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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1872-08-28
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1872
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- Deutsch
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3134 Nichtamtlicher Theil. 200, 28. August. wen» sie einen Schatz entdeckten. Schon in diesem ersten Bilde des Festes prägte sich der jugendfreundliche Geist des gefeierten Jubilars aus. Aber die Spiellust theilte sich auch den Erwachsenen mit, und „Böckchen, Bäckchen, schiele nicht!" setzte manches Füßchen und manchen Fuß in Bewegung. Die weitere Feier fand im Saale des Trianon statt, wo zuerst ein Festspiel: „DaS Fest der Hand werker. Jubiläums- und umzugsfeierliche Scene mit Gesang. Von den Geschäftsdichtern", einen Beifallssturm hervorries. Es war in der That voll von trefflichen Anspielungen, welche örtliche, zeitliche und persönliche Verhältnisse berührten, und sowohl dem Gesänge als dem Spiel nach traten einige der Mitspielenden so nrturwahr und so urkomisch auf, daß mau aus dem Lachen nicht herauskommen konnte und die Leistungen als über den Dilettantismus hinausra gende erkennen mußte. Als die eigentliche Handlung des Festspieles geschehen war und sie einander gekriegt hatten, folgte eine Feierlichkeitsscenc, bei welcher die Bücher einen stattlichen Festzug bildeten. Es zogen vor über: DaS Buch vom Erzherzog Karl, Das illustrirte goldene Kinder buch, Hellas, Schule der Baukunst, Der Bierbrauer, Buch be rühmter Kauflcute, Rolhschild's Taschenbuch, Buch der Reisen, Der große König und sein Rekrut, Märchenbuch, Welt der Jugend, Jllustrirtcs Conversationslerikon, Buch der Erfindungen u. s. w. Jedes Buch trat an die Zuhörer heran und sprach einen auf sein Leben und seine Schicksale sich beziehenden Vers. So rief das letzte Buch der Erfindungen: „Ich bin Herrn Spamcr's Lieblingskind, und that mich reichlich lohnen, ich brachte Freude viel im Marz mit meinen Dotationen. Anfangs trat ich bescheiden auf, mein Ruf allmählich kam er; bei mir entscheidet der Erfolg, so spricht Herr Otto Spanier." Zum Schluß wurde das Bild des geliebten Jubi lars enthüllt, und ein lebendes Bild zeigte die Grundzüge seines Wirkens in verklärten Zügen. Das Festmahl, welches Damen und Herren im Trianonsaale vereinigte, war äußerst belebt; ja, wollte man der Fcstsonne einen Flecken geben, so müßte man sagen: leider gingen die Wogen der Freude bei Tafel gleich so hoch, daß manche Toaststimme dadurch erstickt wurde. Doch gewährte es immerhin ein überaus freund liches Bild. Der erste Toast von dem Mitarbeiter Loos feierte den Jubilar, der nach einein eisernen und silbernen Zeitalter auch das goldne erleben möge; worauf O. Spam er mit einem Trinkspruch auf das gute Einvernehmen, auf das Gleichgewicht der Kräfte und die Einheit in seinem Hause antwortete. Or. Müller aus Halle — ein langjähriger Freund des Gefeierten — warf einen Rückblick auf die Wirksamkeit Spaniers, namentlich auf das Bestreben, dem Volke die Schätze der Wissenschaft zugänglich zu machen, und ließ ihn dann als Held und Ritter vom Geist, der sein Glück selbst ge schaffen, leben. Pastor Gräfe wies aus die idealen Anschauungen des Jubilars hin, und Lehrer Stötzner sah ihn in einer Vision als goldnen Jubilar und als geheimen Ober-Educationsrath von Spanier, worauf ein Trinkjpruch Spamer'z auf den Adel des Ver dienstes, dem er allein nachtrachte, erfolgte. Hieran reihten sich viele Toaste auf die Gattin des Jubilars (Prof. Römer), auf die technischen Mitarbeiter (Baurath Vr.Mothes) rc., aber cs gehör ten Löwcnstimmen dazu, um den Jubel der Anwesenden zu brechen und sich Gehör zu verschaffen. Die Gaben an Schriften und Liedern, welche das Fest brachte, sind so, daß man sie wiederholt lesen und seine Freude daran haben kann. Wir nennen hier nur: Der Buchbraucr, Jubelumzugsnum- mcr (voller Witz), wozu ein Bild gehörte: Otto Spamer'z Etablissement im Jahre 1897; das Lied: Jllustrirter Verlag von O. Spanier, und die anderen Tafelgesängc: „Wir winden dir den Jubelkranz, den Lorber um die Locken", „Wer gute Bücher