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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1905
- Strukturtyp
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- 1905-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1905
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- Deutsch
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7054 Nichtamtlicher Teil. ^ 185, 11. August 1905. Friedrich Johann Justin Bertuch. Von I. H. Eckardt. VI. (Schluß sstatt Fortsetzung) aus Nr. 178, 179, 180, 182, 184 d. Bl.) Wenig erfreulich scheint das Verhältnis zwischen Ber- tuch und Herder gewesen zu sein. Herder sah in Bertuch nur den gewinnsüchtigen Kaufmann, bei dem alle Unter nehmungen auf eine Spekulation hinausliefen, der ein Ge schäft machen wolle und für höhere Interessen keinen Sinn habe. Trotzdem nahm Herder, soweit es für ihn von Vor teil war, anfänglich Bertrichs Rat in Anspruch; später aller dings, als in der Litteraturzeitung Kants Besprechung von den Ideen zur Geschichte der Philosophie der Menschheit er schien, die Herder sehr erbitterte, wurde er dem Herausgeber der Zeitung spinnefeind und intrigierte gegen ihn, wo er konnte. Schiller schreibt über das Verhältnis der beiden an Körner; -Bertuch und Herder hassen einander wie die Schlange und des Menschensohn. Bei Herdern geht es so weit, daß sich alle seine Züge verändern sollen, wenn Bertuchs Name genannt wird. Aber auch der geschmeidige Bertuch ist an dieser einzigen Stelle sterblich und fühlt etwas höchst seltenes — Leidenschaft«. So schätzten sich beide sehr wenig, und um so größer war darum das Erstaunen Schillers, als er in einer Ge sellschaft, die Bertuch zu Ehren seines alten Freundes Gleim (der allerdings bei Herder wohnte) veranstaltete, Herder an traf. »Herder, der, wie du weißt, sonst vor ihm ausgespien hat«, schreibt er an Körner. Doch ist ein innigeres Verhältnis nicht die Folge dieses Zusammentreffens gewesen. Ganz anders gestaltete sich das Verhältnis zu Wieland, der Bertuch zuerst in Weimar eingeführt hatte. Das an fänglich sehr herzliche Verhältnis wurde aber bald gestört, und daran dürste Reinhold, der Schwiegersohn des Dichters, manche Schuld tragen. Auch war der immer etwas eitle Wieland eifersüchtig auf Bertuchs Erfolge, zumal sein Merkur stetig zurückging. Einmal schreibt er in dieser Stimmung seinem Sohn Ludwig im August 1802, indem er ihn warnt, Buchhändler oder Schriftsteller zu werden.*) Da der Brief auch für die Verhältnisse des Buchhandels charakteristisch ist, so möge er hier auszugsweise Platz finden. Es heißt darin; »Mit was für Zweigen deines neuen Gewerbes denkst du dich zu nähren? Mit Übersetzen waren sonst ein Paar Thaler per Bogen zu verdienen; aber diese Innung ist so fürchterlich übersetzt, daß die Arbeit das Salz und den Lausewenzel nicht mehr abwirft, den diese Ehren männer, um den Hunger dadurch abzutödten, rauchen müssen. Auf jede neue Broschüre, die in Frankr. u. Engl, herauskommt, warten 10 Übersetzer mit weitosnen Mäulern, der Buchhändler, dessen Profit Key dergl. Sachen gewöhn lich auch sehr gering ist, giebt das Buch dem wohlfeilsten Arbeiter, und dieser muß sich zu Schanden abschächern, wenn er tägl. soviel als ein Holzhacker verdienen will. Ich weiß, was du mir sagen wirst -- Romane, Schau spiele, Zeitschristen, Taschenbücher — und die Beispiele von Göthe, Schiller, Richter, Kotzcbue, La Fontaine. — In der That machen diese fünf eine Ausnahme; aber was sind 5 gegen mehr als 6000 Buchmacher, die es izt giebt? Zudem leben die beiden ersten nicht bloß von der Schrift- stellerey, und der tilius »Ibas gallinao Kotzebue hat durch seine Frauen und von Kays. Pauls