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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1905
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- Deutsch
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7058 Nichtamtlicher Teil. 185, 11. August 1905. Schiller und Wieland ihre höhere geistige Weihe ver danken?» Der Wiener Kongreß gab auch dem Buchhandel Ver anlassung. Schritte zu tun. um Preßfreiheit und Verbot des Nachdrucks zu erwirken. Zu Vertretern der Wünsche des Buchhandels wurden Bertuch und Cotta gewählt. Allein die Gesundheit des elfteren gestattete die Fahrt nach Wien nicht; an seiner Stelle führte sein Sohn Karl die Ver handlungen mit großer Umsicht und großem Verständnis. -Er wird seine Sache schon weiter machen« hatte der Vater voll Zuversicht geschrieben. Mit großer Spannung verfolgte Fr. I. Bertuch die Verhandlungen. »Es gilt einen Kampf auf Leben und Tod der teutschen Literatur», hatte er an Völliger unterm 6. Sep tember 1814 geschrieben. -Jezt oder nie können wir Geistes Freyheit und Eigenthum wieder erkämpfen; und gern will ich sterben, wenn man mir das Schwerin, das uns dieß erkämpfte, ehrenvoll aufs Grab legt.» Zuerst schienen die Wünsche des Buchhandels Erfolg zu haben. Metternich empfing die Deputation am 8. Oktober 1814 in Audienz und schien den Forderungen geneigt zu sein; auch Wrede und vor allem Wilhelm v. Humboldt machten sich zum Fürsprecher der Buchhändler. Der letztere hatte einen Berfassungsentwurf ausgearbeitet, in dem es hieß: »Daß sogleich gesetzlicher Schutz für jedes in einem Staat des deutschen Bundes gedruckte Buch im Bezirk des ganzen Bundes eintreten solle, bis ein größeres organisches Gesetz, das auf dem Bundestag auszuarbeiten wäre, das Weitere bestimmte.» Dieser Vorschlag kam indessen nicht zur Annahme. Es erfolgte nur folgender Beschluß: -Die Bundesversammlung wird sich bei ihrer ersten Zusammenkunft mit Abfassung gleichförmiger Verfügungen über die Preßfreiheit und die Sicherstellung der Rechte der Schriftsteller und Verleger gegen den Nachdruck be schäftigen.« Damit war der Vorlage ein sanfter Schlummer be- schieden. Erst 1832 wurde ein Bundesgesetz gegen den Nachdruck erlassen. Karl Bertuch. der seit der Abreise Cotta's im'Februar die Verhandlungen in Wien allein fortgeführt hatte, kehrte im Juni 1815 nach Weimar zurück, wo ihn im Herbst ein Nervenfieber befiel, dem er am 5. Oktober 1815 erlag. Ein tüchtiger, viel versprechender Mann starb in ihm. Für den Vater war der Schlag sehr hart. »Die Stütze meines Lebens ist gebrochen, alle meine Freuden sind dahin und alle meine Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, die Er erhalten und ausführen sollte, sind mit ihm zu Grabe getragen», schreibt er an Böttiger, fährt dann aber fort; -Ich habe noch große Pflichten auf mir. die ich standhaft und mit Muthe er füllen muß; und ich werde es thun.« Unermüdlich wirkte er weiter. Wie wir sahen, setzte er seine letzte Kraft ein. um durch das Oppositionsblatt frei sinnige Ideale zu verbreiten, und auch im Kampf gegen den Nachdruck war kein Nachlassen seiner Kraft zu be merken; nicht nur in Zeitungsartikeln und Flugblättern be kämpfte er das Raubgesindel; auch beim Bundestag unter nahm er neue Schritte. Den Erfolg erlebte er nicht mehr; die letzten Jahre seines Lebens waren nicht dazu angetan, seine Hoffnung aus baldige Erfüllung seiner Forderungen zu bestärken, aber er schied doch in dem Bewußtsein, tüchtig vorgearbeitet zu haben für ein Werk, das dem Schriftsteller, wie dem Buchhandel gleichermaßen dienlich sein sollte, und wenn