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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1912
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- Deutsch
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11082 «srimbiatr f. ». Lrichn. ouqhartvu. Nichtamtlicher Teil. 221, 21. September IS12. durch das Bewußtsein der eignen Kraft, die sich gerade durch die Konzentration entwickeln und betätigen konnte. überblicken wir doch einmal die Vergangenheit, wir, die wir so zwanzig Jährchen und mehr in unserm Berufe tätig sind. Auch wir haben gern unsere Lieder gesungen und gerne die Gläser geschwungen. Welche Wandlungen haben sich da nicht vollzogen! Wir find einsamer und stiller geworden, gar mancher Sangesgenosse ist für immer verstummt, und viele haben über dem Brüten das Singen verlernt. Die Tafelrunde ist immer kleiner und immer ruhiger geworden; gar mancher Himmelsstürmer hat sich zum sittsamen Familienhaupt gewan delt. Wir haben gelernt, mit unseren Kräften hauszuhalten und die besten für unfern Beruf zu sparen. Und haben damit das Schönste vomLeben gewonnen, wenn wirtäglichmit frischen Kräften an unsere Geschäfte gehen, wenn wir uns freuen auf das, was der Tag bringt, wenn wir nicht mürrisch nur die Schattenseiten sehen, sondern trotz Rabaltfrage, Prü fungsausschüsse und Spesenkonto uns die Schaffensfreude nicht nehmen lassen. Nur eines müssen wir dabei beachten: daß mit diesen geistigen Flügeln auch unsere körperlichen wachsen, daß eine kaufmännische Organisation immer das Fundament aller Bestrebungen bildet. Wer auf dem Wege in die Höhe anderen helfen will, muß selbst erst Griff und Tritt haben. Ein solcher Optimismus, der, durch kaufmännische Klug heit gezügelt, die brutale Wirklichkeit nicht vergißt, hat der Firma R. Oldenbourg Macht und Ansehen verschafft. Ihr Gründer hat es gezeigt, daß das wahre Nachleben in den Kräften besteht, die wir der Nachwelt hinterlassen. Sein Geist ist noch in seinen Söhnen und Enkeln wirksam, die es verstanden haben, seine Unternehmungen zu halten und aus zubauen. Alle Gebiete des Wissens: Technik, Geologie, Geo graphie, Geschichte, Landwirtschaft, Philologie, Pädagogik, Kunst, Medizin, Rechts- und Staatswissenschaft, Natur kunde usw. werden von ihnen gepflegt. Nur die Belletristik ist wenig beachtet worden; ich glaube, der Deutsche Novellen- schatz von Heyse und Kurz ist das einzige schönwissenschaft liche Unternehmen. In einem aber hat sich die Firma eine Domäne erbaut: in ihrer Schulbücherabteilung, die in ihrem Grundstock aus dem »Kgl. Bayer. Zentral-Schulbücher-Verlag« übernommen worden ist. Ihre Leitung hatte hauptsächlich der älteste Sohn des Begründers: Rudolf. Nach einem arbeitsreichen Leben, das so manche Ehrung sich errungen, ist er am 22. August »ach langem, schwerem Leiden aus dem Leben geschieden. Daß nicht alle Verleger, auch nicht die Schulbücher-Ver- leger auf Rosen gebettet sind, weiß ja der Sortimenter eigentlich selbst. Er schimpft aber doch immer weidlich auf diese im Buchhandel »Gewappelten«, wenn ihm nach dem »Schulbücher-Rummel«, den wir in Bayern jetzt genießen können, die Rücknahme des einen und andern Lehrbuchs ver weigert wird. Er mag hundertmal ansühren, daß er die Be stellung machen mußte, da die meisten Rektorate erst in wirklich letzter Stunde im Kollegium eine Neueinführung beschlossen hatten; nützt nichts, der Verleger besteht auf seinem Schein. Damit entsteht natürlich bei dem empörten Sortimenter der Gedanke von dem auf seidenem Pfühl schlummernden Verleger, der sich im sichern Besitz seines Privilegiums gegen alle Vor stellungen hermetisch abschlietzt. Leider aber ist das etwas anders, da auch heute noch der Schulbücherverlag ein Lot teriespiel ist. Lassen Sic mich ein Beispiel aus jüngster Zeit ansühren. Das Lesebuch der 8. Mädchenklasse der Volksschule, das eben bei der Firma Oldenbourg erscheint, war seit