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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1905
- Strukturtyp
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- 1905-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1905
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- Deutsch
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6878 Nichtamtlicher Teil. 179, 4, August 1905 Reichsposten in Jena, Weimar und Eisenach, die »nur tole- rirt würden-, aufgehoben werden würden, wenn nicht Frei- gebung der Zeitung erfolge. Das hatte sehr rasch den ge wünschten Erfolg Ernstlicher war es, daß Preußen, wo anfänglich die Zeitung den besondern Schutz des Königs gefunden hatte, wegen verschiedener heftiger Angriffe auf die Regierung 1792 die Allgemeine Litteratur-Zeitung zeitweise verbot, — Bertuch zahlte hervorragenden Mitarbeitern recht an sehnliche Honorare, 15 Rcichstaler oder 3 alte Louisdors für den Druckbogen, und wir wissen aus Schillers Briefen an Körner, wie froh er war, Mitarbeiter geworden zu sein. Aber der innere Gehalt nahm ab; die Uneinigkeit der Professoren in Jena trug nicht wenig dazu bei, Streitigkeiten zwischen Schlegel, Schelling und Schütz schadeten gleichfalls, und da man auch Goethe in manchen Dingen nicht will fährig war, so bekam man auch diesen zum Gegner, Die Zwistigkeiten zwischen den Jenenser Professoren, von denen infolgedessen die hervorragendsten Jena verließen, schiene» eine Zeitlang das Weiterbestehen der Hochschule in Frage zu stellen, und die Herausgeber der Litteraturzeitung überlegten, ob es nicht besser sei, die Zeitung an eine andre Hoch schule zu verlegen, deren Zukunft gesicherter erschien. Man entschied sich sür Halle, Bevor noch die Sache durch eine Indiskretion Kotzebues bekannt wurde, hatte es eine Differenz mit Goethe gegeben, die der Zeitung künftig sehr schaden sollte, Goethe hatte nämlich, gleichzeitig im Auftrag des Herzogs, Bertuch ersucht, nichts wider die Universität und vor allein nichts gegen das botanische Institut und seinen Leiter Professor Schelvers zu schreiben oder bezüg liche Aussätze in der Litteraturzeitung zum Abdruck zu bringen. Gleichzeitig hatte er eine Verteidigungsschrift für den Pro fessor Schelvers angebvten, Bertuch antwortete im Namen der übrigen Herausgeber, daß er die Goethesche Verteidigungs schrift aus redaktionellen Gründen ablehnen müsse und daß die Litteraturzeitung sich Freiheit wahren müsse, denn sie könnte ebenso gut an andern Orten wie in Jena erscheinen und dürfe daher nicht spezifische Jenenser Interessen vertreten. Als Goethe bald darauf vernahm, daß der Sitz der Zeitung nach Halle verlegt werden sollte, beschloß er, sofort eine neue Literaturzeitung in Jena zu gründen und gewann den Professor Eichstädt (1772—1848), der in der Folge auch Nachfolger von Schütz in der Professur wurde, für deren Herausgabe, Der Herzog begünstigte das neue Unternehmen und gewährte ihm alle möglichen Vorteile, Hervorragende Mitarbeiter waren gewonnen, nnd der preußische Kommissions rat Henn <als Schriftsteller unter dem Namen Clauren bekannt) schoß unter Verleihung verschiedener Privilegien die Gelder vor, Bertuch und Schütz waren über die drohende Konkur renz natürlich nicht erfreut und wehrten sich nach Kräften, vor allem dagegen, daß sich die neu erscheinende Zeitung als Fortsetzung ihres Blattes ausgab und die nach Halle ver pflanzte Zeitung als Neugründung bezeichnete. Die Wei marer und Jenenser Herren fochten gegen Bertuch und Schütz nicht gerade mit sehr lautern Mitteln; sie suchten die bis herigen Mitarbeiter abspenstig zu machen, mußten sich dann allerdings auch einmal eine Antwort von Professor Paulus gefallen lassen, daß er der bestehenden Allgemeinen Litte ratur-Zeitung viel zu viel Dank schuldig sei, um an einer erklärten Antagonistin derselben Anteil zu nehmen. Vom I, Januar 1804 erschien dann die Allgemeine Litteratur- Zeitung, der König Friedrich Wilhelm III, eine erhebliche Unterstützung gewährt