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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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chL 205, 3. September IS12. Nichtamtlicher Teil. KörsenblaU!. v Dtjchn. Buchhanbet. 10129 teit schreit nach einer Ruhepause, nach einem Aufatmen, wenn die menschliche Maschine nicht vorzeitig abgenutzt werden soll, Geist und Körper brauchen den ganzen Sonntag zu ihrer Pflege, nicht nur einige Freistunden mehr als am Werk tag, Wann haben wir vielbeschäftigten Buchhändler sonst Zeit zu gründlicher Lektüre und Studien als am Sonntag, wann können wir mit unserer Familie einen größeren Ausflug machen? Ja wie viele können nur an diesem einen Tag ge meinsam mit den Ihrigen zu Mittag speisen, während sie sonst gar nicht über Mittag heimkommen oder vielleicht vor oder nach der Familie speisen müssen. Aber auch aus rein geschäftlicher Erwägung würde ich am Sonntag das Geschäft geschlossen halten. Die Bewegung in der Gehilfenschaft geht dahin, nicht nur den Sonntag, son dern sogar den Samstag-Nachmittag frei zu bekommen. Ein Teil des Verlages hat diesem Wunsche entsprochen und nimmt damit dem Sortiment zugleich noch mehr als seither die brauchbaren Gehilfen weg. Es kann noch so weit kommen, daß das Sortiment nur noch die Hilfskräfte bekommt, die der Verlag nicht versorgen kann und will, wenn nicht bei zeiten den Sortimentsgehilfen wenigstens freie Sonntage, sommerliche Badzeiten und Ferien gewährt werden. Es kann doch bei den Gehilfen, und wenn es auch die eifrigsten, fleißigsten wären, nicht so viel Geschäftsinteresse wie vom Chef vorausgesetzt werden, der unter Hintansetzung seiner Ge sundheit den einzigenRuhetagauchnochimGeschäftwühlt! Ein frischer, gesunder junger Mann wird immer lieber mit seinen Freunden eine Tageswanderung auf die Berge machen und in Luft undSonneneueSpannkrafterwerben als den halben Sonn tag den vielleicht leeren Laden hüten, zudem er oft noch einen weiten Weg durch die Stadt zu machen hat, während sein Prinzipal wahrscheinlich nur wenige Schritte dahin zu gehen braucht. Und wie den Gehilfen und den Kontorfräuleins, so geht es auch den Dienern, von denen viele Verheiratete ihre Kinder die Woche hindurch oft nur auf wenige Stunden zu sehen bekommen. Was wird aber das Publikum zu dem voll ständigen Ladenschluß sagen? Ich kann ver sichern, es gewöhnt sich nach kurzer Zeit daran und kaust seinen Bedarf vor oder nach dem Sonntag, Als Beweis dafür führe ich die Tatsache an, daß sogar am ersten der drei Weihnachts- feiertage, dem sogenannten »kupfernen Sonntag«, an dem hier die Läden geöffnet werden dürfen, die meisten Geschäfts leute keine guten Einnahmen haben, am zweiten, dem »silbernen Sonntag« auch noch mäßige, so daß manche Ladenbesitzer gar nicht die Erlaubnis benützen und ihre Geschäftslokale ge schlossen halten. So sehr hat sich die Gewohnheit, am Sonntag nicht cinzukaufen, eingebürgert! Natürlich würde eine einzige bekannte Buchhandlung, die allein ihre Kaufräume offen halten würde, gute Geschäfte machen, denn in einer Stadt mit gegen 300 000 Einwohnern fällt auch an einem Sonntag ein ge wisser Bedarf an. Sobald aber die Mehrzahl der Buchlädcn geöffnet wären, würde gewiß ein solch kleiner Nutzen übrig bleiben, daß er gegenüber dem nötigen Apparat, der in Be wegung gesetzt werden muß, schon rechnerisch gar nicht im rechten Verhältnis zu der aufgewandten Zeit stünde. Alles kommt darauf an, daß die Kollegen an einem Platz sich einigen und miteinander die Läden schließen und daß allmählich die Erkenntnis wächst, daß viele Interessen gemeinsam sind. Ich nenne z, B, ge meinsames Inserieren, gemeinsamen Schulbllchcrbezug