man der Bestrebungen zur Sicherheit des geistigen Eigentums gedenkt, wird man Friedrich Justin Bettuchs Namen stets mit an erster Stelle nennen müssen. Bettuchs umfassende Tätigkeit auf allen Gebieten des geistigen Lebens konnte hier nur kurz berührt werden; er ist. was noch erwähnt werden möge, durch seine »Allge meinen Geographischen Ephemeriden» der eigentliche Be gründer der »Zeitschriften für Länder-, Völker- und Staaten kunde» geworden; seine große schriftstellerische und Verlags tätigkeit konnte durchaus nicht erschöpfend behandelt werden. Man hat ihn wohl spöttisch den »Bilderfabrikanten Deutsch lands» genannt; aber er hat durch die zahlreichen Kupfer, die er zu seinen Werken anfertigen ließ. Verständnis für Kunst, Völker- und Naturkunde in weite Kreise getragen. Vor allem hatte er ein scharf ausgeprägtes Gefühl für deutsche Kunst und deutsche Ehre und trat allezeit ein für seines Vaterlandes Herrlichkeit. Der deutsche Buchhandel hat in den trübsten Zeiten, die Deutschland erlebt hat. immer Männer gehabt, die sich durch Vaterlandsliebe und Treue zum Vaterland auszeichneten und ihr Alles eingesetzt haben für deutsche Gesinnung und Gesittung. Friedrich Andreas Perthes vor allem gilt in dieser Hinsicht als die Ver körperung der Männer, auf die wir mit Stolz blicken dürfen. Aber es sind Gott sei Dank noch viele Namen, die aus dieser Ehrentafel des Buchhandels stehen, und zu ihnen zählt auch Friedrich Justin Bertuch. In den schweren Tagen, als Weimar geplündert war. als alles vernichtet schien, hat er den Mut nicht verloren, nicht an der Wiedererstehung Deutschlands gezweifelt. Schwere pekuniäre Sorgen lasteten damals auf ihm; er verzweifelte nicht, stützte andre und half, wo er konnte. Die große Verehrung, die in manchen Weimarer Kreisen, ich erinnere nur an Goethe und Voigt, für Napoleon vorhanden war. teilte er nicht; zwar verkannte er die dämonische Größe des Mannes nicht, war aber nicht blind gegen seine großen Fehler. Als Jahr auf Jahr verrann und nur neue Siege der Franzosen brachten, schwand auch seine Hoffnungsfreudigkeit. Den Ereignissen in Rußland stand er ziemlich teilnahmlos gegenüber; am 7. Januar 1818 schrieb er noch*) »Auch Ihnen sey das neue Jahr Heil und Segen bringend! Was es für ein Schicksal für Deutschland noch in seinem Schoose führt, weiß Gott allein! Ich kann mich, bey allem dem jetzigen Unglücke der Franzosen, doch noch keinen zu sanguinischen Hoffnungen überlassen. — Doch wir wollen an nichts verzweifeln!» — Als aber das Volk sich aufraffte, die Schlachten bei Großbeeren, an der Katzbach. Dcnnewitz zu Niederlagen der Franzosen wurden, erwachte in ihm der alte Mut. die alte Schaffensfreudigkeit wieder. Sein Sohn Karl wandelte am 19. Oktober mit dem Maler Jagemann und dem Re gierungsrat Beck nach Leipzig, um das Schlachtfeld zu besichtigen, und unter den Augen des Vaters entstand dann die Schrift: »Wanderung nach dem Schlachtfelde von Leipzig, im Oktober 1813«, in der es hieß: unsre Phantasie war mit dem stolzen Gefühl erfüllt, daß wir nicht mehr Rheinländer, sondern wieder Deutsche geworden.« Am 20. Dezember 1813 erließ dann Karl Bertuch einen »Aufruf zu Beiträgen für die Ausrüstung freiwilliger Jäger zu Pferd und zu Fuß« und wird auch hierfür die tatkräftige Unter stützung des Vaters gefunden haben. Dieser selbst schrieb bereits am 27. November 1813 an Böttiger**) »Das angefangene große Werk muß ganz und rein vollendet werden, wenn wir frey bleiben wollen;- *1 Feldmann, Bertuch S. 35. ") Feldmann. Bertuch S. 37.
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