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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1912
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- Deutsch
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204, L. September 1S12. Nichtamtlicher Teil. VLrtenblau f. Ltschn. vuchhander 10067 Exemplare auf Lager zu nehmen, unbeantwortet läßt, also un höflich ablehnt. Derartige Wahrnehmungen bestärken erklär licherweise in jedem Schriftsteller den Verdacht, daß der Klein- vcrleger weniger »leistungsfähig« sei, als der Großverleger, unbeschadet bester Wohlmeinung von des Partners Rührigkeit und verlegerischer Intelligenz. Aus einem derartigen Gefühl der Enttäuschung, das mit des Verlegers Empfinden, überflüssig, sozusagen lästig zu sein, llbereinstimmt, ergeben sich unschwierig die Gründe für ein gleich ablehnendes Verhalten der literarischen Kritik gegen die Erzeugnisse des Kleinverlags. Sie wird eben zum großen Teil von der gleichen Logik beherrscht, wie das Verfahren der Sortimenter. Wenn auch der eingeweihte Verleger zu be messen versteht, inwieweit der Waschzettel noch immer der Spiritus rsctor der meisten sogenannten Kritiken ist, so tragen doch verschiedene stereotype Redensarten wegen ihrer unab lässigen Wiederholung dazu bei, dem Kleinverleger Unbehagen zu verursachen. Dahin gehört die Phrase von der Selbstver ständlichkeit, daß die Erzeugnisse dieses oder jenes »großen« Verlagshauscs lobenswert, kurzweg »gut« seien. Der spröden, oft allerdings mehr gedankenleeren als böse gemeinten Be- mäkelet offenkundig besserer Leistungen des Kleinverlags gegenüber nehmen sich derartige »Kritiken« mehr als sonder bar aus. Aber sie liegen vor und gipfeln in betreff ihrer — beschönigend zu sagen — Naivität in der Sorte von Urteilen, wie Mir eines in Erinnerung ist. Es bezieht sich auf ein Werk, das in erster Auslage in einem Kleinverlag erschienen war, während es in zweiter von einem Grotzverlag veröffentlicht wurde. Der Kritiker eines angesehenen Blattes widmete der ersten Auflage nur ein sehr beschränktes Lob, wohingegen er die zweite, völlig unveränderte Auflage mit der Anmer kung bedachte, daß das Werk, »wie alles, was wir aus dem hochangesehenen Hause X zu erhalten gewohnt sind«, ganz vor trefflich sei. Dabei stand fest, daß die erste Auflage sowohl in ihrer Ausstattung wie inbetreff der sorgfältigen Korrektur die zweite erheblich übertraf. Ich bin überzeugt, daß der betr. Großverlag für die zweite Auflage auch im Sortiment be deutend willigere Verwendung gefunden hat, alz der llr- Verleger für die erste, denn beide Jnteressentcngruppen be herrscht die pharisäerhafte Bewertung des Guten aus Nazareth. Es wäre unnatürlich zu nennen, wenn sich die geschilderte Geringschätzung des Klcinverlags durch Sortiment und Presse nicht auch dem Publikum, zunächst dem schriftstellernden, mit teilte. Was elfteres anbetrifft, so wird dem Kleinverleger die Schwierigkeit, für Werkvertrags-Anträge geeignete Kräfte zu finden, in mehr als einem Falle fühlbar. Dieser übelstand ist empfindlicher als der Mangel an Verlagsangeboten, in den sich ein wählerischer Verleger ohne Entsagungsschmerz finden wird. Denn es liegt auf der Hand, daß ein mit be grenzten Mitteln arbeitender Kleinverlag der Natur der Sache nach auf Qualitätsarbeit angewiesen ist, daß er also häufiger, als Ungetragenes zu veröffentlichen, darauf angewiesen sein wird, seine Vcrlagsvorwllrfe selbst zu wählen und Anregungen zu neuen Büchern zu geben, für die ihm ein Bedürfnis vorzu« liegen scheint. Dieser Umstand führt mich dahin, zu bemerken, daß meiner Ansicht nach das einzig richtige und aussichtsbolle Feld des Kleinverlegers der Spezialverlag sein wird, die Bebauung eines leicht übersichtlichen Gebietes, die sich mäßig, aber stän dig lohnt, und namentlich ohne zu große Aufwendungen und ferner ohne Mithilfe des versagenden Sortiments sich gewinn bringend machen läßt. Allerdings setzt eben dieser Verlags zweig eingehende Literaturkenntnisse und bolle Beherrschung der .Herstellungstechnik voraus, da mit sorgsamer Auswahl des Stoffes