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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1905-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1905
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- Deutsch
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5300 Amtlicher Teil. ^ 123, 6. Juni 1905. gewählt ist, hineinkommt? Wenn nun ein Monopol vorhanden ist und die Gesellschaft für Volksbildung den ganzen Markt beherrscht? Dann können die meisten Jugend- und Volksschriftenverleger ihre Tore schließen. Geschädigt ist schon so mancher. Vor einigen Jahren haben einige Verleger nur für Warenhäuser gearbeitet; sie sagten- wir brauchen den Buchhandel nicht. Das Geschäft ging anfangs wirklich gut, im zweiten Jahre aber wurden die Preise bereits beschnitten, und das ging so fort, bis nach etwa drei Jahren die Herren einfach Konkurs machten. So, meine Herren, könnte es manchem von Ihnen gehen, wenn erst diese Gesellschaft sich ein Monopol geschaffen hat. Jede Berlagsanstalt, die dem Vorsteher der Gesellschaft nicht genehm wäre, könnte einfach an die Wand gedrückt werden. Es kommt aber noch eine schwer wiegende Frage in Betracht. Die Gesellschaft für Volksbildung hat die Grundsätze des Akademischen Schutzvercins durchgcführt; sie besorgt ihren Mitgliedern die Bücher zum Nettopreis. Es liegt jetzt in der Zeit, daß sich die Fachvcreine nicht mehr nur auf den einzelnen Kreis oder die einzelne Provinz erstrecken, sondern über das ganze Reich. Denken Sie an juristische Vereine, Archilekienvereine, Pfarrvereine, an den Borromäusverein, an den sehr großen Lehrerverein. Allen diesen Vereinen liegt es nahe, ihre Bücher zum Nettopreis zu beziehen. Zunächst arbeitet so ein Verein in der Stille, dann wird im Handumdrehen der Umsatz ein größerer, und nach ein paar Jahren ist es sehr schwer, dagegen einzuschreitcn. Der Borromäusverein liesert längst wissenschaftliche Literatur. Vor einigen Tagen trat ein großer Verein, der Tausende von Mitgliedern zählt, selbst an mich heran und wollte mit mir wegen solcher Lieferungen verhandeln; ich verwies ihn aus die Satzungen. Meine Herren! Ich vertraue auf Ihre Hilfe, und glaube, daß wir es doch durchsetzen werden, daß nicht unser ganzer Stand sich in Vereine auslöst, daß nicht der Sortimenter einfach zugrunde geht und die Vereine das Svrtimcnts- geschäft besorgen. Dies ist nun der Zweck gewesen, weswegen ich den Antrag gestellt habe. Meine Klage habe ich, wie die meisten Herren schon wissen, zurückgezogen. (Bravo!) Ich habe Einsicht in die Akten genommen und doch gesehen, daß es der Börsenverein nicht so leicht hatte, wie ich dachte. Ich kann und will darüber jetzt nicht weiter reden, aber ich will erklären, daß ich jetzt das Vertrauen habe, daß der Börsenverein uns alle schützen wird, und damit ist ja auch mein Antrag hinfällig geworden, ich ziehe ihn jetzt zurück. (Lebhafter Beifall!) Zweiter Vorsteher des Börsenvereins, Herr vr. Ernst Vollert: Meine Herren, Herr Cludius hat eben aus gesprochen, daß er mit seinem Antrag keineswegs beabsichtigt habe, dem Vorstand des Börsenvereins ein Mißtrauensvotum zu erteilen, und er hat am Schlüsse dem Vorstand ja ausdrücklich sein volles Vertrauen ausgesprochen. Von diesen beiden Kundgebungen nimmt der Vorstand mit bestem Danke Kenntnis, er kann aber, obgleich Herr Cludius jetzt seinen Antrag zurückgezogen hat, doch nicht daraus verzichten, daß die Frage, die nun einmal durch diesen Antrag angeschnitten worden ist, hier auch zur Besprechung kommt, und daß vor allen Dingen der Vorstand Gelegenheit erhält, seinen Standpunkt klar zulegen und den harten Vorwurf, der sür ihn in dem Antrag Cludius liegt, zurückzuweisen. Meine Herren, der Antrag, der uns hier beschäftigt, steht nach meiner Kenntnis in der Geschichte des Börsenvereins einzig da; ich erinnere mich wenigstens nicht, daß jemals ein Mitglied des