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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1925
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- 1925-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1925
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- Deutsch
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19642 VSrlenblott f. d. Dttchir. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X: 286, 8. Dezember 1925. Augen gehalten, nur solche Werke zu verlegen, die der Menschheit nützen, sei es durch Vermehrung ihres Wissens, sei es durch Be kämpfung von übelständen, sei es durch Erheiterung des Gemütes«. Für Verlag und Sortiment hat sich vr. Francke einen Stab intelligenter, treuer Mitarbeiter heranzubilden und zu gewinnen verstanden, die mit Verehrung zu ihrem Chef cmporschauten, und denen er allen ein fürsorglicher Berater und väterlicher Freund war. Um der Not der Zeit entgegenzuwirken, die durch zügellose Schleuderet von außen hcrvorgerusen war, erwog der Berner Buchhändlerverein Ende der 79er Jahre unter Führung von Carl Schmid und Hans Korber die Gründung eines Bereinssortiments. Der junge Francke ergriff mit Eifer den Plan und wirkte tat kräftig an den Arbeiten mit, zunächst noch bescheiden im Hinter gründe bleibend, bis zur endgültigen Gründung des Vereinssorti ments in Olten 1882. In der von ihm verfaßten Festschrift zum 25jährigen Jubiläum des Instituts 1997 bricht er beim Rück blick auf die heißen Kämpfe und die großen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, in die begeisterten Worte aus: »Wenn wir uns in jene Zeit zurückversetzen, überkommt uns etwas wie Sehn sucht nach der damals übcrschäumenden Jugendkraft. War das ein Leben!« Im Schweizerischen Buchhändlerverein tritt Francke zum ersten Mal in der Generalversammlung in Zürich am 6. Juni 1M7 hervor bei der Erstattung seines Delegierten-Berichtes über die Leipziger Ostermeßverhandlungen, in denen die Einfügung der Kreis- und Ortsvcrcinc als Organe des Börsenvcrcins und strenge Maßregeln gegen Schleudere! beschlossen worden waren. Im September desselben Jahres zog Francke mit 18 Mitgliedern des Schweizerischen Buchhändlervereins zur denkwürdigen außer ordentlichen Generalversammlung des Börsenvcreins nach Frank furt a. M., in der am 27. September die neuen sogenannten Krönerschen Satzungen mit überwältigender Mehrheit angenommen wurden. Zur Ostcrmesse 1888 sehen wir Alexander Francke bei der Einweihung des neuen Buchhändlcrhauses in Leipzig mit einer Ansprache die von einer Anzahl Schweizer Kollegen gestiftete Wappenschcibe überreichen. In der Generalversammlung vom 4. Juni 1888 in Zürich erfolgte seine Wahl in den Vorstand des Schweizerischen Buch- händlcrvcrcins, dem er bis 1817 angehört und dessen Vorsitz er während neun Amtsdaucrn geführt hat. Durch die hohe, ernste Auffassung unseres Berufes prägte er während nahezu drei Jahr zehnten unserem Verein feinen Stempel auf und verschaffte ihm durch seine persönlichen Beziehungen zu den führenden Männern des Börsenvcreins Einfluß in den Leipziger Versammlungen. Die von Ihm verfaßten Jahresberichte legen beredtes Zeugnis von seinein opferfreudigen Wirken für das Wohl und Ansehen unseres Vereins ab. Bei seinem Scheiden aus dem Vorstand des Schwei zerischen Buchhändlervereins am 3. Juni 1917 verlieh ihn, die Generalversammlung die Ehrenmitgliedschaft. Wir haben bereits kurz erwähnt, daß Francke den Schweizerischen Buch- händlervcrcin znm ersten Male 1887 in der Ostcrmcßversammlung als Delegierter vertrat. Mit einem Schlage gewann er durch sein unerschrockenes Eingreifen in die Verhandlungen, die sich damals hauptsächlich um die Bekämpfung der Schleudere:, Einschränkung des Kundenrabatts usw. drehten, mit dem Kampfrufe »Gleiches Recht für alle« die Sympathie der Versammlung und das Ver trauen der führenden Persönlichkeiten, namentlich Adolf Kröners. Die Folge war, daß er in den außerordentlichen Ausschuß für die Revision der Satzungen des Börscnvereins gewählt wurd". An den Beratungen vom 39. Juni bis 2. Juli 1887 nahm Alexander Francke hervorragenden Anteil; inmitten reich erfahrener Männer, wie Adolf Kröncr, Carl Müller-Grote, Ernst Seemann, Paul Parey, Arnold Bergsträßcr, Oscar von Hase, Wilhelm Köbner, Th. Lamport, Otto Mühlbrecht, war Francke neben Albert Brock haus und Emil Strauß einer der Jüngsten. Mit welch staunens werter Sachkenntnis der damals 35jährige die weitschichtige Materie beherrschte und mit welcher Klarheit er seine Ansichten in formvollendeter Sprache zum Ausdruck brachte, ist aus den Publikationen des Börsenvcreins Bd. XII »Die Rcformbcwcgung