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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-19
- Erscheinungsdatum
- 19.11.1925
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- Deutsch
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27V, 19, November 1925, Redaktioneller Teil, Überdies nimmt der derzeitige jugoslawisch« llnterrichts- minister Vukiteviö den deutschen Minderheiten gegenüber allem Anscheine nach eine wesentlich wohlwollendere Haltung ein als sein Vorgänger, So sind in seinem Aufträge deutsche Schulen, die unter dem früheren Minister gesperrt worden sind, nun wieder eröffnet worden. Das Britische Museum hat aus dem ehemaligen Besitze der türkischen Sultane eine B ü ch e r s a m m I u n g von seltenem Werte angekaust. Es handelt sich um die gewaltige Biblio thek Abdul Hamids, die im Jildiz-Kiosk nächst Kon- stantinopcl vier geräumige Pavillons eingenommen hat. Darunter befinden sich neben bibliophilen Schätzen ans orienta lischen »lästern zahlreiche arabische Manuskripte, deren tatsäch licher Wert eigentlich gar nicht ziffernmäszig festgestellt werden kann, Deutsche Akademiker und deutsche Jndustricfirmen haben in jüngster Zeit in Angora, der neuen türkischen Hauptstadt, ganz besonders festen Fuß gefasst. Die Vorarbeiten für eine deutsche M uste r me sse in Angora sind jetzt in Angriff ge nommen worden, Fachkreise in der Umgebung der Regierung bekunden neuerlich ein zunehmendes Interesse für die de u t s ch e wissenschaftliche Literatur, Sic müssen sich aber auf gelegentliche Bestellungen in Konstantinopcl oder auf Eigenbezug vom Verlag beschränken. Der Verkauf an Ort und Stelle, der Aussicht auf Entwicklung hätte, ist heute noch so gut wie gar nicht organisiert. Ausverkäufe.*) Von Oscar Richter, zzt. in S. Margherita. Si,l Gedanke, vielleicht ein neuer Gedanke in unserem Fache, aber ein Gedanke, der in vielen anderen Branchen lange in die Tat um gesetzt ist. Im Jahrgang 26 des »Musikalicnhandels«, und zwar in der Nummer 41 vom 14. Nov. 1924, habe ich zum ersten Male in einem Artikel ans den Begriff »Ausverkäufe« hingeivicsen. Der Kreisverein Norden lvar an mich herangetreten, einen Vorschlag zu machen, alte Lagerbestände abznstoßen, ohne mit den Satzungen des Verbandes zu- sanimenzustoßen. Guter Rat war teuer. Der Kreisverein Norden des Buchhandels plante ein gleiches Unteriiehmen, und da tat Eile not. Um nicht heimlich etwas zu wagen, schrieb ich darauf meine Zeilen. Fm Vorstand des Kreises wurde eine Ausocrkaufswoche an genommen und gemeinsam mit dem Buchhandel in der gleichen Zeit dnrchgeführt. Das Resultat war überraschend gut. Ich werde später hierauf zuriickkoininen. Der Schritt war also getan, allerdings in dem Bewußtsein, gegen die Satzungen, wenn man ehrlich sein will, ver stoßen zu haben. Leipzig trat an mich heran, für die Außerordentliche Hauptversammlung in Köln ein Referat zu bringen über den Ge danken der Ausverkäufe. Dies berührte mich sehr sympathisch, sah ich doch, daß der Verbaudsvorstaud nicht voreingenommen war. Mau ging sogar einen Schritt weiter und setzte eine» Punkt in der Tages ordnung fest mit dem Kennzeichen »Ausverkäufe«. Ich möchte au dieser Stelle dem Verband und unserem Syndikus danken, daß mir so die Möglichkeit gegeben wurde, vor der breiten Masse der Berufs kollegen in aller Öffentlichkeit meine Gedanken zu entwickeln. Der Tag der Hauptversammlung nahte, und mit Zagen erwartete ich den Augenblick, wo ich zu diesem Punkte das Wort ergreifen sollte. Ich war mir klar, hier etwas ganz Neues, vielleicht gar Revolutionäres Vorbringen zu wollen. Und der Erfolg? Ein ganz überraschender. Ich hatte das Ohr der ganzen Versammlung, fand viel Zustimmung, natürlich auch Gegenmeinung, aber gerade bedeutende Männer unseres Berufes standen dem Gedanken wohlwollend gegenüber. Die Krönung war für mich, daß ich beauftragt wurde, mit zwei anderen Herren Ausverkanfsbestiinmungen zu entwerfen, die in die allgemeinen Ver- kanfsbestiinmuugeu ausgenommen werden sollen. Herr Hofrat Linne- mann empfahl sogar, ich solle meine Gedanken eingehend in einem Artikel niederlegen, der gleichzeitig im »Musikalienhandel« und im Börsenblatt veröffentlicht werden kann. *) Dieser Aufsatz berücksichtigt in erster Linie die Verhältnisse im Musikalieuhandel in Beziehung zu den Satzungen des Verbandes der Deutschen Musikalienhändler und hat dementsprechend seinen ersten Abdruck im Organ der Musikalienhändler, dem »Musikalieuhandel« Nr. 45, gefunden. Da die Frage aber auch für den Buchhandel von großer Wichtigkeit ist, erfolgt seine Wiedergabe ans Wunsch auch im Börsenblatt. Seit 14 Tagen weile ich nun im Lüden und will heute noch ein mal in genauer Sachlichkeit über »Ausverkäufe« plaudern. Im Januar