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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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l 1686 SvesendUM d. »nchn. vuqyallvce. Nichtamtlicher Teil. 2S0, 2. Oktober IS12. Ohne oder mit uns? Die »Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpen vereins« bringen in Nr. 17 des lausenden Jahrgangs einen Ar tikel, betitelt: »Das A l p e n v e r e i n s h a n d b u ch der Zu kunst. Eine neue Ausgabe des Alpcnvercins. Von Heinrich Steinitzer-Miinchen.« Diese Abhandlung verdient die volle Auf merksamkeit des ganzen Buchhandels, ehe diesem eine zwar nicht beabsichtigte, aber deshalb nicht minder empsindliche und dauernde Schädigung zugcsügt wird. Der Verfasser des erwähnten Artikels spricht einleitend von dem Streben, aus dem Naturgenuß ethische Werte zu gewinnen, und wie sich der Alpcnvcrein mit seiner literarischen Propaganda nach dieser Richtung ein nicht geringes Verdienst erworben habe. Er macht aber weiterhin daraus aufmerksam, daß die an sich außerordentlich wertvollen Publikationen des A. B. den großen Mangel hätten, auf Reisen nicht mitgenommen werden zu können. Es seien Prachtwerke geschaffen worden, die nicht einmal im Koffer, geschweige denn im Rucksack mitgesiihrt werden könnten. Das bringt den Verfasser auf diejenige Literatur, die der in den Alpen Reifende mitfiihren kann und mitsiihrt: die Reisehandbücher und -Führer. Die Kritik, welche St. an diesen übt, ist nicht schmei chelhaft für die Verfasser solcher Führer, aber sie trifft im großen und ganzen das Rechte: die weitaus größere Anzahl dieser Führer ist unzulänglich, weil sie sich auf das rein Sachliche beschränken. Sie geben die sorgfältigste Auskunft, wenn wir erfahren wollen, wo und für wieviel Geld wir wohnen und essen können oder wieiveit es von A nach B oder wie hoch ein Gipsel ist. Was ihnen aber abgeht, das ist, daß sic uns nicht sanft die Augen össnen für all die iausenderlei Dinge, die uns Alpenwandercr nun einmal fast in erster Linie interessieren, aber dieselbst zu ent decken nicht jedem gegeben ist. »Unsre Führer geben uns Steine statt Brot«, das ist das Fazit, das der Verfasser zieht. Und nun kommt das, was uns Buchhändler — Verleger wie Sortimenter — zum Anshorchen zwingt: der Verfasser schlägt — gewiß in bester Meinung -- vor, der Alpenverein solle »ein mustergültiges Alpcnhandbuch heransgcben, das über alles Auf schluß gibt, was unseren Alpen eigentümlich ist, über Geologie, Flora, Fauna, Geschichte, Kultur-, Kunst- und Siedlungsgeschtchte, Anthropologie, Folklore, Sagenknnde u. a. m. neben allen tou ristische» Daten. Das wäre das Alpcnhandbuch der Zukunft, denn in der Gegenwart gibt es kein solches«. Der Verfasser ermahnt daraus den Alpenvercin, die Sache in die Hand zu nehmen, ja er deutet schon Details an. Die Ädee ist zweiscllos gut und gewissermaßen das Ei des Kolumbus. Ein solches Reisetaschenbuch, in mehrere handliche Bände eingeteilt und unter der Flagge des A. V. gehend, würde eine enorme Verbreitung finden. Aber: soll der Buchhandel auch hier wieder einmal aus- geschaltct werden? Wir wissen nur zu gut, welchen gewaltigen Abbruch die Fremdenverkehrs-Vereine dem Absatz an Reiseführern und Karten getan haben. Soll dieser Zweig des Buchhandels, statt mit dem enormen Anschwellen des Reiseverkehrs zu wachsen, de» Todesstoß erhalten? Denn heute ist es der Alpenvcrein, morgen der Radfahrerbund oder der Wandervogel, und wie alle die Ver einigungen heißen niögen, welche die Freude am Reisen fördern; sie alle werde» das gleiche Geschäft mache» oder die gleiche Propa ganda für ihren Verein anwenden wollen, -und der Buchhandel hat wieder einmal das Nachsehen. Darum wäre cs die Aufgabe eines unternehmenden Verlegers, rechtzeitig mit dem Zentral ausschuß des A. V. zwecks gemeinsamer Arbeit i» Verbindung z» treten und das vorgeschlagenc Rcisewerk für de» Buchhandel zu retten. Zugleich aber mögen die Verleger alpiner Reise führer zu rechter Zeit darangehen, ihre Führer so umzugestalten, daß sic nicht mehr die Lücken auswciscn, die nicht nur der Verfasser jenes Artikels, sondern Tausende von Alpinisten schon schmerzlich empsunden haben. Augsburg, Oktober 1812. Friedrich Schott. Verkehrsvereine und Buchhandel. <Bgl. 1S07 Nr. 47 und 1812 Nr. 208.) Trotz aller üblen Erfahrungen danert's immer noch unverhält nismäßig lange, bis sich der Buchhandel gegen seine Feinde wehrt. So unterwühlcn schon seit längeren Jahren die Verkehrsvereine einen stattlichen Zweig unseres Berufs, und kaum eine Hand rührt sich im Buchhandel zu einem Einspruch hiergegen.