Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1925
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- 1925-11-19
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270, 19. November 1925. Redaktioneller Teil. Abend-Vorlesungcn der Handels-Hochschule Leipzig. — Auf bereits in Nr. 261/202 angekündigten Leipziger Abcndoorlesungcn der Handels-Hochschule sei hier rotederholt hingewieseu. Die Vorlesungen von Prof. Dr. Ernst Schnitze über Dauerkrisis und Dawcslast haben am 17. November bereits begonnen, dagegen stehen die anderen noch bevor, und zwar: Pros. Dr. Menz: Das deutsche Buch im Ausland, 26. November und 8. Dezember: Prof. vr. Findeisen: Rationelle Betricbsfilhrung, 7. und 9, Dezember.' Prof. vr. Groß m ann : Der Neuaufbau des Kredits, 10. und 25. November: Prof. vr. Penn- dors: Neuzeitliche Buchflkhrungsformen (Durchschreibe- und masch.- nelle Buchführung mit Vorführungen), 23. und 30. November; Pros, vr. Wörner: Kreditbeschaffung durch Kreditversicherung, 27. No- Die Abendvorlesungen finden von 7—9 Uhr abends statt und fmd für jedermann zugängig. Teilnehmerkarten (je 4 Mark, nur Warner 2 Mark) sind in der Verwaltung der Handels-Hochschule von 8 Uhr vormittags bis )H5 Uhr nachmittags und an der Abendkasse zu haben. Sie werden auf Wunsch auch zugesandt. Erster Leipziger Autorenabend. — Die Leipziger Sorti ment s b u ch h a n d l u n g e n veranstalten in diesem Winter mit Unterstützung der Wer bestelle des Börsenvereins sechs Autorenabende, von denen der erste Donnerstag, den 12. November, vor einem voll besetzten Saale stattgefunden hat. Die »Leipziger Neuesten Nachrichten« berichten hierüber wie folgt: Uber »Das unbekannte Spanien« hielt Kurt Hielscher. der bekannte Verfasser und Heraus geber der schönen Bilderbände »Spanien«, »Nom«, »Italien« und »Deutschland«, einen Lichtbtldervortrag im großen Saale des Städti schen Kaufhauses. Es mar der erste Vortrag in der Reihe der von November bis April stattfindenden Leipziger Autorenabende, die von den Leipziger Buchhandlungen veranstaltet werden und bestimmt sein sollen, vor weiteren Kreisen unserer Stadt Autoren von Nus zu Worte kommen zu lassen. Kurt Hielscher, dein es vergönnt war, die Zeit des Weltkrieges zu einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Spanien, zu benutzen, zeigte eine lange Reihe von Bildern, denen man nicht nur das außergewöhnliche Geschick eines künstlerisch schauenden Photographen, sondern auch die leidenschaftliche Hingabe eines Mannes ansah, der sein Werk als Lebensaufgabe betrachtet. Die Bilder waren zum größten Teil von berückender Schönheit und Plastik, und es ist erstaunlich, welche Reize dieser Künstler des Lichts in das einfache Schwarzweiß-Bild zu zaubern vermag. Besonders interessant war die vorgeführte Bilderreihe durch die Ausnahmen aus den außerhalb des üblichen Retfeweges liegenden Gegenden Spaniens, die neben der Wucht alter .Kulturstätten phantastische Motive von Land und Leuten enthüllten, von denen sich der Mitteleuropäcr nichts träumen läßt. So gab Kurt Hielscher in seinen Bildern, was er in seiner Einleitung betonte: die Seele Spaniens, und sein lebendiger, von Humor und Anekdoten gewürzter Vortrag, dem man die Routine anmerkte, ver mochte es. die Hörer 2>4 Stunden in atemloser Spannung zu halten. Starker Beifall lohnte seine Mühe. Hans Balzers Wilhelm Busch-Abende in Stuttgart waren ein Erfolg, der doppelt wertet, da der Vortragende zum erstenmal in Süddeutschland sprach. Balzer trug sehr gut vor. und vor allem ganz im Stile Büschs, und fand bei der hiesigen Presse eine ausgezeichnete Aufnahme. Bei seinem nächsten Auftreten in Stuttgart wird der Künstler als nicht mehr unbekannt sicher ausverkaufte Häuser er zielen. Es war für den Veranstalter von Dichter-Abenden besonders wohltuend, Herrn Balzers Stimme zu genteßen, die bis in die letzten Reiben klar und vernehmlich tönte. Und so kam es. daß. während ich Balzer mühelos vernahm, ich innig wünschte: Leihe Deiner Stimme Hauch Unfern Vortrags d i ch t e r n auch. Stuttgart, November 1925. Walter Guttmann lPaul Neff Sortiment). Krebs, Verein jüngerer Buchhändler in Berlin. — Zur Feier des 6 8. Stiftungsfestes vereinte sich Sonntag, den 8. November, in den Bismarcksälen eine recht stattliche Anzahl älterer und jüngerer »Krebse*. Galt cs doch, jetzt, nachdem die schweren Kriegs- und Nach kriegszeiten überwunden sind, das höchste Vereinssest in recht würdiger Weise zu begehen, und wahrlich, es war dem Vorstand gelungen, für dieses Fest erstklassige Kräfte zu gewinnen, die durch ihre Darbietun gen dem Fest ein vornehmes, dabei aber ein zwangloses und äußerst gemütliches Gepräge gaben. Herr Kliem brachte