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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1912
- Strukturtyp
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- 1912-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1912
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- Deutsch
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188, 14. August 1912. Nichtamtlicher Teil. vvrsenblaU f. d Dtschn. vuchhanbel. 9339 Den Literaturbriefen folgte 1765 die Allgemeine deutsche Bibliothek, Nicolais buchhändlerisch größtes Unternehmen, das 268 Bände umfaßt. Sie verursachte dem Herausgeber und Ver leger unendliche Mühe. Die Königliche Bibliothek zu Berlin ver wahrt 94 große Foliobände von Originalbriefen an Nicolai, die alle mit Strichen und eigenhändigen Zusätzen Nicolais am Rande versehen sind; er hatte, wie er Herder klagt, in vierzehn Tagen mehr als Hundes Briefe zu entwerfen oder selbst zu schreiben; ungemein schwierig war die Sammlung und Wahl der Mitarbeiter, und ebenso groß oft deren Trägheit und Saum seligkeit in der Einsendung der Beiträge. Nach Übernahme des väterlichen Geschäfts wohnte Nicolai wieder in seinem Geburtshause, Poststraße 4, während er den Buchladen auf der Stechbahn hatte. 1787 kaufte er das in der Brüderstraße (Nr. 13) gelegene Haus, das sich noch heute im Besitz seiner Erben befindet. Am 12. Dezember 1760 verheiratete er sich mit der Tochter des ehemaligen Königlichen Leibarztes und Professors der Physiologie und Pathologie Schaarschmidt; er überlebte die Gattin wie die acht Kinder, die sie ihm schenkte, und stand im Alter ebenso einsam da, wie sein großer Freund Lessing nach dem Tode seiner Gattin. Bedenkt man all das Herzeleid und rechnet man noch das schmerzhafte Augenübel hinzu, das dem Zweiundsiebzigjährigen den Verlust des rechten Auges kostete, so wundern wir uns nicht über das ungemein ernste, blaßgraue, etwas stumpfe Gesicht des Alten, vor dem sich die Enkel fürchteten, des »alten Uhu«, nach Erich Schmidts drasti schem Ausdruck. Doch zurück zu seinen schaffensfrohen Jahren! Seinem regen historischen Interesse verdankt die »Beschrei bung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam« 1769 ihre Entstehung, ein noch heute unentbehrliches Nachschlagewerk; jahrelangen archivalischen Studien seine »Sammlung von Anek doten vom König Friedrich II. von Preußen nebst einigen Zweifeln und Berichtigungen über schon gedruckte Anekdoten« (6 Hefte. 1788—92). Eine Fundgrube für Bevölkerungsstatistik. Entwicklung der Landwirtschaft, Handelsgeschichte, staatliches und städtisches Verwaltungswesen, kirchliche und sittliche Zustände usw. im achtzehnten Jahrhundert sind die etwas weit schweifig und trocken geschriebenen zwölf Bände der »Beschrei bung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781«. Mit dem »Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrnorden gemacht worden, und über dessen Geheimnis« (1782) beginnt seine kirchenhistorische Schriftstellerei. Hatte sein erster Roman »Leben und Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker« die Verfolgungssucht hartherziger Ortho doxen »in ihrer Verächtlichkeit darstellen und dagegen Geistes freiheit und Toleranz, welche damals an mehreren Orten noch sehr zum Anstoß gereichten, empfehlen wollen« — um seine eigenen Worte zu gebrauchen —, so bedeuteten der zweite Roman »Leben und Meinungen Sempronius Gundiberts« und die »Ge schichte eines dicken Mannes« einen Angriff auf die Philosophie Kants und seiner Schule. Obgleich er sich dem, was an der auf kommenden Romantik Gutes war, nicht verschloß, wandte er sich doch gegen diese und besonders ihre sittliche Laszivität in den »Vertrauten Briefen von Adelheid B ... an ihre Freundin Julie S . . .