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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1912
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- Deutsch
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247, 22. Oktober 1912. Nichtamtlicher Teil. v»r,en»Iatt f. d. Mich». «»chh-»d->. 128 73 lausmännischen Anschauungen bekennen, deren tiefste Weisheit darin besteht, kein Geschäft auszulassen, bas einen wenn auch noch so geringe» Gewinn verspricht, unbekümmert um die Wirkung auf die Gesamtheit und die Folgen in einer vielleicht gar nicht so sernen Zukunst. Alte und neue Zeit, Tradition und Fortschritt, meinen diese Neuerer, ständen sich gegenüber, wenn sie im Wider spruche mit ihren Berussgenoffen kiuer unbedingten Freiheit im Tun und Lassen das Wort reden, während doch nicht Zeit und Fortschritt, sondern sie selbst bas Alte zu verdrängen und Neues an seine Stelle zu setzen suchen, sobald sich ihnen mit dem Neuen Aussicht auf ein vermeintliches Geschäft eröffnet. So sind In Wirklichkeit nicht die Verhältnisse, sondern sie selbst an einer Entwicklung schuld, die in bezug auf den Buchhandel nur den Vereinen und Genossenschaften den Weg vom Vertrieb zur Fabri kation des Buches bereite» hilft und somit auch in absehbarer Zeit zur Ausschaltung des Verlages führen wird. Wenn dem gegenüber behauptet wird, daß man die Vereine und Genossen schaften zu sich hcriiberzichen müsse, so kann dieser Grund so lange nicht als berechtigt angesehen werden, als es vielfach an der Legitimation dieser Bereinigungen zum Büchervertrieb und der Berechtigung ihrer Mitglieder aus eine Ausnahmestellung ge genüber der Allgemeinheit des Publikums fehlt. Was es mit der Bevorzugung einzelner Käufergrnppen für eine Bewandtnis hat, hat die Enquete des Börsenvereinsvorftandes in Nr. 100 des Börsenblattes vom vorigen Jahre gezeigt, und wenn es noch eines Beweises der moralischen Unzulässigkeit dieser differenzierten Be handlung des Pnbltknms bedürfte, so ist er in der Begründung des Reichsgerichtsurtells vom 12. Januar d. I. über das »Recht« des Sonderrabatts gegeben, in der es heißt, daß wohl jeder Käufer in der Lage sei, sich einer Vereinigung anzuschließen, durch die er die gleichen Vorteile erlangen könne. Natürlich werden auch die Schulen selbst angeführt als aussichtsreiche Organisation für die Propaganda. Die Eltern folgten bei der Auswahl gern dem Rat der Lehrerschaft, und die Vermittlung zwischen Buchhandel und Publikum geschehe selbstverständlich ohne direkte und indirekte Entschädigung der Lehrerschaft für ihre Dienste. Hieraus ist zu erwidern: Der Rat des Lehrers wird den Eltern und Kindern aufgedrängt, und bei der Autorität, die der Lehrer nun einmal in seinem Berufe genießt, ist es weiter nicht verwunderlich, daß auf ihn gehört wird. Wie die Kinder sich zu der empfohlenen Lektüre Verhalten, hatte ich vorhin schon einmal Gelegenheit zu berich ten. Noch weniger einwandfrei ist die Betonung, daß die Lehrer ohne direkte oder indirekte Entschädigung sich in den Dienst der Sache stellen. Wie ich in einer früheren Schrift schon erzählt habe,*) wird in einzelnen Städten geradezu Kolportage seitens der Lehrer getrieben (Seite 1» u. 11 meiner hier aufliegenden Schrift). Das ist entschieden eine direkte Vergütung. Eine indirekte liegt darin, daß durch die Verbreitung der Lehrerschristen den Her ausgebern Honorare zufallen. Unvorsichtigerweise wird in diesem Zusammenhang der Name Wolgasts genannt, der für seine Kinderreime, deren Absatz besonders betrieben worden zu sein scheint, gewiß reichlich honoriert wurde. Unter den mancherlei Vorschlägen, wie das Volk für bes sere Literatur zu interessieren sei, wird eine Stelle aus einer Broschüre von Hermann Herz, Generalsekretär des Borro- mäusvereins, zitiert, die manches Beachtenswerte enthält, aber wegen ihrer extremen konfessionellen Färbung nicht zu billi gen ist. Aus einem Buch über Schundliteratur von vr. E. Schultze werden gleichfalls Vorschläge wiedergegeben. Der Verfasser tritt dafür ein, daß in öffentlichen Gebäuden und an sonstigen geeigneten Stellen auf die billigen guten Büchersammlungen hingewiesen werden sollte. Denn »das Schlechte findet überall seine Ankündigungsmittel: wo der nächste Tingeltangel oder *) Die Lehrer als unparteische Hüter der Jugend- und Bolks- literatur. