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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1905
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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205, 4. September 1905. Nichtamtlicher Teil. 7689 waren massenhaft vorhanden (der Stoff muß damals sehr aktuell gewesen sein!, und Schillers Teil hatte eine Flllle von Schweizerliteratur erzeugt, die einen sprechenden Beweis von »Geistesarmut und hungerndem Zähncklappern- lieferte. Uneingeschränkte Anerkennung fand nur die streng wissen schaftliche Literatur. Rastlose Forschung, strenges und geläu tertes Studium hatten auch diesmal wieder »frische Blüten ge trieben». Göschens Verlag war rühmend erwähnt, und wo historische Werke erscheinen, wie bei ihm, »da können Kompi lationen und historische Lesebücher zu Schocken nsbenher- laufen». Hand in Hand mit der ernsten Wissenschaft ging auch die gediegene Bibliographie Mit Stolz wird als Vor zug deutschen Fleißes und deutscher Tätigkeit hervorgehoben, daß in der ganzen Welt kein einziges, auch nur einigermaßen bedeutendes Buch erscheine, das nicht angezeigt und mit kritischen Bemerkungen versehen werde. Das nördliche Deutschland, vor allem die Hansestädte, waren bisher der beste Markt für den deutschen Buchhandel gewesen. Man las dort nicht nur, sondern man kaufte auch Bücher. Kein Landsitz, kein Pfarrhaus, keine Amts wohnung, wo nicht wenigstens die Frau eine erlesene Haus- bibliolhek besaß. Während der französischen Revolutions- kricge war in Niedcrdeutschland, vor allem in Hamburg, fast die Hälfte aller von Leipzig aus vertriebenen Bücher abge setzt worden. Und von Hamburg aus ging die deutsche Literatur weiter nach Spanien und England, nach Amerika und Indien. Ein ebenso ergiebiger Platz wie Niederdeutsch land und Hamburg war auch der deutschsprechende Teil von Dänemark und vor allem Kopenhagen, wo die Leipziger Messe einen grötzern Absatz hatte als in Wien. Die Wiener Zensur zog dem literarischen Verkehr zwischen den kaiserlichen Staaten und dem übrigen Deutschland manchen -verdrüßlichen Schlag- banm» vor, und es war wohl kaum ehrliche Überzeugung, wenn unser Berichterstatter meinte, daß die strenge Zensur lediglich -die Bewahrung der Unschuld und moralischer Bürgertugenden- bezwecke. Im Österreich des »guten Kaisers Franz- gab cs andre Einrichtungen, die den Staats leilern eine strenge Zensur wünschenswert machten, als die jungfräuliche Seclenreinheit seiner Bewohner. Angesichts solcher Verhältnisse, die in einem großen Teil des deutschen Reichs den buchhändlerischen Geschäfts gang sehr beengten, fiel doppelt schwer ins Gewicht, daß nun auch die bisher so ertragreichen norddeutschen Gebiete ihre Einkäufe bedeutend beschränkten. Die napoleonischen Edikte, die den Handel der Seestädte fast völlig unterbanden, hatten den dortigen Wohlstand aufs schlimmste getroffen; fast niemand hatte mehr Interesse am Büchererwerb, wer früher für 100 Thaler gekauft hatte, kaufte jetzt für zehn und blieb diese schuldig. Weit lieber wandte man sich auch an kleine Buchhändler, die sich durch großen Rabatt und langen Kredit einen Kundenkreis für bessere Zeiten heranzuziehen suchten, als daß man dem bisherigen Lieferanten treu blieb. Einen geringen Ersatz für diese allmählich in Wegfall kommenden Bezirke bildeten die neuen preußischen Gebiets teile in Westfalen und am Rhein, wo nach Säkularisierung der geistlichen Territorien ein freieres Leben auch auf litera rischem Gebiete begann. Wie im Westen, so eröffneten sich auch im Osten dem deutschen Buchhandel neue Aussichten. In Polen wurde die Nachfrage nach deutschen Büchern (nicht nur Gebetbüchern und »Comeniussen») stets lebhafter, und unter Alexander dem »Menschlichen», wie ihn der begeisterte Berichterstatter nennt, wanderten deutsche Bücher und