkeit, alle Rezensionen, deren er über die Schriften seines Autors habhaft werden konnte, diesem zuzusenden, und diese Kritiken, die zumeist anerkennend lauteten, erfreuten Stifter; aber auch die ab fälligen Beurteilungen las er mit demselben Vergnügen und polemisiert gegen sie — freilich nur in seinen Briefen an den Verleger. So wehrt er sich z. B. in einer Zuschrift vom 5. Februar 1853 gegen die Behauptung des Rezen senten, daß in seinen Novellen nicht heißes Leben und Leiden schaft pulsiere, mit den merkwürdigen Worten: »Leidenschaft ist verächtlich, darum die neue Literatur häufig verächtlich, Gefühle können gut und schön sein, Uebermaß aber schwächt auch ab, Mäßigung ist Kraft, nicht Schwäche, Toben ist Schwäche. Der Mann scheint keinen alten Griechen je in der Hand gehabt zu haben und hat sich seine Journalästhetik aus Gemeinplatzschriften in ein Bündclchen Phrasen eingeschnürt, in welchem noch dazu die Lappen mit einander raufen. Da die Kritiken immer, wenigstens in der Regel, von der untersten Stufe der Literatur ausgehen, so habe ich einen solchen Ekel davor, daß ich nie mehr eine lese, auch über fremde Sachen nicht, so wenig wie über meine. Dies war zu Horaz Zeiten so — er klagte darüber — und ist bei Goethe so gewesen, den Merkel rezensierte. Jean Paül sagt: ,Die Spinne Merkel bekroch den großen Kraken aus Weimar' und wird bei uns kleinen Nachfolgern auch nicht anders werden. O göttliche Kunst, wie bist du hoch, daß kaum ein Sterblicher in tausend Jahren in deinen Gipfel dringt und Schwächere wollen Dich messen. Ein fache Herzen, Kinder, Frauen und unbefangene Männer nehmen dich bewußt auf, wie sie die Schöpfung aufnahmen, die sie beseeligt. Wer hundert Brillen aufsteckt, sieht die Welt nicht mehr.« Auch häusliche Angelegenheiten spielen in diesem Brief wechsel eine große Rolle. Als Heckenast schon nach wenigen Jahren seine erste Frau durch den Tod verlor, sandte ihm sein Freund ein in sehr herzlichem Ton gehaltenes Kondolenz schreiben, und als der Verleger später sich wieder und zwar sehr glücklich verheiratete, gibt Stifter seiner Freude darüber beredten Ausdruck: » . . . . Nach dem was Sie mir über Ihre Gattin sagten und schrieben», heißt es in einer Zuschrift an ihn vom 4. Mai 1853, »habe ich die zuversichtliche Hoffnung, daß Ihr Glück auf einem guten Grunde steht, wie Sie es verdienen und wie es einer, der jene höchste, uneigennützigste und in seinen Genüssen völlig aufgehende Freundschaft, wie sie sich zwischen rechten Eheleuten einstellt, nicht kennt, gar nicht ahnen kann. Da Sie das Herz Ihrer Gattin so hervorhoben, so ist jener Grund ge funden. Gute, häusliche Tugend und Einfachheit der Sitten 881*
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