Freygebigkeit über 6000 rth. jährl. Einkommen, übrigens mußten Schiller und Richter, zumahl der letztere, sich viele Jahre schmal behelfen, bis sie es endlich so weit brachten, daß unsere Buchhändler sich mit schwerem Gelbe um die Ehre drängen, mit den Abschnitzeln, die von den Schreibtischen dieser Günstlinge des Publikums fallen, ihre Taschenbücher und Almanache zu zieren. Lassen svir aber diese Personen und sprechen von der Sache selbst. Der Buchhandel liegt in einem so tiefen Verfall und wird mit jeder Messe so viel schlechter, daß selbst angesehene Buchhändler erschrecken, wenn ihnen ein Mscpt., das nicht einen schon berühmten Nahmen zum Garant hat, angeboten wird. Die Buch läden sind mit Romanen und Theaterstücken aller Art dermaßen überschwemmt, daß ihnen jeder Thaler zu viel ist, den sie für ein Schauspiel, das nicht von Kotze bue oder Schiller, oder einen Roman, der nicht von Richter, La Fontaine oder Huber jeS ist Therese Huber, geb. Heyne gemeint) kommt, geben sollen. Aus den allgemeinen und mit jeder Messe zunehmenden Klagen der Sosier sehe ich die Zeit kommen, da sogar die eben genannten Modeautoren der Zeit Mühe haben werden, so freygebige Verleger zu finden wie bisher. Mit Jour nalen ist vollends gar nichts mehr zu verdienen; es stechen zwar alle Jahre etliche Dutzend neue, wie Pilze, aus sumpfichtem Boden, aus den schwammichten Wasserköpfen unserer litterarischen Jugend hervor; aber es sind Sterb- linge, die meistens das 2te Quartal nicht überleben. Die alten Journale sind bisher immer noch die dauerhaftesten gewesen; aber auch diese nehmen mit jedem Jahrgange ab, und der deutsche Merkur, der sich dreißig Jahre er halten hat, wird, allem Anscheine nach, mit diesem Jahre seine eorvso beschließen. Mit dem Att. Museum hat es dieselbe Bewandtniß. Goethe oder vielmehr sein Verleger hat sich genöthigt gesehen, die Propyläen, so wie vormahls die Horen, aufzugeben. Die Zeitung für die elegante Welt und das Moden-Journal sind beynahe die einzigen, dis einen starken Abgang haben, weil sie auf die Eitelkeit, Frivolität und Anekdotensucht unseres Publikums fundiert sind. Aber welcher Mann von Gesühl und Ehre wird von den Lastern und Thorheiten seines Zeitalters leben wollen? Ich gestehe gern, daß alles, was ich von der Misere der Schriftstellerey, als moäus acguirsuäi betrachtet, gesagt habe, einige Modifikazion erleiden möchte, wenn die Rede von einem jungen Manne wäre, der sich aus Drang eines inneren Berufs, mit dem Bewußtseyn großer und ungemeiner Geisteskräfte und Talente, folglich mit einer vorgefühlten Gewißheit, Sensazion in unserer geschmack losen, erschlafften und am liebsten von den sxorswsuteu hirnloser Köpfe sich nährenden Lesewelt zu machen, zur Schriftstellerey entschließen wollte. Ich weiß nicht, ob Du dieser junge Mann bist, wie wohl ich einige Ursache habe, sehr daran zu zweifeln. Prüfe Dich indessen selbst, aber sey auch ehrlich gegen Dich selbst und täusche Dich nicht vor- setzlich. In ts äeseeucka, 6t noris gnam sit tibi ourta supailox.« Der Merkur erschien indessen weiter, wenn auch unter dem Namen »Neuer teutscher Merkur« und unter Böttigers Leitung. Bertuch übernahm den Verlag des Blattes, das dann noch eine Anzahl Jahre dahinsiechte, bis es 1810 einging. Das Verhältnis Wielands zu Bertuch war fortan ein sehr herzliches und dauerte bis zum Tode Wielands am 20. Januar 1810, der ihn sehr erschütterte. An Böttiger schrieb er damals*); »Ich bin zwar wohl, aber Vater Wieland's Tod hat mich so traurig und still und herzenswund gemacht, daß ') Geiger, Aus Alt-Weimar. S. 2g u. s. ') Feldmann, Bertuch S. 49.
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