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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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«V 284, 6. Dezember ISIL Nichtamtlicher Teil. Bücher leihweise zur Verfügung stellen. Und Geld? Etwas werden, so nimmt der Verfasser an, die gewonnenen Leser nach und nach freiwillig zahlen; anderes werden edle Gönner' spenden; drittens führt jeder Lesefreund ständig eine kleine Sammelbüchse in der Tasche, die bei jeder passenden Gelegen heit in Anwendung gebracht wird: da kann es an Geld nicht fehlen! Aber neben diesen Annahmen ist sicher, daß jeder Lesefreund, der für die edle Sache arbeiten will, zunächst 2 «/k 86 H — haarscharf ausgerechnet — an die Zentrale ein- j senden muß, wofür er gewisses Werbematerial erhält. Trotz dieser Forderung glaube ich an die ehrliche Absicht des Ver-, fassers, nur scheint mir der ganze Plan mit »illusionär«! reichlich milde beurteilt zu sein. Die Schrift von Hans Brunckhorst »Grundsätzliches ^ und Praktisches von der Verbreitung guter billiger Jugend-! und Volkslektüre« ist im Börsenblatt schon mehrfach erwähnt worden. Zunächst hatte sie Paul Sydow kritisch beleuchtet; dann ist sie auch in den Bayreuther Verhandlungen und an derswo erwähnt worden. Ich komme nochmals auf die Schrift zurück, weil vor einigen Wochen in der hiesigen Zeitschrift »Der Hamburger« lange Stücke daraus wörtlich abgedruckt waren. Der Herausgeber dieser Zeitschrift hatte mit einigen^ Worten den Abdruck eingeleitet, und wenn auch er dabei seinem Bedauern kräftigen Ausdruck gab, daß Bücher vaterländischen ^ Geistes nur spärlich in den Verzeichnissen der Jugendschristen- j ausschüsse borkämen, so fällte er doch zugleich ungemein scharfe ^ Urteile über den Sortimentsbuchhandel. Man höre: » In der Tat geht aus dem Material unzwei deutig hervor, daß der Sortimentsbuchhandel versagt hatl Seine feinnervige Organisation, an sich bewunderungswürdig, wurde dem aufkcimenden Sonderstrebcn verderblich, weil es nicht in den Nahmen paßt! Es handelt sich hier in Wirklichkeit um-den Not stand, unter dem auch viele Schriftsteller zu leiden haben. Der deutsche Buchhandel ist ganz und gar Verteilungs- Maschinerie, die mechanisch abläuft und völlig aus die Neigungswilligkeit oder die Abneigungsteudenzcn des Publikums eingestellt ist. Der Apparat ist unfähig, die Geschmacksbildung des Publikums zu heben, — er folgt vielmehr willig dem Herr»! schenden Geschmacksniveau, einerlei welcher Qualität es ist. Bücher, die nicht das Geschmacksniveau treffen, sieben von selber nach unten und bleiben als Bodensatz liegen. Alle Bemühungen' des einzelnen Buchhändlers dagegen sind vergeblich, da die Masse seiner Kollegen gleichgültig bleibt und eine unbewußte Abneigung gegen alles hat, was sich außerhalb des schematischen Ablaufs bewegt. Der Geschäftsapparat des organisierten Sortiments ist nötig und nützlich, — aber er ist seelenlos geworden und absolut geschäftsmäßig nüchtern, wie er nüchterner auch nicht sein könnte, wenn cs sich um den Vertrieb von Käse oder Stecknadeln handelte svon mir gesperrt. I. P.). Wenn irgendwo ein Büchervertrieb im Dienste der Volksbildung und des Fortschritts organisiert werden soll, so spitzt der organisierte Buchhandel sofort die Ohren, und meistens entdeckt er bann auch, daß diese Sondcrorganisation geeignet sei, das Standcsinteressc des deutschen Buchhandels zu schädigen, d. h. eine Durchbrechung des Apparates zu sein, statt allen Gewinn am Verlaus von Büchern In die Labeukasscn des Sortiments zu leiten. Jede unmittelbare Darbietung von Büchern an die Leser, jede anderswertlgc Vcrteilungsweisc, als die durch den Vcrkaufsladen,! paßt nicht in das Schema und wird — mit Hilfe der Staats- und Gcmcindeorgancl — bekämpft. Eine Besserung ist nur möglich durch die Buchhändler selber, denen bas eine Gewissensfrage sein sollte und in vielen Fällen auch schon ist.