werden sich dann wohl zwei berufene Sortimenter finden, die mit mir an die Ausarbeitung der Bestimmungen Herangehen werden. Ich will nicht etwa mit meiner Meinung allein im Recht sein, im Gegen teil, in ernster Arbeit soll das Erreichbare gesucht und das Beste ans gewählt werden. Der Grundgedanke des Ausverkaufs muß sein: Kein Anti quariat, sondern ein Abstoßen nicht mehr vollwertiger Ware. In jedem kaufmännischen Betriebe (und auch der Musikalien- und Buch handel ist doch eigentlich nichts anderes) muß die Ware, die man eingekauft hat, möglichst günstig wieder abgesetzt werden, wenn sich ergibt, daß ein voller Ladenpreis nach einer gewissen Zeit nicht mehr herauszuholen ist. Es ist nicht zu vermeiden, selbst bei vorsichtigstein Einkauf, daß Ladenhüter liegen bleiben. Auch Musikalien sind, wenig stens teilweise, der Mode unterworfen. Der kleine Sortimenter wirk bei den Ausverkäufen nicht in dem Maß beteiligt sein als der größere oder große. Um so besser für ihn. Aber auch er wird Ware genug finden, die er gern billig abstoßen will. Und was ist nicht alles »Nichtwertvolles« am Lager? Schlager, die nicht mehr zeitgemäß, Noten auf schlechtem Papier, Editionen, Bandausgabcn, die zum Teil Neuausgaben brachten usw. Alles dieses gehört in den Ausverkauf. Ja, ich gehe für meinen Teil weiter, auch Noten (gangbare reguläre Ware), die in zu großer Zahl am Lager sind, dürfen und können während des Ausverkaufs der Berechnung des einzelnen Händlers überlassen werden. Hier ist doch ein dankbares Feld auch für Verleger, veraltete oder schlechte (Kriegs-) Ausgaben dem Sortiment während des Aus verkaufs zu billigen Preisen zur Verfügung zu stellen. Selbstredend muß der Ausverkauf ganz straff organisiert sein. Er kann ein- oder zweimal im Jahre stattfinden und muß in jedem Falle an eine ganz bestimmte Zeit gebunden sein. Meines Erachtens ist die richtige Zeit im März-April und August-September, und zwar zehn Tage lang. Bei dem ersten Versuch im Norden hatten wir nur acht Tage: die Erfahrung zeigte, daß die Zeit zu kurz war. Ich denke mir die Sache nun folgendermaßen: Die Ansverkaufswochen werden entweder im ganzen Reich zur gleichen Zeit festgelegt, oder jeder Kreisverein wird befugt, für seinen Kreis die Tage festzusetzen. Der Verband stellt einheitliche Plakate her (geschützt, die nur au Mitglieder abgegeben werden dürfen), etwa: »Mnsikalien-AusverkaufSwoche vom ... bis . . .«. Diese Pla kate werden 8—14 Tage vor Beginn der Ausverkanfswoche an die Mitglieder versandt. Ein Revers liegt bei, in dem sich jeder Kollege verpflichten muß, mit dem Tage des Ablaufs des Ausverkaufes die vollen Ladenpreise wieder einzuhalten. Nur dieses geschützte Plakat darf benutzt und ins Schaufenster gebracht werden. Nebenbei kann jeder Kreisverein oder jede Großstadt gemeinsam Anzeigen in den Tageszeitungen bringen, auch eventuell jede einzelne Firma. Bei den Anzeigen muß aber verboten sein, Preise zu nennen. Naht nun die Ausverkanfswoche, da geht man an sein Lager heran und be wertet es. Da wird dann mancher Kollege, selbst der kaufmännisch geschulteste, das große Staunen bekommen und - ehrlich deutsch ge sprochen — beginnen »ausznmisten«. Hier soll es und muß es jedem einzelnen überlassen bleiben, die Berechnung selber vorznnehmen. Ich habe große Stöße gemacht, Noten je 10, 20, 40, 60 Pfennig; Bände je 40, 60, 80 Pfennig, einzelne Sachen herabgesetzt usw. Und nun hinein ins Schaufenster und auf den Ladentisch. In feinem eigenen Geschäft kann jeder Kollege auch die Waren mit Preisen versehen. Aber nur die wirklich ans dem Lager herausgesnchten Sachen dürfen »verramscht« werden, was im Lager bleibt ist vollwertig. Wie war nun das Ergebnis im Norden? Glänzend. Und ge rade die kleineren Firmen brachten die besten Resultate. Hieß es bisher immer: die Warenhäuser sind billig, hier sah auch einmal der Kunde, daß das regelrechte Musikaliengeschäft mindestens das gleiche konnte als das Warenhaus. Die ersten zwei Tage waren noch relativ wenig günstig, aber dann begann das Publikum aufmerksam zu wer den. Ter Laden wurde voller und voller. Und das herrliche Gefühl, Leute ins Geschäft zu bekommen, denen man Interesse fiir Musik anmerkte und Interesse einhauchen konnte. Alles wurde gekauft: Schlager, Lieder, Klassiker, Märsche, Schu len und was nur vorhanden war. Anfangs herrschte die Meinung vor, daß z. B. Schlager, die vorbei sind, keine 5 Pfennig mehr wert seien. Fchlgeschossen! Das unglaublichste Zeug wurde gekauft. Und nun das merkwürdigste: Kam dann ein Kunde, der schon für 3^1 Mark ramschte, mit der Frage: »Nun möchte ich auch noch billig habeu den Bajazzo-Prolog und Rheinisches Mädchen«, und man sagte ihm: 2390'
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