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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1905
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- Erscheinungsdatum
- 01.08.1905
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- Deutsch
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176, 1. August 1S0S. Nichtamtlicher Teil. K7SS störend und zeitraubend ist das für den Besucher, der doch gekommen ist, sich hier in Muße der Betrachtung von Werken einiger Lieblingskünstler hinzugeben. Es wäre im Interesse des Publikums und der Künstler zu wünschen, daß eine neue Auflage des Katalogs die vorhandenen Mängel, soweit es noch möglich ist, beseitigte. Die meiste Beachtung scheint uns ein Wiener Künstler, Ferdinand Schmutzer, zu finden, der ebenfalls eine ganze Koje mit seinen Radierungen füllt. (Der Katalog gibt in diesem Falle nicht einmal die Anzahl der Blätter an, ebenso wenig die Kojenummer.) Vor einigen Jahren erregte dieser Künstler in Berlin Aufsehen durch die noch unfertige Porträt- Radierung einer Dame, die ihr Reitpferd am Zügel hält. Die genrehafte Auffassung, die lebensvolle Wahrheit ver bürgende Darstellung des Kopfes und das große Format frappierten. Auch in andern hier ausgestellten Radierungen wirkt der Künstler mit geätzten Untergrund-Tönen, mit kühnen Strichen und mit kräftigen, wie zarten Punkten der Radiernadel ungewöhnlich flott, erzielt ein stimmungsvolles Helldunkel von malerischer Wirkung. Sein Bildnis Paul Heyses, sein Joachim-Quartett und sein holländisches Interieur tragen nicht nur den Stempel malerischer Stimmung, sondern auch einer gewissen Beseelung. Einen Gegensatz zur Technik des Wieners Schmutzer bildet der Berliner Hans Meyer, der mit einigen Schülern ebenfalls eine Koje für sich einnimmt. Dort das Flotte, Temperamentvolle, hier die Sorgsamkeit, das verkörperte künstlerische Gewissen. Viel Tüchtiges und Gutes hat sein Stichel nach Wandgemälden und Staffeleibildern großer Künstler und in seinem Totentanz eigner Komposition ge schaffen. Mancher talentvolle junge Künstler verdankt chm sein Können. Zu seinen Schülern zählt u. a. Ernst Moritz Geyger, Berlin, als Bildhauer noch bekannter geworden, den wir zu den allerersten Radierern der Gegenwart zählen. Vier Radierungen von ihm, Tierbilder, gehören zu den köst lichsten Perlen der Ausstellung. — Karl Koepping, Berlin, ist mit 20 Radierungen- Aktstudien, vorzüglichen Reproduk tionen nach Rembrandt, Hals und andern, ebenfalls eine besondre Koje füllend, vertreten. Seine Original-Radierungen tragen durchweg den Stempel getreuer Naturbeobachtung. In der Wiedergabe von Rubens, Rembrandt und Tizian großartig zeigt sich William llnger, Wien. Gleich Geyger handhabt er den Stichel und die Nadel gleichsam un konventionell und erzielt in Abtönungen Großes. Andreas Achenbach, der Neunzigjährige, hat nicht nur die Gemälde-Ausstellung in der Abteilung für die Landschafter des neunzehnten Jahrhunderts mit wertvollen Werken geschmückt, sondern sich auch erinnert, daß er in den sechziger Jahren eine Anzahl Radierungen geschaffen hat. Es sind reizvolle kleine Bilder, in schlichter Technik, doch innig wirkend ausgeführt. Auch von Karl Oenicke und Fr. von Schennis, Berlin, sind Radierungen köstlicher Art aus jener Zeit aus gestellt, die uns recht deutlich den Wechsel der Technik veranschaulichen. Reiche Gaben spendet der »Radierverein Weimar- in Werken seiner Mitglieder: v. Gleichen-Rutz- ivurm, Asperger, Thedy, Stahlschmidt, Bunke, Wiest, W Leibl, P. Halm u. a. — Otto Protzen ist mit vier Radierungen und zwei Schabkunstblättern (in Koje 59) wie immer gut vertreten. Zu dem Besten in der Ausstellung aber find auch die Porträt-, Landschasts- und Architektur-Radierungen von Peter Halm, München, zu zählen. Ihm steht ungemein nahe Fritz