Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1872
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- 1872-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1872
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3884 Nichtamtlicher Thcil. ^ 246, 21. Oktober mehr dem Spiel der Phantasie überläßt. Was aber den Zusatz betrifft, daß der dirccte Verkehr factisch auch da bestehe, wo der Verleger seine Verlagsartikel nur „fest" dem Sortimenter überlasse, so könnte das in den Augen von Fachmännern als eine sonderliche Bemerkung erscheinen. Denn da jeder deutsche Verleger a cond., fest und baar liefert, so wäre es eine auffallende Geschmacksrichtung, wenn er bloß L cond. direct verkehren, im Uebrigen aber sich eines Zwischen händlers bedienen wollte. So aber will Kleinwächter wahrscheinlich nicht verstanden sein. Er verweist vielmehr in der Folge darauf, daß die Verlagsartikel bekannter Firmen oder die Schriften bedeu tender Autoren heute schon zum guten Theil nicht mehr L cond-, sondern nur mehr fest an den Sortimenter abgegeben würden. In dem Punkte ist er jedenfalls übel berichtet. Eotta und Brockhaus sind bekannte Firmen. Bei ihnen trifft es auch zu, daß sie über be deutende Autoren zu verfügen haben. Und gerade diese Firmen wie alle großen Veklagsfirmen von Deutschland zeichnen sich dadurch aus, daß sie dem Sortimenter durch ausreichende Conditionssendun- gen das Handwerk nach Möglichkeit erleichtern. Nur eine Anzahl mittlerer und kleinerer Firmen, namentlich die Verleger strengwissen- schaftlichcr Literatur mit oft äußerst beschränktem Absatz, zeigen sich mit cond.-Bewilligungen nicht überall entgegenkommend, und dies beziehungsweise mit gutem Grunde. Es ist also beinahe umge kehrt, wie Kleinwächter sich die Sache denkt, denn er meint, das Eon- dilionsgeschäft resp. der direkte Verkehr würde auch wohl für die Zukunft in Geltung bleiben für strengwissenschaftliche Werke mit kleinem Absatzkreis, bei Büchern jedoch für das große Publicum würde jene Gefchäftsform immer entbehrlicher werden und der ver mittelnde Gr oß-Buchhandel den Zeitansorderungen entsprechend an die Stelle treten müssen. Die tatsächlichen Verhältnisse wollen es anders, und Kleinwächter wird wohl nachgeben müssen. Bei der Unbestimmtheit und dem Dunkel, welches über die Sätze und den Gedankengang Kleinwächter's herrscht, könnte aber aus seinen obigen Bemerkungen bezüglich der „festen" Versendungen noch ein anderer Sinn herausgedeutet werden. Er würde mit der Auffassung nicht allein stehen, wenn er vor der Hand die bloße Steigerung „fester" Esfectuirungen behauptend, diese nicht so wohl als eine Eorrectur, sondern als eine reagirende Wirkung, als eine Perhorrescirung des Conditionsgeschäfts ansehen wollte. Auch hierin würde ein großes Mißverständnis liegen. Ich be merke vorerst, daß in dieser Beziehung nicht sowohl auf die Ver mehrung der „festen" Esfectuirungen, als auf die Vermehrung des Baarbezugs Gewicht zu legen ist. Bei manchen Sortimentern beträgt derselbe gegenwärtig die Hälfte der Ostermeß-Zahlungcn und noch mehr. Man könnte nach mechanischer Auffassung nun an nehmen, daß dies Alles verlorenes Terrain des Conditionsgeschäfts fei. Es ist jedoch kein verlorenes, sondern gewonnenes Terrain. Das Conditionsgefchäft in seiner Totalerscheinung besteht nicht bloß aus ä cond.-Sendungen, sondern aus ä cond.-, festen und baareu Lieferungen und Bezügen Die specifische st cond.-Sendung hat entweder nur den Vertrieb einzuleiten oder auch auf längere Zeit zu unterhalten. Ist der geschäftliche Erfolg eines Buches entschieden und dasselbe als gangbarer Artikel bekannt, so verliert der st cond.