« Ich habe diesen einleitenden Abschnitt — es folgen ihm die Notiz wegen Fehlens von Büchern patriotischen Inhalts! und dann viele Spalten aus Brunckhorst — vollständig hierher gesetzt, weil es immer nützlich ist, zu hören, wie man beurteilt wird. Diese Beurteilung ist ganz aus Brunckhorst gezogen, dem die Kenntnis von Wesen und Betrieb des Sortiments buchhandels. gänzlich abgeht, der ihn deshalb auch um so gründlicher schmähen kann, — es schimpft sich nie leichter, als wenn man von einer Sache nichts versteht I Natürlich durfte der Artikel in »Der Hamburger« nicht unerwidert bleiben. Dan kend muß ich anerkennen, daß der Herausgeber meine Entgeg nung ohne jede Glossierung unverkürzt zum Abdruck gebracht hat. Einige Sätze daraus möchte ich hier wiedergeben: »Aus diesen Sätzen (nämlich den wörtlich zitierten) spricht eine große Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse. Ich erinnere zunächst daran, daß cs ein Hamburger Buchhändler war, der vor Jahrzehnten, unter Aufbietung seiner ganzen Kraft, Peter Rosegger in Hamburg und damit in Deutschlands Nordwesten cinführte und bekannt machte; ferner daran, daß es ein anderer Hamburger Buchhändler war, der auf Grund der »drei Getreuen« Gustav Frenssen sozusagen entdeckte und durch unermüdliche Tätigkeit ihm und seinem »Jörn Uhl« de» Weg bahnte. Aber auch von solch großen Erfolge» abgesehen, jeder Buchhändler ver laust diejenigen Bücher vorwiegend, die er für gut hält und deshalb empschien kann. So habe ich z. B. jetzt erst W. v. Poienz gründ lich kennen gelernt und vertreibe seine Bücher von nun an mit Hin gabe und Erfolg. Es ist Tatsache, daß die Beurteilung durch einen Sortimentsbuchhändler vielen Büchern weit mehr zu ihrem Er folge verholfen hat, als die Besprechungen seitens der Presse Ihre Ansicht, daß das Publikum, soweit es sich um Geschenklite- ratNL handelt, bestimmte Bücher fordert, ist nicht die Regel. In den meisten Fällen läßt sich das Publikum von seinem Buch händler beraten, und dadurch kommt es dann, daß der eine Buch händler Dutzende von Exemplare» eines Buches verkauft, von dem der andere kaum ein Exemplar absetzt. Daneben gibt es natürlich Modebücher, die überall verlangt werden und die man verkaufen muß, einerlei ob man sie für gut oder minderwertig hält. Der Buchhändler ist doch auch Kaufmann und muß auf Er werb bedacht sein. Aber auch in solchen Fällen bringen viele Buchhändler ihre Individualität znm Ausdruck. Als vor mehr als Jahresfrist das unbedeutende Buch der Karin Michaelis »Das gefährliche Alter« kometenhaft austanchte, habe ich keine sechs Exemplare davon nötig gehabt, während andere Firme» viele Hunderte davon absetzten. Ihre Meinung, daß der Sorti mentsbuchhändler willenlos dem herrschenden Geschmacksniveau — gibt cs das überhaupt? — folgt und seelenlos Buchivarc ver kauft, wie andere Käse und Stecknadeln, entspricht wirklich nicht den Tatsachen.« Ich sagte, der Herausgeber hätte meine Entgegnung in dankenswerter Weise ohne jede Bemerkung zum Abdruck ge bracht. Dagegen wandte er sich in einem Schlußwort noch mals sehr scharf und ausführlich gegen den Hamburger Ju- gendschriftenausschuß. Diese Ausführungen sind zu lang, als daß ich sie hier zitieren könnte, ich hoffe aber, die verehrliche Redaktion des Börsenblattes wird sie gesondert zum Abdruck bringen.*) Meine Entgegnung richtete sich natürlich in der Hauptsache gegen Brunckhorst. Doch kann ich auch diese Aus führungen in einem Hamburger Briefe nicht wiederholen. Bemerken möchte ich nur noch, daß die »Hamburger Nach richten«, diese vortreffliche Vorkämpferin in allen nationalen Fragen, in den Kampf eingriff und scharf den Begriff »Ten denz« bei Jugendschriften beleuchtete. Auch diese Ausführun gen sähe ich gern im Börsenblatt abgedruckt.*) Die Berlagsbuchhandlung Jos. Scholz in Mainz hat in diesen Tagen eine Broschüre unter dem Titel: »Der vaterländische Gedanke in der Jugendliteratur. Eine Streit- und Wehrschrist« versandt, die anscheinend nicht in den Han del gebracht werden soll. Ich erhielt persönlich ein Exem plar. Verfasser ist Wilhelm Kotzde in Rathenow, Her ausgeber der »Mainzer Volks- und Jugendbücher«. Nach dem auf Seite 3 der Schrift nachdrücklich betont ist, daß die vaterländische Gesinnung der überwältigenden Mehrheit der deutschen Lehrerschaft nicht in Zweifel zu ziehen ist, wendet sie sich um so schärfer gegen die sogenannte Hamburger Be wegung. »Wenn sich nun auch die Hamburger und ihre Freunde in Berlin und anderwärts nicht offen zur Sozial- *) Dem Wunsche des Herrn Verfassers wird in einer der nächsten Nrn. entsprochen werden. Red. SVSS
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