Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1925

Lertechnische Tagung des Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit und die Betriebs technische Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Betriebsingenieurc abgehalten! die Versammlungen fanden im Vortragssaal und im Großen Lesesaal statt. Ein Beweis dafür, daß der Kreis derjenigen, die die Deutsche Bücherei kennen, mehr und mehr wächst, ist die zunehmende In anspruchnahme der Bibliographischen Auskunfts- stellc. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwelche Mit teilungen bibliographischer Art, größere oder kleinere Zusammen stellungen von Literatur über bestimmte Wissensgebiete erbeten werden. Ohne die Feststellungen für das Auskunftsbüro der Deutschen Bibliotheken sind in der Berichtszeit 1563 schriftliche Auskünfte erteilt worden. Dabei ist es erfreulich, zu sehen, daß viele dieser Anfragen aus den Kreisen der Industrie kommen, ihre Beantwortung also wahrscheinlich dem praktischen Bedürfnis der Volkswirtschaft unmittelbar zugute kommt. Von großer Bedeutung für den inneren Ausbau war die Entschließung der Hauptversammlung des Deutschen Verleger- Vereins vom 17. Mai 1924, daß es eine Ehrenpflicht des deutschen Berlages sei, seine Erzeugnisse der Deutschen Bücherei unberechnet zur Verfügung zu stellen. Einen ähnlichen Beschluß faßte auch der Reichsverband der Stadtadreßbuchverleger. Beiden Organi sationen fei für diese Unterstützung herzlich gedankt. Bei dieser Gelegenheit sei wiederum der erfreulichen Hilfe gedacht, die die Deutsche Bücherei nun schon seit Jahren bei Beschaffung der amtlichen Drucksachen von seiten der Bayerischen Staatsbiblio thek erfahren hat. Ebenso sind dankbar zu erwähnen die um fangreichen Überweisungen von Schriften durch die Badische Lan- dcshibliothek Karlsruhe; ihrem Direktor, Herrn Professor vr. Längin, ist die Deutsche Bücherei außerdem für zahlreiche Hin weise und Vermittlungen von Neuerscheinungen verpflichtet. Freundliche Unterstützung wurde der Deutschen Bücherei in dankenswerter Weife auch von der Lippeschen Landesbibliothek in Detmold, der Universitätsbibliothek in Freiburg i. Br. und der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel zuteil. Für ihre Bestrebungen, das gesamte deutschsprachige Schrift tum zu erfassen, kommen der Deutschen Bücherei immer mehr die ihr vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler übertragenen bibliographischenNnternehmungenzu statten, ins besondere das »Tägliche- und das »Wöchentliche Verzeichnis-. Zu ihnen ist im vergangenen Jahre mit einigen anderen kleineren Bibliographien nun auch das »Literarische Zcntralblatt für Deutschland- getreten. Im ersten Teile des Blattes, den »Be richten über die wichtigsten wissenschaftlichen Bücher und Zeit schriftenaufsätze des deutschen Sprachgebietes», berichtet seit Ja nuar 1924 fortlaufend eine größere Anzahl von Fachgelehrten aus Grund der Ncucingänge der Deutschen Bücherei über die wissenschaftlich beachtenswerte Literatur ihrer Gebiete. Von den 37 Fachgruppen liegen 11 in den Händen von wissenschaftlichen Beamten der Deutschen Bücherei. So darf man sagen, daß die Deutsche Bücherei ihrem Ziele, die Zentral stelle der deutschen Bibliographie zu werden, von Jahr zu Jahr näher kommt. Während der Berichtszcit veranstaltete der Börsenverein zwei deutsche Buchausstcllungcn, eine in Chicago und eine in Barce lona. Auf diesen war die Deutsche Bücherei in Wort und Bild vertreten. Beide Ausstellungen, besonders die in Barcelona, zu der auf Veranlassung des Börsenvereins von der Deutschen Büche rei der Bibliothekar vr. Praesent entsandt war, haben es er möglicht, wertvolle Beziehungen zum Auslandsdeutsch tum anzuknüpfcn. Die Beschaffung des auslandsdeutschen Schrifttums konnte bisher, da bald nach Gründung der