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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1872
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- 1872-09-09
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1872
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3300 Nichtamtlicher Theil. L1L 210, 9. September. Der weitere Briefwechsel, der auf Zimmermann's Wunsch von jetzt ab zwischen Verleger und Schriftsteller unmittelbar geführt wurde, ist verloren. Honorar erhielt Sturz nicht, sondern nur Frei exemplare. Die Schrift erschien zuerst in der Michaelismesse 1777. Auch sie wurde, wie das damals nach Bedarf geschah, in der näch sten Zeit, ohne als neue Auflage bezeichnet zu werden, in demselben Umfang neu gedruckt. Und die Verbindung mit Sturz mochte Reich doch erwünschter sein, als er gedacht; so wurden auch die „Schrif ten" des trefflichen Essayisten für Weidmanns Erben und Reich gewonnen. Eine erste Sammlung derselben gab Sturz, „ohne darum eine zweite zu versprechen", zu Michaelis 1779 heraus. Er erhielt 10 Thalcr für den Bogen. Die Ostermeffe 1780 gab Veranlassung, zu constatiren, dass vom vierten Bande der „Physiognomik", der wie die früheren in 750 Exemplaren, „anstatt 2500, wie vorgcschlagen" war gedruckt wor den, noch über ein Drittel der Auflage vorhanden war. Wen» auch die andern Bände besseren Absatz gesunde», so sprach diese Thatsache großer Rcstvorräthe doch sehr dafür, daß der Plan, einen deutschen Auszug zu machen, auch fernerhin »och Plan bleibe, u»>- somehr, als eine holländische Ausgabe das Interesse der Original- Verleger schon arg genug geschädigt hatte. In der Thal wurde auch der Auszug erst später in Angriff genommen und ohne Mitwirkung der Leipziger Handlung. Die französische Ausgabe erschien eben falls, ohne daß Reich nähere» Antheil daran genommen, durch Ver bindung von Steiner und Lavater. Das Berhältniß Reich's zu dem Züricher Diakonus neigte überhaupt seinem Ende zu. Es scheint, als hätte dem Leipziger Ver leger, dem zwar als Kind seiner Zeit ein Theil von deren Ueber- schwänglichkeit im Blute lag, dem Wollust verursachte, was uns Modernen Freude bereitet, doch die Verbindung mit Lavater allmäh lich weniger behaglich zu werden angcsangen. Zwar übernimmt er noch den Verlag der früher schon in Aussicht gestellten zwei Bände Poesien (1781), er druckt sogar davon eine Ausgabe auf hollän- dischPapier, schön mit Vignetten geziert, und zahlt dafür 240 Tha lcr Honorar (den Bogen zu k Thlr.), aber das ist auch der letzte Posten aus Lavater's Conto. Denn der alte Plan einer Messiade, auf deren Verlag Reich zu Gunsten Steiner's 1771 verzichtet hatte, taucht nur auf, um nach einigen Druckproben wenigstens für Weid manns Erben und Reich zu fallen. Reich notirt die Messiade, wie s. Z. das Leben Jesu, aus Lavater's Haben, aber wenn er dieses strich, so füllte er bei jenem nur das Honorar für den Bogen aus, nicht aber das Gesammthonorar. Der „Jesus Messias" erschien dann 1783 in Zürich. Damit schließt Reich's Verhältnis zu Lavater und wohl nicht bloß für uns. Der Briefwechsel hört auf, auch die Frauen — Reich's Frau war die Pathin von Lavater's Tochter — konnten das Verhältnis) der Männer nicht retten. Der Diakonus aber, je mehr seine Schwärmerei und seine Eitelkeit wuchsen, vereinsamt immer mehr. Kaum ist »och einer von de» alten Freunde» übrig. Zimmermann schreibt dagegen in alter Weise weiter. Seine Streitigkeiten mit Kästner und Lichtenberg geben zu Briefwechsel und Gefälligkeiten von Seiten Reich's manchen Anlaß. Ein offner Brief Zimmermann's an Kästner wird in Leipzig gedruckt. Trotz dem ist der Leibmedicus auf Lichtenberg schlimmer zu sprechen, als aus den Adressaten des offenen Brieses. Jener ist „eine über alle Begriffe böse schlaue heimtückische Katze. Kästner ist ein Mann, Lichtenberg ein Pollron, der in der Raserei) schimpft und droht wie ein Häringswcib." Lavater und seine „Physiognomik" erscheint dabei >.ls hervorragender Gegenstand des Streites. Im November 1779 trifft dann Zimmermann die Nachricht von Sturz' Tode überraschend und hart. Der