«. überblicken wir dieses reiche schriftstellerische Schaffen, sehen wir, zu welch hohem Ansehen Nicolai seine Buchhandlung ge bracht hat. wie er auf der Höhe der Bildung seiner Zeit steht, so müssen wir staunen über die rastlose Arbeitskraft dieses Man nes. Daneben hatte er noch, wie Johann Jakob Engel sagte, »einen Stall voller Steckenpferde«. Zu seiner immensen Privat bibliothek von 16 000 Bänden, darunter die größten Sel tenheiten, hatte er eine 6800 Blätter zählende Sammlung von Bildnissen gelehrter Männer und eine ausgesuchte Sammlung von Kupferstichen angelegt. Die Lernen spötteln unter anderm, daß Nicolai bei der Bildung der Deutschen »viel verdient« habe. Doch er hat von seinem redlich und sauer verdienten Reichtum den edelsten Gebrauch gemacht. Seine Wohltätigkeit, seine Hilfsbereitschaft waren allgemein bekannt. Als ihn in der Franzosenzeit der Magistrat bei der Einziehung der Kontri bution übersehen hatte, trug er seine letzten zwanzigtausend Taler freiwillig aufs Rathaus, nachdem er schon zuvor einen großen Teil seines Vermögens hingegeben, um die Steuerlast seiner Mitbürger zu lindern. Von Kaufmannsehre und speziell den idealen Pflichten des Buchhändlers hat er hoch gedacht und seine Ansichten hierüber nicht nur literarisch in der Figur des Buchhändlers Hieronymus im Sebaldus Nothanker vertreten, sondern auch in reeller Praxis bewährt. Hätten Wohl sonst seine sechzehn Berliner Kollegen sich einstimmig geweigert. Fichtes unflätiges Buch wider ihn zu debitieren? Ein kleines, aber sinniges Zeichen seiner vornehmen Uneigennützigkeit ist die Inschrift seines Exlibris: Ir. Meolai et amieorum! An äußerer Anerkennung, an Würden und Titeln hat es ihm nicht gefehlt. Er war Mitglied der Akademie der Wissen schaften zu Berlin und München; die philosophische Fakultät zu Helmstedt promovierte ihn zum Ehrendoktor und Magister der freien Künste, die Petersburger Akademie ernannte ihn zu ihrem Korrespondenten. Der deutsche Buchhandel wird es mit besonderer Freude begrüßen, daß die Person und das Wirken eines seiner tüchtig sten und rührigsten Vertreter durch Auers verdienstvolle Schrift endlich in das rechte Licht gerückt worden ist. Im. Kleine Mitteilungen. Johannes Trojan im Buchhandel. — Am heutigen Tage kann Johannes Trojan auf 75 Lebensjahre zurückblicken. Einer Einladung der Redaktion, sich über seine Beziehungen zum Buchhandel zu äußern, hat der Jubilar durch die nach stehenden Verse entsprochen. Sie geben zwar kein vollständiges Bild seiner literarischen Tätigkeit, aber doch genug Anregung für diejenigen, die sich mit seinem Werk und Wesen beschäftigen und dazu beitragen möchten, seiner Muse weitere Freunde im Sinne seines »Nachworts«, das wir gern befürworten, zu Fünfzehn Bändchen von mir im Handel! So bracht ich's glücklich auf eine Mandel. Die Fünfzehn. I. Gedichte (Cotta'scher Verlag, Stuttgart). »Gedichte« einfach wird genannt, Was in Herz und Kopf von selbst entstand. II. Scherzgedichte (Cotta'scher Verlag. Stuttgart). Die Welt zu schauen in heitrem Lichte, Sind geeignet die Scherzgedichte. III. Neue Scherzgedichte (Cotta'scher Verlag, Stutt gart.) Weil vielen gefiel der erste Band, Ward ein zweiter ihm nachgesandt. IV. Das W u st r o w e r K ö n i g s s ch i e ß e n (Cotta'scher Verlag, Stuttgart). Wer sich ansieht mein Königsschießen, Den wird es, hoff' ich, nicht verdrießen. V. Von Strand und Heide (Verlag von A. Hofmann L Co., Berlin). Komm an den Strand, komm in die Heide! Viel, was du gern siehst, bieten beide. VI. Von drinnen und draußen (Verlag von A. Hof mann L Co., Berlin). Was hier von draußen kommt und von drinnen. Möchte sich Freunde gern gewinnen. VII. Kleine Bilder (Verlag von A. Hofmann L Co., Berlin). Kleine Bilder verschiedner Art Sind's, in Erinnerung treu bewahrt. VIII. Hundert Kinderlieder (G. Grote'scher Verlag. Berlin). In Kinderherzen sind geklungen Hundert Lieder, die ich gesungen. IX. Zwei Monat Festung (G. Grote'scher Verlag. Berlin). Zwei Monat lang Hab' ich gesessen — Weshalb ich saß, Hab' ich vergessen. X. Für gewöhnliche Leute (G. Grote'scher Verlag, Berlin). Ein Buch ist's für gewöhnliche Leute, Die leider nicht mehr gewöhnlich heute. XI. Von einem zum andern (G. Grote'scher Verlag, Berlin). Wer etwas Zeit hat, woll' mit mir wandern. Ein Weilchen von einem hin zum andern. 1217»
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