Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1876
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- 1876-02-02
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- 02.02.1876
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V4 Nichtamtlicher Theil, 26, 2. Februar. ohne Ausnahme mit der größte» Aufmerksamkeit den Bcrathungc» folgten, fein, darüber Beschluß z» fassen und dem Herrn Unterrichts- Minister vr. Falk Vorschläge zu machen. Nach den vielleicht hier und da nothwendigen redactioncllen Aenderungen wird die gelieferte Arbeit unzweifelhaft eine Jedermann verständliche klare Uebersicht der gewonnenen Grundsätze bilden. Alle die vielen unsicheren Schreibungen, von denen wir einige des weiteren bereits erwähnt haben, sind durch feste Normen leicht und faßbar geregelt; sowohl in den Stammworten, in den abgeleiteten und zusammengesetzten Wörtern, sowie in der Flexion ist die Schreibung fcstgestellt und durch zahlreiche Beispiele erläutert. Es sind für die Schreibung der Fremdwörter feste Regeln gefunden und ein ausführliches Verzeich- niß von Wörtern zusammengestellt, deren Orthographie zweifelhaft ist. So wie das Berliner Regclbuch mit seinen hier und da über ältere Gewohnheiten hinausgchenden Bestimmungen ohne Schwierig keit dem Unterricht auf zahlreichen Schulen zu Grunde gelegt werden konnte, so wird auch das neue Regelbuch sich bei der Jugend und beim Unterricht einbürgern lassen, wenn die Ueberzeugung vorhanden ist, daß die gewonnene Basis Bestand hat und nicht in kurzer Zeit, wie manche andere neueren Gesetze, Aenderungen und Zusätze er forderlich macht. Daß aber die Schule recht wohl im Stande ist, die Reform durchzuführen, war die allgemein getheiltc Ueberzeugung der Conferenz. Und wer die Schule hat, dem gehört die Zukunft. Unsere Jugend wird sich an die neue Schreibung gewöhnen müssen, wir Aelteren ober werden uns daran zu gewöhnen suchen, »nd wer den uns daran gern gewöhnen, wenn wir es nicht mehr erleben, daß der erste beste Schulmeister unsere Schreibung sür falsch erklärt und seine eigene Weisheit — so lange ihm nicht von seinen Vorgesetzten das Handwerk gelegt wird — dem Kinde aufdrängt. Ein er fahrener Schulmann, der zugleich als deutscher Philologe er hebliche Leistungen aufzuweisen hat, Regicrungs- und Schulrath Or. Bezzenberger in Merseburg, schreibt mir darüber: „Namentlich die Rücksicht aus die Schule, besonders die Volksschule, fordert ge bieterisch eine einheitliche Regelung. Der sprachwissenschaftlich Un gebildete schreibt, wie er es in seinen Schulbüchern gefunden hat, und sehr, sehr viele Volksschullehrer, die in der Thai von deutscher Grammatik blitzwenig wißen, mit dürftigen Kenntnissen in dieser aus den Seminarien abgehen und dann jene nicht erweitern, stehen rathlos da, wenn ihnen nicht gesagt wird: so ist cs und nicht anders." — Es wurde mehrfach in der Conferenz geäußert, die neue Schreibung müsse schon deshalb nach dem Herkommen und dem Geschmacke des gebildeten Publicums eingerichtet werden, damit das Verständniß der Lectüre nicht gestört und neuere Klassiker nicht in ein dem Auge und dem ästhetischen Gefühle widerstrebendes Ge wand gesteckt würden. Die Bedürfnisse der Schule ständen erst in zweiter Linie. Wir bestreiten dies durchaus. Denn das Herkommen und der Geschmack der „Gebildeten" steht keineswegs fest. Wir bitten nur, daß man sich in eine größere Druckerei, wo vorzugsweise wissen schaftliche Werke hergestellt werden, bemühe, und wird von jedem Setzer hören, daß fast jeder gelehrte Schriftsteller (und diese wird man doch den „Gebildeten" beizählen) seine eigene Orthographie hat, und daß er nicht selten sich und den Setzer abguält, den Druck nach einem anderen Systeme Herstellen zu lassen, als er cs in der Schule gelernt hat. Das subjektive Empfinden des Gelehrten ist beeinflußt durch seine Studien, durch seine Lectüre, durch seine Ge wohnheiten. Gerade weil das subjektive Empfinden uns in den Tohu Iva bohu der gelehrten Rechtschreiberei hineingebracht hat, wollen wir feste Regeln für die Heranwachsende Generation haben, damit sie festen Boden