*) Im Gegenteil! In Verkennung ihrer eigensten und unserer allgemeinen Interessen besorgen viele Kollegen die Geschäfte der Verkehrs- vercine, fördern sie durch die Tat, zum mindesten aber durch ihre Mitgliedsbeiträge, und es ist im höchsten Matze fraglich, ob viele dieser Kollegen ihre Stellung dazu benutzen, das in fast allen Fällen für den Buchhandel schädliche Wirken der Verkehrs vereine nach Möglichkeit zu begrenzen. Und überaus schädlich ist dieses Wirken für uns. Zunächst im allgemeinen. Das an sich schon so betrübend geringe Ansehen des Wertes der Bücher erleidet hier den schwersten Schaden, erhält doch in den Verkehrsvereinen jeder, der es wünscht, gratis oder gegen eine lächerlich geringe Gebühr prachtvoll ausgestattete Broschüren geradezu stoßweise. Kerner im speziellen: Der Verkauf der Reiseführer, Karten und Pläne bildete früher in allen Sortimenten mit einigermaßen gün stiger Fremdenlage einen stattlichen Posten im Jahresumsatz. Wie sieht's heute damit aus? Und was hat der Buchhandel davon profitiert, daß der Reiseverkehr diesen ungeheuren Aufschwung ge nommen hat? Überaus wenig, sicherlich nicht das, was ihm zu- käme. Hierunter leiden Verleger und Sortimenter in gleicher Weise, und es ist höchste Zeit, daß seitens unserer berufenen Ver tretung, des Börsenvereins und des Deutschen Verlegervereins, ernste Schritte unternommen werden, zu retten, was noch zu retten ist. Es soll hier natürlich nicht in rückständiger Weise verkannt werden, daß die Verkehrsvereine im heutigen Neisezeitalter einen wichtigen Zweck erfüllen, es gilt nicht gegen sie im allgemeinen zu kämpfen, sondern nur gegen ihre irrtümliche Auffassung, daß es zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig sei, Führer und Pläne zu verschenken oder zu verschleudern. Dem Zweck der Verkehrs vereine ist auf diesem Gebiete durch Verbreitung von Propa ganda s ch r i f t e n , die in Wort und Bild die Vorzüge ihres Gebiets aufs wirksamste darstellcn, ausreichend gedient; den eigent lichen Führer aber soll sich jeder Fremde zum vollen Preise kaufen, wie er sich auch alles andere, was er für die Reise braucht, kaufen mutz, von der Fahrkarte angefangen bis zum Nachtlager. In dankenswerter Weise handeln so schon einige Ver kehrsvereine, z. B. der Rheinische Verkehrsverein und ferner viele Verkehrsvereine der Schweiz. Ich denke mir das Vorgehen des Börsenvereins usw. so, daß er mit dem Bund deutscher Verkehrsvereiue in Verbindung tritt und dort in nachdrücklicher Weise auf den Schaden, der dem Buch handel durch eine solche Betätigung der Verkehrsvereine erwächst, hinweist. Der Bund der Verkehrsvereine kann sich der Er kenntnis nicht verschließen, daß es nicht angängig ist, ohne zwingende Not einen ganzen Erwerbskreis zu schädigen, um so weniger, als er Mittel anwendct, zu denen direkt und indirekt der Buchhandel sein Scherflein beiträgt. Ein Erfolg wird unserem Vorgehen beschicden sein, denn der Buchhandel hat eine starke Waffe. Alle Verkehrsvereinsführer können nämlich nichts anderes sein, als R e k l a m e s ch r i f t e n, jeder lobt darin »seine Ware« in überschwenglichster Weise, und je höher der Beitrag ist, der von einem bestimmten Punkte oder Orte gezahlt wird, desto sicherer erhält er eine glänzende Em pfehlung. Objektiv können nur die bewährten Reiseführer des Buchhandels sein, denn hier sprechen keine Interessen mit, die den Weg der Verkehrsvereine strikte vorschreiben. Hierauf sollte jeder Sortimenter das Publikum immer wieder aufmerksam machen, zumal die Reiseführer zu den bestrabattierten Artikeln gehören. Ll. *) Im 103. Auszug aus der Negistraudc des Vorstandes des Börsenvereins, abgedruckt in Nr. 86 des Börsenblatts, wird mit geteilt, daß vom Vorstand eine Umfrage erlassen worden sei, um festzustellen, in welchem Umfange dem ortsaugesessenen Sortiment durch den Geschäftsbetrieb von Verkehrsvcreinen, Auskunftsstcllen für Fremdenverkehr, Verschonerungsvereinen und ähnlichen Ein richtungen Schädigungen erwachsen. »Aus den eingegangenen Ant worten«, heißt es weiter in der erwähnten Notiz, »hat er ersehen, daß durch die Vcrkehrsvereine usw. dem Buchhandel entweder keine oder doch nur eine sehr mäßige Konkurrenz entstehe. Es lag deshalb kein Grund zu einem Einschreiten vor.« Red.
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