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7g. Jahrgang. der nächste Tanzboden ist, das wissen unsere jungen Leute und die Fabrikmädchen im Handumdrehen«. Sehr richtig! Allein wenn man diese Verhältnisse kennt, so ist es eine müßige Frage, weshalb noch so viel Schundlite ratur verbreitet werden kann. Aus bereits am Eingang erwähnten Gründen habe ich mich lange bei der Brunckhorstschen Broschüre aufgehalten und bin ihr enlgegengetreten, wo es mir nötig erschien. Ich möchte daran erinnern, daß vor wenigen Wochen im Börsenblatt vom 19. August 1912 ein beachtenswerter Artikel von Paul G. A. Shdow-Hamburg erschien, den vielleicht nicht alle Kollegen gelesen haben, da er in einer Zeit erschien, als Wohl die größere Zahl der Herren Kollegen verreist war. Ich will mich daher nicht nur mit einem Hinweis darauf begnügen, sondern einige Hauptpunkte herausgreifen, soweit es nicht bereits geschehen ist. Die Sydowschen Ausführungen erscheinen um so wert voller, als der Verfasser ja nicht Buchhändler, sondern Lehrer ist. Sydow erkennt an, daß der Verlag auf dem Gebiet der billigen Literatur schon Bedeutendes geleistet hat, daß der Erfolg jeder Volksbildungsarbeit durch einen leistungsfähigen Buchhandel bedingt sei, und verwahrt sich dagegen, daß sich Herr Brunckhorst so aufspielt, als spräche er im Namen der Volksbildungsbestrebungen. — Sydow steht wohl auf dem Standpunkt, daß noch breitere Volksmassen für gute Litera tur zu gewinnen sind, vertritt aber auch mit Recht die Ansicht, daß sich nur ein relativ kleiner Teil der Masse der Bildung erschließt. Würde man das auf Schulausstellungen kaufende Publi kum abrechnen, das sich durch die Kinder in einer gewissen Ab hängigkeit vom Lehrer fühlt, so käme gewiß oftmals ein kläg liches Resultat heraus. Sydow hält es für Pflicht des Lehrers wie des Geistlichen, für Bildung zu werben, hält es aber für naiv und ungerecht, von einem Berufzstande zu verlangen, daß er seine wirtschaftliche Existenz auf solche Utopien wie den Bildungshunger der Mas sen gründet. Wie verständig sind auch die Ansichten Sydows darüber, daß man sich in seinem Stande viel eher aus Idealismus der Volksbildung widmen könne, als dies ein im Erwerbsleben stehender Mann tun kann! Dabei läßt S. aber dem Idealis mus, der trotz aller widrigen Umstände, im Buchhandel steckt, volle Gerechtigkeit widerfahren. Bei Sydow liest man das ehrliche Geständnis, daß der Lehrer auch noch etwas einsehen lernen sollte. Wie wohltuend wirkt diese Denkweise gegenüber den von Selbstüberhebung strotzenden Verhaltungsmaßregeln, die der »allwissende« Herr Brunckhorst im Kommandoton dem Buchhandel im Namen der Vereinigten Prüfungs-Aus schüsse geben zu müssen glaubt! Als charakteristisch für das Urteil Sydows einerseits und die vielfach eingebildete Pio nierarbeit der Prüfungs-Ausschüsse andererseits möchte ich eine Stelle wörtlich wiedergeben. Sie lautet: »Daß diese Bestrebungen (der Verbreitung guter Jugend- schriste») jetzt eine öffentliche Angelegenheit geworden sind, ver danken wir nicht etwa den Prüfungs-Ausschüssen, sondern der Bekämpfung der Schundliteratur. Der unermüdlichste und er folgreichste Streiter hierbei war neben O. v. Leixncr und Ltcen- ziat Bahn der Buchhändler Justus Pape. Das gilt nicht bloß im besonderen, wie auch Hans Brunckhorst schon wissen könnte, für Hamburg, wo der Prüfungs-Ausschuß erntet, was jener mühsam gesät hat, das gilt allgemein für Deutsch land.« und Weiter heißt eS: »Es wäre für den Verein zur Förderung der Jugendlektüre in Hamburg bester gewesen, wenn er sich des sachverständigen Rates des Buchhändlers Pape bedient hätte; denn dann hätte er nicht von Privaten gesammelte Gelder lv?!;
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