Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19120911
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191209110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19120911
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-11
- Monat1912-09
- Jahr1912
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
212, 11. September 1V12. Nichtamtlicher Teil. BSrscnblM I. d. D>s4». Buchh°,U>i^ 1V4S8 zeichnend, in beiden Zweigen (Verlag und Sortiment) werde von den darin tätigen Personen eine gute Vorbildung und große Arbeitsleistung verlangt, denen die äußere Entlohnung nur selten entspräche. Ost müsse der Buchhändler seine Ent schädigung allein in dem Gefühle innerer Befriedigung finden, die ihm die Auffassung seines Berufes als den eines wahren Helfers in der Pflege der Wissenschaft und bei der Verbreitung echter Bildung gewähre. Aber auch die anderen kaufmännischen Berufe haben ihre Sorgen. Die Leipziger Handelskammer hat in ihrer Sitzung vom 5. August eine bemerkenswerte Entschließung über das immer mehr llberhandnehmende Zugabewesen ge faßt, die sich besonders gegen die großstädtischen Warenhäuser richtet. Dort werden bekanntlich Geschenktage angekündigt, photographische Aufnahmen versprochen, Versicherung gegen Unfall, ärztliche Behandlung, die Lieferung eines Romans usw. angeboren, um Kunden anzulocken. Den reellen Geschäftsleuten würde, so heißt es in dem Bericht, dadurch Konkurrenz be reitet, aber auch das Publikum würde getäuscht und zu un wirtschaftlichen Ausgaben verleitet. Sehr schwierig sei es, Maßnahmen zu finden, um diesen Auswüchsen entgegenzu- treten. Im Einklang mit früheren Beschlüssen des Deutschen Handelstages zu dieser Frage seien gesetzgeberische Maßnah men nicht zu empfehlen. Denn es sei schwierig, die Grenzen des Zulässigen und Unzulässigen gesetzlich feftzulegen, und es könne leicht auch berechtigte Reklame getroffen werden. Der einzige Weg, der wirklich Abhilfe verspräche, sei der der Selbst hilfe. Hierbei kämen in Betracht Aufklärung des Publikums, Zusammenhalten der reellen Geschäftswelt und schließlich Boy kott der betreffenden Fabrikanten. Der Weg der Selbsthilfe ist, wie allgemein bekannt, durch die buchhändlerische Organi sation längst und mit Erfolg beschritten worden und findet sein Endziel in den einschlägigen Bestimmungen der Verkaufs- ordnnng. Wir stehen jetzt wieder im Zeichen der Messe. Das In nere unserer Stadt bietet das übliche groteske Bild, und das Leben auf den Straßen nimmt gefährliche Dimensionen an. Man sollte meinen, daß unsere Sortimenter sich diese Gelegen heit zu einem besonders geschmackvollen Arrangement ihrer Schaufensterauslagen nicht entgehen lassen würden. Bei einem Gang durch die Straßen merkt man aber davon nicht viel. Ab gesehen von einigen größeren bekannten Geschäften, die eigent lich stets Sinn für eine würdige Dekoration ihrer Schaufenster gezeigt haben, findet man noch immer die starren, gelbbraun angestrichcnen Regale aus der Grotzväterzeit, mit deren Hilfe selbst ein geschickter Dekorateur nicht viel anfangen kann. Meist wird er sich vergeblich abmühen, Herr dieses eigensinnigen Mobiliars zu werden. Draußen vor dem Frankfurter Tor herrscht ein buntes Leben auf der Klein- und Schaumesse. In der Zeltstadt steht an bevorzugter Stelle eine Bude des Dürerbundes. Bücher und Kunslgegenstände mancherlei Art werden dort feilgeboten und von zarten Damenhänden verkauft. Ein gerade nicht be sonders geschmackvolles Plakat weist auf guten und billigen Lesestoff hin. Ich sah die Hefte der Wiesbadener Volksbücher, Schaffsteins grüne und blaue Bücher, Hesses Volksbücher, die Schatzgräbcrschriften, Bücher und Bilder der Kunstwartunter nehmungen. Absichtlich hatte ich zu meinem Besuche einen der sogenannten Banernsonntage gewählt, um zu sehen, welchen Eindruck die Bude auf das eigentliche Volk machen würde. Ich hielt mich ziemlich lange vor ihr auf und kann für die Zeit meiner Anwesenheit konstatieren, daß cs fast nur besseres Publikum war, das dort Einkäufe machte. Der Ar beiter und Bauer legte kein sonderliches Interesse für die Ver