Börsenvereins den Schutz der Hauptversammlung gegen den Vorstand angerufen hat. Nur in diesem Sinne konnte der Vorstand den Antrag des Herrn Cludius ausfassen; und wenn er ihn jetzt stark gemildert hat, so sind wir ihm dafür dankbar, aber wir können deshalb von einem Eingehen auf die Angelegenheit jetzt nicht Abstand nehmen. Herr Cludius ist der Meinung, daß der Börsenvereinsvorstand ihn unter allen Umständen gegen die Schlcuder- konkurrcnz der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung ebenso schützen müsse wie gegen die jedes Buchhändlers. Das Verlangen nach Schutz gegen die Schleuderkonkurrenz der Gesellschaft hat der Vorstand des Börsenvereins Herrn Cludius gegenüber stets anerkannt. Anderer Meinung ist er allerdings gewesen über die Wege, die er zu gehen hat, um ihm diesen Schutz angedeihen lassen zu können. Meine Herren, es ist ein Unterschied, ob mir Konkurrenz gemacht wird von einem Kollegen, der mir durch Unterbietung Kunden zu entziehen und Vorteile sür sich selber zu gcivinnen beabsichtigt, oder von einer Gesellschaft, die ohne jede Gewinnabsicht lediglich dem Gemeinwohl dienen will. Die Gesellschaft sür Volksbildung will, wie auch Herr Cludius gesagt hat, keinen Gewinn erzielen, ihr ganzes Streben geht dahin, ihre gemem- nlltzigen Ziele zu fördern, und daß diese Ziele berechtigt sind, müssen wir durchaus anerkennen; Herr Cludius selber hat gesagt, daß die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung dreißig Jahre lang segensreich gewirkt habe. Was ihre Ziele sind, liegt eigentlich schon in dem Namen ausgesprochen, es steht aber auch in ihren Satzungen. Es heißt da ausdrücklich: die Gesellschaft verfolgt den Zweck, der Bevölkerung, welcher durch die Elementarschule im Kindesaller nur die Grundlagen der Bildung zugänglich gemacht werden, danernd Bildungsstoffe und Bildungsmittel zuzuführen, um sie in höherem Grade zu befähigen, ihre Ausgaben i» Staat, in Gemeinde und Gesellschaft zu verstehen und zu ersüllen. Ich glaube, das sind Bestrebungen, die wir als segensreich anerkennen werden, und um diese Ziele zu erreichen, hat die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung seit langer Zeit als eines ihrer Mittel besonders auserschen die Begründung von Volks bibliotheken in weitestem Maßstabe. Sie hat jahrelang diese Begründung von Volksbibliotheken nur dadurch ermöglicht, daß sie den Bibliotheken Bücher geschcnkweise überwiesen hat, und das kann die Gesellschaft, weil sie über große eigene Mittel verfügt. Die Gesellschaft wird unterstützt einmal von ihren Mitgliedern, dann aber auch von einer großen Zahl deutscher Regierungen, ganz besonders von dem preußischen Kultusministerium, das jährlich einen sehr bedeutenden Beitrag an die Gesellschaft zahlt. Die Gesellschaft wird zweifellos getragen von der Sympathie des ganzen Volkes, und ich kann mir gar nicht denken, daß es anders sein könnte, denn jeder muß doch wünschen, daß das, was die Gesellschaft fördern will, gefördert werde, und Sie werden darum begreifen, daß wir bei den Beschwerden, die von Herrn Cludius gegen die Gesellschaft bei uns eingegangen sind, uns immer haben die Frage vorlegen müssen: was können wir gegen eine solche Gesellschaft tun, wie können wir mit ihr verhandeln, wie können wir sie vor allen Dingen zwingen, daß sie sich unfern Forderungen fügt? Und so oft diese Fragen im Börsenvereinsvorstand erörtert worden sind, sind wir immer wieder zu der Überzeugung gelangt, daß wir, so lange überhaupt dazu eine Möglichkeit vorlag, suchen mußten, mit der Gesellschaft in Frieden zu leben und in Frieden mit ihr auszukommen. Herr Cludius hat vorhin gesagt, daß er schon im Jahre 1903 mit Beschwerden an den Vorstand herangetreten sei. Das ist richtig; seit dieser Zeit schweben auch die Verhandlungen des Börsenvereinsvorsiands mit der Gesellschaft.
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