einiger Zeit vergriffen. Der Verlag erhielt infolgedessen den Auftrag, eine Neuauflage herzustellcn. Eine Kommission wurde er nannt, die das Buch auf den gegenwärtigen Wert seines In halts zu prüfen hatte und die nach mehreren Sitzungen eine Umänderung desselben vorschlug. Etwa 23 Lesestücke wurden ausgemerzt und durch neue ersetzt. Der Verlag läßt nun nach den letzten Beschlüssen dieser zuständigen Kommission den Neu satz Herstellen und die Abzüge an die einzelnen Mitglieder verteilen, um die höchste Instanz, die Lokalschulkommission, darüber informieren zu können. Ich muß es mir leider ver- sagen, auf die außerordentlich interessanten und für Schul bücherverleger lehrreichen Ausführungen der einzelnen Mit glieder dieses Plenums näher einzugehen; ich kann nur Mit teilen, daß schon beinahe beschlossen war, von einem Lesebuch für diese Klasse ganz abzusehen und dafür die Lektüre von billigen Ausgaben der Klassiker vorzuschlagen. Nur der Hin weis, daß die beginnenden Urlaube möglicherweise innerhalb der notwendigen Zeit keine beschlußfähige Kommission mehr zusammenbringen könnten, hat einen raschen Entschluß gezei tigt, nach dem die Einführung denn doch angenommen wor den ist. Daß der Verlag nicht alle Arbeit nutzlos gehabt und alle Kosten des Neusatzes weggeworfen sind, verdankt er eigentlich nur dieser für ihn glücklichen Zwangslage. Ja ja, der Verlag, auch der Schulbücherverlag, ist noch immer ein Lotteriespiel, und gar manchmal wälzt sich der Verleger im brennenden Dornbusch, wenn ihn der Sortimenter auf weichen Daunen wähnt. Der neue Ministerialerlaß, der eine gewisse Beharrlich keit für die eingeführten Schulbücher bringen soll und deren häufigen Wechsel vermeiden will, bringt natürlich einige Änderungen. Von dem Jdealzustande, daß die gleichen Unterrichtswerke in Bayreuth wie in Nürnberg, in Regens burg wie in München gebraucht werden können, sind wir leider immer noch weit entfemt. Ob wir ihn allerdings so recht ersehnen sollen, ist ziemlich fraglich, da wir mit ihm uns wieder dem Staatsschulbücherverlag nähern würden, durch den der Buchhandel so manchen Schulbücherverlag ablösen lassen müßte und das Sortiment nur eine Verschlechterung seines Rabatts erwarten könnte. Aber vielleicht sorgt dann der Staat in anderer Weise für den Ausfall, vielleicht läßt er dann den einen und andern zum staatlich konz. Lotteriekollek teur vorrllcken. Vorausgesetzt allerdings, daß' wir auch unser spezielles Recht auf Hoffnung, die der Mensch ja noch am Grabe anfpflanzen soll, erhalten: die spezifisch bayerische Lotterie. Der große Zentralisationspunkt München hat auch neuer dings wieder seine alte Anziehungskraft ausgeübt. Die alt- ehrwürdige Augsburger Abendzeitung hat nun ebenfalls ihren ganzen Betrieb nach München verlegt, und erscheint jetzt als »München-Augsburger Abendzeitung«. Die bisher in Berlin erschienene Wochenschrift »Zeit im Bild« ist vor einigen Wochen in den Besitz der Neuen Deutschen Verlags gesellschaft, München, übergegangen und hat damit Wohl hauptsächlich Süddeutschland als Operationsfeld erkoren; vielleicht, daß so eine süddeutsche Woche sich herauskristallisie- ren soll. Das »Bayerland« dagegen, das früher in R. Olden- bourgs Verlag erschien, ist jetzt von Georg Müller Verlag an den neugegründeten Baherland-Verlag G. m. b. H. über geben worden. Wie ich schon einige Male erwähnte, hat ein neuer Sport hier jung und alt ergriffen: das Sammeln von Re klame-Marken. Zuerst sind es die Kleinen gewesen, die wild darauf los sammelten und mehr auf Quantität als auf Qualität sahen. Sie haben alle Geschäfte unsicher gemacht und überfallen heute noch die Läden mit dem Schlachtruf: »Ham's Reklame?« Trotzdem die von ihnen improvisierte Reklame-Marken-Börse polizeilich aufgehoben wurde, ließ das Fieber nicht nach; es hat im Gegenteil nun auch die Erwachse-
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