Deutschen Bücherei der Weltkrieg ausbrach, wegen des Krieges und der wirt schaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit nur in ganz ge ringem Umfang durchgeführt worden. In den kommenden Jahren wird dieser Aufgabe erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden sein. An Ausstellungen in der Deutschen Bücherei wurden während der Bcrichtszeit veranstaltet zur Frühjahrsmesse 1924 eine Ausstellung »Durch das Buch zum Erfolg- und zur Herbst messe desselben Jahres eine Ausstellung »Zurück zum Weltmarkt durch das Buch-; außerdem mehrere Ausstellungen von »Künst lerischen Drucken- (s. S. 7393) und eine Ausstellung von Werken Hugo von Hofmannsthals aus Anlaß seines Besuches in der Deutschen Bücherei. Die Ausstellungen waren durchweg gut besucht. Auch über einige wertvolle Stiftungen ist zu berichten: Frau Emma Baedeker vermachte der Deutschen Bücherei testamen tarisch ihre wertvolle Briefmarkensammlung (Ganzsachen); Herr vr. Köster schenkte eine Sammlung von Kriegsliteratur aus dem Nachlaß seines Vaters, des verstorbenen Gcheimrats Professor vr. Albert Köster; der Rikola Verlag in Wien stiftete zur Ausschmük- kung des Hauses eine Marmorbüste Robert Hamerlings, ein Werk des Bildhauers Hans Scherpe. Für diese in Anbetracht der wirt schaftlichen Not der Gegenwart besonders hoch einzuschätzenden Stiftungen, durch die der Schmuck der Deutschen Bücherei eine neue Bereicherung erfahren hat, sei auch an dieser Stelle der ge bührende Dank zum Ausdruck gebracht. Hinsichtlich der Geschäftsführung ist noch zu berichten, daß die Deutsche Bücherei am 1. Januar 1924 die Verwaltung ihrer Kasse selbst übernommen hat. Bis dahin hatte der Börsenverein die Kassen- und Buchhaltungsgeschäfte durch seine Beamten nebenamtlich besorgen lassen. Ihm und allen denen, die seit der Gründung der Deutschen Bücherei diese Arbeiten, die von Jahr zu Jahr an Umfang Zunahmen, erledigt haben, sei der herzliche Dank ausgesprochen, der in besonderer Weise Herrn Paul Schuffcn- hauer und dem inzwischen leider verstorbenen Herrn Hermann Braune gebührt. Die bauliche Unterhaltung des Grundstücks, das sich nach wie vor des sorglichen Interesses des Landbauamtes Leipzig erfreut, beschränkte sich auf Herstellungen, wie sie eine normale Abnutzung mit sich bringen; es ist aber, wie das Land bauamt meint, damit zu rechnen, daß die Hausverwaltung in der nächsten Zeit mit Mängeln zu kämpfen haben wird, die auf die Verwendung von Kriegsmaterial und Ersatzstoffen beim Bau zurückzuführen sind. Von den in der Berichtszeit erschienenen Veröffent lichungen über die Deutsche Bücherei seien ge nannt: Ansprachen, gehalten bei der am 30. September 1924 statt gefundenen Einführung des neugewählten Direktors der Deutschen Bücherei zu Leipzig. In: Börsenblatt f. d. Dtsch. Buchhandel. Jg. 91, Nr 243, 1b. Okt. 1924. S. 13 915—917. Elfter Bericht über die Verwaltung der Deutschen Bücherei im Jahre 1923. In: Börsenblatt f. d. Dtsch. Buchhandel. 91. Jg., Nr 113, 14. Mai 1924. S. 6847—6854. (Erschien auch als Sonderdruck. Leipzig, Börsenverein d. Dtsch. Buch händler 1924. (28 S.) gr. 8".j (Dtsch. u. ital.j Die Deutsche Bücherei in Leipzig. V» diblioteca tsckesca tu I-ixsia. In: Leipz. ill. Industrie- und Mcsserundschau. 2. Jg., 1924, Nr 12. (Mit 2 Abb.) (Auch in: Buchbinder-Ztg., 40. Jg., 1924, Nr 21.j Fleisch hack, Kurt: Die Deutsche Bücherei, die Bibliothek des Buchhandels. In: Der Buchhandelsangestcllte. 3. Jg., ^ 1924, Nr 5. Jockisch, Hermann: Die Deutsche Bücherei. In: Deutsche La Plata-Ztg, Buenos Aires. 17. Oktober 1924. Lövin, Martin: Die Deutsche Bücherei in Leipzig. In: Hackebeils III. Ztg. Nr 3, 19. Februar 1925. (Mit 4 Abb.) Luther, Arthur; Die Deutsche Bücherei in Leipzig. In: Jahrb. Sachsen 1925, S. 78—79. 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