anstaltung an den Tag. Ich kann mich täuschen, wünschte so gar im Interesse der guten Sache, mich getäuscht zu haben, fürchte aber, daß das nicht der Fall ist. Eine im Verlage von Georg Merseburger, Leipzig, erschienene neue Veröffentlichung des Leipziger Diirerbundes »L e i p z i g i n B i l d e r n« fehlte natürlich nicht unter den ausgestellten Büchern. Mit diesem billigen und vortrefflich ausgestatteten illustrierten Führer durch die äußeren Schönheiten Leipzigs hat sich der Dürer bund wirklich ein großer Verdienst erworben. Es gibt da ge wisse Dinge, deren Bedeutung erst durch eine solche Zusammen stellung, durch das Bild offenbar wird. Man kann diesem Unternehmen einer gesunden Heimatpflcgc aus vollem Herzen einen guten Erfolg wünschen. — Auch das Antiquariat ist natürlich wie immer draußen vertreten. Alte, ältere und ur alte Schmöker werden meist von noch älteren Frauen verkauft, und es ist ein Vergnügen eigener Art, mit ihnen Geschäfte zu machen. Ein Stoß richtiger Schundliteratur ist in der nächsten Bude ausgehäuft; ein paar Schüler wühlen darin, um sich einige Hefte mit möglichst grausigen Titelblättern zu erstehen. Überall Ramsch. Man möchte eine große Stampfe herbeiholen, um die Welt von diesem überflüssigen Kram zu befreien. Die Zeiten, in denen ein Bücherliebhaber aus diesem Kuchen noch einige Rosinen herausholte, sind ohnehin vorbei. Leipzig ist nicht allein die Stadt der Bücher. Es ist auch die Stadt der Lehrmittel geworden. Die grüßten und bedeu tendsten Lehrmittelanstaltcn haben hier ihr Domizil. Welchen ungeheuren Aufschwung das Lehrmittelwesen in letzter Zeit genommen hat, kann man ersehen, wenn man die sehr beachten» werte Lehrmittelausstellung des Hauses K. F. Koehler im Buchgewerbehause besucht, die aus Anlaß des Be suchs der deutschamerikanischen Lehrer in Leipzig veranstaltet wurde und auf allgemeinen Wunsch bis Ende September ver längert worden ist. In 15 geschmackvoll angeordneten Gruppen wird dort ein überaus anschauliches Bild über alle neuzeitliche» Errungenschaften aus dem sehr umfangreich gewordenen Ge biete dargeboten. Besonders interessant ist die Abteilung Zoo logie, in der u. a. zerleg- und abwaschbare Modelle des mensch lichen Körpers und dessen einzelnen Teilen ausgestellt sind. Man findet dort außerdem mit überraschender Feinheit ge arbeitete sogenannte Doppelpräparate, die nicht nur das Äußere eines Tieres in natürlichen Formen wiedergeben, sondern auch einen genauen Einblick in das Skelett und die übrigen Organe gestatten. Auch die Abteilungen Physik und Chemie, Techno logie, Botanik, Geologie, Mineralogie und Paläontologie, Mathematik, Zeichnen, Handarbeitsunterricht, Turnen usw. verdienen besondere Beachtung. Wenn wir Älteren uns der dürftig ausgestatteten Schulräume und der primi tiven Lehrmittel aus der Zeit erinnern, in der wir selbst einst die Bänke drückten, so müssen wir heute unsere Jungen und Mädels beneiden um die Herrlichkeiten, die ihnen in der Schule geboten werden. Aber auch sonst ist ein Besuch des Buchgelverbehauses gerade jetzt zu empfehlen. Im Saale der alten Drucke sind die Arbeiten eines Münchener Graphikers ausgestellt, eines ehemaligen Schülers unserer Akademie. Julius Nietzsche ist sein Name, und wenn nicht alle Zeichen trügen, so steht ihm noch eine Zukunst bevor. Alles, was er anfaßt, verrät Kraft und gesunde Eigenart, mögen es Plakate, Briefköpfe, Katalog- und Buchtitel, Diplome, Paket adressen, Zigarrenbeutel, Reklame-Siegelmarken, Glückwunsch karten, Landschaften, Studienköpfe oder eine Kartonnage- packung für bayerische Saftwürste sein. So ist es recht. Man soll vor keiner Aufgabe zurllckschrecken, die Handel und Ge- werbe der Kunst stellen. In derselben Weise, in der sich die Firma K. F. Koehler anläßlich des Besuches der deutsch-amerikanischen Lehrer verdient gemacht hat, haben es die Inhaber der Firma I. I. Weber, Verlag und Redaktion der Leipziger Jllu- strirten Zeitung, als vornehme Pflicht der Gastfreundschaft betrachtet, die schwedischen Journalisten anläßlich ihres
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder