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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Digitalisat
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1912
- Monat1912-10
- Tag1912-10-22
- Monat1912-10
- Jahr1912
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1912
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- No.
- [10] - 12872
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12872 Börsenblatt k- d. Dtlchn. vuchyanöet. Nichtamtlicher Teil. ^ 247, 22. Oktober 1S12. sucht, und die Stadt trug die Kosten für eine große, schöne Bude, und nun konnten die Herren ruhig dafür sorgen, daß nur Bücher des JugendschrtftenverzeichnisseS verkauft werden durften. Wenn so viel Wesens von den Ausstellungen gemacht wird, so ist damit noch lange nichts gegen den Buchhandel bewiesen. Der Wunsch des Lehrers, die Ausstellung zu be suchen, ist für viele Eltern und Kinder Befehl. In der Brunck- horstschen Schrift ist zu lesen, und ich weiß es auch aus Er fahrung, daß die Lehrer nach Weihnachten die den Kindern geschenkten Bücher kontrollieren, und diese dann, wie sich denken läßt recht willkürlich, als «gute« und Grossobücher für ihre Statistik verwerten. Es muß aber gesagt werden, daß als gute Bücher auch solche durchgehen, die nicht in den Verzeichnissen der Prüfungs-Ausschüsse stehen. Immer kommt man wieder auf den Masscnvcrkaus der Lehrcrpubli- kationen und auf Schulausstellungcn zurück. Daß dies eine künstliche Mache ist, die sich lediglich aus den nachdrücklichen Empfehlungen der Lehrer erklärt, geht aus Folgendem hervor: Wenn der Lehrer etwas besonders em pfiehlt, so wagen es viele Käufer schon gar nicht, etwas anderes zu verlangen. Ich kann hier einen interessanten Fall als Beweis erbringen. In der »Volksbildung« vom 19. Juni l9I2 befand sich eine Notiz über die Kinderlesezimmcr des Vereins Magdeburger Jugendschutz. Am Schluß des Berichtes heißt es: »Als auffallend wird hervorgehoben, daß die Kinder sich fast ausnahmslos den Publikationen von Lehrervereinen gegen über ablehnend verhielten, eine Ausnahme hiervon machen nur die Hefte der bunten Jugendbücherei, die immerhin gelesen wurden«. Dieser Passus war mir natürlich sehr auf fallend, ich wandte mich daher an die Leitung der Kinder lesehallen und erhielt darauf ein Schreiben, das ich hiermit zu Ihrer Kenntnis bringen möchte: »Verein Magdeburger Jugendschutz, E. V. Magdeburg, den 3. August l912. Die Bücher werden in unfern Kinder lesehallen durch »Damen« ausgegeben, die die Arbeit ehren amtlich tun und sich für Kinderliteratur und Kinderfürsorge besonders interessieren. Sie müssen etwas pädagogisch ver anlagt sein, sonst wird ihnen ihre Arbeit in Anbetracht des großen Kinderandrangs schwer. Sind sie aber konsequent im Ordnunghalten und gehen auf die Wünsche der Kinder durch Nachfragen beim Tauschen der Bücher ein, so besitzen sie auch bald die Anhänglichkeit der Kinder und damit die Autorität über sie. Die geistigen Interessen des Kindes heraussinden können, ist das Schwierige, aber Notwendige bei dieser Arbeit. Hochachtungsvoll usw. usw.« Eine bessere Illustration zu den ruhmredigen Erklärun gen der Prüfungs-Ausschüsse, die sich einbilden, allein die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen, kann es kaum geben. Man steht hier so recht, wie die gepriesenen Erfolge unter dem Zwang des Lehrers zustande kommen. Sind als Auf sichtspersonen keine Lehrer anwesend, dann schwindet auch die Nachfrage nach den Lehrererzeugnissen. Aus den wirklichen oder auch nur scheinbaren Erfolgen der Ausstellungen billiger Volks- und Jugendschriften wird für das Sortiment die praktische Folgerung abgeleitet, daß es in Arbeiter-Stadtteilen einfach ausgestattete Läden mit einem umfangreichen Schaulager errichten soll. Das wäre ein Ex periment, an das sich auch der größte Idealist unter den Buchhändlern nicht so leicht heranwagen dürfte. Es gibt ja Lehrer genug, die ihren Berus mit einem anderen vertauschen, vielleicht wagt einer aus