Zeitschriften über die Grenzen der Ostseeprovinzen hinaus in das Innere des un geheuren Reiches. Die kostbarsten und bedeutendsten Werke aus allen Fächern der deutschen Literatur wurden jetzt auch Börsenblatt für drn deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. in Rußland verlangt; freilich ließ die Bezahlung öfter auf sich warten. Ein Antrag des russischen Oberpostmeisters, daß alle für die deutschen Provinzen Rußlands bestimmten Zeitschriften durch das St. Petersburger Postamt bezogen werden müßten, wurde trotz der großen Einnahmen, die dem Staate daraus erwachsen wären, von Alexander dem »Menschlichen- abgelehnt, und in Heller Freude über diesen kaiserlichen Liberalismus sieht der Verfasser des vor liegenden Berichts die Sonne der europäischen Freiheit bereits über den Steppen Rußlands emporsteigen und bricht in den entzückten Ruf aus, der uns heute sonderbar anmutet: -Möge von dort aller Zensurzwang und aller Geistesdruck, der dem Scirocco gleich aus Süden hcraufqualmt, auf immer gebrochen werden!- Prachtausgaben waren auf jener Messe kaum vorhanden, wohl aber in reicher Fülle die damals so beliebten »niedlichen Almanache und Taschenbücher, die jetzt zum großen Nachteil soliderer Unternehmungen unsre ganze Literatur in eine Nußschale einzuschließen und in eine Bibliothek in Taschenformat zu verwandeln drohen». Als besonders schön ausgestattet rühmt der Bericht neben einzelnen naturwissenschaftlichen Sachen »den großen Maskenball in Berlin am 12. Mai 1804-, der zu Ehren der Königin Luise im Nationaltheater veranstaltet wurde, und auf literarischem Gebiet die großen Göschenschen Aus gaben der Werke Klopstocks und Wielands; auch Schillers »Huldigung der Künste- war von Cotta in einer Pracht ausgabe auf die Messe gebracht worden und wurde dort »als eine liebliche Meß-Lenie mehr verteilt als verkauft«. Von den Erzeugnissen des ausländischen Buchhandels kamen nur französische und dänische in Betracht. Was Holland und Italien bot, war unbedeutend, und England legte so wenig Wert darauf, in Deutschland ein Absatzgebiet seiner Bücher zu finden, daß der Leipziger Buchhändler Reclam nach einigen Jahren den vergeblichen Versuch aufgab, in seinem Sortiment auch die ständigen englischen Neuerschei nungen zu führen. Im Gegensatz dazu bemühten sich die Franzosen sehr um den deutschen Markt. Mit den dänischen Buchhändlern waren auch sie persönlich zur Meß zeit in Leipzig anwesend, und vor allem war es die Pariser Firma Schöll, die den uneingeschränkten Beifall unsers Be richterstatters findet. Seit 1782 war in Paris keine wissen schaftliche deutsche Literatur mehr gekauft worden; jetzt war es der genannten Firma gelungen, allein in einem Jahre für 30000 Frcs. deutsche Bücher an die kaiserliche Bibliothek abzusetzen. Zum Schluß wird dann noch eine Reihe kleinerer Be schwerden angeführt, die den deutschen Buchhandel schädigten, wie etwa die Herausgabe größerer Werke je nach Erscheinen einzelner Bände, die Sucht der Verleger, Bücher aus allen Gebieten der Literatur und des Wissens in ihren Verlag zu nehmen, statt sich auf einzelne Zweige zu beschränken, und nicht zum wenigsten -die fast unerschwinglichen- Ladenpreise. -Aber auch-, so schließt der Bericht, -bei allen anklebenden Gebrechen ist unser Buchhandel noch das respektabelste Gemeininstitut Deutschlands, der einzige Kitt, der die ent fremdeten Völkerschaften einer Sprache, und in diesen gerade den denkenden und lehrenden Teil miteinander verbindet. Leipzigs Buchhandel ist das Palladium der deutschen Denk freiheit und Aufklärung, und der rechtliche Buchhändler, der seine Pflicht kennt und tut, sein treuester Hüter und Priester. Er hat cs mit unsterblichen Gedanken zu tun, und sein Einmaleins ist die wahre pythagoräische Lebenstafel!« 1020
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