im deutschen Buchhandel 1878—1889« Bd. II Seite 330 ff. zu 'rsehcn. Die höchste Ehrung von Seiten des Buchhandels wurde ihm durch die Wahl in den Vorstand des Börscnvereins im Jahre 1901 zuteil. Bon 1901—1905 bekleidete er das Amt des II. Schrift führers; in den Jahren 1907 13 und 1915—16 gehörte er dem Wahlausschuß an, 1999—II dem außerordentlichen Ausschuß zur Abänderung der Satzungen des Börscnvereins und 1913—19 dem Berwaltungsrat der Deutschen Bücherei. Sein letzter Besuch in Leipzig galt der Feier des 190jährigen Jubiläums des Börscn- vercins, zu dem es ihm noch vergönnt war, die Glückwünsche des Schweizerischen Buchhändlcrvereins zu überbringen. Alexander Francke ivar ein idealgesinnter, genialer Buch händler, der sich in seinem Berufe die höchsten Ziele gesteckt hat, von seltener Ausgeglichenheit des Wesens, wie es nur einem Men schen beschicken ist, der unablässig an seiner inneren Vervollkomm nung arbeitet und tiefe Bildung, umfangreiches Wissen und ge reifte Erfahrung sein eigen nennt. Seine Liebe zur Gebirgswclt führte ihn frühzeitig in den Alpcnllub, an dessen Jahressest er selten fehlte, und manchen stolzen Berggipfel hat er bezwungen. Selbst stimmbegabt, trat er in den Cäcilienverein, den größten Gesangverein Berns, ein und widmete sich eifrig seiner Ent wicklung, sodatz er in den Vorstand berufen wurde. Dem Berner Volksleben, den nationalen und historischen Volksfesten brachte er lebhaftes Interesse entgegen und beherrschte den behäbig markigen Berner Dialekt vollkommen. 1892 wurde er Bürger von Bern, ließ sich in die Schmiedenzunft ausnehmen, deren Obmann er wurde. Seine Rednergabe, durch sonoren Klang wirkungsvoll gehoben, fesselte die Hörer stets, ob er ein ernstes Thema in mah nender Form behandelte oder in begeisterten Worten zu einer guten Tat oder einem edlen Entschluß hinreiben wollte, oder in ruhiger, fachlicher Form einen schwierigen Fall klarlegte. Was er aus seinen Bergwanderungen und Reisen erschaute und erlebte, brachte er in anschaulichen Schilderungen zum Aus druck, z. B. die Reiseeindrücke vom Besuche seines Bruders Kuno, Professors an der Harvard-Universität in Cambridge in Nord amerika, die er 1903 unter dem Titel »Fünf Wochen im Osten der Vereinigten Staaten und Kanadas, Reiseerinnerungen von einem, der seinen Bruder besuchte« in seinem Verlage erscheinen ließ. Welch tiefes Mitgefühl bei unverschuldeter Not und welch offene Hand Alexander Francke hatte, wissen nur die ihm zualler nächst Stehenden und vielleicht auch diese nur ganz lückenhaft. Wer seine Freundschaft gewonnen hat, darf stolz darauf sein, es war wohl das einzige, womit er gegeizt hat. Das reiche Innenleben eines Mannes wie Alexander Francke bedurfte zur Bewältigung der sich selbstgestellten großen Aufgaben eines ruhigen heimeligen Wohnsitzes. Diesen hatte er sich im Verein mit seiner gleichgesinnten, allzufrüh Heimgegangenen Gat tin in erhöhter Lage der Stadt geschaffen und »Buchfink« ge nannt. Hier hat er seine knapp bemessenen Mußestunden ver bracht und sich seinen Kindern und Enkelkindern gewidmet. Hier hat er in ihrem Kreise 1923 seinen 70. Geburtstag gefeiert, zu welchem ihm eine Fülle von Glückwünschen zuging, für die er mit folgenden Worten dankte: »Es sind mir Beweise des Wohlwollens, der Freundschaft und Liebe in einer Zahl und Wärme zugekommen, daß mir alles fast wie ein schöner Traum vorkommt, als ob ich schon in die Gefilde der Seligen hätte eintreten dürfen. Mein Bangen vor dem Antritt des biblischen Alters hat sich in ein tiefes Glücksgefühl verwandelt, daß der, der unser Leben lenkt, mich diesen Tag noch hat erleben lassen. Was mir jetzt von nah und fern an Kundgebungen zugegangen ist, soll mir, solange Körper- und Geisteskräfte ausreichen, zum Ansporn dienen, auf meinem Posten auszuharren und in treuer Pflichterfüllung mein Lebcnswcrk zu Ende zu führen.« In geschäftlicher Hinsicht hatte Alexander Francke sein Haus bereits 1920 bestellt durch Um wandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft. Nicht viel mehr als 2!4 Jahre sollten ihm noch beschicken sein. Am Sonntag, dem I. November, erlag er einem tückischen Leiden, von dem er im Val Sincstra im Unterengadin Heilung gesucht hatte. Am 4. November fand in Bern die schlichte, aber eindrucksvolle Trauerfeier im Krematorium im Beisein zahlreicher Freunde, Verehrer und Bcrufsgenossen statt. Der Vorstand des Schiveizerischen Buchhändlervercins war vollzählig erschienen. Nach weihevollem Orgelfpiel und Gesang seiner Mitarbeiter zeich nete Herr Pfarrer König aus Muri bei Bern ein markiges Lebens-
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