kaufen will" ,c„ sowie ganz besonders die „Gedenkblätter an das 25jährige Jubiläum am 31. März 72". Das letztere enthält viele interessante Beiträge, Notizen und Stimmen, die sich auf die Spamer'sche Wirk samkeit beziehen. Ein Ball beschloß endlich das frohe Sommcrfcst und chleltHdie Theilnehmer noch lange zusammen. Wir schließen unser Referat mit dem Wunsche, daß der verehrte Jubilar noch lange zum Segen der Menschheit schaffe und namentlich auch als „Heiliger Christ", als „Geburtstagsmann" und „Schulfest-Prä mienspender" unsere Jugend erfreuen mag. Und wenn ihm die Tausende von verklärten Kinderaugcn, die er geschaffen, im Himmel gutgeschricben werden, wahrlich, dann wird er dort recht gut ange- schriebcn sein. Wir sehen als Schlußstein das Wort des Festspiels: „Es blüh' und gedeihe jahrein und jahraus, geehrt und geachtet das Spamer'sche Haus". (Lpzg. Tagebl.) Carl Friedrich Heiberg. Am 16. ds. ist in Schleswig einer der treuesten Patrioten Schleswig-Holsteins, Or. Carl Friedr. Heiberg, nach langer, schwerer Krankheit verschieden. Heiberg war im Jahre 1796 zu Klcnsbyc im Amte Gottorf geboren, bezog 1817 die Universität Kiel, um die Rechte zu studiren, ging im Jahre daraus nach Berlin, wo er sich namentlich mit dem Studium der Aesthetik beschäftigte, bereiste dann Sachsen, hielt sich 1820 in Heidelberg auf und kehrte nach einer Reise durch die Schweiz Michaelis selben Jahres nach Kiel zurück. Nachdem er 1821 auf Gottorf die juristische Amts- prüsung mit rühmlicher Auszeichnung bestanden, ward er 1825 zum Untergerichtsadvocaten für Schleswig und Holstein, 1830 zum Notar ernannt und verheirathete sich imJahre 1835 mit Asta, Grä fin von Baudifsin, einer geistvollen und thatkräfligen Frau, die ihm in späteren schweren Drangsalen eine wahrhafte Stütze war. In zwischen ward er durch die historische Richtung seiner juristischen und philosophischen Studien veranlaßt, sich für die akademische Carriarc auszubilde». Die Universität Rostock ernannte ihn wegen seiner literarischen Beiträge in den Heidelberger Jahrbüchern, in Elvers' Themis und andern Zeitschriften zum Ooator suris. Im Begriff, sich als Privatdocent zu habilitircn, ward er durch Loruscn's Auf treten in die politische Bewegung in Schleswig-Holstein hineinge- zogen und wirkte als Schriftsteller wie als Redner thatkräflig für sein Vaterland. Er begründete den schleswig-holsteinischen Advo- catenvcrein, zu dessen Syndikus und Secretär er gewählt wurde. Im Jahre 1842 war er zum Ober- und LandgerichtsiAdvocatcn ernannt worden. 1848 in die constituircnde Landesversammlung gewählt, stimmte er mit gegen die Unterwerfung, infolge dessen er 1851 von der Amnestie ausgeschlossen wurde. Aus seinem Heimath- landc verbannt, bereiste er, um sich einen neuen Wirkungskreis zu suchen, Deutschland, und kehrte erst infolge der zweiten Amnestie nach Schleswig zurück. Doch ward ihm die Betreibung der Advo- catur für Schleswig, wie auch für Holstein nicht wieder gestattet. Seiner Einnahme beraubt, gründete er 1857 in Schleswig ein Sor timents- und Verlagsgcschäft; doch sein erwachender Einfluß aus die Bevölkerung und seine activerc Haltung in den Landesverhält nissen veranlaßten 1859 und 60 die Schließung des Geschäftes, das als Verbreiterin deutscher Literatur und oppositioneller, den Wider stand fördernder Schriften im Herzogthum Schleswig den dänischen Behörden schon lange genug für ihre Propaganda hinderlich gewesen war. In dieser Periode seines Lebens hat vr. Heiberg auch Bedeu tung für den deutschen Buchhandel gewonnen, und dieser hat ihm, dem tapfer» Verfechter deutscher Bildung und Gesinnung im Nor de», in jener schweren Zeit bekanntlich seine thatkräftige Anerkennung bezeigt. Nach der Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft 1864 ward ihm von der obersten Civilbehörde die Be stallung als Appcllationsgerichtsadvocat und als Notar. In Len Jahren 1864—1866 war er im engeren Ausschuß der schleswig- holsteinischen Vereine thätig, später war er Mitglied des Central- Wahl-ComiteS der liberalen Partei Seine abnehmenden Kräfte
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