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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1912
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- Deutsch
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^ 2K3, 11. November 1912. Fertige Bücher. LörlkilblaU f. d. Dlschll. vuchhantel. 14151 Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München Über das neue Buch von Lily Braun Die Liebesbriefe der Marquise Einband und Titelblatt von Walter Tiemann Geheftet 5 Mark, gebunden 6 Mark 50 Pf., Liebhaberausgabe 30 Mark veröffentlicht die Vossische Zeitung in Berlin unterm 3. 11. die erste Besprechung, der wir folgende Stellen entnehmen: ihrem neuen Werk „Die Liebesbriefe der Marquise" kommen Lily Braun all ihre glänzenden Eigenschaften eines pro- -v) funden Wissens, einer umfangreichen und eindringenden Kenntnis der Geschichte, sowie verwandter Disziplinen, einer aristokratischen Lochkultur, durchdrungen von demokratischem Denken, und zuguterletzt einer farbig belebten, aber doch immer maßvollen Sprachkunst von edler Distinktion aufs höchste zustatten. Und hier hat selbst die ci äevanl-Politikerin vortreffliche Gelegenheit, unter dem neutralisierenden Mantel der Listorie zeitgemäße Ketzereien auszusprechen, ohne daß die künstlerische Einheit des poetischen Gebildes durch irgendwelche tendenziöse Färbung entstellt oder gefährdet würde. Lily Braun hat cs unternommen, die interessanteste, verlockendste, wohl aber — als Problem gefaßt — auch schwierigste Epoche der gesamten Welt- und Menschheitsgeschichte, das sterbende achtzehnte Jahrhundert in Frankreich, in seinen Todeszuckungen vom Jahre 1771—1789, d. h. so etwa vom Tode des fünfzehnten Ludwig bis zum Bastillensturm, der die neue Morgenröte schaurig einläutete, belletristisch zu gestalten. Und sie hat es getan in einer Form, die von originellem Geiste und einer blendenden, geradezu raffinierten Technik getragen und erfüllt ist. Das verlöschende Rokoko mit seiner amoureusen Lerrlichkeit, seinen berauschenden Frauen und soignierten Kavalieren, seinem moussierenden Geist und seiner berückenden Grazie, seiner tollen Leichtfertigkeit und seiner Pretiosen Gravität, seinem grandiosen Zynismus und seiner genialen Sorglosigkeit — und eben so das aufdämmernde Zeitalter von Blut und Eisen, durch das von fernher der Mordglanz des fallenden Veiles blinkt und das dumpfe Dröhnen der Lungerrevolten gellt, bis es vom Siegessang der Revolution und seinem aufreizenden Rhythmus: ira, ira" abgelöst wird: all das lebt und webt, atmet und spiegelt sich, kommt zu Geltung und Gültigkeit, zu Wert und Wort in den Briefen, die galante und verliebte Männer dieser Zeit an eine schöne und liebende Frau dieser Zeit, an die bezaubernde Marquise Delphinee von Montjoie, schreiben . . . Wir treffen unter den Anbetern und Verehrern der entzückenden Marquise im Verlauf ihres vielbewegten Schicksals ebensowohl den Grafen Guibert, den nur im llnbeftand beständigen einstigen Liebhaber der unglücklichen Julie von Lespinasse, als auch den Kardinal Prinzen Louis Rohan, der berufen war, in seinem Sturz Europas schönste und hochmütigste Königin nach sich zu ziehen; wir vernekmen die medisantesten Frivolitäten des Grafen Chevreuse, ebenso wie plötzlich die Stimme der neuen Zeit und neuen Welt aufblitzt - in den lästerlichen Aphorismen des Lerrn von Beaumarchais, dessen Gefühle ebenso stählern funkeln wie seine schneidenden Geistesklingen. . .. Die Liebhaber der Frau Marquise sind auch sehr leichtfertig, sehr verwegen und durchaus nicht sparsam oder zaghaft in reizenden Bildern und noch reizenderen Vorstellungen (in des Wortes buchstäblichstem Sinne genommen). Sie schwelgen in der Wiedergabe pikanter Liftörchen. Aber sie tun es — streng im Geiste des achtzehnten Jahrhunderts! — jederzeit mit erlesenem Geschmack, überhaucht von dem unnachahmlichen Parfüm des Salons allenfalls auch des Boudoirs — der großen Welt. Lily Braun hat nns in den „Liebesbriefen der Marquise" ein Werk geschenkt, das „mit Bedeutung auch gefällig sei". D. h es ist sehr gefällig Aber es ist auch sehr bedeutend. Denn außer dem von seinem Stoffkreis gebotenen, auS seinem Stil natürlich erwachsenden Charme besitzt es geistige Eigenschaften, die es zu einem kulturhistorischen Werk ersten Ranges stempeln. Vielleicht hat die Dichterin Lily Braun doch eine gefährliche Rivalin in — der Denkerin Lily Braun? Beiden aber gebührt Dank. Auf mehrfachen Wunsch ließen wir eine Schleife Herstellen, die zum Llmlegen besonders um die gebun denen Exemplare bestimmt ist, weil der Einband auf dem Vorderdeckel keine Schrift trägt. Wir bitten diese Schleife zur kostenlosen direkten Lieferung direkt von uns oder unserm Lerrn Kommissionär zu bestellen. Bezugsbedingungen: i. Komm, mit 25<X>, bar mit 33^^r, 7/6 Albert Langen München, 7. November 1912. 1841*
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