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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1925
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- 1925-12-05
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- 05.12.1925
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284, 5. Dezember 1925. Redaktioneller Teil. VSg-7l»I»tt >. d D««n. «Achi-nd-I, 194 7 7 Zur wirtschaftlichen Lage des Mufikalienhandels. Der Druck, der auf der gesamten deutschen Wirtschaft lastet, hat auch besonders kühne Hoffnungen auf eine stärkere Belebung des Geschäftes im Musikalienhandel nicht aufkoimnen lassen. Der Übergang von der gcschäftsflauen Sommerzeit zum Winter hat sich nur zögernd vollzogen, und die Möglichkeit eines guten Weih nachtsgeschäftes scheint bei den meisten Musikvcrlegern schon außer Betracht getreten zu sein, denn auffallend schwach ist die Werbe tätigkeit, von der im Herbst ein energisches Auslebcn, bedingt durch die mangelnde Kauflust des Publikums, hätte erwartet werden dürfen. Ist es mangelnde Initiative oder Resignation? Soviel ist sicher, daß -der Verlag in bezug aus Kredite zurzeit außerordentlich stark in Anspruch genommen ist infolge der immer größer werdenden Zahlungsschwierigkeiten des Musikalicnsorti- ments, aus denen ohne weiteres geschlossen werden kann, daß die wirtschaftliche Lage des Musikalienhandels weit schlechter ist als im Buchhandel, der wahrscheinlich aber auch ungünstiger da stehen würde, wenn er nicht eine außerordentlich starke Rührig keit entfaltete. In dieser Hinsicht freilich sind dem Musikalien handel Grenzen gezogen, oder vielmehr die Musikalienwerbung ist — wenn sie sicher wirksam sein soll - - weit schwieriger und auch kostspieliger. Somit -bewegt -sich der Musikalienhandel in einem circulus vitiosus. Das flaue Geschäft kann nur durch er höhte Propaganda belebt werden, für diese aber fehlen die Mittel, eben weil das Geschäft sehr häufig nur das Allernotwendigste einbringt. Unter diesen Umständen muß natürlich immer wieder der Ver lag zur Einräumung von Krediten in Anspruch genommen locrden, denn — sagt man sich — er ist ja aus seine Abnehmer angewiesen. Aber die Klagen, die in dieser Hinsicht vom Verlag erhoben wer den, mehren sich nicht bloß, sie werden auch immer lauter, und das kann jeder Einsichtige ohne weiteres auch verstehen. Denn dem Verlag entgehen mit der Zunahme der Außenstände -die Mit tel zur Fortführung seiner Verlagstätigkeit. Man kann dem ent gegenhalten, daß eine Einschränkung der Verlagstätigkeit bei den augenblicklichen Herstellungspreisen sowieso geboten sei, um durch einen Rückgang der Austräge und mangelnde Beschäftigung die Hcrftellungsindustricn zu einer Senkung der übcrschraubten Tarife zu bringen; aber Stillstand ist Rückgang. Einmal entstandene Lücken lassen sich nur mit großen Schwierigkeiten wieder aus füllen. Und dann bleibt ja doch der Hauptleidtragende die deutsche Musikkultur, deren Pionier der deutsche Musikalienhandel ist. Der Mustkverlag schränkt seine Produktion von sich aus schon ein, muß sic einschränken. Er hat keine großen Kanonen mehr, die ihm gestatten, in weiterem Maße das Risiko für ungangbare Sachen mit zu übernehmen. Das ist eine wirtschaftlich gar nicht schwer genug zu nehmende Tatsache, die sich immer krasser auswirken muß, wenn die Schutzfrist für musikalische Werke nicht bald ver längert wird. Unter ihr leidet nicht nur Verlag und Sortiment, sondern auch die neue Musik, die nicht herausgebracht werden kann. Darf man also irgendwelche besonderen Hoffnungen für das Weihnachtsgeschäft hegen? Es scheint nicht so, denn wem Noten nicht Handwerkszeug sind, der stellt ihren Erwerb in seinem Haushaltplan an letzte Stelle, bis nottvendigere Anschaffungen gemacht sind. Hinzu kommt, daß das Notcnbudget der musik- liebenden Mittelstandskreise sehr häufig durch Gelegenheitskäufe aufgebraucht wird. Es sind in letzter Zeit an verschiedenen Stellen Ausverkäufe veralteter Lagerbestände veranstaltet worden, die sich sehr regen Zuspruchs seitens des Publikums erfreut haben. Haupt sächlich sind hier der Hamburger Ausverkauf und die vom Münchner Musikalienhandcl an neutralem Ort veranstaltete Rotendult zu nennen, die -sehr befriedigende Umsätze erzielt haben. Dieses letztere Unternehmen war zweifellos mustergültig organisiert, sodaß von vornherein viele Bedenken, die gegen derartige Ausverkäufe be stehen, zerstreut waren. Wenn hier der Verkauf sehr gut war — und es wurde fast ausschließlich ernste Musik, Schlagermusik hin