Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050805
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190508050
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050805
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-05
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 180, S. August 1905. Nichtamtlicher Teil. 8907 eine der gediegensten Jugendschristen aller Zeiten. Der l. Band, dem Erbprinzen Karl Friedrich von Weimar zu geeignet. führte den Untertitel: »Eine angenehme Sammlung von Thieren. Pflanzen. Blumen. Früchten. Mineralien. Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; mit einer kurzen wissenschaftlichen, den Verstandeskräften eines Kindes angemessenen Erklärung.« Ein französisches Werk; Oocbin's kortvkouilio äss Lnkants (Paris 1789) hatte Bertuch die An regung dazu gegeben. Die Abbildungen waren von Schülern der Zeichenschule in Weimar hergestellt; die künstlerische Ober leitung hatte Lips. der bekannte Stecher. Das Bertuch'sche Bilderbuch erfreute sich großer Beliebt heit; ein ausführlicher Text dazu erschien von C. PH. Funke in 24 Bänden 1798—1833. Eine weitere bnchhändlerische Unternehmung Bertuchs war »Die blaue Bibliothek aller Nationen«, eine Sammlung von Märchen. Sagen. Ritterromanen. Schnurren. Possen, ko mischen Romanen. Sie war ursprünglich in einem größern Umfang vorgesehen, scheint aber nicht den gewünschten Absatz gefunden zu haben. Bertuch selbst gab 1790 vier Bände heraus. F. Jacobs und andre von 1791—1800 acht weitere Bände; eine kleine Ausgabe für Kinder in vier Bänden wurde 1801 veranstaltet. Von hervorragender Bedeutung wurde das Jndustrie- comptoir für das Landkartenwesen; geographische Hilfsmittel von großer Zweckmäßigkeit wurden geschaffen, eine geogra phische Zeitschrift: »Die Allgemeinen geographischen Epheme- riden« 1798 in Gemeinschaft mit Zach begründet. 1800 trennten sich beide; Zach gründete ein eignes Blatt, wäh rend Bertuch die Ephemeriden fortsetzte. 1804 trennte er das Geographische Institut vom Landesindustriecomptoir und führte es als besondern Geschäftszweig weiter. Bekanntlich besteht es noch heutigentags. Es würde zu weit führen, die mannigfaltigen Unter nehmungen Bertuchs hier aufzuzählen; der Mann hat eine unglaublich fruchtbare und unermüdliche Tätigkeit entwickelt; bald finden wir ihn als Fabrikant, bald als Buchhändler, bald als Buchdrucker; er betätigt sich als Schriftsteller, als Kunstgärtner und Kunstverständiger, er interessiert sich für die Salinen zu Kisfingcn, erweckt dieses Bad zu neuem Leben und beteiligt sich schließlich an einer Landhandelskompagnie, legt Kohlengruben und Eisenwerke an. Überall stoßen wir auf seinen Namen und müssen seinen Unternehmungsgeist und seinen weiten Blick bewundern. Von seinen Zeitnngsunternehmungen ist noch anzu führen: das »Oppositionsblatt«, das er in den letzten Jahren seines Lebens gründete. Es ist eins der frühesten freisinnigen Blätter. Seinem Erscheinen wurde mit Spannung entgegen gesehen. da Weimar für die Gründung einer solchen Zeitung der am meisten prädestinierte Ort schien. Ein junger Schweizer Johann Baptist von Pfeilschifter soll Bertuch die erste Anregung gegeben haben, die dieser dann sofort bereit willigst aufgegriffen habe. Ich glaube, daß Bertuch schon selbst den Gedanken gefaßt hatte; denn der Brief des Schweizers ist vom 20. Oktober 1818 datiert, während der alte Voigt bereits am 16. Oktober 1816 schreibt; Alles wartet auf das Oppostttonsblatt. Bertuchs Pressen schwitzen vor Arbeit. Doch werden sie keine Eselsköpfe abdrucken.