auch die Aufwendung bestmöglicher Ausstattungs- leislungen sich verbinden sollte. Dementgegen werden die Hindernisse infolge unzureichender Barmittel sich bei Massen verlagsartikeln, bei Fortsetzungs- und Rechenwerken und ebenso bei großangelegten Werken sehr bald geltend machen, zumal da erwiesenermaßen ein irgendwie erfolgreicher Ver trieb heutzutage oft mehr Kosten verursacht, als das Unter nehmen selbst. Auch der Verlag eines Spezialblattes eröffnet nur dann günstige Aussichten, wenn der Verleger sich für den bekanntlich die Lebensfähigkeit der meisten Blätter bedingen den Anzeigenteil persönlich einsetzen kann. Es sei gestattet, diese Betrachtungen mit einer Nachschrift wirtschaftlichen Inhalts zu beschließen. Sie bezweckt die Be tonung der genossenschaftlichen Organisation als wesentliche, wo nicht unerläßliche Bedingung für die Weiterexistenz, min destens für die erfolgbringende Tätigkeit des Kleinverlags. Diese Organisation kann nur gemeinsame Bezugs-, keine Erwerbs zwecke in Aussicht nehmen. Aber auf dem ersteren Felde wird sie sich sehr ersprießlich geltend machen können. Den Deutschen Verlegerverein in allen Ehren — ich gehöre ihm nicht, bzw. nicht mehr an —, aber für den Kleinverlag hat er in der Zeit seines Bestehens nur wenig getan. Schon die Zwitter stellung so vieler Mitglieder als Verleger und Drucker, welch letztere sich infolge der famosen Tarisvereinigung förmlich zu Gegnern der ersteren ausgewachsen haben, kann dem Kleinver leger nicht dienlich sein.*) Für ihn kommt eine klare Stellung als Arbeits- und Warenkonsument in Frage. Eine genossen schaftliche Verbindung derartiger gleichwertiger Elemente sollte nicht schwierig und würde jedenfalls nur ersprießlich sein. Schon der gemeinschaftliche Bezug aller Zutaten zur Buchherstellung würde bedeutende Ersparnisse der jetzigen Ein zelwirtschaft herbeiführen, und ebensobiele," wo nicht noch größere, würden sich bei einem gemeinsamen Reklame verfahren erzielen lassen, das heutzutage noch so sehr im argen liegt. Die Zerfahrenheit auf dem Vertriebsgebiet erfordert seit Jahrzehnten schon gebieterisch Abhilfe, ohne daß es bis her allenVereinigungen zum Trotz zu einem praktischen Versuch gekommen wäre; und doch verschuldet eben sie einen großen Teil der für den Verlag im ganzen und indirekt auch für das Sortiment bestehenden übelstände. Bedürfte es eines Beweises durch das Gegenteil, so ließe sich auf Schweden verweisen, Ivo die straffe und zwcckbewußte Organisation des Gesamt buchhandels auf viel schwierigerem Boden in einem verhält nismäßig sehr dünn bevölkerten Lande beneidenswerte Er folge ergeben hat. Gerade dem Kleinverlag würde ein glei cher Zusammenhang den Halt geben, ohne den er sein wirt schaftliches und berufliches Ansehen neben dem Grotzverlag nicht wird behaupten können. Die Memoiren der Frau Toselli und das Urheberrecht. Zu den neueren Erscheinungen der Literatur, die durch ihren Inhalt nicht nur für das große Publikum, sondern auch insbesondere für den Buchhandel und für den Graphiker von Interesse sind, gehören die Memoiren der Frau Toselli. Das Buch der ehemaligen sächsischen Kronprinzessin, das w viel Aufsehen erregte, erschien bekanntlich zuerst in einem englischen Verlage und erst später eine deutsche Übersetzung davon. In dem Buche sind nun ohne Genehmigung des Urhebers fünf Porträtaufnahmen veröffentlicht, und die Ver fasserin gibt von den Abgebildcten eine nicht gerade schmeichel hafte Schilderung. Da diese hochgestellten Personen jetzt Demgegenüber möchten wir doch daraus anstncrksam mache», daß kaum ein Verein so entschieden Stellung gegen den Buchdrnck- prcistarif genommen hat, wie der Deutsche Verlegervercin. Auch was der Vcrsasser in bezug aus die Aktionsfreiheit des Deutschen Vcr- lcgcrvcrcins sagt, kann nicht als zutreffend angesehen werden, da durch die Bildung von Sondcrgrnppcn der Verein eine Elastizität erhalten hat, die auch eine Vertretung der Interessen ermöglicht, von denen die Gesamtheit der Mitglieder nicht berührt wird. Red. 1012»
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