-Bezug unter Umständen seinen Sinn, und nicht bloß der Verleger, sondern auch der Sortimenter entscheidet sich bei höheren Vortheilen lieber für den Baar- und den stets fixen Partiebezug mit Freieremplaren. Doch gibt es hierfür keine bestimmte Richt schnur. Selbst die gangbarsten Bücher werden von den Verlegern oft grundsätzlich deshalb fortgesetzt st cond. gegeben, um erhöhten Vortheilen aus dem Wege zu gehen. Des Absatzes sind sie ja sicher. Nur das halte man sich stets gegenwärtig, das Baargeschäftist der directeAusfluß des Conditio nsgeschäfts, unter keiner andern Verkehrsform ist dasselbe in dieser Bedeutung zu erzielen. Damit erledigt sich dann theilweise schon eine der leersten Ein wendungen gegen die deutsche Geschäftsweise, nämlich gegen den so genannten langen Credit des deutschen Buchhandels. Kleinwäch ter insbesondere hat eine ungeheuerliche Meinung davon. Er sagt: „Credite bis zu einer Dauer von 15 Monaten bilden zwischen Ver leger und Sortimenter die Regel, in zahllosen Fällen werden die selben aber auf Jahre hinaus prolongirt." Angenommen daß ihm irgend ein Buchhändler diese Mär ausgebunden habe, so verstehe ich doch nicht, wie man als Mitarbeiter einer volkswirthschaftlick)en Zeitschrift so etwas nicderschreiben kann. Ich berufe mich auf die Fachkritik, ob es volkswirthschaftlich denkbar und nicht vielmehr eine durchaus unwissenschaftliche Annahme sei, daß irgend eine größere Handelsbranche für längere Zeit so abweichende Creditnormen von denen der übrigen Handelswelt haben könne, wie sie hier Klein wächter behauptet? Die Antwort mag ausfallen wie sie will, so behaupte ich, daß der deutsche Buchhandel im Verkehr von Verleger und Sortimenter alles in allem genommen keinen längeren Credit kennt, als die kaufmännische Welt durchschnittlich auch. Für das, was der Verleger im Monat Januar in Rechnung liefert, fügt er sich allerdings in einen Credit von 15 Monaten. Allein welchen Procenttheil des Umsatzes vertritt der Monat Ja nuar? Das Hauptgeschäft und damit die Versendung der Haupt novitäten, vornehmlich derjenigen Artikel, welche auf einen größeren Absatz angewiesen sind, findet von September bis Anfang Decem- ber statt, so daß, wenn man alles ineinander rechnet, der Verkehr in Rechnung kaum mehr als einen Durchschnitts-Credit von acht Monaten Nachweisen wird. Jndeß der deutsche Verlagshaudel ver kehrt eben nicht bloß in 'Rechnung, auch mit solchen Handlungen nicht, denen er sonst vollen Credit gewährt. Bei den meisten Verlagshandlungen steigt vielmehr die jährliche Baar ein nähme bis zum Drittel oder zur Hälfte derOstermeßeinnahme, bei manchen auch bildet die Ostcrmesse nur den geringeren Bruchtheil der Em- nahme, indem sie von dem Bargeschäft bei weitem überholt wird. Rechnet man nun, wie man doch zur richtigen Würdigung der Ver hältnisse thun muß, das Bargeschäft mit dem acht- oder selbst einem neunmonatlichen Credit in Rechnung zusammen — welchen Durchschnittscredil ergibt dies fürden Gesammtumsatz? Einen fünf zehnmonatlichen, wie Kleinwächter behauptet, oder einen kaum sechs monatlichen, wie ich hier behaupte? Noch im Börsenblatt 1871, Nr. 111 sagte ein Sortimenter: „Die Barsendungen nach Leipzig und Stuttgart sind wöchentlich nothwendig und erfordern beim Einsender dieses pr. Monat 800— 1000 fl. Das nenne ich keinen langen Credit, letzterer ist fast nur auf Nova beschränkt, welche bekanntlich von sehr vielen Verlegern erst im October und November versandt werden und dann allenfalls also mit 6 Monaten Credit bezeichnet werdenkönnen." Esist Schade, daß der Einsender nicht für den besseren Vergleich seine Ostermeß zahlungen angegeben hat. Sie werden wohl kaum 10,000 fl. übersteigen. Um das Verhältniß von Baargeschäft und den Zahlungen in Rechnung mit einem Blick zu übersehen, möge eine statistische An gabe des letzten Jahresberichts der Leipziger Handelskammer hier Platz finden. Danach wurden vom Buchhandel einschließlich der wöchentlichen Börsenzahlungen in Leipzig gezahlt: aus Rechnung 1869 zur Ostcrmesse 1870 3,945,000 Baarpackete 1869 2,812,100 Thlr. 6,757,100; aus Rechnung 1870 zur Ostermesse 1871 3,722,900 Baarpackete 1870 2,810,400 Thlr. 6,533^300. Der Gesammt-Umsatz für 1870 ist demnach geringer als für 1869, der Baarumsatz aber trotz der beim Beginne des Krieges mo mentanen Geldknappheit verhältnißmäßig höher. Vergleichen wir hiermit wieder den kaufmännischsten Buchhan-
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