*) Dem ganzen Idealismus Bertuchs ist es auch zuzutrauen, daß er rechtzeitig auf dem Plan war. um ein zeitgemäßes Organ entstehen zu lassen. Anfang Dezember erfolgte die Ankündigung des Blattes durch das Landesinduftriecomptoir; Der Ausdruck Oppositionsblatt, heißt es da. wurde in Beziehung aus Politik und Literatur gewählt, wo in *) Bezieht sich auf Okens Isis. den neuesten Zeiten der Egoismus, unter den verschieden artigsteil Formen, mehr als jemals, und in einem für den Unbefangenen unerträglichen Grade, herrschend zu werden sucht. Diesem Egoismus entgegen zu wirken, er möge nun als Despotismus oder als Aristokratismus erscheinen oder unter der Maske des Patriotismus sich einschleichen, oder als Sansculottismus sich eindrängen wollen. — in der Politik, wie in der Literatur — ist die Tendenz des neuen Blattes. Man denke also bei unserm Oppositionsblatte nicht etwa bloß an eine den Regierungen feindselige Opposition; Nein, unsere Opposition könnte eben so oft gegen die ge wöhnliche Opposition selbst gerichtet seyn. Wir wollen uns nicht anmaaßen. entgegengesetzte Parteien bekehren oder vereinigen zu wollen! Denn dieß ist meist vergebliches Beginnen! — Wir wollen auch nicht unsere Ansichten als die einzig richtigen aufstellen, denn solche Anmaaßung muß unaus bleiblich gleich selbst eine Opposition Hervorrufen. Sondern wir wollen uns nur erlauben, jedem Überschreiten gewisser Gränzen unser Blatt entgegen zu stellen, und. mit voller Beziehung auf die Sache, ohne alle Rücksicht auf Persön lichkeiten aber mit allen schuldigen Rücksichten auf Per sonen und Verhältnisse, unsere Meinung und Ansicht zu äußern. Unser Oppositionsblatt erscheint in einem Lande, wo der Fürst die gänzliche Freyheit der Presse gesetzlich aus gesprochen hat. Aber eben deshalb werden wir uns selbst um so sorgfältiger beschränken, um jener Freiheit nicht unwürdig zu erscheinen Daher sey unser Wahlspruch: Frepmüthig, wahr und bescheiden. Vom 1. Januar 1817 ab erschien das Blatt mit dem Nebentitel »Weimarische Zeitung«. Bertuch war die eigent liche Seele und mit jugendlichem Eifer dafür tätig. Am II. Januar 1817 schreibt er an Völliger'): »Ich bin jetzt fast federfaul geworden, obgleich mir unser neues Kind, das Oppositionsblatt eine Menge neuer Arbeit und Schreiberei; gemacht hat. und mich tüchtig in Athem hält. Indessen freuet es mich, daß diese Batterie, die von mehreren Seiten gut bedient wird, gehörig wirkt, und in manche schlechte Bastion eine heilsame Bresche schießen wird.» An Schütz schreibt er wenige Tage später:") Ich denke das Blatt soll viel Gutes wirken, und unsrer Weimarischen Preßfreiheit mehr Ehre mache», als des verrückten Okeus'") verrückte Isis.« Aus Weimar selbst urteilte man über Bertuch und sein neues Blatt:-s) »Unser Freund lebt übrigens in diesem Blatt und will es für die Befriedigung des ersten Bedürfnisses unsrer Zeit gehalten wissen. Die Grundsätze darin opponiren sich aber freilich so stark gegen manche jetzt wieder aufs neue herrschende, daß es dem Blatt an einer mächtigen Oppo sition öffentlich und im Verborgenen nicht fehlen kann.« Der freie Ton des Blattes erregte bald Anstoß; schon am 3. Mai 1817 erschien eine Regierungsverordnung, in der *) Feldmann. Bertuch. S. 102. **) Ebendaselbst. Lorenz Oken (1779 — 1851). bis 1819 Professor der Medizin und Naturwissenschaften in Jena, begann 1816 die Herausgabe der Isis, einer großen encyklopndischen Zeitschrift, die bis 1848 erschien. Es war ein Zcntralorgan für die Naturwissenschaften; Oken brachte aber auch seine politische Überzeugung in derselben zum Ausdruck und berichtete in der Isis ausführlich über das Wartburgfest. Die Nummer wurde konfisziert und Onken an geklagt. Er nahm bald darauf seine Entlassung, die Isis wurde nach Leipzig verlegt. In Weimar war Oken nicht gut gelitten. fi) Geiger, Aus Alt-Weimar. S. 319. 915'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder