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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1905
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- Deutsch
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70S6 Nichtamtlicher Teil. ^ 185. 11. August 1S05. Hören wir nun. wie Völliger sich darüber äußert.') An Rochlitz schreibt er unterm 21. Januar: »Gereizt von jenem Unsinn, vielleicht auch von prickelndem Krankheitsstoff schrieb ich fürs Moden journal eine Kritik desselben mit der möglichsten Schonung unserer Theaterdirektton, mit der ich um alles in der Welt in keinen öffentlichen Krieg ge- rathen wollte. Goethe erhält indeß. noch ehe das Stück die Druckerei verließ. Nachricht davon und fulminiert so fürchterlich auf mich und schreibt so drohende Billete an Bertuch, daß dieser die Unheilsbogen sogleich cassirte. ob er gleich Censurfreiheit hatte und ganz anders hätte ver fahren können. Doch Goethe drohte sogleich seine Demission von der Theaterdirektion zu geben, wenn es geschähe. Die Sache machte hier Aufsehen und indignirte Jeden, der kein Sklave der Schlegelschen Cligue ist. Wahrscheinlich wird auch auswärts manches davon erzählt. Ich thsile Ihnen hier im strengsten Vertrauen die für mich zurückbehaltenen Aushängebogen mit, bitte sie mir aber zurück, weil ich sie selbst nicht weiter habe, und bitte zugleich sie durchaus Niemanden mitzutheilen oder über haupt davon eher zu reden als bis Andere anfangen. Urtheilen Sie. ob etwas Goethe Achtungswidriges darin ist und ob nicht Alles vielmehr nur zuviel gelobt scheint. Auf jeden Fall macht dies meine hiesigen Verhältnisse noch unangenehmer. Sei es! Ich will furchtlos und meiner Überzeugung gemäß handeln« Der Adressat, Rochlitz, der mit Goethe befreundet und diesem zugetan war. antwortete daraus.") »Ihr Aufsatz ist gründlich, anständig und so. daß das Abscheuliche jenes literarischen Despotismus recht leb haft ins Auge springt. Seien Sie also ruhig, mein Freund, und bleihen Sie sich treu, wie Sie am Schluß Ihres Briefes selbst sagen: furchtlos der Überzeugung gemäß handeln. Ich würde an Ihrer Stelle schon längst — nicht etwa Goethe die Spitze geboten, aber ihn vermieden und durchaus nicht mich bemüht haben, ihm gefällig zu werden.« Böttigers Ansehen war aber, wenn ihm auch manche Recht gaben, durch die Maßregel Goethes untergraben; der Schiller-Goethesche Kreis würdigte ihn seines Umgangs nicht mehr, und so entschloß er sich denn. Weimar zu verlassen und einem Ruf nach Dresden Folge zu leisten. Hatte sich diesmal Bertuch den Forderungen Goethes gefügt, so war er doch nicht immer gleich willfährig und wußte auch dem Großen von Weimar gegenüber seine Meinung und Ansicht zu verfechten und die Freiheit seines Blattes zu wahren. Wie schon mehrfach angeführt, stand Bertuch in erster Reihe der Kämpfer gegen den Nachdruck. Eine Geschichte des Nachdrucks, der für die gesamten buchhändlerischen und literarischen Ereignisse der Zeit von so einschneidender Be deutung gewesen ist. ist noch nicht geschrieben; sie würde über manches Klarheit verbreiten und manche Anschuldigung wegen schlechter Honorierung der Autoren, schlechter Ausstattung der Werke usw. ins rechte Licht fetzen. Schon gleich im Anfang seiner literarischen Tätigkeit hatte Bertuch den Nachdruckern den Fehdehandschuh hingeworfen, und unablässig hatte er neben Reich, Schwan, Göschen und andern den Kamps geführt. Schon 1774 warnt er Gleim, kein einziges Exemplar seines »Halladat» vor der allgemeinen Lieferung abzugeben, »sonst sind uns die Spitzbuben die Nachdrucker auf dem Nacken. Haschen es auf und liefern es nachgedruckt, ehe das Original erscheint. Ich kenne diese Raubthiere schon«. 1776 ver *) Goethe-Jahrbuch II. S. 251. **) Geiger. Aus Alt-Weimar, S. 44. suchte er durch alle möglichen Mittel, aber vergebens den Nachdruck der Don Quixote-Übersetzung durch Schmieder in Karlsruhe zu verhindern, gegen den er besonders erbost war und der leider durch den Landesfllrsten einen gewissen Schutz hatte. Den Bürgerschen Plan der Gründung einer »Assekuranz-Gesellschaft zum Schutz gegen den Nachdruck, der im November 1777 im Deutschen Museum veröffentlicht wurde, begrüßte er aufs Freudigste. An Gleim schrieb er damals: -Ein herrlicher Einfall, der mir heute eine höchst frohe Stunde gemacht hat! Etwas Ähnliches davon dämmerte mir vor 2 Jahren schon in der Seele; aber doch nicht dies; und ich bekenne herzlich gern, daß Bürger's Assekuranz- Gesellschaft besser und leichter ist als mein Weg. Der leichteste Weg. wie dies heilsame Werk zu Stande gebracht werden könnte, wär, es ganz zu einer kaufmännischen Entreprise zu machen, die unter Herschaft. Direktion stünd, den Stamm durch Actien von 50 Thalern zusammen zu bringen, und nach vorausgesetztem Plane dran Theil nehmen zu lassen wer wollte; sonst sürcht ich. finden sich nicht so viel vermögende Buchhändler dazu zusammen, die können und wollen.« Der Plan kam indessen nicht zur Ausführung. Bertuch versuchte nun die Nachdrucker durch Spott zu reizen. Ich erwähnte bereits sein fingiertes Schreiben im Merkur, das zur Gründung der Litteraturzeitung führte; schon früher, bei Ankündigung seiner geplanten Ausgabe von Hans Sachs hatte er sich an die Nachdrucker gewandt und sie zum Nach druck feiner Ausgabe ausgefordert: »Und nun noch ein Wörtgsn an euch. Piraten Teutschlands, sonst Nachdrucker genannt. Hier ist wieder ein Werklein von 21 Alphabeten, auf das ihr Jagd machen könnt, wenns euch beliebt usw « Es würde hier zu weit führen, ausführlich über den Nachdruck zu berichten; es möge hier nur betont werden, daß manche Landesherren und Reichsstädte den Nachdruck geradezu begünstigten und förderten. Gab doch Joseph II. einmal den Bescheid, als er um das Verbot des Nachdrucks angegangen wurde: »Um von Journalisten gepriesen und von Dichtern besungen zu werden, will ich mein Volk dem Eigennutz gewinnsüchtiger Buchhändler nicht länger Preis geben.«* **) ) Als Bertuch und Göschen gemeinsam die Ausgabe der Schriften Goethes veranstalteten, hielt Göschen es für not wendig. seiner Ankündigung noch ein Nachwort an die Nach drucker beizufügen, und hat dabei sicher in Übereinstimmung mit seinem Teilhaber gehandelt; vielleicht hat dieser auch Anteil an der Abfassung des Zusatzes gehabt. Goethe war nicht sehr angenehm berührt von diesem Nachwort an die Nachdrucker und bat Göschen, bei der Neuausgabe den Zu satz forlzulassen. Das Nachwort lautete: »An die Herren Nachdrucker. Ich kann es mir zwar leicht vorstellen, daß die hier angekündigten Werke auch eine ganz artige Spekulation für Sie ferm werden; allein erlauben Sie mir doch, meine Herren. Ihnen ehe Sie zum Werk schreiten, die Versicherung zu geben, daß ich auch schon ganz artige Maßregeln gegen Sie genommen habe, und Muth genug besitze mit Auf opferung meines ganzen Vortheils Ihre Hofnungen zu Wasser zu machen, wenn Sie mich in meinem rechtmäßigen Erwerbe durch Ihre unrechtmäßige Industrie zu stöhren gedenken. Besitzen Sie noch einigen guten Namen in der Welt, so heben Sie ihn gewiß durch eine solche Unter nehmung gänzlich auf. Sie sollen so blamiert werden, daß Ihr eigenes Weib. Ihr eigenes Kind Sie mit Verachtung *) Feldmann, Bertuch. S. 39.
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