reiner Menschenfreundlichkeit diesen Versuch. Doch Scherz beiseite. Wenn also ein einzelner Buch händler keinen Mut hat, so soll es der Ortsverband tun, und an freiwilligen Helfershelfern soll es nicht fehlen. Es ist aber stark zu befürchten, daß diese doch fehlen werden, denn es besteht eben doch ein großer Unterschied zwischen einem rein gemeinnützigen Unternehmen und einem kaufmännischen, das zwar auch in gemeinnützigem Sinne wirken soll, aber doch auf eine gewisse Rentabilität angewiesen wäre. Aber die pekuniären Opfer fürchtet der Leiter der Prü fungsausschüsse — für den Buchhändler nicht. Von den billigen Büchern wird zu den billigen Zeit schriften übergangen, besonders wird der christliche Zeit schriftenverein in Berlin dem lässigen Sortimenter als Muster hingestellt. Freilich -wird zugegeben, daß zwei Umstände diesem Verein den Massenabsatz erleichtern: Die Vertriebsanstalt will bei ihrer Arbeit den Stand punkt einer Mission einnehmen, und ferner hat sie Tausende von Helfershelfern, Geistliche und Lehrer, also Leute, die vom Staat oder der Gemeinde ihr sicheres Einkommen beziehen und denen der Beruf Zeit übrig läßt, sich auch um andere Dinge zu kümmern. Wenn auch ein Buchhändler im Börsenblatt dafür ein getreten ist, daß das Sortiment sich zum Nutzen seines Standes dem Kolportagebuchhandel zuwenden sollte, so sprechen ge wichtige Gründe dagegen. Die Kolportage ist ein ganz be sonderer Zweig, der sich mit dem Buchhandel schwer ver einigen läßt. Sie erfordert mehr geschäftliche Routine, Unter nehmungsgeist, Organisationstalent, weniger dagegen eine um fassende Bildung und Bücherkcnntnis, wie sie vom Sorti menter verlangt werden muß. Beides zusammen wird man selten finden. Durch Heranziehung von weiblichen Hilfs kräften wird die Rentabilität kaum gehoben, die tüchtige» weiblichen Hilfskräfte erfreuen sich zum großen Teil schon jetzt der Gehälter ihrer männlichen Kollegen. Bei dieser Ge legenheit sei mir eine kleine Einschaltung gestattet. Es wird soviel über Schundliteratur gesprochen und geschrieben, über Schundzcilschriften dagegen nicht. Leider kommen auch ganz angesehene illustrierte Zeitschriften dem Sensationsbedllrfnis des Publikums viel zu weit entgegen. Begebenheiten, die im Kinematographentheater nicht zugelassen würden, finden sich reichlich in vielen Blättern. Ist es nötig, jedes Grubenunglück in allen Einzelheiten zu bringen oder den Absturz eines Flie gers? Die Wirkung eines Zusammenstoßes zweier Eisenbahn- zllge oder der Einsturz eines Kamins mögen von Interesse sein, aber die Schreckensszenen, die sich bei den Hinter bliebenen nach Unglücksfällen jeder Art abspielen, könnten ruhig in Wegfall kommen. Auch der Text ist nicht immer einwandfrei. In ähnlicher Weise wie in den Fabrikvierteln soll nach dem Muster einer schweizerischen Organisation, die sich natürlich ebenfalls der Beihilfe von Geistlichen und Leh rern erfreut, der Sortimentsbuchhandel auf den Dörfern Vor gehen. Die Unterstützung von Volksbildungssreunden durch Wort und Tat wird in Aussicht gestellt. An der Unterstützung durchs Wort ist nicht zu zweifeln, an der Tat schon eher; die materielle Unterstützung, welche den Volksbildnern so oft zuteil wird, dürfte hingegen ganz ausbleiben. Zur größeren Verbreitung billiger Schriften wird empfoh len, die Volksbildungsvereine, Handlungsgehilfenvereine usw. heranzuziehen. Wie das aber zur Ausschaltung des Verlags führen kann und zur Verminderung der Einnahme des Sortimenters, wird in einem Aufsatz »Der Deutsche Verlegerverein und die Verlegerparagraphen« im Börsenblatt vom 3l. August wie folgt ganz richtig ausgeführt: Während der Verlag in feiner Allgemeinheit bestrebt ist, an den Grundsätzen, wie er sie als richtig erkannt hat, festzuhalten und der Zeit nur soweit Schritt siir Schritt zu folgen, als bas Neue zugleich auch das Gute ist, suchen einige Verleger ihr als Schrittmacher vorauszugehen, indem sie sich zu jenen modern-
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