gewinnt. Unsere Classiker werden I ebenso lange die alte Schreibung behalten, bis die neue Schreibung ! sich eine Generation erobert hat, und so lange es die Buchhändler vortheilhast finden, nicht daran zu rütteln. Auch hier aber wird die Aendcrung dem fortschreitenden Bedürfnisse entsprechend sich vollziehen, wie das seit hundert Jahren, seit dem Beginn unserer elastischen Literaturpcriode, der Fall gewesen ist. Der Einheits drang in der deutschen Nation ist so mächtig, daß ich hoffe, der Prozeß werde nicht allzu langsam vor sich gehen. Ich verweise nur aus die Analogie der uns ausgenöthigten neuen Maße. Auch heute werden die meisten unter uns mit dem Meter, Ar und Hektar noch keinen Begriff verbinden, sondern wir werden uns die Zahlen umrechnen, während unsere Jugend schon mit den Begriffen vertraut ist. So wird auch die neue Orthographie ans der Schule hinaus in das Leben hineinwachsen. Der Buchhändler wird genöthigt sein, zuerst seine Schulbücher in das neue Kleid zu stecken, er wird nothwendigerweise den großen und wichtigen Zweig des Vcrlags- gefchästes, die Jugend-, Volks-, Bildungs- und Erziehungsschristen nicht in Gegensatz zu dem Brauche der Schule bringen, und allmählich wird ihn der Buchdrucker veranlassen, überhaupt die alte Schreibung in seinen Büchern zu verlassen. Denn wenn der Setzer, was bald geschieht, sich in das neue System hineingcarbeitet hat, so wird es ohne Vertheuerung nicht abgchen, wenn er eine von dem Bestehenden abweichende Orthographie — hesonders wenn sie im Manuskript nicht konsequent durchgeführt ist — anwenden soll. Namentlich aber wird den Zeitungen und der Tagespreise ein hervorragender An- theil an der Einführung der neuen Rechtschreibung zusallen. Hier kommt es ja meist auf quantitative und schnelle Leistung des Setzers an. Hat sich dieser eingearbeitet, so wird er an der Hand seiner sicheren Regel und des Verzeichnisses seinen Satz schneller liefern können als zuvor. Ich bin zu Ende. Wenn ich mit meinen Skizzen, die länger geworden sind als ich wollte, das erreicht habe, daß auch der weite Kreis Ihrer Leser nicht bloß an der Sache das ihr gebührende In teresse nimmt, sondern auch die Ueberzeugung gewonnen hat, daß alle zur Berathung Berufenen mit Hingebung und Eifer bemüht gewesen sind, ein dauerndes und für die deutsche Nation nützliches Werk zu schaffen, so ist meine Absicht erreicht. Misccllen. Zur Notiz. — Soeben ging mir das nachstehende wunder bare Schriftstück zu: . . Bei Herrn L. Staackmann in Leipzig lagert ein Packet, ent haltend Remittenden von der in Coneurs gcrathene» E H. Gummis Buchhandlung (G. Beck) in München mit Nachnahme von 1 M. 20 Pf. und ersuche ich Sie, sofort Auftrag zur Einlösung zu geben. Alle am IS. Februar d. I. nicht eingelösten Pallete werden als Macu- latur verkauft. München, 10. Januar I87S. Der Curator der G. Bcck'fchen Gant, Heinrich Arenz, Buchhändler. Wenn schon bekanntlich die Concursverwaltung für die noch unverkauften Commissionswaaren zu haften verpflichtet ist, so bald die nöthigen Anzeigen an die Masscverwaltung ergangen sind, so dürfte doch bei der komischen Ansicht des obengenannten Herrn Curator manchem Verleger Schaden erwachsen, wenn er sich nicht vorgesehen hat. Ob Hr. Arenz berechtigt ist, fremdes Gut so ohne Weiteres zu maculiren, ist wohl jedenfalls zweifelhaft. Die Berech nung der Nachnahme scheint auch höchst willkürlich geschehen zu sein; oder wofür soll denn Nachnahme gezahlt werden, wenn nicht für die Spesen der Verpackung und Beförderung? Aus mich ist, wie oben angegeben, 1 M. 20 Pf. gefallen; dabei beträgt das von mir in Commission Gelieferte in Summa 4 M. 63 Pf. und wiegt höchstens I sh Pfd. Mit Nachnahmen wie oben würde, so scheint es, ein sehr rentables Geschäft zu machen sein. Ich meinerseits werde das Maculiren ruhig abwarten und dann einen Proceß wegen Unter schlagung oder wenigstens wegen Sachen-Beschädigung gegen den Herrn Concursverwalter anhängig machen. Jedenfalls aber werde ich 25 P, sage: fünfundzwanzig Procent Spesen nicht zahlen. —r.
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