Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1876
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- 1876-02-02
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- 02.02.1876
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sorschung, als Literaturhistoriker durch seine Bearbeitung der Kober- stein'schen, sowie der Gervinus'schen Literaturgeschichte weithin bekannt, hat über einen großen Schatz von Citaten auch aus den abgelegeneren Klassikern zu verfügen, seine Bemerkungen waren immer tressend und er erwies sich als ein sehr nützliches Mitglied der Conferenz. Ebenso fördernd und anregend erwies sich Klix. Mit großem Fleiße hatte er die Vorlagen durchgearbeitet, unermüd lich darauf bedacht, der Commission neues Material zuzusühren. Mit Schärfe und Schlagscrtigkcit vcrtheidigte er seine Ansichten und hielt auch dann an denselben fest, wenn er keine Aussicht hatte, sofort die Majorität zu erlangen. Unverdrossen war er bemüht, durch neue Beispiele seine Ueberzeugungen zu belegen, und es gelang ihm schließlich doch wiederholt, Erfolge zu erkämpfen. Gelegentliche Niederlagen — besonders da, wo er mit einer erheb lichen Minorität für die schriftliche Unterscheidung homonymer Ausdrücke eintrat (Mohr, Mor, Thau, Tau) rc. — ertrug er ohne Verstimmung mit gutem Humor, Sein Hauptverdicnst ist die correctere Fassung mancher Regel, die Bereicherung durch Beispiele und die Redaction des „Wortverzeichnisses", Auch er zählte zu den jenigen Mitgliedern der Conferenz, deren Persönlichkeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Weniger lebhaft, aber mit nicht minderem Eifer wie sein College Klix in Berlin, bethciligte sich an den Debatten Herr Provinzial-Schulrath vr. Hopfner aus Coblenz, Mitredacteur der „Zeitschrift für deutsche Philologie". Im Sinne einer verein fachenden und sichcrstellenden Reform stand er auf Seiten der Majorität, selbst bei weitcrgehenden Aenderungen, Vielfach in Anspruch genommen, wenn es galt, für eine Regel eine neue Fas sung zu gewinnen oder durch Beispiele zu erläutern, wurden seine ruhig und klar vorgetragenen Ansichten stets gern gehört. Ent scheidend für eine der wichtigsten Abstimmungen wurde Höpsner bei der zweiten Lesung des Kapitels über die S-Laute. Hier wogte der Kampf längere Zeit unentschieden oder durch geringe Majori täten (7 gegen K, oder 8 gegen S) unbeendet hin und her, Theorie wurde gegen Theorie, und die Praxis gegen die Theorie ins Feld geführt; Adelung gegen Heyse, Scherer gegen v. Raumer, v. Rau mer gegen Duden, bis endlich in der ersten Lesung nach zwei lan gen Sitzungen mit schwacher Majorität Adelung rcsp, Scherer, denen sich aus Nützlichkeitsgründen beide Vertreter der Praxis anschlosfcn, den Sieg erkämpften. Mittlerweile war aber der solgenfchwcrc Beschluß gefaßt, bei der lateinischen Schreibung deutscher Wörter das harte s nach langem Vocal nicht durch sr oder die Ligatur k, sondern durch das bereits gebräuchliche ls zu bezeichnen, also nicht linse, bÄses, sondern I'nls, liiiksv rc, rc, zu schreiben. Das war eine entschiedene Abweichung von der nun für die deutsche Schrift gege benen Regel, die, wie es schien, namentlich denVertretern der Schule zu schweren Bedenken Veranlassung gab. Hierdurch wenigstens mar- kirte Höpfner bei der zweiten Lesung seine Schwenkung nach links, indem er cs der Schule nicht zumuthen wollte, zweierlei innerlich widersprechende Regeln zu lernen, es schlossen sich weitere 3- 4 Mitglieder an und so blieb zuletzt der ursprünglich Raumer'schen Vorlage, resp. der Heyse'schen Schreibweise der Sieg, Im lebhaftesten Tenrpo wirkte für seine Ansichten der Director des Schleizer Gymnasiums, Herr vr, Konr, Duden, Durch seine Bücher über deutsche Rechtschreibung hat er seit Jahren im Sinne v, Raumer's vorgearbeitet und einen nicht zu unterschätzenden Einfluß ans die Schule dadurch gewonnen, daß die Teubncr'schc Verlagshandlung die Orthographie weitverbreiteter Lesebücher nach Duden'schcr Anweisung Herstellen ließ. Bei seiner durch langjährige Schulpraxis und unausgesetzte Beschäftigung mit der Materie gewonnenen Erfahrung Ivar