gegen nur verschwindend wenig verkauft —, so ist das ein Beweis dafür, daß das Publikum bei aller Geldknappheit sich ein« Ge legenheit zu billigem Erwerb niemals entgehen läßt; und damit erhebt sich die Gefahr für das Sortiment: der reguläre Verkauf wird dadurch nicht gefördert. Die zum Notenkauf zur Verfügung stehenden Mittel werden eben zu Erwerbungen bei lockender Ge legenheit, die zu raschem Zugreifen veranlaßt, verwendet, und Neues bleibt ungekauft, muß ungekauft bleiben. Daß damit aRo die zeitgenössische Produktion nicht gefördert wird, liegt aus der Hand. Auf die Hebung des regulären Verkaufs aber kommt cs jetzt an. Die große Masse des Volkes muß mit allem Nachdruck auf die geistigen Schätze unsers Volkes hingcwiesen werden, uni aus der immer erschreckender zutage tretenden Veräußerlichung wieder zur Kultur innerer, dauernder Werte gelenkt zu werden, und dazu sollte das großangclcgte Propagandawcrk der deutschen Buch- und Musikwoche dienen, für die besonders Berlin und München sich mit Geschick und Freude an der Sache eingesetzt hatten. Beide Städte halten Ausstellungen veranstaltet, an denen sich aber der Musikverlag auffallend wenig beteiligt hat. Gewiß sind Musi- kalien-Ausstellungen für -den Absatz immer nur von sehr proble matischem Wert, da man dein äußeren Kleid der Musikalien kaum das Wesen der Musik, die sie vermitteln sollen, ansehen kann, aber der Musikliebhabcr gewinnt durch solch eine Ausstellung immerhin reiche Eindrücke und einen überblick über die Verlags produktion, mag er auch nur in Namen und Titeln bestehen. Schwer ist es jedenfalls, den Erfolg solch einer Ausstellung fest- zustellcn, er wird sich für den ausstcllenden Verlag, der ja die Kosten aufzubringen hat, in vielen Fällen nicht Nachweisen lassen, und doch kann er da sein. Und ein Erfolg ist schon, daß die Vcr- lagsproduktion — sei es auch in noch so kleinem Ausschnitt einem größeren Publikum einmal vorgesührt wird. Darin liegt eine Wirkung, die sich nicht ausweist, die aber sehr wohl verspürt werden kann, wenn man den Eindruck der Ausstellung aus ihre Besucher beobachtet. In München sowohl wie in Berlin hat das Musikaltcnsorti- ment für die Buch- und Musikwoche große Anstrengungen ge macht, die jeden Vorwurf der Passivität von selbst zurückwetfen. Schade ist es, daß es seitens des Musikverlages nicht die Unter stützung gesunden hat, die hätte erwartet werden können. Der gute Wille, für die Musikpropaganda etwas Großzügiges zu leisten, war jedenfalls da; ihm aber stand die Ungunst der Zeit entgegen: die wirtschaftliche Lage, die dem kapitalschwächeren Sortiment jede Propaganda beinahe unmöglich macht, aber auch dem Verlag Grenzen zieht, über die htnauszugehen nicht Groß zügigkeit ist, sondern Leichtsinn. Das Sortiment hat, was die Erwartung auf Beteiligung des Musikverlages anbelangt, in beiden Städten eine Enttäuschung erfahren, die in Zukunft bei Propaganda-Unternehmungen gleicher Art eine Zurückhaltung in bezug auf die Übernahme der für all die anstrengenden Vorbe reitungen notwendigen Arbeit zur Folge haben muß. Und das ist im Sinne der gesamten Werbetätigkeit zu beklagen, denn nur im Zusammenwirken von Verlag und Sortiment, wie es bei diesen Ausstellungen in großzügigster Weise zum Ausdruck kommen sollte, läßt sich propagandistisch etwas Wirkungsvolles erreichen. Wenn man bedenkt, daß jeder 40. Einwohner Münchens die dor tige Buch- und Musikausstcllung besucht hat, so muß man zugeben, daß gar keine andere Propagandamöglichkeit so tief und breit ins Volk dringen kann. Und handelt cs sich bei solchen Ausstellungen auch nur darum, daß -der Verlag dem großen Publikum seine Visitenkarte a-bgibt, fehlen -darf er jedenfalls nicht. Sonst über läßt er eben den Genuß des Erfolges allein d'em Bnchvcrlag, der auch über die Belastung durch dergleichen Anforderungen an sein Spesenkonto seufzt, aber die Notwendigkeit, vertreten zu sein, ein- sicht. Daß die schwache Beteiligung des Musikverlages bet der Beurtcilung des Gesamteindruckes -der beiden Ausstellungen der Parität von Buch- und Musikalienhandcl zugunsten des elfteren geschadet hat, beweisen schon die Berichte, die sich beinahe aus schließlich aus das Buch erstrecken. Der Musikalienhandel darf sich aber nicht aus der öffentlichen Meinung verdrängen lassen, wenn er seine durch die Inflationszeit entfremdeten Berbraucher- kreise wieder erobern will. Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. »2. Jahrgang. 2568
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