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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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14572 Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^G28S, 18. November 1912 reichen Anschläge an den Plakatsäulen*) als Maßstab nimmt, ist der »Wahlkampf-« schon im besten Gange.**) Die Verhält nisse der Großstadt, Ivo eine Einschätzung der Persönlichkeit sehr erschwert ist, werden leider auch hier Wohl dahin führen, daß politische Machtverhältnisse für die Wahlen ausschlaggebend sind. Jedenfalls war es bei der Wichtigkeit der Materie ange bracht, daß die Korporation der Berliner Buch händler ihren Mitgliedern durch einen Vortragsabend am 20. Oktober Gelegenheit gab, sich über die wichtigsten Bestim mungen zu orientieren. Wenn schon der »Racker Staat« mit seinen ewigen Geld sorderungen dem armen Bürger keine Ruhe läßt, mutz dieser bei Aufstellung seines privaten Budgets doppelt vorsichtig sein. Unter diesem Gesichtspunkt verdient die »Internatio nale Ausstellungskonferenz«, die in diesen Tagen hier zusammentral, alle Förderung. Wenn auch ihr Ziel, die Unzahl »wilder« oder zum mindesten überflüssiger Ausstel lungen zu beseitigen, in erster Linie den Produzenten zugute kommt, so darf man doch hoffen, daß eine vernünftige Ein schränkung des Reklame- und Propagandakontos auch schließ lich dem Zwischenhandel Nutzen gewährt. Viel unmittelbarer wird der Zwischenhandel durch den sogenannten »Wohltätigkeitsb eitel« in Anspruch genommen, eine Abgabe, die längst den Charakter der »freiwilligen« Spende für den einzelnen Gewerbetreibenden verloren und den Charakter einer Besteuerung, in vielen Fällen sogar den der Erpressung unter Boykottandrohung angenommen hat. Daß man auch diesem Übel bei einmütigem Zusammenschluß der Interessenten entgegentreten kann, ohne damit gleich in hartherzige Knauserigkeit zu verfallen, lehrt der »Erste Ge schäftsbericht der Wohltätigkeitszentrale der Berliner Kaufmannschaft«, dessen Inhalt ich bei der Wichtigkeit der Materie gerade für unseren Stand hier teilweise wiedergebcn möchte: »Der Grundgedanke der Wohltätigkeitszentrale ist, daß die den Kaufleuten zugehenden Gesuche nicht mehr, wie es bisher kaum anders geschehen konnte, nach Zufall oder mit Rücksicht auf die Kundschaft berücksichtigt oder abgelehnt, sondern daß sie ob jektiv und ohne äußere Rücksichtnahme geprüft und gewürdigt werden sollen. An derartigen bei ihren Mitgliedern eingegan- genen Gesuchen hat die Geschäftsstelle nach dem Bericht 2188 ge prüft, davon bezogen sich aus Bitten um Geschenke für Basare, Tombolen usw. und um Abnahme von Billcts 720, um-Spenden sür Weihnachtsbescherungcn 1023, um sonstige Spenden von Lebensmitteln, Einrichtungsgegenständen, Ausrüstung für Ferien kolonien, Jahresbeiträgen, Kollekten, sonstigen Geldsammlungen usw. 425. Dem Grundsatz der Wohltätigkeitszentrale gemäß sind Spenden für Wiederverkaufs- oder Verlosungszwecke von vornherein abzulehnen. Daß wirklich gemeinnützige Vereine da durch trotzdem nicht geschädigt zu werden brauchen und bah die Wohltätigkeitszentrale den entschiedenen Wunsch hat, nicht nur Mihstände abzuschasfen, sondern auch positiv zu helfen, geht daraus hervor, daß allein in 150 Fällen Basarspenden durch nützliche Gegenstände für die Vereinszwecke direkt oder durch Geldbeiträge abgelöst wurden. Im ganzen sind überhaupt etwa 70 Prozent von den der Wohltätigkeitszentrale durch die Geschäfte überwiesenen Gesuchen von diesen berücksichtigt worden. Dies hat aber nun geschehen können, ohne daß eine einseitige Bevor zugung der wohlhabenden Kundschaft zu ungunsten der ärmeren stattfand und ohne die Schädigung, die für die Kaufmannschaft bar!» liegt, daß durch Verlosung oder Wiederverkauf zu belie bigen Preisen der von ihnen geschenkten Waren eine Verschleu derung und Herabwertung erfolgt. Die Mittel konnten auch in höherem Grade auf wirklich gute Bestrebungen konzentriert wer- *) Es dürfte vielleicht manchem Kollegen unbekannt sein, daß diese Säulen, die in der Reklame der Städte heutzutage eine große Rolle spielen