Krostewitz, Berlin, von dem vier Landschaften ausgestellt sind. Paul Meyerheim hat durch köstliche Landschafts- und Tierzeichuungen und Skizzen aus älterer und neuerer Zeit die Ausstellung geschmückt. Wohl zu beachten unter den Radierern find noch Al fred Coßmann, Wien, und Gustav Eilers, Berlin. Letzterer stellte ein äußerst penibel durchgeführtes Bildnis des achtundstebzigjährigen Adolf Menzel aus. Von Meister Menzel selbst sind einige Radierungen ausgestellt: »Die Zeitungsleserin« von 1886, »Stille Teilnahme- von 1887 und »Das Letzte» von 1895. Wilhelm Feldmann, Berlin, ist durch sechs treffliche Landschafts-Radierungen ver treten, Bruno Heroux, Leipzig, durch Holzstiche, Radie rungen und Aquatinta von Bedeutung, Martin Hönemann, Berlin, durch zwei vorzügliche Holzstichc nach Menzel. Vom verstorbenen Heinrich Kohnert hat man drei prächtige Landschafts-Radierungen ausgestellt In Monotypien sucht Carl Langhammer, Berlin, Kappstein zu übertreffen, und es scheint, als ob ihm dies gelänge. Th. Sander betätigt sich in derselben Technik. Die Aquarelle von Friedrich Lißmann, Leopolds- Hase», und Ludwig Michaleks, Wien, farbige Zeichnungen dürfen nicht übersehen werden. Mit Original-Lithographien treten erfreulicherweise immer zahlreichere Künstler hervor, die sich mit Talent und Liebe in diese ungemein dankbare Technik hincingearbeitet haben und der Farbenlithographie unter Aufwendung ein fachster Mittel eine zunehmende Frische des Ausdrucks geben. Wir sehen unter den Karlsruher Künstlern u. a. Karl Biese in Landschaften voll bestrickenden Reizes ver treten. Eugen Bracht, Jenny und Otto Fikentscher, Jsmael Gentz, Anton Glück, Dora Horn, Georg Koch, Franz Kunz, Carl Langhein, Miria La Roche, K. Th. Meyer (Basel), Ernst Milster, Müller (Breslau), Wilhelm Oertel, Marie Ortlieb, P. v. Ravenstein, Carl Saltzmann, Hans Schroedter, H. Seegec, Wilhelm Steinhaufen, Hans Stürzenegger, Curt Ullrich, Ludwig Vacatko, Fritz Werner, Richard Winckel, Heinrich Wolfs und andre find mit Original- Lithographien von zum Teil vorzüglicher Wirkung erschienen. Außer Karlsruhe sind Dresden, München, Wien und Frankfurt a. M. wohl vertreten; dagegen vermissen wir Düsseldorf, den Frankfurter Mannfeld und manchen tüchtigen Holzstecher von Berlin wie von außerhalb. Die Abteilung des »Verbandses deutscher Illu stratoren« hat, wie erwähnt, wieder die gewohnten vordem Säle (39, 40, 41) mit neuen und altern Werken ihrer Mit glieder gefüllt. Neuen Namen begegnet man hier leider fast gar nicht, muß dagegen von den frühem einige vermissen. Der Gesamteindruck steht gegen die frühem eher zurück, als daß er an Bedeutung gewonnen hätte. Wenn man bedenkt, daß der Verein Juryfreiheit genießt, und berücksichtigt, wie viele Blätter aus frühem Jahrzehnten serienweise hier die Wände füllen helfen, so kann man sich der Überzeugung nicht verschließen, daß dieses Auftreten des Jllustratoren- Verbandes in Gemeinschaft mit der »Großen Berliner Kunst-Ausstellung» der erstern auf die Dauer nicht zum Heil dient. Das große Publikum, das sich hier ein findet, will in erster Linie die Hauptsäle, Gemälde und Plastiken, sehen und gesehen haben. Wenn es dann noch einen Blick in ein paar Nebensäle geworfen hat, ist es müde vom Blättern im Katalog und vom Betrachten mehrerer hundert Ausstellungsstücke. Dann hält es den Zeitpunkt zum Ausruhen für gekommen. Weil aber die Ausstellung für kaum ein paar Dutzend müde Pilger bequeme Ruheplätze aufzuweisen hat, so begibt man sich in den frühem Park, um sich in der dort ringsum laufenden Bierhalle mit Speise und Trank zu stärken. Die Zeichnungen und Stiche braucht man nicht gesehen zu haben, danach wird man nicht gefragt. Den Durchschnitt der Besucher selbst reizen sie nicht mehr 900-
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