Rheinlieder und anderes zu Gehör. Herr Kurt Hofer und Frau Käte Brameier (beide von der Slaatsoper) sangen unter lebhaftem Beifall Arien und heitere Duette. Herr Schröder (Staatsoper) gab ernste und heitere Rezi tationen. Die größte Überraschung aber — weil auf dem Programm ! vorher nicht angekündigt — war das Auftreten der 12jährtgen Margot Regel in vom Ballett der Staatsoper, die einen russischen, einen unga rischen Tanz, dann einen Straußschen Walzer und zum Schluß den Fridertcus Rex — letzteren auf stürmisches Verlangen wiederlpKt — tanzte. Große Freude bereiteten auch die zahlreichen Gewinne der Tombola. Viele angesehene Verlagsfirmen hatten hierzu Spenden gesandt. Den Vortragenden nnd den Spendern sei der beste Dank der Fcstteilnchmer auch an dieser Stelle ausgesprochen. Das Fest wurde von einem ansehnlichen Damenslor verschönt, der auch die ältesten Tanzbeine zu unermüdlicher Betätigung verleitete. Eine ganz besondere Bedeutung hatte das Stiftungsfest aber durch den Umstand, daß die beiden Ehrenmitglieder des »Krebs die Herren E >n i l Kupfe r und N i ch a rdBa m b e r g, an diesem Tage das Jubiläum der 50jährigen Mitgliedschaft zum Ver- e t n feiern konnte». Daß dieses im Vcreinsleben so überaus seltene Jubiläum i» der Ansprache des Ersten Vorsitzenden, Herrn Karl Peters, besonders ermähnt und gewürdigt wurde, ist selbstver ständlich. Damit verband sich auch der Dank für die Verdienste, die sich die Jubilare, insbesondere Herr Kupfer, um den Berliner Jungbuchhandel und die Gehilfenschaft im allgemeinen - auch außer halb des Vereins — im Lause der 50 Jahre erworben haben. Nach der schon vor vielen Jahren verliehenen Ehrcnmitgliedschaft war eine höhere Ehrung von Vereins wegen nicht möglich. Es wurde den HerreK aber als Andenken an diesen bedeutungsvollen Tag je eine goldene Nadel mit einem goldenen Krebs überreicht. Beide Jubilare dankten mit humorvollen Worten, die erkennen ließen, daß sie trotz der er reichten Ämter und Würden noch immer und hoffentlich noch recht lange als treue Mitglieder des »Krebs, Verein jüngerer Buch händler« zu gelten haben. Kündigung des Lohnabkommens im Bnchdruckgewerbc. Wider Erwarten sehr frühzeitig ist das Lohnabkommen im Buchdruckgewerbe seitens der am Tarifvertrag beteiligten Arbeitnehmerverbände gekün digt worden (freigewerkschaftlicher Verband der Deutschen Buchdrucker, Gutenberg-Bnnd schriftliche Gewcrkschafts, sowie die sreigewerkschaft- liche und die christliche Organisation des Hilssarbeiterpersonals). Das Lohnabkommen läuft von Ende Mai d. I. bis 1. Januar 1926. Die Kündigungsfrist beträgt drei Wochen. Immerhin ausfallend ist mithin die Tatsache, daß das lausende Lohnabkommen schon vor Mitte November gekündigt worden ist. Als Tarispartner auf Arbeitgeber seite steht den Arbeitnehmerverbänden der Deutsche Buchdrucker-Ver ein gegenüber. Wie aus der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« hervorgcht, wird der Geschäftsführende Ausschuß des vorgenannten Vereins in seiner Anfang Dezember d. I. stattfindenden Sitzung zu der Tariskündigung Stellung nehmen und sich darüber schlüssig werden, wann die neuen Lohnverhandlungen beginnen sollen. — Die Konjunk tur im Buchdruckgewerbe hatte in letzter Zeit zwar etwas abgeslaut, aber durch die Weihnachtsperiode ist wieder eine stärkere Belebung zu verzeichnen. Jedenfalls weist der Berliner A r b e i t s m a r k t, soweit das Buchdrnckgewerbe in Frage kommt, noch keine hohe Arbeits losenziffer auf: bei den Gehilfen ist im Gegenteil eine Entspannung zugunsten der Arbeitslosen zu beobachten, wie aus den nachfolgenden statistischen Angaben des Berliner Arbeitsnachweises für das Buch- druckgcwerbe hervorgeht: Woche v. Woche v. Woche a. I.—8. Aull. 7.-12. Sept. 19.-24. Ott. Arbeitslose Setzer 10V 234 159 ,. Trucker 70 156 114 „ Maschinensetzer 5 34 43 .. Schwcizerdegen 8 8 - 4 „ Stereotypeure 3 5 5 .. Korrektoren 5 12 2 Insgesamt 197 449 327 Arbeitslose Hilfsarbeiter 188 181 Bl „ Hilfsarbeitcrinnen 30 90 85 Insgesamt 218 271 316 Dazu arbeitslose Gehilfen 197 449 327 Insgesamt Arbeitslose 415 720 643 Für November lagen bet Abfassung dieses Berichtes die Ziffern noch nicht vor. In andern Städter, Deutschlands ist die Konjunktur gleichfalls immer noch gut; tüchtige Arbeitskräfte, namentlich Ma schinensetzer. Notationsmaschinenmeister und Stereotypeure, sind nach wie vor sehr gesucht. Das Wegcngagieren dieser Gehilfen hat erfreu licherweise eine kleine Abnahme erfahren. In einer Anzahl Städte haben wiederholt Kurse zur Heranbildung von Maschinensetzern statt gefunden: man hofft, daß hierdurch dem Mangel an Maschinensetzern.
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