Arme „hintcrläßt eine äußerst sckönc und überaus liebenswürdigeGemahlin schwanger und mit einem Kinde von drei Jahren in überaus dürftige» Um ständen." Die Schriften, die Herr Reich gedruckt, könnte man noch um die Hälfte vermehren. Es ist vieles „auf fliegenden gedruckten Blättern, vieles im Deutschst» Museum übrig und dann könnte auch das kllvßs vou Bernstorf in diese Sammlung kommen. Wenn Sie in der Folge Lust hätte», diese Sammlung von des Verstorbenen jämmtlichen Schriften zu drucken, so erbietet sich Herr Slabssecre- tär Boie in Hannover die Besorgung zum Besten der Wiltwe unent geltlich zu besorgen." Die zweite Sammlung der Sturz'schen Schriften erschien 1782, nachdem in Bremen ein unerlaubter Druck unternommen, aber von Reich, wie sich aus dem Vorwort ergibt, in der ganzen Auflage gekauft worden war. Welches Honorar der Wittwe gezahlt wurde, läßt sich nicht ermitteln. < Schlug solgt.) MiScellen. Unter de» Geschenken aus dem Auslände, welche die kaiserliche Univcrjitäts- und Landcsbibliothek in Straßburg er hielt, sind die von England besonders bedeutend; in ihrer Zahl nimmt eine Sendung der Orforder Universität den ersten Rang ein. Sie besteht aus etwa 650 prächtig, ganz in Leder gebundenen Bänden, von denen jeder folgende Widmungsworte enthält: „kreseutod to tlro librnr)- of tlia universit^ ok Ltl nssburA b)- tbo. universit^ of Oxford dun. 1872." Auf der Außenseite ist das Wappen der Or forder Universität in Golddruck ausgepreßt mit der Umschrift „Lon- dsmin Oxoniensis" und dem Wahlspruche „Dons illumiuatio man." Hr. Oberbibliothekar llr. Barack veranstaltete eine öf fentliche Ausstellung dieser Bücher, und Hr. Professor Mar Müller hielt bei dieser Gelegenheit einen mit lebhaftem Beifall auf- gcnommenen Vortrag über die Universität von Oxford, worin sich folgende für den Buchhandel besonders interessante Stille findet: „...Die Bücher, die Sic hier beisammen sehen, sind alle seit einer Reihe von Jahren aus der sogenannten Olurondon kross hervor- gegangcn. Die Universitäts-Druckerei heißt die Olnrsndon kross, weil sie eine» großen Theil ihres ursprüngliche» Vermögens der Liberalität des berühmten Lord Clarendon verdankt, welcher (gcb. 1608, gest. 1671) nach einem wcchsclvollen Leben die Muße seines Alters einer Geschichte der englischen Revolution widmete, in wel cher er selbst eine so bedeutende Rolle gespielt hatte. Das Verlags recht dieses Werkes vermachte er der Universität von Orford, deren Kanzler er gewesen war, und aus dem Gewinn dieses Werkes wurde die Universitätsdruckerci im Jahre 1713 gestiftet. Die Universität besitzt nun außerdem, in Gemeinschaft mit der Universität Cam bridge und dem Drucker der Königin, das Privilegium, die sogen, »autlrorixod vsrsion« der Bibel und das Gebetbuch der englischen Kirche zu drucken. Die Consumtion in diesem Fach in England und den Colonie» ist groß und die Einkünfte sind daher bedeutend. Ein Theil dieser Einkünfte wird von der Univcrsität dazu verwendet, Bücher zu drucken, welche wissenschaftlichen Werth besitzen, im Buchhandel aber keine Aussicht auf commerciellen Erfolg haben. Verwaltet wird diese Druckerei von 10 Curatoren, zu denen ich selbst zu gehören die Ehre habe. Sic besteht nicht nur aus einer Druckerei, sondern be sitzt zugleich eine Papiermühle, Buchbinderei, Buchhandlung, kurz sie ist eine der größten Druckereien Englands. Sic druckt Bücher welche ein Bnchhändler nicht drucken kann, weil auf den nöthigen Absatz nicht zu rechnen ist, Bücher, welche aber doch für die Wissen schaft von Bedeutung sind. Sie hat jährlich einen bedeutenden Reingewinn. Ihre hauptsächlichsten Veröffentlichungen beziehen sich aus Theologie und Philologie. Die von ihr gedruckten griechischen und lateinischen Klassiker sind großcntheils von Deutschen, wie von Dindorf, Bckker, jedoch auch jüngst von englischen Gelehrte» heraus gegeben. Viele aus die Bibel bezügliche Werke werden gedruckt, da aus dem oben erwähnten Privileg sür Bibeldruck mancher Gewinn fließt, der eine solche Wiederverwendung nahe legt...."
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