er vielfach in der Lage, ' im Sinne der Majorität auf die Entscheidungen der Konferenz und die redaktionelle Feststellung der Regeln einzuwirkcn. Von dem weitgehendsten Einfluß hieraus, sowie auf die Ver sammlung überhaupt erwies sich Professor Wilma uns aus Greifs wald, Derselbe nimmt unter den jüngeren aus der Haupt'schen Schule hervorgcgangenen Germanisten einen hervorragenden Platz ein. Als Herausgeber mittelhochdeutscher Dichtungen, durch bedeu tende kritische Arbeiten auf demselben Gebiete geschätzt, hat er sich durch seine Aufsätze über die Praxis und die Methodik des deutschen Unterrichtes — er war bis vor 1 lb Jahren Lehrer am Grauen Kloster in Berlin — in der „Preußischen Gymnasialzeitung" ver diente Anerkennung erworben. Auch ist er — neben Kuhn und Jmelmann — einer der Ncdactcure des in mehr als 40,000 Exem plaren verbreiteten Berliner Negclbüchleins zur deutschen Ortho graphie. Wilmanns hat in hohem Grade die von ihm gehegten Erwartungen gerechtfertigt, und wir glauben nicht zu viel zu sagen,, wenn wir ihm einen Hauptantheil an der definitiven Anordnung und Fassung der Regeln zusprechen, Wilmanns ist ein streng logisch denkender Kops, und ebenso kurz wie klar in seiner Ausdrucksweise. Er verschmäht jeden rhetorischen Schmuck in der Rede, überhaupt jedes überflüssige Wort, kleinere Anreizungen zu erregterer Dis kussion lassen ihn anscheinend kalt, und doch oder gerade vielleicht dadurch wirkten seine Aeußcrungen so überzeugend, daß er sehr bald als die Hauptstütze einer konsequenten und gründlichen, wenn auch von vornherein durch bestimmt gezogene Schranken nicht über ge wisse Grenzen hinausgehenden Reform anzusehen gewesen ist. Keines der Conserenzmitglieder ist so oft wie Wilmanns in der Lage gewesen, knappere Fassung, veränderte Gruppirung ic, vorzuschlagen, und Niemand hat wie er — heute im Verein mit Scherer, morgen mit v. Raumer, Klix oder Duden — die an ihn gestellten Anforde rungen zu allgemeiner Befriedigung erfüllt. Wir wollen uns nicht in den Irrgarten der orthographischen Details begeben, da ich Ihnen doch nur Vereinzeltes und aus dem Zusammenhänge Gerissenes mittheilcn könnte. Ohnehin ist bereits von berufener Hand eine Reihe von authentischen und objektiven Mittheilungcn aus der Conferenz in dem „Deutschen Reichs- und Staats-Anzeiger" veröffentlicht, und ich darf diejenigen Ihrer Leser, welche sich für die Resultate der Conferenz im Einzelnen intcressircn, Wohl auf dieselben verweisen. Bemerken will ich nur, daß aus Wilmanns' Antrag eine besondere Resolution beschlossen wurde, des Inhaltes, daß den Schulen anhcimgegcbcn werde, auf die Ausbildung der Schüler in Lateinschrift gleiche Sorgfalt wie auf die deutsche Currentschrist zu legen. Es würde so eine allmäh liche Ucbcrfuhrung zur lateinischen Schreib- und Druckschrift er möglicht werden, welche doch im Interesse des internationalen Ver kehrs zu erstreben sei. Die Vertreter der Praxis stimmten dem Anträge zu, wenn gleich geltend gemacht wurde, daß unter den Buchdruckern eine starke patriotische Strömung der Beseitigung der Fracturbuchstaben hinderlich sei. Es werde nicht nur den deutschen Buchdruckercien eine große Entlastung zutheil werden, wenn sie nicht mehr genöthigt würden, ihre Kräfte ans lateinische und deutsche Typen zu zersplit tern, sondern ihre Leistungsfähigkeit würde durch Beschaffung größerer Quantitäten von Schrift erhöht und die Möglichkeit ge geben werden, daß sich wieder ein besserer Styl in der deutschen Typographie heimisch mache, der seine gefährlichsten Gegner in der > oft gesuchten Berschnörkelung und Geschmacklosigkeit der deutschen Fracturbuchstaben habe. Ob man nun die, wie wir gesehen haben, allseitig gewissenhaft und nach der eingehendsten Prüfung gewonnenen Resultate der Con- fercnz für eine geeignete Grundlage halten wird, um danach in den ' Schulen des Deutschen Reiches die Rechtschreibung zu lehren, dar- ! über steht uns kein Urthcil zu. Es wird zunächst Aufgabe der tech- ' Nischen Räthe unseres Preußischen Unterrichtsministeriums, welche S2*
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