hatte, in Halle, Ein scharfer Feder krieg begann wegen des Titels, da die neue Zeitung; Allge meine Litteratur-Zeitung zu Jena oder Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung genannt wurde, ein Titel, der geeignet war, Verwechslungen aufkommen zu lassen. Die Ministerien legten sich drein, und jeder wollte seinen Titel geschützt und das andre Blatt verboten sehen. Zu einer Entscheidung kam es jedoch nicht. Beide Unternehmungen bestanden fort; die alte Zeitung verlor wenig Abnehmer durch die Neugründung, und beide Blätter Überstunden auch die schweren Kriegsjahre und haben mehr oder minder erfolgreich ihre Existenz noch jahrelang fortgesetzt. Die Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung bestand bis 1833 und wurde dann als Neue Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung bis zum Jahre 1848 fortgesetzt. Der Absatz war anfänglich nicht beträchtlich. Bald nach dem Erscheinen klagte Eichstädt Goethe gegenüber; »Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, daß unsre Zeitung der Höllischen an innerem Gehalt der Rezensionen weit überlegen ist; gleichwohl soll die letzte jetzo häufiger gekauft werden als jemals. Der Umsatz der unsrigen ist noch mäßig. Das deutsche Publikum will gestoßen sein,» Anfänglich erfreute sich die nach Halle verpflanzte Zei tung tatsächlich einer guten Aufnahme, Am 1. November 1804 schreibt Bertuch, daß sie mit 2650 Exemplaren nur um etwa 100 gegen das Vorjahr, das die stärkste Auflage gehabt hatte, zurück sei, und er macht sich auch in der Folge noch lustig über das Konkurrenzunternehmen, das nicht recht ge deihen wollte und mit Defizit arbeitete. Die folgenden Kriegsjahre schadeten aber auch dem Bertuch - Schützschen Unternehinen sehr, der Absatz ging von'Jahr zu Jahr zurück, und 1808 betrug die Auflage nur noch 1500 Exemplare, Auch Schütz, der kein besonders tüchtiger Geschäftsmann war (Bertuch warf ihm schlechte, nachlässige, schludrige und will kürliche Verwaltung vor), trug viel zu dem geschäftlichen Niedergang bei, Bertuch beschloß endlich, sich von dem Unternehmen zurückzuziehen und Schütz die Leitung zu überlassen. Schon Ende 1808 legte er die Mitleitung nieder; die Abrechnungsarbeiten zogen sich indessen Jahre lang hin, 1811 kam endlich ein Vergleich zustande, dem zufolge Schütz in vierjährigen Raten 3869 Reichstaler 12 Groschen auszahlen und dadurch Alleinbesitzer der Zeitung werden sollte; im nächsten Jahre trat Schütz aber von diesem Vergleich zurück, und es währte noch lange, bis eine Einigung endgültig zustande kam; erst im Jahre 1817 wurde ein neuer Vergleich geschlossen. Die Allgemeine Litteratur-Zeitung überlebte ihre Gründer und das Konkurrenzunternehmen Erst 1849 ist sie erloschen. Die Litteratur-Zeitung war, besonders im erste» Jahr zehnt ihres Bestehens, von der größten Bedeutung, besonders auch für den Weimarer Musenhof, und nahm in der wissen schaftlichen Welt einen hohen Rang ein. In Halls war noch eine Buchhandlung damit verbunden, die durch königliche Erlasse vom 14, März und 4, Mai 1805 besonders privi legiert worden war, Bertuch, dessen genialer kaufmännischer Unterneh mungsgeist ihm selten Ruhe ließ, gründete, oder besser veranlaßte seine Frau und Schwägerin, unter seiner Aegide eine Blumcnfabrik in Weimar zu gründen, dazu bestimmt, jungen Mädchen der Mittlern Klassen Beschäftigung und Verdienst zu gewähren und die Pariser Erzeugnisse in Deutschland zu verdrängen. Das echt patriotische Unter nehmen hatte guten Erfolg; mit dem Absatz der Erzeugnisse konnte man zufrieden sein, und die Fabrik wurde für manche junge Mädchen eine große Wohltat, Sie war eine Sehens würdigkeit Weimars; manche Reisende suchten sie auf und berichteten über sie. Ein weitres Unternehmen Bertuchs war das »Journal der Moden» oder das »Journal des Luxus und der Moden», wie es bald umgetaust wurde, Bertuch gab es in Gemein schaft mit seinem Freunde G, M, Kraus, dem bekannten
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