und in Berlin, nach ihrem ersten Unternehmer, ganz allgemein »Litfaßsäulen heißen, durch den bekannten Zlrkns- direktor Renz zuerst in Deutschland eingefllhrt wurden. **) Der Artikel ist bereits vor 14 Tagen geschrieben. Red. den, da srühcr zahlreiche Ersuchen von Vereinen berücksichtigt wurden, die sich nicht mit allgemeiner Wohlfahrtspflege befassen, weil sie entweder diese — zum Beispiel Weihnachtsbeschcrungen — nur ausüben, um sie für ihre andersgearteten Zwecke nutzbar zu machen, oder die ihre Tätigkeit ausschließlich ihren Mitgliedern zugute kommen lassen, oder von solchen, die eigentlich Erwerbs zwecken dienen. Erwähnt sei schließlich noch, daß zu Weihnachten 1911 der Wohltätigkeitszentrale vom Verein der Beingroßhändler zu Berlin eine Spende von 1000 -/k anvertraut wurde, die sie für Weihnachtsbescherungen an Kinder an verschiedene Stellen ver teilte. — Die Wohltätigkeitszentrale will aber auch allgemein versuchen, kaufmännischen Prinzipien in der Wohlfahrtspflege Eingang zu verschaffen, deren Fehlen zum Beispiel bei der Stellung von Gesuchen, die oft von einer Anzahl von Personen für den gleichen Zweck an die gleichen Stellen ergehen, und ähn liches mehr, sich unangenehm bemerkbar macht.« Da es beim Wohltun bekanntlich nicht auf die Höhe der Gabe, sondern aus die Gesinnung ankommt, so ist der Sprung von dem Scherflein der Detaillisten bis zu der Millionenstiftung deutscher Krösusse nicht gar so groß. Vor wenigen Tagen sind durch den Kaiser die »Kaiser Wilhelms-Insti tute« in Dahlem bei Berlin eingcweiht worden, bestimmt, be deutenden Forschem auf dem Gebiete der Chemie und Physik ein in jeder Beziehung sorgenloses wissenschaftliches Arbeiten zu ermöglichen. Daß die Mitgliedschaft der Kaiser Wilhelm-Ge sellschaft, die diese Institute errichtet hat und unterhält, weniger große Geistesgaben als ein großes Porte monnaie erfordert, ist in Berlin oft bewitzelt worden. Meines Erachtens mit Unrecht. Was uns in Deutschland mangelt, sind weniger Talente als materielle Mittel, um ihnen zur Entfaltung zu verhelfen, und wenn es dem Einfluß des Kaisers gelungen ist, hierfür Kreise heranzuziehen, die sich die ser sozialen Pflicht bisher nicht bewußt waren, um so erfreu licher. Wie gut wir auch auf dem Gebiet der Literatur eine derartige Gesellschaft gebrauchen könnten, haben wohl die Er- örlerungen über die Schillerstiftung am Anfang dieses Jahres zur Genüge bewiesen. Unsere westliche Nachbarstadl Spandau ist durch die Entwicklung Berlins in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Grotzberliner Gemeinde geworden. Ein Bericht über ihre Volksbibliothek bietet insofem besonderes Inter esse, als Spandau im Gegensatz zu den übrigen im Westen Ber lins gelegenen Orten eine sehr große Arbeiterbevölkerung besitzt. Der Bücherbestand ist — nach einem Bericht des »Berliner Tageblatts« — im Verwaltungsjahr 1911 für die von der Stadt bewilligte Summe von 1000 -tk um 290 Werke mit 316 Bänden vermehrt worden; er beträgt jetzt 2307 Bände. Die Auswahl der Bücher erfolgte durch eine von der vorjäh rigen Generalversammlung eingesetzte Kommission. Die Statistik verzeichnet 1409 Entleiher (bei über 65 000 Einwoh nern), was gegen das Vorjahr immerhin einen Zuwachs von 121 bedeutet. Von den 891 männlichen Lesern waren 238 Handwerker und Gesellen, 182 Lehrlinge, 92 Arbeiter, 88 Ge werbetreibende und Handlungsgehilfen, und die übrigen 291 verteilen sich auf die gebildeten Stände einschließlich reiferer Schüler. Die Hauptkategorie der 518 weiblichen Leser waren 299 verheiratete Frauen, 57 Kontoristinnen und Telepho nistinnen, 42 Schneiderinnen und Putzmacherinnen, 33 Arbeite rinnen, 32 Lehrerinnen, 29 Verkäuferinnen. Die meist nur abends und Sonntags in den Vormittags stunden besuchte Lesehalle hatte eine Frequenz von 200 Personen im Monat. Wichtiges Material über das Bildungsbedürfnis des Ar beiters liefert auch derB i l d u n g s a u s s ch u ß der sozial demokratischen Partei: Im Jahre 1911/12 veran staltete er 479 Kurse mit 2811 Vorträgen, die von 80 195 Teil-
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