u, dgl. Was könnte auf diesem Wege noch alles erreicht werden! Die hiesigen großen Schuhwarenhäuser z, B, haben sich dahin geeinigt, im August den 7 Uhr-Ladenschluß durchzuführen, was gewiß schwererwiegend ist, als wenn die Buchhändler das Gleiche tun würden. Wenn ich aber auch der Einzige wäre, so würde ich doch meinen Laden schließen, denn ich kenne in meinem arbeits reichen Leben keinen schöneren Tag als den stillen Sonntag, den ich mir für viel Geld nicht nehmen lasse. Der ist der Sonnenschein nach den Stünnen der Arbeit, und zugleich eine gute Kapitalanlage, denn um diese ganzen Ruhe tage verlängert sich gewiß die Dauer meiner Spannkraft und Arbeitsfähigkeit, der gegenüber ein kleiner Verlust, der mir etwa durch alleiniges Schließen meines Ladens erwächst, gar nicht in Betracht kommt. Wer es mit sich, seiner Gesundheit, seiner Nervenkraft, seiner Familie, feinen Angestellten und seinem Geschäft gut meint, der suche am Sonntag ganz zu schließen, wenn möglich mit der lieben Konkurrenz, im Notfall allein! Stuttgart, M, Holland, Aus dem russischen Buchhandel. v. (IV siehe Rr. 158,, Die drückende Sommerhitze trieb auch mich hinaus aus dem dumpfen Petersburg, Ich packte meinen Koffer und schiffte mich auf einem unserer schönen modernen Ostsee dampfer ein, um wieder einmal die baltischen Provinzen zu besuchen und mich von neuem zu freuen, wie tief unser Deutschtum noch in den russischen Ostseeprovinzen wurzelt. Wenn auch in Liv- und Kurland die kräftig ausstrebenden Letten und in Estland die ebenfalls sehr regsamen Esten einen Teil unseres Jahrhunderte langen Einflußes uns zu entreißen suchen, so gibt dies m, E, zu ernsten Befürchtungen noch keinen Anlaß, Denn solange die Deutschen nur einiger maßen Zusammenhalten (was sie leider auch hier nicht immer tun), ist uns der Einfluß auch noch auf weitere Jahrhunderte hinaus gesichert. Es ist für uns Nach kommen unmöglich, die Fehler unserer Vorfahren wieder gut zu machen, die Gründer der festen Plätze in Liv-, Est- und Kurland, dis Deutschen Ordensritter, haben es ver säumt, den Bauer deutsch zu machen, er blieb, was er war, Lette oder Este, und nur der Bürger und Handwerker waren oder wurden deutsch. Unsere Aufgabe ist es jetzt, mit dem aus seinem Bauernstände herausstrebenden, oft recht intelli genten Letten oder Esten zu leben. Vielleicht sollten wir ihnen freundlich entgegenkommeo, damit das Mißtrauen, das sie dem Deutschtum entgegenbringen, immer mehr und mehr schwinde. Die erste Stadt, die ich auf meiner Reise berührte, war Riga, eine der hübschesten und saubersten Städte der bal tischen Provinzen, Es ist erstaunlich, wie eine moderne, oorwärtsstrebende Stadt in nur einem Jahre ihre Gestalt verändert. In der Altstadt haben die alten, gemütlichen Winkel und Häuser den modernen Geschäftspalästen Platz machen müssen, und wehmütig betrachtet man wohl die schöne Postkartenserie, die rührige Rigaer Buchhändler von dem alten, mehr und mehr dahinschwindenden Riga heraus gegeben haben. Wehmütig — ja, und doch mit einer stillen Freude, »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen,» Ja, das ist es, was einen freudig stimmt, das neue Leben, das nie mals stillstehende, iinmer vorwärtsschreitende Leben, Und wenn ich all die neuen Bauten sehe, dann fühle ich, daß auch im Neuen die Schönheit wohnt. Tüchtige Architekten sind am Werke, um Riga ein neues Gesicht zu geben, Architekten, die man neben die größten des Auslands stellen kann. Aber nicht nur die Altstadt ändert ihr Bild, auch die Vorstädte recken und strecken sich bis an den Waldes rand, in dem im duftigen Grün versteckt eine moderne ganz 1»20
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